Nationalsozialismus und radikaler Islam - Historische und ideologische Überschneidungen

10.01.13, 20:00 Uhr, Raum 211, Fak. 01 FH-Köln Ubierring 48, Köln

Nationalsozialismus und radikaler Islam: Historische und ideologische Überschneidungen

Vortrag von Mathias Schütz

 

Dass sich in den 1920er und 30er Jahren politische Verbände in den arabischen Ländern an Faschisten und Nationalsozialisten orientierten, dass dort eine allgemein prodeutsche Stimmung herrschte, dass sich arabisch-islamische Politiker nach einem gescheiterten Putschversuch und erfolgreichen Pogrom in Bagdad 1941 ins Dritte Reich flüchteten, und dass Hitler in seinem politischen Testament die unzureichende Erwiderung arabisch-islamischer Annäherungsversuche als großen Fehler bezeichnete, dass alles war nicht einfach ein historischer Zufall. Die Faszination, welche Nationalsozialismus und arabisch-islamische politische Bewegungen aufeinander ausübten hatte vielmehr ideologische Gründe. Beide begriffen sich als überlegene Vollstrecker eines überhistorischen Plans, beide gaben sich antiimperialistisch und hatten dennoch nicht weniger als die Unterwerfung der Welt im Sinn, beide sahen im indivduellen Opfer für die kollektive Sache nicht nur ein Pflicht sondern eine Bestimmung, und beide begriffen ihren Kampf als existentielles Ringen mit einem universalen Feind. In dem Vortrag werden diese ideologischen Überschneidungen dargestellt, die für ein Verständnis gegenwärtiger radikalislamischer Politik nichts an Relevanz verloren haben.

 

Mathias Schütz forscht an der Universität Halle zur Medizingeschichte des Nationalsozialismus. Zum Thema veröffentlichte er: Ideologien der Vernichtung. Nationalsozialismus und radikaler Islam, Bonn 2011.

 

Köln, Raum 211, Fak. 01 FH-Köln Ubierring 48

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Wie auch Peter Scholl-Latour wird in diesem Buch einfach alles zusammen geworfen, d.h. arabischer Nationalismus und "radikaler Islam". Dass sich diese beiden absolut verfeindet gegenüber stehen (z.B. Jemenkrieg, Anschlag auf Nasser, Ermordung Sadats, Bürgerklrieg in Syrien (80er und aktuell), algerischer Bürgerkrieg, Konflikt Hamas-PLO) wird ignoriert oder, und das ist noch viel schlimmer, der Autor hat davon keine Ahnung.

 

Ganz grundsätzlich ist auch dieser kulturalistische Ansatz ("Islam") sehr bedenklich und passt eher zur Neuen Rechten. Alternativ kann man den Vortrag bestimmt bei einer der "liberalen" Burschenschaften noch mal halten.

 

Der Grund, weshalb es keine Parallelen zwischen Islamismus und NS gibt (außer natürlich für deutsche Vergangenheitsbewältigung), nennt Steinberger in "im Schatten des Siyed Qutb", Kapitel 5: Zum Vergleich Qutb mit Nationalkonservatismus und Faschismus:

"Anstelle eines Fazits möchte ich den zuletzt verbreiteten Trend zum Vergleichen aufgreifen. Sehr häufig trifft man die Gleichsetzung des Islamismus mit Nationalismus oder Faschismus um bestimmte Gemeinsamkeiten aufzeigen zu wollen. Diese Vergleiche beschränken sich aber in der Regel auf Gewalt, Totalitarismus, Kollektivismus und weitere illiberale Eigenschaften. Wie aus den obigen Ausführungen zu Qutb hervorging treffen nur die illiberalen Phänomene, z.B. zur Frau, zu. Ansonsten gibt es auf ideologischer Ebene kaum Gemeinsamkeiten. 26 Er möchte kein zurück und er möchte auch nichts bewahren wie z.B. Nationalisten. Mit den Traditionen den “islamischen Gesellschaften” seiner Zeit möchte er überhaupt nichts zu tun haben und verwendet viel Energie darauf, einen deutlichen Trennungstrich zwischen sich und ihnen zu ziehen. Grundsätzlich ist sein Bezugspunkt schon deutlich unterschiedlich. Er bezieht sich auf Gott und dessen islamisches System, während Nationalisten die Nation bewahren möchten. Qutb lehnt solche Ideen wie die von der Nation oder der Rasse vollkommen ab. Er schreibt ja selbst, dass man dadurch etwas anderes als Gott anbeten und sich einer Idee unterwerfen würde. Auch ein von vielen Gleichsetzern korrespondierende Elemente zur Nation wie die Ummah gibt es nicht. Natürlich gibt es sie zwar, aber sie ist nicht positiv besetzt. Die muslimische Gesellschaft, also die Ummah, steht der islamischen Gemeinschaft gegenüber. Diese islamische Gesellschaft ist auch keine partikulare Gesellschaft wie die Nation. Die islamische Gesellschaft ist universell, da sie Gültigkeit über alle Menschen beansprucht. Ihr Ziel ist es auch nicht über andere Nationen oder Rassen zu herrschen, sich Ressourcen, Märkte oder Arbeitskraft anzueignen. Qutb kennt keine Vorstellung vom „Lebensraum im Osten“ (Hans Grimm) oder unterteilt Menschen in Rassen um ihnen ihre soziale und ökonomische Position zuzuweisen wie z.B. die Slawen oder Schwarze als Sklaven arbeiten zu lassen, damit die eigene Nation sich deren Leistung aneignen kann. Ebenso wenig orientiert er sich an einem “Nützlichkeitsrassismus”, der “fremde Rassen und Kulturen” nur dann akzeptiert bzw. deren “Mitglieder” nur dann duldet, wenn sie nützlich sind.
Ein deutscher, italienischer oder französischer Nationalist würde einen homogenen Körper aus Volk und Ideologie/Volkscharakter unterstellen. Amerikanisierung, Liberalismus oder 68er wären für ihn die grundlegende Ursache der “sozialen Probleme”. Der „eigenen“ Gesellschaft wären diese liberalen Praktiken sogar selbst zuwider und an und für sich, würden sie den Sekundärtugenden im Alltag folgen. Bei Qutb haben die Moslems selbst den Kulturverfall herbeigeführt, in dem sie den Islam korrumpiert haben. Der wichtigste Unterschied ist jedoch das Verhältnis von Individuum und Kollektiv.

(die Argumentation wird dort noch weiter geführt)"

Ohne Witz, die Beschreibung von dem Vortrag hört sich wirklich So an, als ob das ein burschi oder PI Vortrag wäre! Denkt mal drüber nach!