Ulm: Nach Polizeieinsatz querschnittsgelähmt

Erstveröffentlicht: 
19.05.2009

65-Jähriger im Koma: Wirbel gebrochen

Bei einem Polizeieinsatz ist einem 65-Jährigen ein Wirbel gebrochen. Der Rentner liegt im Koma und ist gelähmt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

HANS-ULI MAYER


Ulm:  Der Einsatz war ein Routinefall - allerdings einer mit katastrophalen Folgen. Ein 65-jähriger Mann ist am vergangenen Donnerstag bei einer Polizeiaktion in der Ulmer Weststadt so schwer verletzt worden, dass er querschnittsgelähmt ist und in Lebensgefahr schwebt. "Wir haben eine sehr unklare Sachlage", sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Dr. Wolfgang Zieher, dessen Behörde die Ermittlungen übernommen hat.
 
Eindeutig nachvollziehbar ist bislang nur der äußere Ablauf. Am Donnerstagabend hatte eine ältere Frau bei der Polizei um Hilfe gebeten und den folgenschweren Einsatz ausgelöst (wir berichteten). Sie hatte ihr Enkelkind zu Besuch und musste sich der Angriffe ihres Ehemanns erwehren, der offenbar betrunken nach Hause gekommen war und randaliert hatte. Keine Ausnahme, wie gestern zu erfahren war. Die Frau war der immerwährenden Saufgelage ihres Mannes überdrüssig und hatte die Polizei am Telefon gebeten, ihren Gatten gleich für immer mitzunehmen.
 

Das taten die Beamten auch - allerdings mit bekanntem Ausgang. Nach derzeitigen Erkenntnissen war der Mann betrunken in die Wohnung gekommen. Statt Ruhe zu geben, trank er dort weiter, schimpfte, randalierte und bedrohte obendrein seine Frau. Auch den Polizeibeamten gegenüber soll er sich wenig einsichtig gezeigt haben und schon gar nicht freiwillig mitgegangen sein. Schließlich überwältigten die Beamten den Mann. Sie legten ihm Handfesseln an und schleppten ihn aufs Revier. Dort kam das große Erwachen, als ein hinzugerufener Arzt die verhängnisvolle Diagnose stellte: Querschnittslähmung nach Wirbelbruch.

Was wann und wie geschah ist unklar. Die Frau war mit ihrem Enkel in der Küche der Wohnung und hat die Festnahme nicht beobachten können. Der 65-jährige Schwerverletzte wurde zwischenzeitlich in ein künstliches Koma versetzt und ist nicht ansprechbar. Die Polizeibeamten sind noch nicht vernommen worden. Wie Zieher sagt, wisse er nicht einmal, ob die überhaupt etwas aussagen werden oder ob sie als mögliche Beschuldigte von ihrem Recht Gebrauch machen, die Aussage zu verweigern.
 
Der Staatsanwaltschaft stehen schwierige Ermittlungen ins Haus, bei der sie von der Landespolizeidirektion in Tübingen unterstützt wird, um eine mögliche Einflussnahme der Ulmer Polizei zu vermeiden. Für Zieher stellt sich die Frage, "ob die schweren Verletzungen schicksalhaft eingetreten oder durch pflichtwidriges Verhalten der Beamten verursacht worden sind". Konkret bedeutet dies: Ist der Wirbel des Mannes gebrochen, als er von den Beamten überwältigt und aufs Revier verfrachtet wurde, sehen diese möglicherweise einer Anklage entgegen.
 
Zu einer Prognose will sich der Behördenleiter nicht hinreißen lassen. Die Ermittlungen seien völlig offen. "Es wird in dem Verfahren auf die Details ankommen", mutmaßt Zieher, der von einer ganz schwierigen Situation spricht. Der 65-Jährige ist derweil nach Günzburg gebracht worden, wo er in der Neurochirurgischen Abteilung der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus behandelt wird.

 

KOMMENTAR:  POLIZEI: Rückhaltlose Aufklärung

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Frau und Kind bedroht, vermutlich auch öfter mal zugeschlagen.

 

Frau ruft Polizei, der Mann geht bestimmt nicht freiwillig mit und da passiert das halt dann.

 

Soll das jetzt ein allgemeines Beispiel für den Polizei-Terror in Deutschland sein?