Am 27. Oktober 2012 "wählte" die NPD-Jugendorganisation der "Jungen Nationaldemokraten" (JN) einen neuen Bundesvorstand. Dies ist Anlass genug einen genaueren Blick auf die "neuen" und "alten" JN-Führungsköpfe und angebliche Veränderungen zu werfen.
Nachdem der langjährige JN-Bundesvorsitzende Michael Schäfer (Werningerode) bereits vor Monaten erklärte, für eine weitere Amtszeit nicht zur Verfügung zu stehen, standen personelle Veränderungen an der Spitze der neonazistischen Jugendorganisation auf dem Stundenplan. Doch das, von einigen mit Spannung erwartete Ergebnis stand bereits im Vorfeld fest. Intern hatte sich die JN-Führungriege längst auf eine Fortführung der bisherigen personellen Zusammensetzung entschieden. Ein Umstand welcher der eigenen Anhängerschaft jedoch vorenthalten wurde. Dennoch, nach Innen wie nach Außen sollte ein Signal des "Aufbruchs" vermittelt werden. Gerade den jüngeren JN-AktivistInnen solle so die Mär einer stetigen Veränderung und letztlich das Gefühl von Teilhabe an der zukünftigen Gestaltung vermittelt werden.
Doch auch die unterschiedlichen Lager innerhalb der JN sollten durch diesen Schritt beruhigt werden. Dabei ging es primär um den völkische Flügel, dessen Machtbasis in den letzten Jahren stetig anwuchs und dessen "Interessensgemeinschaften" sich eine gewissen Unabhängigkeit bewahren konnten. Gruppierungen wie die "IG Fahrt und Lager" konnten zuletzt zu einem eigenständig handelndem Machtfaktor innerhalb der JN heranwachsen - ein Umstand der nicht nur Wohlwollen auslöste. Zumal die "IG Fahrt und Lager" offiziell nicht länger existent ist. Nach einer großangelegten Polizeiaktion anlässlich des JN-Winterlagers 2010/2011 verschwand die "JN-Freizeitagentur" von der Bildfläche - zumindest von der öffentlich Wahrnehmbaren.
Die Interessenlagen der "völkischen Fraktion", sowie die einer neuen Generation von JN-AktivistInnen, wie dem fränkischen Stützpunktleiter und bayrischem JN-Landesbeauftragtem Sven Diem, sollten mit dem kolportierten Bild des "Aufbruchs" beruhigt, zusammengeführt werden. Doch es blieb ein Bild. Bei dem "neuen" Vorstand handelt es sich um den "alten" Vorstand. Es vollzog sich lediglich eine Rochade an der Spitze. Der bisherige Bundesvorsitzende verbleibt als Beisitzer im Landesvorstand, sein bisheriger Stellvertreter und Vertrauter Andy 'Medwedjew' Knape wurde als neuer Vorsitzender inthronisiert. Zum ergänzenden, kosmetischen Programm gehörte noch die Veränderung von Bezeichnungen und "Ämtertiteln". So lautet die neue Bezeichnung von Sebastian Richter, seines Zeichens bisheriger Bundesvorsitzendem der "IG Fahrt und Lager" nun "JN-Binnenbeauftragter".
Der bisherige JN-Bundesgeschäftsführer Julian Monaco rückte zum stellvertretendem Bundesvorsitzendem auf, behält aber seine Funktionen aus dem davorigem Vorstand. Auch für Pierre Dornbrach, Landesvorsitzender der "JN Brandenburg" und Bundesschulungsbeauftragter bedeutete der nun stattgefundende JN Bundeskongress keinen groben Einschnitt in seinem politischen Wirken. Er wurde ebenso wiedergewählt wie auch Andreas Kolb - welcher erneut für den "JN-Frondienst-Versand" zuständig ist. Auch Stephan Böttcher, dem bisherigen JN-Organisationsleiter, bleibt sein Amt erhalten. Insbesondere der Verbleib von Böttcher und Richter im nun "neu gewählten" Bundesvorstand, können als Zugeständnis für den völkischen Flügel der JN gewertet werden.
Einzig die Erweiterung des Bundesvorstandes um einen offiziellen Pressesprecher könnte als "Einschnitt" gewertet werden. Der niedersächsischen NPD-Aktivist Patrick Kallweit, welcher diese Aufgabe zukünftig wahrnehmen wird, ist das einzig neue Gesicht im Bundesvorstand der NPD-Jugendorganisation. JN-Intern wird seine Bedeutung marginal bleiben. Dennoch wirft die Entscheidung für Kallweit ein Licht auf die zukünftige Ausrichtung des Bundesvorstandes. Patrick Kallweit gehört wie Andy Knape, Julian Monaco, Michael Schäfer und Andreas Kolb dem reformorientierten Lager innerhalb der NPD/JN an, welches sich am Kurs des derzeitigen NPD-Bundesvorsitzenden Holger Apfel orientiert. Der Einfluss des völkischen Lagers dürfte damit, zumindest im Bundesvorstand, beschnitten werden.
Der bisherige Kurs der "Jungen Nationaldemokraten" wird aller Vorraussicht demnach konsequent fortgeführt werden. Andy Knape, der sich in der Vergangenheit nur wenig eigenständiges Profil erarbeiten konnte, dürfte kein Vorsitzender großer Veränderung werden. Als Bundesvorsitzender wird ihm die Aufgabe zufallen den eigentlichen Entscheidungsträgern im Hintergrund der "Jungen Nationaldemokraten" den Rücken frei zu halten. Aufgrund seiner Funktion im NPD-Bundesvorstand als Leiter des NPD-Bundesordnerdienstes kann allerdings davon ausgegangen werden, das eine engere personelle Zusammenarbeit und Verzahnung zwischen "Ordnerdienst" und JN nur eine Frage der Zeit ist.
Eine Zusammenstellung einzelner Mitglieder des Bundesvorstandes und ihrer "Vita" findet sich hier:
http://www.recherche-nord.com/article/JN_Bundesvorstand
best regards
TOP!
Sehr schick gemacht! Vielen Dank an euch!
“Seriöse Radikalität” mit antisemitischen Anklängen
Zu Kallweits “seriöser Radikalität” gehören offensichtlich auch antisemitische Anklänge. Über sein Politikerseite bei Facebook schrieb er am 23. Oktober 2012: “Damit auch keine Missverständnisse aufkommen und jeder weiß, wem bei der Stadt Goslar das Wort geredet wird, prangt direkt am Eingang ein Bildnis von Charley Jacob, der auch Namensgeber der Straße ist, in der sich die Stadtverwaltung befindet.” Und droht an, wenn die NPD durch die Fusion der Stadt Vieneburg mit Goslar 2014 im Rat der “Kaiserstadt” einziehen wird, dann gehe “es rund” in der “Knesset in der Charley-Jacob-Straße”.
http://www.recherche38.info/2012/11/01/patrick-kallweit-seriose-radikalitat-mit-antisemitischen-anklangen/