Nienhagen [Hz]: Wieder Nazikonzert

Nienhagen [Hz]: Wieder Nazikonzert

Erst vor 4 Wochen gab es im kleinen 400-Einwoher-Ort Nienhagen, der im Harzkreis in der Nähe von Halberstadt liegt, ein Nazikonzert unter dem Motto "Skinhead Party" mit internationalen Bands. Neben den deutschen "Endstufe" und "Faustrecht" spielten "Legittima Offesa" (Italien), "Les Vilains" (Belgien) und "Brassic" (USA). Kurz nach diesem Konzert mit ca. 1800 Besuchern steht schon ein Termin für die nächste rechte Musikveranstaltung fest. Am 11.08.2012 wollen u.a die Band "Kategorie C" und der rechte Liedermacher "Sacha Korn" in der "Alten Hopfendarre", 200 Meter vom Ortseingang entfernt, auftreten.

 

Schon seit 2007 finden in Nienhagen Konzerte rechtsradikaler Musikgruppen statt, zumeist unter dem Deckmantel einer Privatveranstaltung. Im kleinen Dorf, in dem die Bewohner kaum Widerstand leisten, können die Neonazis ungestört ihrer rassistischen und faschistischen Musik lauschen. Das Ordnungsamt gibt sich hilflos etwas zu unternehmen, obwohl es beim letzten Konzert zu klaren Richtlinienverstößen kam. So waren am 26.05.2012 statt der 1200 angemeldeten Teilnehmer_innen, 1800 Nazis aus ganz Deutschland, Österreich, Italien und Osteuropa auf dem Konzertgelände. Die Polizei, mit 400 Beamt_innen vor Ort, sah scheinbar, nicht nur wegen des ungleichen Kräfteverhältnisses, keinen Grund zum Eingreifen.

Organisator der "Skinhead Party" am 26. Mai 2012 war, wie auch schon bei der rechten Musikveranstaltung, "Transatlantik-Linie" am 18.07.2011, Oliver Malina. Malina, der seit einiger Zeit in Nienhagen wohnt, spielt eine bedeutende Rolle im "Blood & Honour"-Nachfolgenetzwerk "Honour & Pride" und kann jahrelange Erfahrung beim Organisieren von Neonazimusikveranstaltungen vorweisen.

Seitdem der Nienhagener Stefan "Ernie" Behrens Bassist bei der rechten Hooligan-Band "Kategorie C" ist, traten "KC" öfter in Nienhagen auf. Behrens betrieb ab 2009 für kurze Zeit den Laden "Football Factory" (Voigtei 16, Halberstadt), in dem er Klamotten von "Erik and Sons" und "Kategorie C", aber auch Fanartikel des 1. FC Magdeburg im Angebot hatte. Unter seiner Adresse (Hinter der Bahn 4, 39397 Nienhagen) firmiert "KC-Events", zuständig für Konzerte und Ticketverkauf.

Widerstand der Dorfbevölkerung gegen die regelmäßig stattfindenden Neonazievents gibt es wenig, auch wenn sich vor der Veranstaltung am 26. Mai 2012 erstmalig öffentlichkeitswirksam einige Bewohner_innen mit dem Treiben nicht einverstanden zeigten. Trotzdem wurden beim letzten Konzert wieder Ferienwohnungen in Nienhagen an Nazis vermietet.

Eine unvollständige Aufzählung der letzten Veranstaltungen:

26.05.2012 : "Skinhead Party" mit "Endstufe", "Faustrecht", "Legittima Offesa" (Italien), "Les Vilains" (Belgien) und "Brassic" (USA)
18.07.2011 : "Transatlantik-Linie" "Youngland" (USA), "Legion of St.George" (UK), "Sturmtrupp" (D), "White Resistance" (UK) und "Nordfront" (D)
09.07.2011 : "KC"-Konzert mit "Notlöhsung" (Wernigerode), "J.H.P.B." (Leipzig)
03.07.2010 : "KC"-Konzert
03.10.2009 : "KC"-Konzert
01.08.2009 : "KC"-Konzert mit "Die Jungz" , "Northern Lights", "Jung und Frei", "Nothlösung", "Schock out", "Relive your fall", "Exitus Letaris"
09.08.2008 : "KC"-Konzert mit "NotlöHsung" (Wernigerode), "I Don't Like You" (Thürungen), "Elbroiber" (Magdeburg), "Exitus Letalis" (Bielefeld), "The Crux" (Berlin)
30.06.2007 : "KC"-Konzert

Weitere Informationen:

  • BNR-Artikel vom 30.05.2012 zum "Honour & Pride"-Konzert am 26. Mai 2012 in Nienhagen
  • Junge Welt-Artikel vom 25. April und vom 30. Mai 2012 zur selben Veranstaltung
  • Infos zu Oliver Malina in der Broschüre "Festung Harz"
  • Indymedia-Artikel zum "Honour & Pride"-Konzert am 18.07.2011
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Wir fordern:
Keine Nazikonzerte in Nienhagen oder Anderswo!

Wir fordern den Inhaber der „Alten Hopfendarre“ auf, keine weiteren Veranstaltungen dieser Art in Nienhagen stattfinden zu lassen. Wenn das Ordnungsamt nicht in der Lage und die Polizei nicht willens ist, auch in Nienhagen ein Zeichen gegen rechts zu setzen, dann müssen wir aktiv werden.

Die Gefährlichkeit solcher Events ergibt sich nicht nur aus der Militanz der rechten Szene, die sich dort in Massen zusammenfindet, sondern aus der Verkleidung solcher Veranstaltungen als „Privatversanstaltungen“. Die dort gespielte Musik bewirbt rechte Politiken, selbst dann, wenn auf das Spielen indizierter Texte verzichtet wird. Menschen-verachtung ist aber kein Kulturgut, sondern schlicht und ergreifend verzichtbar.

 

 

http://nonazimucke.blogsport.de/