„Antifaschist“ als Redner auf Pro NRW-Demo

Vermeintlicher Antifaschist als Redner bei "Pro-Nrw"
Erstveröffentlicht: 
11.06.2012

Markus Beisicht steht im Hintergrund und feixt. Nur schwer kann der Chef der rechten Pro NRW-Truppe seinen Triumph verbergen. Die bräunlichen „Islamkritiker“ sind an diesem 9. Juni nach Köln-Deutz gekommen, um das christliche Abendland vor der islamistischen Gefahr in Gestalt des kölschen Salafisten Pierre Vogel zu erretten. Dabei erhalten sie Verstärkung von ungewohnter Seite: Ein Mann im T-Shirt der linksradikalen Tierrechtsbewegung „Antispeziesistische Aktion“, der sich selbst als „bekennenden Homosexuellen“ vorstellt, ergreift das Wort.

 

Damit hat Beisicht den Jackpot im Meinungskrieg abgeräumt: Zuspruch vom (vermeintlich) politischen Gegner. Daniel K., eigenen Angaben zufolge  Lehrer, tastet sich ran: „Ich bekenne mich eigentlich zu linken Werten und wollte mir heute mal angucken, ob ich nicht (…) hier viel besser aufgehoben bin, als anderswo!“ Als offen Homosexueller habe er in Deutschland mehr Angst vor Islamisten als vor Nazis, sagt der Mittdreißiger. Er berichtet von Bedrohungen und Versuchen „islamistischer Eltern“, Einfluss auf den Schulunterricht zu nehmen.

 

„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Islamismus die größte Gefahr ist, und dass der Rechtsextremismus das ist, was alle einfach blind bekämpfen, ohne zu reflektieren, und im Gegensatz zu ‚Der Freiheit‘ schäme ich mich nicht, heute mir das hier angehört zu haben!“

 

Links zwischen den Fronten

 

Jubel, „Bravooo!“. Diese Aussage ist insofern bemerkenswert, als dass sich hier ein „Linker“ (nach eigener Aussage Antifa-Aktivist, Tierrechtsbewegter, Grünen-Wähler) zwischen die verhärteten Fronten zweier konkurrierender rechtspopulistischer Parteien stellt. Hintergrund: Mit der Gründung der Partei „Die Freiheit“ 2010 durch ehemalige Politiker der CDU und der Piratenpartei, bekam Pro NRW Konkurrenz. Zunächst sah es so aus, als ob es zu einer Zusammenarbeit zwischen den beiden Parteien kommt. Doch schon früh distanzierten sich die Freiheitler von den Pros, sie warfen ihnen eine zu große Nähe zum Rechtsextremismus vor. Was nicht falsch ist, wenn man bedenkt, dass der Pro-Gründer Markus Beisicht eine Karriere in der rechtsradikalen „Deutschen Liga für Volk und Heimat“ vorweisen kann. Auch aus der NPD rekrutiert Pro NRW ihre Mitglieder, so etwa der ehemalige NPD- und DVU-Funktionär Andreas Molau.

 

Während Daniel K. spricht, platzt Markus Beisicht vor Freude fast der Kopf. Der „eigentlich Linke“ hat sich bewusst für die radikalere Variante der „Islamkritik“ entschieden – ein Punktsieg der Partei beim Buhlen um Unterstützung. Die Freiheit hält unterdessen eine eigene Veranstaltung ab, räumlich von der Pro-Demo getrennt. Nach einem Loblied auf die niederländischen Rechtspopulisten Pim Fortuyn (der ironischerweise von einem Tierrechts-Aktivisten erschossen wurde) und Geert Wilders,  wünscht sich Daniel K., „dass in Deutschland eine Bewegung entsteht, wo man auch linke liberale Werte integriert in den Kampf gegen Islamismus“.

 

„Der Islam“ und „Wir“


Ist „Querfront“ ein zu scharfer Begriff? Wikipedia bezeichnet sie als „eine rechtsextreme Bündnisstrategie, die Gemeinsamkeiten zwischen den politischen Lagern betont oder zu konstruieren versucht, mit dem Ziel, die politische Macht eines Nationalstaats zu übernehmen.“ Im Grunde wird hier nichts anderes gefordert. Die „politische Macht eines Nationalstaats“ zu übernehmen steht hier für den Wunsch, „den Islam“ aus „unserem“ Land zu verdrängen. Denn die aktuellen Regierungen, so das Weltbild der Rechten, seien von einem „linksgrünen“ Zeitgeist beherrscht, sie trieben den „Multikulturalismus“ absichtlich voran, und sorgten so für den Untergang des Abendlandes. Knackiger: Deutschland schafft sich ab.

 

Daniel K. trifft den Nerv seiner Zuhörer. „Das was früher als Nazis bezeichnet wurde, bezeichnet man heute als ‚multikulturelle Bereicherung‘!“ Das kommt an. Gejohle, und immer wieder „Bravooo!“ Nur beim Hinweis, dass er „im Moment“, die Grünen nach wie vor wählen werde, bekommt er ein kleines, wohl eher ironisches „Buuuh!“

 

Ein Segen für Rechtspopulisten


Damit dürfte der Debatte, wo linke emanzipatorische Islamkritik aufhört und wo rechte rassistische Hetze anfängt, ein weiteres Kapitel hinzugefügt worden sein. Es ist ein seltsames Bild, das der Mann im Antifa-Look da zwischen (ehemaligen)Rechtsradikalen und dubiosen Vertretern von Gruppen wie der „German Defence League“ abgibt. Nun sollte man den 3-Minuten-Auftritt einer Einzelperson im linken T-Shirt nicht überbewerten. Es stellt sich aber die Frage, ob es in Teilen der linken Szene politische Versäumnisse gibt, die manche Menschen in die Arme rechter Bauernfänger treibt. Das Ausbleiben einer emanzipatorischen, einer linken Religionskritik aus falschen Motiven, die rechter Polemik etwas entgegensetzt, ist ein Segen für Rechtspopulisten. Das wird deutlich, wenn Daniel K. etwa meint: „Man kann nicht einerseits (…) den Papst kritisieren, aber andererseits die Religion des Islamismus, die noch viel frauenfeindlicher und homophober ist, so naiv unterstützen (…)“. Beisicht grinst.

 

(Hier gehts zum Video)

 

Update: Bei dem “Antifaschisten” handelt es sich Recherchen zufolge nicht um “Carsten”, sondern um “Daniel” K. Er ist Politiklehrer an einem Dortmunder Gymnasium. Er ist, laut Antifa-Angaben, mutmaßlich Betreiber der Facebook-Seite “Linksliberale Islamkritik

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das video ist von nem rechten account.

 

hier ein link eines antifaschistischen journalisten:

 

https://vimeo.com/43787184

Dieser dreckiger Bastard soll sich nie wieder als "links" bezeichnen!!! Wenn ich den jemals auf einer linken Veranstaltung sehe, zertrümmer ich seinen Schädel in Einzelteile. Schließt den aus allen linken Demos und Veranstaltungen aus!!!

Wir Antifas sind auch gegen die Salafisten, das ist aber noch lange kein Grund mit den Nazis gemeinsame Sachen zu machen. Wer sich mit den Feind abgibt wird selber zum Feind!!!

kann dem typen mal jemand sein "antifa"-t-shirt wegnehmen?

 

als ob es auf "linker" seite keine religionskritik gäbe.

glaub das is mehr son gutmensch auf rebellionstripp, aber wirklich ahnung hat der wohl von nichts.

 

gegen alle reaktionären strukturen!

egal ob von rechts, links oder irgendwelchen religionen!

(A)