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Am Montag, dem 14.05.2012, kam es am Amtsgericht Grimma, Zweigstelle Wurzen, zum Prozessauftakt gegen fünf junge Männer aus der sächsischen Kleinstadt Colditz, die größtenteils der rechten Szene zuzuordnen sind. Die 26 Seiten (!) lange Anklageschrift umfasst 34 Anklagen, darunter fünf Anklagen wegen Körperverletzung.

Auf der Anklagebank saßen Ralf N., seine Söhne Andreas und Uwe N. sowie Marcel M. und Oliver H. Das Verfahren gegen den abwesenden Angeklagten David W. ("Der ist in Frankreich, der arbeitet dort.") wurde abgetrennt.

Die meisten der Anklagen betreffen das vorsätzliche Fahren ohne Fahrerlaubnis in den Jahren 2010 und 2011, das die Staatsanwaltschaft Ralf, Uwe und Andreas N. zur Last legt. Bemerkenswert: Trotz fehlender Fahrerlaubnisse sollen die Angeklagten in Autos der Luxusmarken Porsche, Daimler Chrysler, Mercedes Benz und BMW unterwegs gewesen sein.

Ralf N. werden zudem vielfache üble Beleidigungen gegenüber seinen Nachbarn und dessen junger Tochter sowie ein "Sieg-Heil"-Ruf vorgeworfen. Auch soll er einen Nachbarn als "Stromdieb" bezeichnet haben, weil dieser sich Solarzellen auf's Dach montiert habe, "um keinen Strom kaufen zu müssen".

Zu den Körperverletzungen:

(1) Den Angeklagten Ralf N., Andreas N., Uwe N., Oliver H. und dem separat verhandelten David W. legt die Staatsanwaltschaft eine gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung am 29. Januar 2010 in Colditz zur Last. Zusammen mit weiteren unbekannten Mittätern sollen sie eine Gruppe Punks verprügelt haben. Die Geschädigten trugen u.a. ein Schädel-Hirn-Trauma und eine Nasenfraktur davon.
Siehe auch: www.chronikle.org/ereignis/colditz-vermummte-neonazis-pruegeln-punks

Zeitgenössischer Artikel hier: de.indymedia.org/2010/02/272232.shtml

(2) Am 21. März 2010 gegen 3:30 Uhr sollen Andreas und Uwe N. vor dem Jugend-Center-Colditz einen Geschädigten mit ihren Fäusten im Gesicht gemeinschaftlich gefährlich verletzt haben. Laut chronik.LE fand in der selben Nacht ein Nazikonzert auf einem Grundstück der Familie N. statt.
Siehe auch: www.chronikle.org/ereignis/colditz-schlaegerei-nazikonzert

(3) Weiterhin wirft die Staatsanwaltschaft den Angeklagten Andreas und Uwe N. vor, am Abend des 21. Juli 2009 den weißen VW-Transporter, mit dem sie unterwegs waren, auf der Straße quergestellt zu haben, um damit ein Auto anzuhalten. Uwe N. soll dann ausgestiegen sein und dem Fahrer des anderen Autos ins Gesicht geschlagen haben, wodurch dieser ein Schädel-Hirn-Trauma und eine Nasenfraktur erlitt.

(4) Nur wenige Stunden zuvor soll Andreas N. einen Colditzer, der seine Abneigung gegen Neonazis auch öffentlich vertritt, heimgesucht und geschlagen haben, während Marcel M. laut Anklage den Tatort absicherte.

Apropos Colditzer Zivilgesellschaft: halloborna.blogsport.de/2012/01/26/national-befreite-zone-colditz-weltoffenste-stadt-des-muldentals/

(5) Der dritte Vorwurf der gemeinschaftlichen gefährlichen Körperverletzung bezieht sich auf den 11. April 2010. Uwe N. wird zur Last gelegt, am 11. April 2010 zusammen mit weiteren unbekannten Personen drei Bundeswehrsoldaten verprügelt zu haben. Nach Tritten und Faustschlägen ins Gesicht wurde ein Geschädigter bewusstlos, ein anderer erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma.
Siehe auch: www.chronikle.org/ereignis/neonazis-ueberfallen-drei-bundeswehrsoldaten

Nach der halbstündigen Verlesung der Anklageschrift nutzte nur Marcel M. die Möglichkeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern und sie erwartungsgemäß abzustreiten. Die Nebenklagen von einem Nachbarn und dessen Tochter wies der Richter ab, nachdem Ralf N.s Verteidiger, Rechtsanwalt Bonell aus Leipzig, das Nachbarschaftsverhältnis als "Gegenseitigkeitsverhältnis" verharmloste.

Der Prozess wird fortgesetzt.