Die ganze Scheiße soll zerfallen in 6 Thesen - No. 1

Die ganze Scheiße soll zerfallen in 6 Thesen

(Business as usual: Work in progress...)

1. irrationale rationalität und rationale irrationalität Die Menschheit befindet sich seit vielen Jahrzehnten in der Möglichkeit (1) 2, Hunger, Ausbeutung und massive soziale Ungleichheit zu überwinden, da die Mittel dazu ausreichen würden, eine „Grundversorgung“ aller Menschen zu gewährleisten. Gegenwärtig erscheint nichts irrationaler, als dass dies bis heute nicht geschehen ist.

 

Hinzu kommt, dass die gesellschaftlich aufzubringende Arbeitskraft zur Produktion einer Ware zwar sinkt, aber gleichzeitig immer mehr Geld für die Infrastruktur eines Arbeitsplatzes ausgegeben werden muss. Das Problem dabei ist, dass nur durch Arbeitskraft Mehrwert (Profit) erwirtschaftet werden kann. Somit fühlen sich und werden „Unternehmen“ irgendwann dazu gezwungen Kredite aufzunehmen, da sie sich zu immer geringeren Teilen aus laufenden Profiten finanzieren können.

 

Daraus folgend speist sich die Akkumulation „weniger aus der vergangenen realen Arbeitssubstanz, sondern in wachsendem Ausmaß aus dem Vorgriff auf imaginäre Arbeitssubstanz der Zukunft.“ (2)

 

Es entstehen Spekulationsblasen, die irgendwann platzen müssen. Mit der Lehman-Pleite 2008 kam es wieder einmal zu der berühmt berüchtigte „Krise“. So offenbart sich das gegenwärtige Krisenmanagement nur als das Bekämpfen eines Katers mit erneutem Alkoholkonsum; langfristig geht man davon kaputt.

 

2.

 

Auf Grund dessen, dass „Kapital nur als sich vermehrendes bestehen kann.“(Sinistra), sind Unternehmen immer wieder dazu gezwungen sich der „Erschließung neuer Märkte“ zu widmen. In Folge dessen wird Kultur zu einer Ware – die Kulturware.

 

Insbesondere an der Bildungspolitik zeigt sich wie menschliche Bedürfnisse hinter die des Profits gestellt werden. Das Ziel der Hochschulreformen der letzten Jahre war die Erschließung der Wissensproduktion an den „öffentlichen Hochschulen“ als neuen Markt und die Verwertbarmachung der Bildung als kulturelle Ressource im Akkumulationsprozess. Die Neoliberalisierung der Hochschule führt dazu, dass zugunsten von Effizienz demokratische Errungenschaften, wie Partizipation (3) zunehmend geschwächt werden. Die bestehenden kritischen Wissenschaften werden durch solche ersetzt, die nach Erwerbskriterien handeln und das Studium soll in möglichst kurzer Zeit, möglichst gut verwertbare Fachkräfte für den Arbeitsmarkt bereitstellen. (4)

 

Hinzu kommt, dass ein universitärer Abschluss noch lange kein Garant für einen „sicheren Job“ ist. Besonders in den südlichen Ländern der EU gibt es eine ganze Generation, die einer unsicheren Zukunft entgegensieht und auch in Deutschland ist die „Generation Praktikum“ in aller Munde. Viele Menschen verzweifeln an dem Druck, den ihnen ihr Alltag aufzwingt. Kommt es für diese Menschen zum „Scheitern“, - und das tut es - wird der Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Anspruch, - der Gleichheit aller und „dem realen Verlauf des Lebens, nicht kritisch gegen die Gesellschaft, sondern gegen das eigene Leben“(Gruschka) und/oder einen „Sündenbock“ projiziert. Die bürgerliche Gesellschaft, die den Idealen der französischen Revolution, „liberté, egalité, fraternité“ (5) folgt, kann ihren Anspruch niemals verwirklichen. JedeR darf und kann zwar so ziemlich alles machen was dem Gesetz nicht widerspricht, es besteht also eine formale „Freiheit“. Die materiellen Vorraussetzungen der Menschen sind allerdings unterschiedlich. Bei den meisten geht dies sogar so weit, dass sie gänzlich „frei“ von jeglichen materiellen wie immateriellen Reichtümern sind.

 

Vereinzelt beginnen immer wieder Menschen zu begreifen, dass der Kapitalismus nicht die Versprechen einlösen kann mit denen die bürgerliche Gesellschaft angetreten ist. Sie mag zwar auf dem Papier einem Anspruch von „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ gerecht werden. Zur Ideologie wird sie dort, wo sie den Widerspruch zwischen diesem Ideal und der Realität nicht anerkennt. Wenn Menschen die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus nur als „Ereignis“ wahrnehmen und eben die Permanenz der Krise im „Normalvollzug“ (bzw. Alltag) auf Grund ihrer Verblendung leugnen ist es nicht verwunderlich wenn das Gros der Kritik „Schönheitsfehler“ des Kapitalismus ausbessern, oder „schlechte“ Menschen durch „bessere“ austauschen will, ist dies nicht verwunderlich angesichts einer gesellschaftlichen Ordnung, die sich, statt als von Menschen geschaffene, als naturnotwendige präsentiert. (7) Eine Linke, die sich nur an einzelnen extremen Auswirkungen eben dieser Krisenhaftigkeit des Kapitalismus ausrichtet, erschwert es, die permanente Widersprüchlichkeit des Lebens im Kapitalismus wahrzunehmen und stützt die kapitalistische Ideologie dort, wo diese bisher nicht ausreichte. Statt aus inhaltlicher wie praktischer Verlegenheit bei der permanenten Krisenbeschwörung stehenzubleiben, gilt es, neue Formen der Widerständigkeit zu entwickeln und nach aussen zu tragen.

 

3.

 

 Die Proteste der letzten Jahre haben gezeigt, dass bei den Menschen die Risse gegenüber dem Alltag immer deutlicher zum Vorschein kommen. Die Tatsache, dass in unserer Welt etwas grundlegend falsch läuft ist ja nichts neues. Jede_r von uns nimmt dies nur auf eine andere Art und Weise wahr. Bei den einen ist es eine perspektivlose Zukunft, andere wollen sich nicht ständige Überwachung und Kontrollen gefallen lassen, wieder andere wollen die Ungerechtigkeit der Welt nicht akzeptieren; alle spüren diese Risse.

 

Dieses Spüren äußert sich in einem häufig unspezifischen Unbehagen; Um auf das Elend klar zu kommen wollen wir in einer ungerechten Gesellschaft „sozial“ sein, um uns vor uns selbst moralisch beweisen zu können; andere denken nur noch an die Partys am nächsten Wochenende; manche ziehen sich in die kulturelle Sphäre (8) zurück usw. All diese Risse - aber auch zur Kontinuität werdende in das bestehende einrichtend seiend - durchziehen unseren Alltag; unser Leben.

 

Es scheint uns sinnvoll, dass eben dieses Unbehagen nicht nur als etwas Negatives zu begreifen ist sondern auch als Waffe gegen ihre Ursachen eingesetzt werden kann: Nennen wir diese den Pickel, den es zu lokalisieren gilt, um diesen ausdrücken zu können.

 

Doch dieser Pickel ist nicht nur etwas lästiges; ein Pickel ist auch ein Werkzeug, mit dem wir immer wieder auf das Eis schlagen; immer wieder die Risse erweitern, bis wir die Eisschicht irgendwann aufbrechen können; aus ihr ausbrechen können.

 

Die kapitalistische Produktionsweise ist darauf ausgerichtet alles in die Sphäre des Tauschwerts zu integrieren. Damit wir uns die Waren kaufen können brauchen wir also Geld, um dies zu bekommen ist mensch gezwungen Arbeiten zu gehen; sich anzupassen.

 

Damit ist jedoch auf keinen Fall gemeint, dass alle Menschen „Gleichgeschaltet“ werden, sondern vielmehr, dass zwar für jeden eine passende Kulturware für den Konsum dabei ist, das ganze auch etwas rebellisch sein kann, nie aber die Grundlage der Gesellschaft als Ganze in Frage stellen darf. (9) Das gilt es jedoch zu tun. Zu Fragen: Wie ist die Gesellschaft, „gegen alle scheinbar unentrinnbare Determination auch wieder durch die Menschen zu verändern“? (Gruschka)

 

So sollte mensch sich immer wieder die Frage stellen, ob das, was ich gerade tun will wirklich ein Bedürfnis ist, das ich mir „selbst“ (10) ausgesucht habe, oder ob ich das ganze nur mache um morgen wieder auf Arbeit zu können. Oder ob das über was ich mich gerade „empöre“, vielleicht nur ein Ausdruck tieferer Strukturen sind, die ich vielleicht auch selbst in mir trage. Und das tun wir alle.

 

Wollen wir also „Aufbrechen um den Kapitalismus aufzubrechen!“ müssen wir die Pickel suchen, ausdrücken und Fragen über Fragen stellen.

 

4.

 

Im März 2007 wurde das Ungdomshuset? –ein ehemaliges autonomes Zentrum– in Kopenhagen geräumt und in folge dessen abgerissen. Mehr als zehntausend Polizist_innen aus ganz Europa kamen in diesen Tagen nach Kopenhagen; nicht nur um die dänischen Polizist_innen direkt bei der „Aufstandsbekämpfung“ zu unterstützen, sondern auch um neue Formen derselben zu erproben und sich darüber auszutauschen. Die Staaten sind sich der „sozialen Sprengkraft“ der „Krise“ bewusst und rüsten dementsprechend auf.

 

So fand Anfang Februar 2012 in Berlin die „Urban Operations Conference“ statt, an der Delegationen aus Griechenland, Chile, Russland usw. teilnahmen. Der Name soll beschönigen das es um Waffentechniken, die den Regierungen im kommenden „Krieg in den Städten“ helfen sollen jede Form der urbanen Gewalt niederzuschlagen. Die wohl gruseligsten Waffensysteme sind Schall- und Mikrowellenkanonen, die eine Reichweite von bis zu 500 Metern haben. (11) Solche Waffen kamen unter anderem Mitte November in New York bei der Räumung des Zuccoti-Parks zum Einsatz.

 

5.

 

Some people think I'm bonkers

But I just think I'm free

Man, I'm just livin' my life

There's nothin' crazy about me

Some people pay for thrills

But I get mine for free

Man, I'm just livin' my life

There's nothin' crazy about me

Bonkers

I wake up everyday it's a daydream

Everythin' in my life ain't what it seems

I wake up just to go back to sleep

I act real shallow but I'm in too deep

(Dizzee Rascal - Bonkers)

 

London die Stadt, die seit Jahren für den Überwachungsstaat steht. Hier fanden nicht nur die „riots“ im August letzten Jahres statt; sie ist auch der Ursprung der „Grime-Szene“. Seit nunmehr über zehn Jahren hat sich diese Musikrichtung als Szene im Londoner Untergrund etabliert und wird von Politiker_innen mitverantwortlich für die Eskalation der Gewalt gemacht. Sie ist jedoch vielmehr der entgegengesetzte Ausdruck dessen, was bei den „riots“ in Zerstörung und Plünderungen umschlug. Beide hatten ihre Ursprünge in den „armen“ Gegenden Londons. „Grime“ ist als ein Bruch zu verstehen, der die Risse der Jugendlichen in etwas zu bündeln versucht, was den alltäglichen Mechanismen der Integration in die Gesellschaft und der Logik des Kapitals widerspricht.

 

Den Beteiligten ist zwar klar, dass sie diesen Bruch nicht vollständig durchführen können – darum geht es hier aber auch nicht. Viel entscheidender ist vielmehr, dass sich hier eine „Gegenöffentlichkeit“ gebildet hat, die sich nicht nur darauf eingefahrenen hat, das was sie unterdrückt direkt zu bekämpfen, sondern sich gar nicht erst darauf ein lassen will. (12) Auf der Oberfläche ist diese Szene nicht zu erkennen, sie bedient sich eigenen „Codes“ und agiert größtenteils Anonym. Dazu ist die Szene besonders aufgrund des Formulars 696 gezwungen, das es der Polizei erlaubt Partys aufzulösen oder im Vorfeld zu verbieten. Rückt das Räumkommando an, ist es nicht vorprogrammiert, dass die Party vorbei ist. Vielfach gelang es den Feiernden durch spontane, entschlossene Verteidigung, einem vorzeitigen beenden der Party Steine in den Weg zu legen.

 

6.

 

 Aktionstage wie der M31 oder 15M sind wichtig Symbol in dem Bestreben den Kapitalismus zu überwinden. Tausende Menschen, so geplant, werden an diesen Tagen demonstrieren. Wie viele es tatsächlich werden ist irrelevant: zumindest im deutschen Fall ist die Linke, die den Protest trägt, in theoretischer wie praktisch-militanter Hinsicht zu desorganisiert, um mit dem angestrebten Massencharakter der Aktionen mehr zu erreichen als nur ein symbolisches Statement zur Krise und ihrer Verwaltung. Ein solches symbolisches Statement bewegt sich aus der allgemeinen Ohnmacht den Verhältnissen gegenüber jedoch keinen Millimeter heraus. Es neigt dazu das Bewusstsein über die eigene Ohnmacht zu verschleiern, bietet somit keinen Ausweg, sondern integriert sie in die bestehende politische Praxis, die aus nicht mehr als Demonstrationen und Werbe-Events zwecks dieser besteht. Demonstrationen als Erfahrung, die der Stimme des Einzelnen durch eine Bündelung individuellen Aufbegehrens mehr Kraft verleihen, vermitteln das Gefühl in der Ohnmacht nicht alleine zu sein. Durch ein instrumentelles Verhältnis zu Demonstrationen und den zu beobachtenden Massenfetisch werden solche eher verhindert als hervorgebracht.

 

Zudem kann eine solche Praxis – nicht nur aufgrund ihres ritualisierten Ablaufs – nicht über die bestehenden Verhältnisse hinausweisen; vielmehr sind sie ein kontinuierlicher/fester Bestandteil dieser. (13) Die Demonstrant_innen sind vielfach eher Konsument_innen eines politischen Programms und eben nicht das reflektiertes revolutionäres Subjekt.

 

Im Bezug auf dies gilt es nachzuvollziehen das Demonstrationen kaum revolutionäres Potential haben, sondern viel mehr dem Schüren von „Hoffnung“ dienlich sind, eben nicht zu vereinzeln und in eine subjektivierte Depression zu verfallen.

 

„Die Existenz des Kapitalismus ist keine Illusion. Die Trennung seiner Existenz von seiner Konstituierung, mit anderen Worten seine Dauerhaftigkeit ist jedoch eine Illusion“ (14) Deshalb wäre es notwendig eine fortlaufende Kritik der Praxis/Praxen zu entwickeln, um nicht im sich verselbstständigenten, perpetuierten „Kampf auf der Straße“ (15) - den wir ohnehin nicht (militärisch) gewinnen könnten – zu verharren und uns "bequem" in der Realität einzurichten.

 

Durch die („militärische“) Überlegenheit des „Gegenspielers“ kann dieser Kampf kein offener sein, darf das Öffentliche – noch - nicht suchen, sondern muss verborgen stattfinden, dort wo Staat und Kapital keinen Zugriff haben. Oder wie es Tiqqun formulierte: „Der Nebel macht erst die Revolte möglich.“

 

Wir haben keine Forderungen, nicht weil wir über die „Macht“ nichts zu sagen hätten, sondern weil wir mit den bestehenden Machtkreislauf brechen wollen, wir lassen uns nicht Repräsentieren!

 

Somit gilt es immer wieder die lokalen Strukturen zu verdichten, das Territorium unlesbar und für jede Autorität undurchsichtig zu machen. Es geht nicht darum es zu besetzen, sondern es zu sein. Unser Ziel muss es deshalb sein die bestehenden Verhältnisse zu deprogrammieren, analysieren, und in folge dessen – neu – rezuprogrammieren.

 

Nichtsdestotrotz ist es uns (nicht) scheißegal ob ihr am M31, 15M oder sonst wo und wann an irgendwelchen Massenveranstaltungen teilnehmt.

Ihr könnt ja ein Buch lesen oder so, oder erweitert wengistens eure politische Praxis um einen Rave;)

 

Und noch einmal was „ganz anders“:

Das seit 2003 besetzte Haus im Kettenhofweg 130 ist derzeit akut bedroht. In diesem Haus hausiert das Projekt „Institut für vergleichende Irrelevanz(IVI)“, dass versucht immer wieder die Grenzen zwischen Praxis/Theorie/Party einzureissen.

 

SOLIDARITÄT! (16)

 

eigenleben.copyriot.com

 

 

 

1 „Was wir uns vorgesetzt hatten, war tatsächlich nicht weniger als die Erkenntnis, warum die Menschheit, anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten, in eine neue Art von Barbarei versinkt.“ (M. Horkheimer/Th. W. Adorno: Dialektik der Aufklärung)

2 Kurz: konkret, 02/2012

3 Zu Bedenken gilt hier dass sich in der massenkulturelle Demokratie können die faschistoiden Tendenzen innerhalb Strukturen fortleben bzw. sich entwickeln. Siehe unter anderem Johannes Agnoli, bzw. Kulturindustriethese „So falsch es ist, Kulturindustrie faschistisch zu nennen, so sehr gilt es, die Logik der faschistischen Gesellschaft zu reflektieren: Auch der Nationalsozialismus formierte sich als Kulturindustrie, blieb keineswegs hinter der modernen Massenkultur zurück. Darauf zielt wohl Adornos Verdacht, dass „das Nachleben des Nationalsozialismus in der Demokratie als potentiell bedrohlicher“ zu betrachten ist „denn das Nachleben faschistischer Tendenzen gegen die Demokratie“.“ (R. Behrens: Kulturindustrie)

4 „Die Zerfallslogik des bürgerlichen Zeitalters und ihre geschichtsphilosophischen Bedingungen, die Adorno und Horkheimer bis in die frühesten Tage menschlicher Gesellschaft zurückverfolgen und eben als Dialektik der Aufklärung entwerfen, werden als Umschlagen von Aufklärung und Mythologie, von Mythos in Aufklärung interpretiert; und in der Gegenwart gerinnt diese Dialektik der Aufklärung als Kulturindustrie.“ (ebd.)

5 Übersetzt: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“

6 „Waren werden zu ideologischen Manifestationen dieser Idee des freien Individuums als Konsument.“ (R. Behrens: Kulturindustrie)

7 „Ich wäre so gern ein bessererMensch. Vielleicht sehe ich dann auch besser aus.

Ich wäre so gern ein bessererMensch. Vielleicht sieht dann meineWelt auch besser aus.

Ich wäre so gern ein bessererMensch. Ich würde mich bestimmt besser fühlen...

Und wenn es mir besser geht, geht es allen anderen bestimmt auch besser.

Alles andere wäre von allen anderen auch sehr egoistisch.“ (aus: Audio 88 – Ein bessererMensch) 8 zBsp. Party; Alkohol; Extremsport; Bücherwurm; Chillen im Park; Kiffen; stundenlanges Fernsehen; Demonstrationen; usw. Jedoch: "Der Doppelcharakter der Kultur, dessen Balance gleichsam nur augenblicksweise glückte, entspringt im unversöhnten gesellschaftlichen Antagonismus, den Kultur heilen möchte und als bloße Kultur nicht heilen kann. In der Hypostasis des Geistes durch Kultur verklärt Reflexion die gesellschaftlich anbefohlene Trennung von körperlicher und geistiger Arbeit." (Th. W. Adorno, Theorie derHalbbildung)

9 Und mag der kulturelle Code sich noch so rebellisch dünken, er kann als Teil des Überbaus, die Basis mit dieser Scheinwiderständigkeit nicht ankratzen. Vgl. dazu: Marx zu Basis &Überbau

10 Natürlich müssen „selbst ausgesuchte“ Bedürfnisse unter den Bedingungen der Sozialisation durch die Gesellschaft gesehen werden.

11 Das „Active Denial System“ erzeugt zum Beispiel Strahlungen, die unter der Haut Temperaturen von bis zu 50°C erzeugen; es hat eine Reichweite von 500 Metern.

12 Trotz allem ist anzumerken dass eine Subkultur nicht außerhalb der Kulturindustrie stehen kann und somit auch hier dieWarenförmigkeit & Ideologie reproduziert wird.

13 „Aber der praktische Zweck, der die Befreiung von allem Bornierten einschließt, ist gegen die Mittel, die ihn erreichen wollen, nicht gleichgültig; sonst artet Dialektik in vulgären Jesuitismus aus. Der blödsinnige Parlamentarier von Dorés Karikatur, der sich rühmt: »Meine Herren, ich bin vor allem praktisch«, offenbart sich als Wicht, der über anfallende Aufgaben nicht hinaussieht und sich auch noch etwas daraufeinbildet; sein Gestus denunziert den Geist von Praxis selber als Ungeist. Das nicht Bornierte wird von Theorie vertreten. Trotz all ihrer Unfreiheit ist sie im Unfreien Statthalter der Freiheit.“ (Th. W. Adorno: Marginalien zu Theorie und Praxis)

14 Hollway, John: Aufhören den Kapitalismus zu machen

15 demonstrare*lat. - zeigen/aufzeigen - Das Mitlaufen und Sprüche kloppen auf einer Demonstration ist hier für uns nicht in diesem Kontext (Kampfaufder Strasse) sondern eben „nur“ das Aufzeigen.

16 Ivi.copyriot.com oder weloveivi.wordpress.com

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1. Irrationale Rationalität und rationale Irrationalität
Die Menschheit befindet sich seit vielen Jahrzehnten in der Möglichkeit1 Hunger, Ausbeutung und massive soziale Ungleichheit, da die Mittel dazu ausreichen würden eine 'Grundversorgung' aller Menschen zu gewährleisten. Gegenwärtig erscheint nichts irrationaler, als dass dies bis heute nicht geschehen ist. Hinzu kommt, dass die gesellschaftlich aufzubringende Arbeitskraft zur Produktion einer Ware zwar sinkt, aber gleichzeitig immer mehr Geld für die Infrastruktur eines Arbeitsplatzes ausgegeben werden muss. Das Problem dabei ist, dass nur durch Arbeitskraft Mehrwert (Profit) erwirtschaftet werden kann. Somit fühlen sich und werden 'Unternehmen' irgendwann dazu gezwungen Kredite aufzunehmen, da sie sich zu immer geringeren Teilen aus laufenden Profiten finanzieren können.
Daraus folgend speist sich die Akkumulation „weniger aus der vergangenen realen Arbeitssubstanz, sondern in wachsendem Ausmaß aus dem Vorgriff auf imaginäre Arbeitssubstanz der Zukunft.“2
Es entstehen Spekulationsblasen, die irgendwann platzen müssen. Mit der Lehman-Pleite 2008 kam es wieder einmal zu der berühmt berüchtigte 'Krise'. So offenbart sich das gegenwärtige Krisenmanagement nur als das Bekämpfen eines Katers mit erneutem Alkoholkonsum; langfristig geht man davon kaputt.

2

Auf Grund dessen, dass „Kapital nur als sich vermehrendes bestehen kann.“(Sinistra), sind Unternehmen immer wieder dazu gezwungen sich der „Erschließung neuer Märkte“ zu widmen

In Folge dessen wird Kultur zu einer Ware – die Kulturware.

Insbesondere an der Bildungspolitik zeigt sich wie menschliche Bedürfnisse hinter die des Profits gestellt werden. Das Ziel der Hochschulreformen der letzten Jahre war die Erschließung der Wissensproduktion an den „öffentlichen Hochschulen“ als neuen Markt und die Verwertbarmachung der Bildung als kulturelle Ressource im Akkumulationsprozess. Die Neoliberalisierung der Hochschule führt dazu, dass zugunsten von Effizienz demokratische Errungenschaften, wie Partizipation3 zunehmend geschwächt werden. Die bestehenden kritischen Wissenschaften4 werden durch solche ersetzt, die nach Erwerbskriterien handeln. Das Studium soll in möglichst kurzer Zeit, möglichst gut verwertbare Fachkräfte für den Arbeitsmarkt bereitstellen.

Darüber hinaus ist ein universitärer Abschluss noch lange kein Garant für einen 'sicheren Job': Besonders in den südlichen Ländern der EU gibt es eine ganze Generation, die einer unsicheren Zukunft entgegensieht und auch in Deutschland ist die „Generation Praktikum“ in aller Munde. Viele Menschen verzweifeln an dem Druck, den ihnen ihr Alltag aufzwingt. Kommt es für diese Menschen zum 'Scheitern', - und das tut es - wird der Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Anspruch, - der Gleichheit aller und „dem realen Verlauf des Lebens, nicht kritisch gegen die Gesellschaft, sondern gegen das eigene Leben“(Gruschka) und/oder einen 'Sündenbock' projiziert. Die bürgerliche Gesellschaft, die glaubt den Idealen der französischen Revolution, „liberté, egalité, fraternité“5 zu folgen, kann ihren Anspruch niemals verwirklichen. Jede_r darf und kann zwar so ziemlich alles machen was dem Gesetz nicht widerspricht, es besteht also eine formale 'Freiheit'6. Die materiellen Voraussetzungen der Menschen sind allerdings unterschiedlich. Bei den meisten geht dies sogar so weit, dass sie gänzlich 'frei' von jeglichem materiellen wie immateriellen 'Reichtümern' sind.

Vereinzelt beginnen immer wieder Menschen zu begreifen, dass der Kapitalismus nicht die Versprechen einlösen kann mit denen die bürgerliche Gesellschaft angetreten ist. Sie mag zwar auf dem Papier einem Anspruch von „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ gerecht werden. Zur Ideologie wird sie dort, wo sie den Widerspruch zwischen diesem Ideal und der Realität nicht anerkennt. Wenn Menschen die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus nur als „Ereignis“ wahrnehmen und eben die Permanenz der Krise im „Normalvollzug“ (bzw. Alltag) auf Grund ihrer Verblendung leugnen ist es nicht verwunderlich wenn das Gros der Kritik 'Schönheitsfehler' des Kapitalismus ausbessern, oder 'schlechte' Menschen durch 'bessere' austauschen will, ist dies nicht verwunderlich angesichts einer gesellschaftlichen Ordnung, die sich, statt als von Menschen geschaffene, als Naturnotwendige präsentiert.7 Eine Linke, die sich nur an einzelnen extremen Auswirkungen eben dieser Krisenhaftigkeit des Kapitalismus ausrichtet, erschwert es, die permanente Widersprüchlichkeit des Lebens im Kapitalismus wahrzunehmen und stützt die kapitalistische Ideologie dort, wo diese bisher nicht ausreichte. Statt aus inhaltlicher wie praktischer Verlegenheit bei der permanenten Krisenbeschwörung stehen zu bleiben, gilt es, neue Formen der Widerständigkeit zu entwickeln und nach außen zu tragen.

 

3.
Die Proteste der letzten Jahre haben gezeigt, dass bei den Menschen die Risse gegenüber dem Alltag immer deutlicher zum Vorschein kommen. Die Tatsache, dass in unserer Welt etwas grundlegend falsch läuft ist ja nichts neues. Jede_r von uns nimmt dies nur auf eine andere Art und Weise wahr. Bei den Einen ist es eine perspektivlose Zukunft, Andere wollen sich nicht ständige Überwachung und Kontrollen gefallen lassen, wieder andere wollen die Ungerechtigkeit der Welt nicht akzeptieren; alle spüren diese Risse. Dieses Spüren äußert sich in einem häufig unspezifischen Unbehagen; um auf das Elend klar zu kommen wollen wir in einer ungerechten Gesellschaft 'sozial' sein, um uns vor uns selbst moralisch beweisen zu können; andere denken nur noch an die Partys am nächsten Wochenende; manche ziehen sich in die kulturelle Sphäre8 zurück usw. All diese Risse - aber auch zur Kontinuität werdende in das bestehende einrichtende - durchziehen unseren Alltag; unser Leben.
Es scheint uns sinnvoll, dass eben dieses Unbehagen nicht nur als etwas Negatives zu begreifen ist sondern auch als Waffe gegen ihre Ursachen eingesetzt werden kann:

Nennen wir diese den Pickel, den es zu lokalisieren gilt, um diesen ausdrücken zu können. Doch dieser Pickel ist nicht nur etwas lästiges; ein Pickel ist auch ein Werkzeug, mit dem wir immer wieder auf das Eis schlagen; immer wieder die Risse erweitern, bis wir die Eisschicht irgendwann aufbrechen können; aus ihr ausbrechen können.
Die kapitalistische Produktionsweise ist darauf ausgerichtet alles in die Sphäre des Tauschwerts zu integrieren. Damit wir uns die Waren kaufen können brauchen wir also Geld, um dies zu bekommen ist mensch gezwungen Arbeiten zu gehen; sich an die Arbeitsbedingungen anzupassen. Damit ist jedoch auf keinen Fall gemeint, dass alle Menschen 'Gleichgeschaltet' werden, sondern vielmehr, dass zwar für jeden etwas dabei ist, das ganze auch etwas rebellisch sein kann, nie aber die Grundlage der Gesellschaft als Ganze in Frage stellen darf.9 Das gilt es jedoch zu tun. Zu Fragen: Wie ist die Gesellschaft, „gegen alle scheinbar unentrinnbare Determination auch wieder durch die Menschen zu verändern“? (Gruschka)
So sollte mensch sich immer wieder die Frage stellen, ob das, was ich gerade tun will wirklich ein Bedürfnis ist, das ich mir 'selbst'10 ausgesucht habe, oder ob ich das ganze nur mache um morgen wieder auf Arbeit zu können. Oder ob das über was ich mich gerade 'empöre', vielleicht nur ein Ausdruck tieferer Strukturen sind, die ich vielleicht auch selbst in mir trage. Und das tun wir alle!
Wollen wir also „Aufbrechen um den Kapitalismus aufzubrechen!“ müssen wir die Pickel suchen, ausdrücken und Fragen über Fragen stellen.

 

4.

Im März 2007 wurde das Ungdomshuset? –ein ehemaliges autonomes Zentrum– in Kopenhagen geräumt und in folge dessen abgerissen. Mehr als zehntausend Polizist_Innen aus ganz Europa kamen in diesen Tagen nach Kopenhagen; nicht nur um die dänischen Polizist_innen direkt bei der „Aufstandsbekämpfung“ zu unterstützen, sondern auch um neue Formen derselben zu erproben und sich darüber auszutauschen. Die Staaten sind sich der „sozialen Sprengkraft“ der 'Krise' bewusst und rüsten dementsprechend auf.
So fand Anfang Februar 2012 in Berlin die „Urban Operations Conference“ statt, an der Delegationen aus Griechenland, Chile, Russland usw. teilnahmen. Der Name soll beschönigen das es um Waffentechniken, die den Regierungen im kommenden „Krieg in den Städten“ helfen sollen jede Form der urbanen Gewalt niederzuschlagen. Die wohl gruseligsten Waffensysteme sind Schall- und Mikrowellenkanonen, die eine Reichweite von bis zu 500 Metern haben.11 Solche Waffen kamen unter anderem Mitte November in New York bei der Räumung des Zuccoti-Parks zum Einsatz.

 

5.

Some people think I'm bonkers
But I just think I'm free
Man, I'm just livin' my life
There's nothin' crazy about me

Some people pay for thrills
But I get mine for free
Man, I'm just livin' my life
There's nothin' crazy about me

Bonkers

I wake up everyday it's a daydream
Everythin' in my life ain't what it seems
I wake up just to go back to sleep
I act real shallow but I'm in too deep“
(Dizzee Rascal - Bonkers)


London die Stadt, die seit Jahren für den Überwachungsstaat steht. Hier fanden nicht nur die „riots“ im August letzten Jahres statt; sie ist auch der Ursprung der „Grime-Szene“. Seit nunmehr über zehn Jahren hat sich diese Musikrichtung als Szene im Londoner 'Untergrund' etabliert und wird von Politiker_innen mitverantwortlich für die Eskalation der Gewalt gemacht. Sie ist jedoch vielmehr der entgegengesetzte Ausdruck dessen, was bei den „riots“ in Zerstörung und Plünderungen umschlug. Beide hatten ihre Ursprünge in den 'armen' Gegenden Londons. „Grime“ ist als ein Bruch zu verstehen, der die Risse der Jugendlichen in etwas zu bündeln versucht, was den alltäglichen Mechanismen der Integration in die Gesellschaft und der Logik des Kapitals widerspricht.
Den Beteiligten ist zwar klar, dass sie diesen Bruch nicht vollständig durchführen können – darum geht es hier aber auch nicht. Viel entscheidender ist vielmehr, dass sich hier eine „Gegenöffentlichkeit“ gebildet hat, die sich nicht nur darauf eingefahrenen hat, das was sie unterdrückt direkt zu bekämpfen, sondern sich gar nicht erst darauf ein lassen will.12 Auf der Oberfläche ist diese Szene nicht zu erkennen, sie bedient sich eigenen „Codes“ und agiert größtenteils Anonym. Dazu ist die Szene besonders aufgrund des Formulars 696 gezwungen, das es der Polizei erlaubt Partys aufzulösen oder im Vorfeld zu verbieten. Rückt das Räumkommando an, ist es nicht vorprogrammiert, dass die Party vorbei ist. Vielfach gelang es den Feiernden durch spontane, entschlossene Verteidigung, einem vorzeitigen beenden der Party Steine in den Weg zu legen.

 

6.

Aktionstage wie der M31 oder 15M sind wichtige Symbole in dem Bestreben den Kapitalismus zu überwinden. Tausende Menschen, so geplant, werden an diesen Tagen demonstrieren. Wie viele es tatsächlich werden ist irrelevant: Zumindest im deutschen Fall ist die Linke, die den Protest trägt, in theoretischer wie praktisch-militanter Hinsicht zu desorganisiert, um mit dem angestrebten Massencharakter der Aktionen mehr zu erreichen als nur ein symbolisches Statement zur Krise und ihrer Verwaltung. Ein solches Statement bewegt sich aus der allgemeinen Ohnmacht den Verhältnissen gegenüber jedoch keinen Millimeter heraus. Es neigt dazu das Bewusstsein über die eigene Ohnmacht zu verschleiern, bietet somit keinen Ausweg, sondern integriert sie in die politische Praxis, die aus nicht mehr als Demonstrationen und Werbe-Events zwecks dieser besteht. Demonstrationen als Erfahrung, die der Stimme des Einzelnen durch eine Bündelung individuellen Aufbegehrens mehr Kraft verleihen, vermitteln das Gefühl in der Ohnmacht nicht alleine zu sein. Durch ein instrumentelles Verhältnis zu Demonstrationen und den zu beobachtenden Massenfetisch werden solche eher verhindert als hervorgebracht.
Zudem kann eine solche Praxis – nicht nur aufgrund ihres ritualisierten Ablaufs – nicht über die Verhältnisse hinausweisen; vielmehr sind sie ein kontinuierlicher/fester Bestandteil dieser.13 Die Demonstrant_innen sind vielfach eher Konsument_innen eines politischen Programms und eben nicht das reflektierte revolutionäre Subjekt.
Im Bezug auf dies gilt es nachzuvollziehen das Demonstrationen kaum revolutionäres Potential haben, sondern viel mehr dem Schüren von 'Hoffnung' dienlich sind, eben nicht zu vereinzeln und in eine Depression zu verfallen.

 

„Die Existenz des Kapitalismus ist keine Illusion. Die Trennung seiner Existenz von seiner Konstituierung, mit anderen Worten seine Dauerhaftigkeit ist jedoch eine Illusion“14

Deshalb wäre es notwendig eine fortlaufende Kritik der Praxis/Praxen zu entwickeln, um nicht im sich verselbstständigenden, perpetuierenden „Kampf auf der Straße“15 - den wir ohnehin nicht (militärisch) gewinnen könnten – zu verharren und uns 'bequem' in der Realität einzurichten.
Durch die („militärische“) Überlegenheit des 'Gegenspielers' kann dieser Kampf kein offener sein, darf das Öffentliche – noch - nicht suchen, sondern muss verborgen stattfinden, dort wo Staat und Kapital keinen Zugriff haben. Oder wie es Tiqqun formulierte: „Der Nebel macht erst die Revolte möglich.“

Wir haben keine Forderungen, nicht weil wir über die 'Macht' nichts zu sagen hätten, sondern weil wir mit den bestehenden Machtkreislauf brechen wollen, wir lassen uns nicht Repräsentieren!
Somit gilt es immer wieder die lokalen Strukturen zu verdichten, das Territorium unlesbar und für jede Autorität undurchsichtig zu machen. Es geht nicht darum es zu besetzen, sondern es zu sein. Unser Ziel muss es deshalb sein die bestehenden Verhältnisse zu deprogrammieren, analysieren, und in folge dessen – neu – rezuprogrammieren.

Nichtsdestotrotz ist es uns (nicht) scheißegal ob ihr am M31, 15M oder sonst wo und wann an irgendwelchen Massenveranstaltungen teilnehmt. Ihr könnt ja ein Buch lesen oder so,
oder erweitert wengistens – Props gehen raus an die Wiener (rewind)- eure politische Praxis um einen Rave;)

 


Und noch einmal was 'ganz anderes':

Das seit 2003 besetzte Haus im Kettenhofweg 130 ist derzeit akut bedroht. In diesem Gebäude hausiert seit dem das Projekt „Institut für vergleichende Irrelevanz(IVI)“, dass versucht immer wieder die Grenzen zwischen Theorie/Praxis/Party ein zureißen.

SOLIDARITÄT!16

 

 

Wir würden uns über vielseitige Diskussionsbeiträge freuen: m31kritikkritik@gmx.de

 

1 „Was wir uns vorgesetzt hatten, war tatsächlich nicht weniger als die Erkenntnis, warum die Menschheit, anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten, in eine neue Art von Barbarei versinkt.“ (M. Horkheimer/Th. W. Adorno: Dialektik der Aufklärung)

 

 

2 Kurz: konkret, 02/2012

 

 

3 Zu Bedenken gilt hier dass in der massenkulturellen Demokratie die faschistoiden Tendenzen innerhalb der Strukturen fortleben bzw. sich entwickeln (können). Siehe unter anderem Johannes Agnoli, bzw. Kulturindustriethese
→ „So falsch es ist, Kulturindustrie faschistisch zu nennen, so sehr gilt es, die Logik der faschistischen Gesellschaft zu reflektieren: Auch der Nationalsozialismus formierte sich als Kulturindustrie, blieb keineswegs hinter der modernen Massenkultur zurück. Darauf zielt wohl Adornos Verdacht, dass „das Nachleben des Nationalsozialismus in der Demokratie als potentiell bedrohlicher“ zu betrachten ist „denn das Nachleben faschistischer Tendenzen gegen die Demokratie“.“ (R. Behrens: Kulturindustrie)

 

 

4„Die Zerfallslogik des bürgerlichen Zeitalters und ihre geschichtsphilosophischen Bedingungen, die Adorno und Horkheimer bis in die frühesten Tage menschlicher Gesellschaft zurückverfolgen und eben als Dialektik der Aufklärung entwerfen, werden als Umschlagen von Aufklärung und Mythologie, von Mythos in Aufklärung interpretiert; und in der Gegenwart gerinnt diese Dialektik der Aufklärung als Kulturindustrie.“ (ebd.)

 

 

5Übersetzt: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“

 

 

6 „Waren werden zu ideologischen Manifestationen dieser Idee des freien Individuums als Konsument.“ (R. Behrens: Kulturindustrie)

 

 

7Ich wäre so gern ein besserer Mensch. Vielleicht sehe ich dann auch besser aus.

Ich wäre so gern ein besserer Mensch. Vielleicht sieht dann meine Welt auch besser aus.

Ich wäre so gern ein besserer Mensch. Ich würde mich bestimmt besser fühlen...

Und wenn es mir besser geht, geht es allen anderen bestimmt auch besser.

Alles andere wäre von allen anderen auch sehr egoistisch.“ (aus: Audio 88 – Ein besserer Mensch)

 

 

8 zBsp. Party; Alkohol; Extremsport; Bücherwurm; Chillen im Park; Kiffen; stundenlanges Fernsehen; Demonstrationen; usw.
Jedoch:
"Der Doppelcharakter der Kultur, dessen Balance gleichsam nur augenblicksweise glückte, entspringt im unversöhnten gesellschaftlichen Antagonismus, den Kultur heilen möchte und als bloße Kultur nicht heilen kann. In der Hypostasis des Geistes durch Kultur verklärt Reflexion die gesellschaftlich anbefohlene Trennung von körperlicher und geistiger Arbeit." (Th. W. Adorno, Theorie der Halbbildung)

 

 

9 Und mag der kulturelle Code sich noch so rebellisch dünken, er kann als Teil des Überbaus, die Basis mit dieser Scheinwiderständigkeit nicht an kratzen. Vgl. dazu: Marx zu Basis & Überbau

 

 

10  Natürlich müssen „selbst ausgesuchte“ Bedürfnisse unter den Bedingungen der Sozialisation durch die Gesellschaft gesehen werden.

 

 

11 Das „Active Denial System“ erzeugt zum Beispiel Strahlungen, die unter der Haut Temperaturen von bis zu 50°C erzeugen; es hat eine Reichweite von 500 Metern.

 

 

12 Trotz allem ist anzumerken dass eine Subkultur nicht außerhalb der Kulturindustrie stehen kann und somit auch hier die Warenförmigkeit & Ideologie reproduziert wird.

 

 

13Aber der praktische Zweck, der die Befreiung von allem Bornierten einschließt, ist gegen die Mittel, die ihn erreichen wollen, nicht gleichgültig; sonst artet Dialektik in vulgären Jesuitismus aus. Der blödsinnige Parlamentarier von Dorés Karikatur, der sich rühmt: »Meine Herren, ich bin vor allem praktisch«, offenbart sich als Wicht, der über anfallende Aufgaben nicht hinaussieht und sich auch noch etwas darauf einbildet; sein Gestus denunziert den Geist von Praxis selber als Ungeist. Das nicht Bornierte wird von Theorie vertreten. Trotz all ihrer Unfreiheit ist sie im Unfreien Statthalter der Freiheit.“ (Th. W. Adorno: Marginalien zu Theorie und Praxis)

 

 

14 Holloway, John: Aufhören den Kapitalismus zu machen

 

 

15  demonstrare*lat. - zeigen/aufzeigen - Das Mitlaufen und Sprüche kloppen auf einer Demonstration ist hier für uns nicht in diesem Kontext (Kampf auf der Straße) sondern eben 'nur' das Aufzeigen.

 

 

16 ivi.copyriot.com oder weloveivi.wordpress.com