Dominanz der Braunhemden - Den Verfassungsschutz interessieren rechte Burschenschaften nicht, das wundert auch Burschen

Erstveröffentlicht: 
25.02.2012

Dieter Graumann hat am Donnerstag ein paar Sätze gesagt über rechte Tendenzen in der Gesellschaft, das sit nicht ungewöhnlich, immerhin ist Graumann Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Es dauerte danach aber nur ein paar Stunden, bis die Deutsche Burschenschaft (DB) eine umfangreiche Widerrede publizierte, weil sie sich einem "Pauschalvorwurf" ausgesetzt sah. Das ist ungewöhnlich. Die Burschen geben sich gerne verschwiegen, sie folgen fundamentalen Prinzipien, eines davon ist das Conventsgeheimnis. Ein guter Bursche schweigt.

 

Anlässlich des Staatsakts für die Opfer rechtsextremer Gewalt am Donnerstag in Berlin hatte Graumann an die Politik appeliert, resoluter gegen rechte Tendenzen vorzugehen. "Notwendige Konsequenz" sei dabei auch "das Eintreten gegen rechtsextreme Burschenschaften". Der Dachverband von mehr als 100 Burschenschaften mit etwa 10.000 Mitgliedern wollte das nicht so stehen lassen. Graumann beschädige mit seinem Versuch, die Burschenschaften auf eine Stufe mit gewaltbereiten Rechtsextremisten zu stellen "das berechtigte Anliegen, der Opfer von rechtsextremer Gewalt zungedenken". Immer wieder habe sich der Verband "gegen Extremismus gewandt".

 

Unter dem Schutz des Conventsgeheimnisses aber brodelt es seit geraumer Zeit bei den Burschen: wegen rechter Tendenzen in eben jenem Dachverband. Seit Monaten kursieren Austrittserklärungen und Stellungnahmen von Burschen, die das zunehmende Gewicht des rechten Flügels in der DB nicht hinnehmen wollen. Ein Mitglied einer jüngst aus der DB ausgetretenen Burschenschaft spricht gegenüber der FR gar davon, dass man sichnin liberalen Burschenschaften schon lange darüber wundere, dass der Verband angesichts der "wachsenden Dominanz von Rechtsextremen" nicht vom Verfassungsschutz beobachtet werde. Den Namen nennen will der Bursche lieber nicht - wegen des Conventsgeheimnisses.

 

Nach FR-Informationen sind inzwischen vier von fünf Vorstandsmitgliedern der DB auch Mitglieder der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG). Die SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Nahles bezeichnete den Zusammenschluss schon vor einigen Jahren als "völkischen Kampfverband". Ihre Partei beschloss 2006 die Unvereinbarkeit einer gleichzeitigen Mitgliedschaft in der BG und in der SPD. Den BG-Vorsitz hat derzeit die Teutonia Wien inne, die jüngst mit einem antisemitischen Flugblatt von sich reden machte. Und als liberale Burschen nach den Debatten um einen "Ariernachweis" beim Burschentag in Eisenach im vergangenen Jahr kürzlich die Initiative "Burschenschafter! Bremst Braunhemden" starteten, sorgten sie im Verband für erhebliche Unruhe. Zwei Tage später zogen sie ihren Vorstoß zurück. Auf Druck der DB.

 

In Verfassungsschutzberichten tauchen weder der Dachverband noch die BG auf. Dabei würde sich ein Blick in die Bundesbriefe der Burschen lohnen: In einem rechtfertigt ein Führungsmitglied der DB vor wenigen Wochen die Hinrichtung des NS-Widerständlers Dietrich Bonhoeffer 1945 im KZ Flossenburg als "rein juristisch gerechtfertigt". Das Urteil wegen Landesverrats sei "nachvollziehbar". Dazu schweigt der Verband.

 

FRANKFURTER RUNDSCHAU, 25.2., POLITIK, SEITE 6

Von Felix Helbig

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Burschenschaften

 

Dominanz der Braunhemden

 

Seit Monaten kursieren Gerüchte um Mitglieder von Burschenschaften, die das traditionelle rechte Treiben ihrer Korporationen nicht mehr mitmachen und austreten. Ein jüngst Ausgetretener spricht gegenüber der FR gar davon, dass man sich in liberalen Burschenschaften schon lange darüber wundere, dass der Verband angesichts der "wachsenden Dominanz von Rechtsextremen" nicht vom Verfassungsschutz beobachtet werde. Tatsächlich finden sich in den öffentlich zugänglichen VS-Berichten nirgendwo die Burschenschaften. Komisch eigentlich.

Der Artikel oben wurde nur in der Printausgabe abgedruckt, die Kurzversion erschien in der iPad-Ausgabe.

Wieso ist der Artikel denn jetzt doch online bei der FR? Verstehe ich nicht. Aber guter Artikel!

auch die "normalos" unter den burschen sind eingeschworen auf reich und nation, undemokratische hierarchien, obrigkeitsstaat und ständische wirtschaft! in hamburg z.b. wird der inlandsgeheimnis selbst von einem korporierten geleitet. der ganze sicherheitsbereich, so läßt sich vermuten, wird von diesen fackelträgern kontrolliert, mit querverbindungen in bundestag und gerichtshöfe! die gehören allesamt abgeschafft!