Wieso sind wir gegen Knäste, gegen alle Knäste?

Wieso sind wir gegen Knäste, gegen alle Knäste?

Diesen Text haben wir für das internationale Antiknastwochenende “NoPrison! NoState!”, welches Ende September 2008 in Kiel stattfand, aus dem italienischen übersetzt.

Er wurde im Herbst 2005 von AnarchistInnen aus Rovereto und Trento geschrieben, die versucht haben eine Kommunikation zwischen sich und Angehörigen, die ihre Gefangenen im Knast besuchten, zu eröffnen, indem sie auch Bücher für umsonst verteilt haben und Infos verbreitet haben.
Wir haben diesen ausgewählt, weil er durch eine ziemlich klare und unkomplizierte Sprache versucht zu erklären, wieso wir alle Knäste hassen.


Weil AnarchistInnen nicht geboren, sondern gemacht werden, denken wir, dass eine breitere Antiknasthaltung nur entstehen kann, wenn wir eine Kommunikation mit denjenigen eröffnen, die nicht unserer „Szene“ angehören, die aber von der täglichen Realität des Knastes konfrontiert werden. Und diese Kommunikation kann nur jenseits eines akademischen Diskurses und dessen abgehobenen Sprache stattfinden, wenn wir wirklich an diesem interessiert sind, anstatt an einer bloßen Darstellung unseres wissenschaftlichen Wissens.

ABC Berlin

 

Wir sagen einfache Sachen, weil wir einfache Menschen sind.
Die Gedanken, Wünsche und Träume, die wir versuchen auszudrücken, trägt die Menschheit seit ihrer Entstehung in sich.
Eine endlose Reihe von GesetzgeberInnen, PolitikerInnen, ExpertInnen, Intellektuellen und anderen BefürworterInnen von autoritären Ideen hat mit List und Tücke viele Fragen erschwert, sodass sich viele Männer und Frauen als dumm und niedrig fühlen, Menschen, welche sich immer nur auf das einzigste Buch indem irgendwelche Antworten zu finden sind bezogen haben: dies der gelebten Erfahrung.

 

Sie erzählen uns, der Knast wäre der absolut notwendige Ort um Leute, welche die Gesetze der Gesellschaft übertreten zu bestrafen, zu maßregeln.
Nun, der Begriff „Regel” setzt hier voraus, dass an der Basis dieser Gesellschaft freie Vereinbarungen getroffen werden. Eine Gesamtheit von Normen, die von all denen, welche die Gesellschaft bilden, freiwillig geteilt werden.
Ist dies allerdings wirklich der Fall?
Vertreten Regierungen wirklich den Willen der Regierten?
Stimmt der Arme mit Freude zu, wenn der Reiche durch seine Arbeit profitiert?
Würde der Dieb weiter stehlen, auch wenn er eine Fabrik von seinem Vater geerbt hätte oder von Zinsen leben könnte?
Wenn wir uns anschauen wie diese Gesellschaft funktioniert, können wir uns nur dazu entscheiden wie wir uns Gesetzen gegenüber verhalten wollen. Gesetze, welche andere für uns beschlossen haben und die eine Regierung der Mehrheit der Menschen aufgezwungen hat.
Bevor wir uns fragen ob es richtig ist oder nicht diejenigen, welche die „Regeln“ übertreten haben mit Knast zu bestrafen, müssen wir uns erst einmal fragen: wer entscheidet – und wie – über die Regeln dieser Gesellschaft?

 

Sie sagen uns, Knast würde uns vor Gewalt beschützen.
Ist dies aber wirklich der Fall?
Wieso sind denn die schlimmsten Gewalttätigkeiten – wir denken an Krieg oder an Menschen die an initiiertem Hunger sterben – perfekt legal?
Wieso landet jemand im Knast, der/die wegen Eifersucht tötet, aber wenn jemand eine gesamte Bevölkerung bombardiert, erlangt die Person Ansehen oder wird sogar als “HeldIn” gefeiert?
Der Knast bestraft nur die Gewalt, die entweder die Reichen und den Staat belästigt, oder ihnen in irgendeiner Form Nutzen bringen – diese werden dann als besonders abscheulich präsentiert (etwa wie Vergewaltigungen oder andere Delikte die besonders grausam sind).
Allerdings wird die strukturelle Gewalt der Machthabenden täglich vor dem Knast beschützt.
Wie viele Unternehmen brechen täglich die Gesetze? Wie viele der Inhaftierten sind ArbeitgeberInnen?
Um auch auf die so genannten abscheulichen Verbrechen einzugehen: seht ihr es als gerecht an, dass diejenigen, welche Geld fälschen, viel härter bestraft werden als die, welche jemanden vergewaltigen?
Das darf aber nicht seltsam erscheinen: das Gesetz muss das private Eigentum beschützen, nicht das Wohl der Menschen.

 

Sie sagen uns, dass das Gesetz für alle gleich ist.
Im Knast jedoch sitzen fast nur Menschen, die eine niedrige Schulbildung besitzen. Illegalisierte, MigrantInnen oder Kinder von ArbeiterInnen, welche zu meist wegen „Verbrechen“ an Eigentumsverhältnissen sitzen, wegen Aktionen, welche hier in dieser Gesellschaft in der wir leben tief verwurzelt sind. Es ist die Notwendigkeit, die sie von morgens bis abends bewegt: Geld finden zu müssen.
Ohne zu erwähnen, dass viele Gefangene schon draußen wären (oder Zugang zu sogenannten alternativen Strafen hätten), wenn sie einfach das benötigte Geld hätten, um eine/n anständige/n AnwältIn zu bezahlen.

 

Sie sagen uns, Knast hilft dabei sich zu rehabilitieren oder in die Gesellschaft zu reintegrieren. Aber die Mehrheit der Gefangenen sind WiederholungstäterInnen, weil wenn sie wieder draußen sind, sie die gleichen Bedingungen – wenn nicht gar schlimmere – vorfinden, wie bevor sie eingeknastet wurden.
Wenn es einen Weg gibt, wie mensch ein Individuum dabei behindern will über die eigenen Taten zu reflektieren, dann ist es genau dieser letzte: durch Buchführung ihm/sie den Wert eines wilden Tieres zu unterwerfen: x Verbrechen, x Jahre.
Unabhängig von den unternommenen „Verbrechen“ – wieso sollte er/sie sich am Ende der Strafe („der bezahlten Schuld”) in Ordnung fühlen? Wenn er/sie von den Taten überzeugt ist (falls die Person z.B.: ein/e RebellIn oder selbstbewusste/r DiebIn ist), wird nur Hass gegenüber einer Gesellschaft empfunden, die ihn/sie eingekerkert hat, obwohl sie selbst weitaus krimineller ist.
Wieso gilt es als erbaulich, jahrelang von seinen/ihren eigenen ähnlichen getrennt zu sein, bis dazu nichts spannendes zu machen, verurteilt zu werden, Zeit verstreichen zu lassen, ausgebildet zu sein, dem/der SozialarbeiterIn oder dem/der Psychologen/In etwas vorzutäuschen und gewohnt sich immer den Oberen zu unterwerfen?
Am Ende fragen wir uns dann: ist diese Gesellschaft wirklich so tugendhaft, als Verteilerin von so gehoben Werten und so gleichgültigen Beziehungen, dass sie jemanden empfehlen kann, ihn/sie in sich zu integrieren?

 

Sie sagen uns: selbst wenn sie Leute nicht rehabilitieren können, zumindest erschrecken sie sie.
Und wieso werden die Gefangenen dann mehr und mehr? Wieso erweitert sich die Tendenz, mehr und mehr Verhalten zu kriminalisieren?
Es handelt sich deutlich um ein großes soziales Programm: die Armen von der Straße zu schaffen, um gleichzeitig ins Big Business des Einsperrens zu investieren (wie viele Firmen gibt es, die aus Bauaufträgen, Instandhaltungen, Lieferungen usw. Profite schlagen?).
In den USA, dem Fanal der Strafgesellschaft, gibt es mehr Gefangene als Bauern, obwohl die Verbrechen weniger werden. Ist das der Weg, den wir gehen möchten?

 

Wir sind gegen den Knast, weil er geschaffen und entwickelt wurde, um die Privilegien der Reichen und die Macht des Staates zu beschützen.
Wir sind gegen den Knast, weil eine Gesellschaft ihn nicht mehr braucht, wenn sie nicht auf Geld und Profiten sondern auf Freiheit und Solidarität basiert.
Wir sind gegen den Knast, weil wir nach einer Welt streben, wo die Regeln wirklich gemeinsam entschieden werden.
Wir sind gegen den Knast, weil selbst das grausamste Verbrechen irgendetwas über uns selbst erzählt, über unsere Ängste, unsere Schwächen. Es bringt nichts, diese hinter Mauern verborgen zu halten.
Wir sind gegen den Knast, weil die größten VerbrecherInnen diejenigen sind, welche die Schlüssel besitzen.
Wir sind gegen den Knast, weil nichts gutes auf Unterwerfung und Zwang wachsen kann.
Wir sind gegen den Knast, weil wir diese Gesellschaft radikal verändern wollen (und deswegen ihre Gesetze übertreten), weil wir uns nicht friedlich in ihre Städte, ihre Fabriken, ihre Kasernen, ihre Einkaufszentren integrieren wollen.
Wir sind gegen den Knast, weil der Lärm der Schlüssel im Zellenschloss eine tägliche Folter ist, Isolation eine Abscheu, das Ende der Sprechstunde eine Qual, die eingesperrte Zeit eine Sanduhr, welche langsam tötet.
Wir sind gegen den Knast, weil das geschlossene Gremium der Schließer immer bereit ist zu jeglicher Gewalttat oder jeglichem Missbrauch, entmenschlicht aufgrund deren Gewohnheit zu Gehorsam und Denunziation.
Wir sind gegen den Knast, weil er uns entweder viel zu viele Tage, Monate oder Jahre, oder viel zu viele FreundInnen, Unbekannte oder GenossInnen weggenommen hat.
Wir sind gegen den Knast, weil die Menschen, diese wir darin getroffen haben, weder besser noch schlechter sind als diejenigen, die unsere Existenz hier draußen kreuzen. (Oft, wenn wir nachdenken, sogar besser).
Wir sind gegen den Knast, weil die Notiz eines Ausbruchs unsere Herzen aufwärmt, mehr als der erste Tag des Frühlings.
Wir sind gegen den Knast, weil die Welt, durch das Loch eines Türschlosses gesehen, wie von verdächtigen oder hinterhältigen Menschen bevölkert wirkt.
Wir sind gegen den Knast, weil mensch den Sinn der Gerechtigkeit niemals innerhalb irgendwelcher Gesetzbücher finden wird.
Wir sind gegen den Knast, weil eine Gesellschaft die es braucht, Menschen einzusperren und zu entmündigen, selbst ein Knast ist.

 

AnarchistInnen

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was macht ihr mit unbelehrbaren gewalttätigen Nazis nach der Revolution?

Nach einer richtigen Revolution sollte es keine "gewalttätigen Nazis" mehr geben. Du verstehst, was ich meine?

Und sicher ist jedem Anarchisten, jeder Anarchistin klar, dass man nicht von heute auf morgen alle Knäste abschaffen kann, außer man löst das so, wie damals Nestor Machno. Wobei wir dann wieder bei meinem Eingangssatz sind.

Das läuft doch hinaus auf die Frage: Sollte man gefährliche Feinde umbringen oder wegsperren - oder was für einen Mittelweg suchst du? Und natürlich wird es diese auch immer geben, wer etwas anderes behauptet ist ein Träumer.

Hmm, irgendwie sieht mensch hier wieder mal den eklatanten Nachteil stumpfer "Freund-Feind"-Logiken. Es werden "gut" und "böse", "Freund" und "Feind" usw. konstruiert und der "Feind" gehört dann eignesperrt/angegriffen/oderanderesangetan. (und Menschen, die dieses Denkeschma anzweifeln, als "Träumer" bezeichnet)

Diese Logik ist in meinen Augen ein großes und störendes Problem im Diskursen über eine emanzipierte und befreite Gesellschaft. Denn diese Logik exkludiert andere Menschen bzw. kreiert eine gewisse Form der "Fremdbestimmung" durch das Konstrukt einer "richtigen Seite". Dabei will ich nicht verschweigen, dass es, gerade im jetzigen, gesellschaftlichen Gesamtzustand natürlich auch zu Konfrontationen mit Menschen, die irgendwelchen antiemanzipatorischen Ideen hinterherrennen, eben auch schnell zu Dingen wie einer "Gut vs. Böse"-Sicht kommt (und ich selber nehm mich in gewissen Punkten auch nicht aus dieser Denkschematik heraus, dass merke ich spätestens bei Aktionen gegen Faschos etc.), jedoch sollte in meinen Augen eine solidarische Gesellschaft, in der Menschen selbstbestimmt leben können, mehr oder minder Dinge wie "Bestrafungslogiken" überwunden haben. Und gerade die antiemanzipatorischen Ide(ologi)en bauen auf krassen Bestrafungsprinzipien auf. Und deswegen sollte eben die bereits erwähnte "utopische" Gesellschaft halt auch Ideologien, welche auf Wertung, Schwarz-Weiß-Schemata,  Ausgrenzungsprozesse, Diskriminierung, Bestrafungsprinzipien und andere Kakscheiße dieser Art, aufbauen, schon durch eine Abschaffung von Bestrafungsprinzipien und Repression "überwunden" haben. Knäste sind dabei im Moment in einer Gesellschaft, die sich sowohl als Warengesellschaft sowie auch als hierarchisch konstruiertes (Representativ)Herrschaftssystem definiert, eine Form des Ausgrenzungsmechanismus, der (in den bestehenden Zuständen) quasi "legitimiert" ist, alles, was als "nicht-normativ" bzw. "unnormal" in Verhaltensweise sowie Lebenseinstellung und politischer Handlungsweise im Vergleich zu bestehenden Normativitätskonstrukten und "akzeptierten" Lebensentwürfen, definiert ist, zu "bekämpfen und zu bestrafen. Derartige Logiken sind im Nachhinein nix weiter als ein Symptom einer reaktionären Logik, welche Menschen unter "Diktate" stellt, welche die Menschen zu befolgen haben. (diese Diktate sind in kapitalistisch definierten Gesellschaftssystemen häufig "Warendiktate", sprich Logiken, wo nach mensch quasi sein Leben lang nach "Wertsteigerungen" und damit "Besitztumssteigerungen" strebt und dadurch auch der Logik von Dingen wie "Lohnarbeit" sowie "Konsum" usw. unterworfen ist, aber auch dirkete, hierarchisch legitimierte Diktate, die wiederum durch Dinge wie Kontrolle, Polizeiwesen usw. quasi "vollstreckt" wird)

Tun die Menschen dies nicht, sollen sie durch Repression und Lebenseinschränkungen bestraft oder gar "ausgeschaltet" (in "westlichen Gesellschaften" häufig durch sogenannten "sozialen Abstieg" oder andere Formen sozialer Ächtung) werden. (klingt vielleicht alles etwas "übertrieben formuliert" aber im Nachhinein ist das ganze Geschreibsel hier auch einfach mal ein spontaner Versuch einer Analyse der Verhältnisse, welche natürlich "verkürzt" erscheint, aber dafür ist die Kommentarfunktion von Indy wahrscheinlich auch nicht der allergeeigneteste Ort)

 

In der "Linken" gibts dabei halt in meinen Augen leider zu wenig Reflektionsprozesse. (also zum Bestrafungs/Repressions/Knastthema) Dies mag vielerlei Ursachen haben, teilweise ist dies einfach mangelnde Reflektion über das Thema (was im Nachhinen ja kein "statischer Zustand" ist, reflektieren kann mensch ja zu diesem Thema immer wieder), teilweise mag dies auch an der krassen Präsenz von Ideologie bzw. Dogmatik haben. Viele "links"-gelabelte Ideologien sehen in ihren Wegen zur "befreiten" oder "klassenlosen" Gesellschaft häufig repressiv anmutende Handlungsweisen, Maßnahmen und teilweise sogar Perspektiven. (Beispiele: Solidarität mit bürgerlichen Staatskonstruktionen, welche auch institutionalisierte Repressionseinrichtungen bzw. -Organe besitzen oder autoritäre Herrschaftsformen, welche dabei nicht "nur Weg" sondern sogar "Ziel" des entsprechenden politischen Handelns sind) Daher wundern mich auch Kommentare, welche Knäste usw. krass befürworten, nicht. In meinen Augen stehen derartige Aussagen, welche halt meistens ideologisch begründete Ursachen haben, allerdings im krassen Gegensatz zu DEM, was ich als eine herrschaftskritische bzw. emanzipatorische "Utopie" bezeichnen würde..

Daher muss eine emanzipatorisch-agierende und nach "Befreiung" strebende "radikale Linke" eben auch direkt Knäste und Repressionsmechanismen und deren Folgen direkt hinterfragen und argumentativ dekonstruieren bzw. "angreifen".

Es geht doch nicht ums umbringen oder wegsperren. Das Ziel ist eine Gesellschaft in der Machtverhältnisse, andere Abhänigkeiten keine Rolle mehr spielen. Erreiche ich das Menschen nicht mehr blind irgendwelchen Obrigkeiten hinter her laufen, Systeme in Frage stellen und bereit sind was verändern zu wollen, egal wie anstrengend das auch sein wird, dann gibt es nach einer Zeit keine Feinde mehr. Klar ist das es zur Zeit nichts weiter als ein Traum ist und wir von einer freien, selbstbestimmten Gesellschaft noch Lichtjahre entfernt sind, aber es gibt immer Ansätze, kleine Schritte. Aus ein paar Menschen werden immer mehr und irgendwann sieht die Gesellschafz vielleicht ganz anders aus und dann brauch niemand mehr Knäste.

Du und deinE VorrednerIn haben zwar schön und durchaus nachvollziehbar philosophiert, mir auf meine Frage keinerlei Antwort geliefert - und was ist die Philosophie, wenn sie keine praktischen Antworten liefern kann?

 

Ich bezweifle nicht, dass Strafe eine krasse Form von Repression ist. Aber ich denke, es wird immer Feinde der Freiheit geben.

Also ich finde der Anspruch mit der einfachen und verständlichen Sprache ist nur teilweise gelungen, und auch sonst liest sich der text etwas holprig (wegen der Übersetzng vl.?).

Da ich den Ansatz "Kommunikation mit denjenigen eröffnen, die nicht unserer „Szene“ angehören, die aber von der täglichen Realität des Knastes konfrontiert werden" sehr gut und wichtig finde, sollten wir den Text vor benutzung eindeutig noch mal überarbeiten, ihn atraktiver zum lesen zu gestallten, einige komplizierten Worte zu ersetzen und einige formulierungen ändern. Und dann raus damit, in und vor die Knäste, an die Nachbarn, und bekannten.

Für eine Welt die keine Knäste mehr braucht!

....... jedes jahr, wenn es aufrufe zu sogen. antiknastdemos gibt kommen jedes Mal die üblichen diskussionen --- wieso "freiheit für alle gefangenen" usw.

 

eigentlich war die diskussion - auch die öffentliche - schon mal weiter ... "freiheit für alle gefangenen" will in der realität und im gegenwärtigen system keine(r) -- wie auch umgehen mit handlungen, die menschenverachtend, abscheulich usw. sind, wenn die dazu benötigten strukturen gar nicht vorhanden sind ... (andere art von konfliktbewältigung, ein zusammenleben, was viele widerwärtige handlungen gar nicht erst zulässt, ermöglicht oder einschränkt usw.) --- von daher  war der Grundsatz " Für eine Gesellschaft ohne Knäste" eigentlich die Basis, auf die es sich fundiert weiterdiskutieren und vor allem weiterhandeln lässt - eben das hinterfragen des straf-und racheprinzips -- ob im alltag bis hin zu polizeilichen und auch militärischen aktionen (krieg ist sozugen der gipfel dieses prinzips) --- "für eine gesellschaft ohne knäste" heisst sich auch darüber gedanken zu machen, wie es heute schon möglich sein kann, dies praktisch zu erreichen - einiges wurde schon gesagt - das zusammenlebeen und handeln, das täglich konflikte aufwirft, diese konflikte eben nicht gleich mit strafaktionen lösen zu wollen - es ist eh nicht klar, was nun wirklich "richtig" oder "falsch" ist -- so wie viele in den knästen sitzen, wo nicht klar ist, ob die eigentlich wirklich dahin gehören ( 70-80 Prozent davon sogen.eigentumsdelikte oder gegen öffentliche oder staatliche "ordnung) -- strafe und rache sind immer mit gewalt verbunden - gewalt, die sich die organe des staates, von "uns" ermächtigt, monopolisiert hat, und darauf seine legitimät herholt, gewalt, die die einzelnen durch durchsetzung ihrer "wünsche" individuell gegen andere anwenden --- einige von ihnen -- sitzen momentan im kanst, weil sie gegen das gewaltmonopol eben individuell verstossen haben ... 

 

mit denen hab ich momentan ähnliche probleme wie mit dem gewaltmonopol des staates( institutionelle gewalt, polizei, justiz, militär) und ich kann mich nur jeweils im einzelfall dagegen selbst verteidigen --- wie auch immer

 

von daher: 70-80 prozent gehören nicht in den knast -- bei einem anderen umgang miteinander, dem hinterfragen von eigentum und herrschaft, wären sie eigentlich gar nicht drin --- kriminell ist es nicht, brot zu stehlen , wenn mensch hunger braucht, kriminell ist es, ihnen das z.b. vorzuenthalten 

 

der rest - die immer wieder angesprochenen "vergewaltiger, gewalttäter, nazis" - betrachte ich als teil einer "gewalttätigen öffentlichen ordnung", die es zu überwinden gilt --- jeden tag vielleicht ein wenig - die realen knäste verschwinden erst, wenn die knäste aus unseren und klar möglichts vielen köpfen verschwinden

 

 

 

 

Es gibt schon eine Möglichkeit, wie man Mörder/innen, Vergewaltiger/innen, Tierquäler/innen u.A. auf Dauer loswerden kann, ohne dass sie in einen Knast oder umgebracht werden müsen. Nach der Revolution wird einfach eine Insel - eine Art Gefängnisinsel - erbaut, vergleichbar mit dem früheren Australien. Oder wie in dieser Folge von "Stargate Atlantis", nur ohne Wraith. ;-) Und alle Feinde der Freiheit und sonstigen Verbrecher werden einfach dorthin gebracht. Dort können sie dann eine eigene Gesellschaft aufbauen... oder sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen.

 

 

Wir tun sie nicht in einen Knast, wir tun sie auf eine Gefängnissinsel. Hä?

Dort sind sie immerhin nicht eingesperrt. Sie können eben nur nicht von dort weg. Und dann richten sie immerhin keinen Schaden mehr an.

 

 

d., du gehst davon aus, daß die die momentan wegen gewalttaten einsitzen, dies auf immer und ewig auch sein werden, also, nicht in der lage, ihr verhalten irgendwann selber scheisse zu finden und es zu verändern

 

obwohl der gedanke mit der gefängnisinsel- wie früher die piraten ihre antisozialen ausgesetzt hat - da würde mir schon das gesamte militär und bestimmt auch ein haufen von gewaltfixierten politiker*innen einfallen --- nur, dann kommen diese leute irgendwann zurück und machen einen putsch - wie franco damals von marokko aus 

 

schwieriges thema und heute auch nicht gross lösbar --- denke, wir fangen mal heute bei uns hier an und hinterfragen mal die und die jeweilige straf-oder racheaktion -- lassen wir uns was kooperiendes oder ähnliches einfallen --- beginnt schon in den sozialen oder "autonomen zentren"  usw

Ein wenig utopisch ist die Welt ohne Knäste momentan schon... Es wird von einer Revolution gesprochen, und was ist mit dem jetzt? Wie stellt ihr euch die Umsetzung der Auflösung der Knäste vor? Träume sind schön, aber Veränderungen sind besser.

 

Die hauptsächliche Kritik richtet sich doch gegen die Ungerechtigkeit der Gesetzgebung. Die Knäste als Ausführungsinstitution der Ungerechtigkeit anzufgreifen verstehe ich, aber warum steht nicht gerade diese Ungerechtigkeit im Vordergund, die doch viel wesentlicher ist, als die Knäste an sich?

Hier wird ernsthaft darüber spekuliert Menschen nach einer wie auch immer gearteten Revolution einzusperren, auf ne Gefängnisinsel zu verbannen oder gar umzubringen. So langsam kapiere ich wie der Stalinismus funktioniert.
Wenn ich angegriffen werde, dann wehre ich mich. Wenn Leute sich nicht an meiner Utopie beteiligen wollen, dann
Aber darüber zu spekulieren wie Leute, die vermeintlich oder echt (Wer legt das überhaupt fest? Wie schnell verändern sich die Kriterien?) Gegner meiner Ideen sind, zu behandeln sind ohne das sie mich attackiert haben, ist gruselig. Die Revolutionäre von Kronstadt haben in ihren Blättern den Bolschewiki, also ihrem Feind, Raum für Diskussion gegeben. Das war nicht nur eine noble Geste, sondern entsprach schlicht ihrem libertären Verständnis. So will ich mit meinen Gegnern umgehen. Klar, die Kronstädter Aufständischen haben verloren, aber lieber geh ich unter als mich an Unrecht zu beteiligen. 

Zu der Knastkritik. Die Fragen sind ja richtig, aber die Analyse ist überaus dünn. Da ist viel Romantisierung und auch Entschuldigung von Taten drin. Es wird viel geredet, aber nur wenig gesagt. Interessanter wären harte Statistiken. Wieviele Leute sitzen weswegen im Knast? Aus welchen Gründen? Wie hoch ist die Rückfallquote? Aus welchen Schichten stammen sie? Wie ist ein bürgerliches Gesetzbuch überhaupt aufgebaut, was erfasst es und was nicht? Was sagen Psychiater zu der dauerhaften Freiheitsberaubung? So knackt man die Mythen des bürgerlichen Rechtstaat, aber nicht nur über pure Behauptungen.
Mir drängen sich weitere Fragen auf. Wie sieht es mit der Selbstorganisation im Knast aus? In den 1980ern gab es mal sehr viele Knastblätter. Wie verbreitet sind Hierarchien innerhalb der Gefängnisse? Ich hab seit Jahren immer wieder mit Entlassenen zu tun und weiß daher ein bisschen drüber. Auch in Deutschland gibt es Knast-Vergewaltigungen. Sowas kann auch nicht mit nem sexuellen Notstand gerechtfertigt werden, Vergewaltigungen sind vor allem eines: die Ausübung von Macht. Das ist dann ja wieder ein Thema mit dem wir Anarchos uns ständig beschäftigen.
Wenn ihr schreibt „Wir sind gegen den Knast, weil selbst das grausamste Verbrechen irgendetwas über uns selbst erzählt, über unsere Ängste, unsere Schwächen.“ Erinnert mich das an die Sozpäds die einem vor Gericht erklären das das Anzünden von Asylheimen aus der schrecklichen Kindheit des Angeklagten herrührt. Aber Menschen, die unter ähnlichen Bedingen aufgewachsen sind, haben sich anders entschieden. Es gibt eine individuelle Wahlfreiheit, die aber eben immer im unterschiedlichen Maß eingeschränkt ist. Alles nur aus den Verhältnissen erklären zu wollen führt übrigens in eine seltsame Richtung, besonders bei historischen Rückbetrachtungen. 

Meine Meinung: Gefängnisstrafen sind vor allem Rachestrafen und deswegen abzulehnen. Aber auch eine libertäre Gesellschaft (vermutlich eher Gesellschaften) muss Regeln des Umgangs miteinander haben, wie Verstösse gegen die Regeln behandelt werden, darüber sollten wir uns mal Gedanken machen.