Wiederholt soll in Leipzig ein Neonazi-Konzert stattfinden: Für Sonnabend, 17. Dezember, wird auf einschlägigen Websites geworben mit einen Auftritt der rechten Band “Kategorie C”, auch bekannt als “Hungrige Wölfe”. Die antifaschistische Kampagne “Fence Off” zusammen mit dem “Ladenschluss-Aktionsbündnis gegen Nazis“ plant mit einer Demonstration gegen das Konzert der rechten Band vorzugehen.
Ein Veranstaltungsort für das Konzert in Leipzig wird nicht genannt – “Kategorie C”-Konzerte werden, wie in der Szene üblich, konspirativ vorbereitet und durchgeführt. In Leipzig gelang dies in der jüngsten Vergangenheit mehrfach: Die Band spielte am 10. Juli 2010 beim Motorraldclub “Underdogs” im Gewerbepark Großzschocher sowie am 13. März 2009 und zuletzt am 21. Mai 2011 im “Club Lagerhof” nahe des Leipziger Hauptbahnhofs. Wahrscheinlich wird das kommende Konzert ebenfalls im Club Lagerhof stattfinden.
Vergangene “Kategorie C”-Konzerte in Leipzig (1) waren immer wieder Ausflugsziele der hiesigen Neonazi-Szene. Unter die jeweils mehreren hundert Zuschauer mischten sich jedes Mal auch Mitglieder von NPD, der “Freien Kräfte” und Kader des “Freien Netzes” (FN). Mehrere Mitglieder des FN werden derzeit verdächtigt, zum Helfer-Umfeld des “Nationalsozialistischen Untergrundes” (NSU) gehört zu haben. Der Leipziger FN-Anführer und Chef der sächsischen NPD-Jugendorganisation “Junge Nationaldemokraten” (JN), Tommy Naumann, wurde beispielsweise beim Leipzig-Konzert am 13. März 2009 gesehen. Bei solchen Konzerten wiederholt anwesend waren auch Mitglieder der rechten Lok-Hooligan-Gruppierung “Blue Caps LE” (2).
Auch direkte NPD-Kontakte sind belegt: So fungierte der Leipziger Nils Larisch, Mitarbeiter der NPD-Landtagsfraktion (“Leibwächter” Holger Apfels), als Veranstalter des “Kategorie C”-Konzerts am 16. April 2010 in Colditz. Zudem hatte die Band für ihre diesjährige Tour nach Russland den Leipziger Neonazi und Hooligan Riccardo Olaf Sturm als “Saalschutz” engagiert (3).
Trotz der eindeutigen Rolle von ‘Kategorie C’ hatte die Band nie Probleme, Locations in Leipzig zu finden. Veranstalter, etwa der Club Lagerhof, sind über die Hintergründe informiert und ließen die Band trotzdem mehrfach auftreten. Auch die Behörden sind in der Messestadt bisher nicht eingeschritten, die Leipziger Polizei und das sächsische Landesamt für Verfassungsschutz haben die Band in der Vergangenheit sogar ausdrücklich als “nicht rechtsradikal” eingeschätzt.
Tatsächlich handelt es sich beim “Kategorie C”-Sänger Hannes Ostendorf um einen bekannten Neonazi. Bereits 1991 war er an einem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Bremen beteiligt. Zuletzt musste er sich im Sommer 2011 neben sechs weiteren rechten Hooligans der Gruppe “Standarte Bremen” vor dem Bremer Amtsgericht verantworten: Ostendorf hat dort gestanden, vor vier Jahren eine Feier nicht-rechter Fußballfans und Ultras überfallen zu haben (4). Zu “Standarte Bremen” pflegen auch die rechten “Blue Caps” sowie die “Leipziger Jungz” Kontakte, beides Hooligan-Gruppierungen im Umfeld des 1. FC Lok Leipzig.
Bekannt ist auch Ostendorfs Bruder Henrik, und zwar als Geschäftsführer des NPD-eigenen “Deutsche Stimme”-Verlags in Riesa. Wenig verwunderlich also, dass ein “Kategorie C”-Lied auf der bekannten “Schulhof CD” der NPD enthalten war. Die Begeisterung für den Neonazismus wird auch im Internet-Shop der Band deutlich: Neben Ansteckern mit der Aufschrift “Nahkampf” gibt es dort auch T-Shirts mit dem Waffen-SS-Parole “Ruhm und Ehre”.
Während KC in anderen Städten Probleme mit ihren Konzerten hat, wie der Verbot in Bremen zeigt (5), können sie sich in Sachsen sicher seien von staatlicher Seite keine Probleme zu bekommen. Im kommenden Jahr will KC unter dem Namen “H.E.R.M.” auftreten (6). Vermutlich um so die zunehmenden Behinderungen, in Sachsen brauchen sie sich da jedenfalls keine Sorgen machen, durch Polizeieinsätze und Konzert-Verbote zu umgehen. Die “Balladenabende“ der “Kneipentour 2012″ sollen „ohne großen Wirbel und ohne große Werbung angekündigt” werden. Der neue Bandname H.E.R.M. steht offenbar für die Initialen der vier Bandmitglieder Hannes, Ernie, Rainer und Macke.
Die antifaschistische Kampagne “Fence Off” zusammen mit dem “Ladenschluss-Aktionsbündnis gegen Nazis“(7) wollen jedenfalls nicht weiter hinnehmen, dass KC sich in Leipzig pudelwohl fühlt und rufen daher für Samstag zu einer Demonstration (8) unter dem Motto “Alles muss man selber machen – Nazikonzert absagen!” auf und wollen – selbstverständlich – zum Konzertort gehen.
(1) Berichte zu den damaligen Konzerten:
2011: http://www.chronikle.org/ereignis/nazi-hool-band-kategorie-c-spielte-leipzig
2010: http://www.chronikle.org/ereignis/konzert-nazi-band-kategorie-c-leipzig
2009: http://www.l-iz.de/Interaktiv/Leserbriefe/2009/03/Leserbrief-zum-Thema-Auftritt--200903141634.html
http://www.chronikle.org/ereignis/konzert-band-kategorie-c-leipzig
Stadtverwaltung untersagt Konzert
http://nachrichten.lvz-online.de/leipzig/citynews/stadt-leipzig-will-kon...