Kirche in Vohwinkel verwüstet - Gemeinde ist fassungslos

Lettow
Erstveröffentlicht: 
13.10.2011

Vohwinkel. Bislang unbekannte Täter haben am Mittwochnachmittag den Innenraum der katholischen Pfarrkirche St. Mariä Empfängnis in Vohwinkel verwüstet und wertvolles Inventar beschädigt: Am Michaelsaltar, der aus dem 18. Jahrhundert stammt, wurde das Schwert der Heiligenfigur abgerissen und in das Christuskreuz gedrückt. Einem siebenarmigen Leuchter wurde ein Arm abgerissen.

 

Brief an Kardinal Meisner – unfassbare Zerstörungswut

Die Polizei hat am Tatort bis in den Abend hinein umfangreich Spuren gesichert, setzt auf Zeugenhinweise und schloss – ebenso wie die Gemeinde – einen politischen Hintergrund auf WZ-Nachfrage aus: Die Kirche steht an der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Straße, für deren Umbenennung in die Edith-Stein-Straße sich auch die Kirchengemeinde eingesetzt hat. „Die beigefügten Bilder, die die Kirchenvorstandsmitglieder gemacht haben, dokumentieren das Ausmaß von Wut und Hass, die sich hier offenkundig Bahn gebrochen haben.“ So formuliert es Pastor Christoph Bersch in einem Schreiben an das Erzbistum Köln, das er am Donnerstagmorgen Kardinal Meisner übermittelt hat.

Kunstexperte des Erzbistums nimmt Schäden in Augenschein

 

„Ob am Hochaltar wie am Zelebrations- und am Michaels-Seitenaltar, bei der Statue der Gottesmutter, am Schriftenstand, bei den Kerzen und Gebetbüchern sowie beim Erntedankschmuck: Überall ist gewütet worden“, heißt es weiter. Abgesehen vom unmittelbaren materiellen Schaden – er wird auf 500 Euro beziffert – bleibe Betroffenheit über „die Schändung eines Gotteshauses in unserem Erzbistum und mitten im Herzen von Vohwinkel.“

Wie Bersch im Gespräch mit der WZ erklärt, werde man die inzwischen wieder hergerichtete Kirche auch in Zukunft tagsüber geöffnet halten, um den Menschen die Möglichkeit zur inneren Einkehr zu bieten. Man prüfe allerdings Möglichkeiten einer Videoüberwachung – zumindest im Eingangsbereich.

Die offene Kirche habe sich zehn Jahre lang ohne größere Zwischenfälle bewährt. Jetzt werde ein Experte des Kunstkommission des Erzbistums die beschädigte Michaelsfigur in Augenschein nehmen, damit sie repariert werden kann. Was das kosten wird, ist derzeit noch offen.

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Schon einige Zeit brodelt es im westlichsten Stadtteil Wuppertals. Nazis treiben dort ihr Unwesen und terrorisieren die Bewohner.

 

Während des Vohwinkeler Flohmarktes kam es zu Zusammenstößen zwischen Nazis und Antifaschisten. Dort wurden Antifaschisten auf Grund ihres Einsatzes gegen die braune Pest verletzt. Ein organisierter antifaschistischer Picobellotag fand seine Nachahmer auf der rechten Seite. Die fadenscheinige Versammlung mit dem Motto "Gegen Polizeigewalt" ließ keinen Zweifel daran, dass es sich um eine Gegenaktion handelte.

Freilich sind solche Vorgänge - dessen Kontext für folgendes beachtet werden muss - eine allzu häufige Erscheinung in dieser Zeit. Die Polizei nahm zwar 15 Verdächtige fest, doch das Problem ist noch lange nicht gelöst. Nun kam es erneut zu Störungen.

Eine Kirche in der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Straße machte sich für den Namen Edith-Stein-Straße stark. Edith Stein war Opfer des NS und wurde im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet! Sie war in eine jüdisch-orthodoxe Familie geboren und konvertierte später zum Katholizismus. Ausgangspunkt für die Umbenennung war die Bezirksvertretung in Vohwinkel. Sie erwirkte eine Straßenumbenennung, da Lettow-Vorbeck nach Aussage der BV an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen sein soll. Lettow Vorbeck war Kommandeur der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika. Beiläufig sei erwähnt, dass die SA später die Restbestände des Afrikakorps aufkaufte, so dass die Braunhemden, mitunter auch Lettowhemden ihre symbolische Bedeutung erhielten.

Auf dem Gelände der Kirche befand sich direkt neben dem Straßenschild eine Mahnung der Bezirksvertretung zu Lettow-Vorbeck. Nun wurde das Straßenschild ausgetauscht und die Kirche Opfer einer Verwüstung. Es liegt nahe, dass die Gemeinde für ihren Einsatz zur Edith-Stein-Straße nun Opfer rechter Gewalt wurde.


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