Rhino-Räumung: Ermittlungen laufen – Autonome aus Zürich vor Ort

Sympathiebekunden an dem Ort, an dem bisAnfang August die Wagenburg Kommando Rhino stand
Erstveröffentlicht: 
15.08.2011

Wer war verantwortlich für die Ausschreitungen kurz vor der Räumung der Wagenburg im Freiburger Stadtteil Vauban? Vieles deutet darauf hin, dass die Randalierer aus Zürich kamen – und Kontakte zu den Rhino-Aktivisten hatten.

 

Bei der Kripo arbeitet die Ermittlungsgruppe "Vauban" die Geschehnisse rund um die Räumung auf. Am Mittwoch, 3. August, hatte die Polizei 14 Personalien aufgenommen, Festnahmen gab es keine, so Ulrich Brecht, Sprecher der Polizei, die auf Personenbeschreibungen von Zeugen setzt. Sechs Leute wurden in der folgenden Nacht im Umfeld des autonomen Zentrums KTS festgenommen, nachdem laut Polizei Flaschen und Leuchtmunition auf einen Streifenwagen geflogen waren. Die Festgenommenen seien wieder frei. Die Beamten haben nach den Vorfällen stark in der Stadt kontrolliert. Zwei gesuchte Personen wurden laut Brecht festgenommen. Sie seien wegen politisch motivierter Straftaten statt zu Haft zu 600 und 800 Euro verurteilt gewesen, das hätten sie inzwischen beglichen.

 

Auch der Autofahrer, der nach Angaben der Polizei bei den Krawallen eine Gehirnerschütterung erlitt, habe ausgesagt. Demnach hatte er 15 Meter vor einer Straßenbarrikade gestoppt, Unbekannte kamen auf ihn zu, einer schlug eine Delle ins Auto. Der Mann sei ausgestiegen und von mehreren Männern verprügelt worden, "bis er bewusstlos zusammenbrach", so Brecht. Nach Informationen der Badischen Zeitung leisteten Sanitäter von Kommando Rhino bei dem Mann noch Erste Hilfe.

Drahtseil auf Oberarmhöhe

Ein Augenzeuge berichtete in jener Nacht von einer fünf Zentimeter langen Wunde. Er sei nicht mehr im Krankenhaus, so die Polizei. Das Offizialdelikt werde automatisch von den Behörden verfolgt, genauso wie im Fall einer Radfahrerin, die durch ein gespanntes Drahtseil zu Fall kam. Es habe fünf Millimeter im Durchmesser gehabt und sei über die Merzhauser Straße auf Höhe der Peter-Thumb-Straße gespannt gewesen, so die Polizei. Demzufolge verlief es ungefähr auf Oberarmhöhe, dort, wo das Seil befestigt gewesen war, hingen Bänder – wohl als Warnung. Dennoch war das Hindernis für die 53 Jahre alte Radlerin gegen 1.20 Uhr nicht zu erkennen. Sie zog sich bei dem Sturz eine Verletzung am Oberarm und eine Schürfwunde zu.

Die Frau erstatte Anzeige. Auf der Internetseite von Rhino findet sich zu diesem Vorfall folgende Stellungnahme aus dem Umfeld der Roten Flora: "Obwohl wir an dieser Form der Straßenabsperrung mit einem gespanntem Seil Kritik haben und davon abraten, sehen wir sie nicht als ’lebensbedrohlich’, sondern als Versuch eines verantwortungsvollen militanten Handelns, vor der schwierigen Situation eines polizeilichen Angriffs."

Im Internet berichten Autonome, dass sie bereits am Samstag, 30. Juli, zur Räumung aus Zürich angereist waren und "auf dem Susi-Gelände das Aktionscamp beherbergt war". Sie schreiben davon, wie am 1. August Rechtsextreme aufgetaucht seien. "Resultat: vier spitalreife Neo-Nazis. Dann war Pizza essen angesagt!" Tatsächlich erstatteten vier Menschen Anzeige, die dem rechten Spektrum zugeordnet werden. Zur Nacht, in der die Wagenburg geräumt wurde, heißt es in dem Bericht weiter: "Später brannte es schließlich nicht weit entfernt vom Rhino an allen Ecken und Enden." Dies bezieht sich darauf, dass am Kreisverkehr im Süden des Stadtteils sowohl an der Merzhauser Straße als auch an der Alten Straße Barrikaden errichtet und angezündet wurden. Eine weitere Barrikade wurde weiter nördlich auf Höhe der Wiesentalstraße über die komplette Breite der Merzhauser Straße aufgebaut und entzündet. Der erste Notruf ging bei der Feuerwehr um 1.29 Uhr ein. Gegen 3.45 Uhr wurde genau diese Barrikade von vermummten Autonomen ein zweites Mal befeuert, wie Augenzeugen bestätigen.

Die "Autonome Antifa Zürcher Aberland" untermauert laut Polizei, was diese seit längerem vermutet: Kontakte zwischen Randalierern und Bewohnern des Susi-Geländes. Das alternative Wohnprojekt Susi wiederum kritisierte die Polizei: Sie sei grundlos und gewaltsam auf das private Susi-Gelände eingedrungen, hätte Jugendliche und Schwangere in Gefahr gebracht. Susi kündigte an, Strafanzeige zu erstatten, und forderte, den gesamten Einsatz zu untersuchen. Gewalt gegen Menschen, "von wem auch immer", sei abzulehnen. Die Polizei, die auf dem Grundstück war, weist die Vorwürfe zurück. Einsätze zu prüfen sei in Ordnung, sagte Brecht. "Das trägt zur Rechtssicherheit bei, auf beiden Seiten."

 

 

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert