The revolution will not be discussed on n3tw0rk, twitter or other social networks!

n3tw0rk

Ein Plädoyer für mehr solidarisches Gesprächsklima innerhalb und außerhalb des Cyberspace
Was ist los in der virtuellen Wiener Szenelandschaft? Auf n3tw0rk (https://www.n3tw0rk.org/) – ein seit fast 10 Jahren bestehendes linksradikales Diskussionsforum aus Wien – so mutet es bei näherer Betrachtung an, herrscht gefühlsmäßig Krieg.


Folgender Text will nicht die Streitereien rund um den umstrittenen Auftritt der Antilopengang in Wien auf einem Soli-Konzert der Autonomen Antifa Wien (http://antifaw.blogsport.de/) genauer unter die Lupe nehmen oder gar KonzertbefürworterInnen unter die Arme greifen. Aus Gründen der Transparenz und vor allem aus Angst mit anderen n3tw0rk-kritischen Menschen oder Gruppen in einen Topf geschmissen zu werden, distanzieren wir SchreiberInnen uns sowohl von der Antilopengang als auch von der veranstaltenden Gruppe. Folgender Text wurde genauergenommen schon einige Zeit vor der mühsamen Diskussion zur Antilopenganz formuliert und in den letzten Tagen umgeschrieben und ergänzt.

Sinn und Zweck folgender Zeilen ist eine grundsätzliche und kritische Infragestellung des Medium n3tw0rk, dessen politisches Selbstverständnis, die Moderationskriterien im Kontext eines sich als wohl der linken Szene zugehörig fühlenden betreibenden Kollektivs sowie die Einbettung und Auswirkungen der virtuellen Diskurse auf „das echte Leben“.

n3tw0rk wird überbewertet!

Nur ein kleiner Teil der sich als emanzipatorisch verstehenden undogmatischen oder autonomen Linken in Wien bzw. den Bundesländern liest bzw. nutzt n3tw0rk. Beim täglichen Gebrauch dieses Mediums entsteht allerdings oft der Eindruck, dass nur wer „dabei“ ist, auch wirklich „drin“ ist in der Szene. Hinsichtlich Postinganzahl bei einzelnen Threads, SektiererInnentum, Themengewichtung bzw. -bewertung entsteht eine Art Schieflage als Spiegelbild der realen Welt. Wenn n3tw0rk eine Reproduktion der Szene an sich darstellen soll, dann wird Wirklichkeit verzerrt und zur Gänze verschoben dargestellt. Eine 1:1Umlegung des n3tw0rk-Publikums auf die reale Welt kann und muss daher nur scheitern.

Sichtbar werden auf n3tw0rk die, die posten, oft auch sehr viel bzw. sehr breit gestreut und z.B. einzelne Beiträge, die nicht ihrer Meinung entsprechen, in seitenlangen „Gegenstellungnahmen“ zu entkräften versuchen. Alle, die "nur" mitlesen oder garnicht registriert sind, sind unsichtbar, gehen unter und sind für alle anderen UserInnen nicht Teil der Debatten und damit (emotional) auch nicht Teil der Szene.
Vielen vergeht die Lust beim Lesen der einzelnen Beiträge, seine/ihre eigenen Gedanken in Worte zu fassen und mitzudiskutieren. Der Umgangston ist oft rau, unsolidarisch, sarkastisch, gehässig, verletzend und voller „InsiderInnen-Wissen“. Junge, unerfahrene UserInnen, die von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpern, werden abgemahnt und mit Sanktionen belegt, am Ende auch mal gesperrt. Meinungen, die mittels Ellbogentechnik kundgetan werden, dominieren die Threads, auch die ModeratorInnen mischen da kräftig mit und sind nicht zimperlich, wenn es ums Austeilen bzw. ums Verbreiten repressiver Stimmung mittels eigener Beiträge oder Privater Nachrichten geht.
Begründet wird das harte Durchgreifen mit Verweis auf die Board-Policy und einer allgemeinen Verantwortung, auf einer virtuellen Plattform Rassismus, Sexismus, Homophobie, Antisemitismus oder faschistischen Inhalten keinen Raum bieten zu wollen.

Diese Positionierung ist bemüht, engagiert und unterstützenswert. Klar ist auch, welches enorme Ausmaß an Arbeitsstunden in die Betreuung und Wartung des Forums täglich fließen und an dieser Stelle sei den BetreiberInnen gedankt für ihre Leistungen.

Dennoch kommen wir nicht umher kritische Fragen an die n3tw0rk-BetreiberInnen zu stellen, eben genau weil n3tw0rk eine sehr große Bedeutung innerhalb der Diskurse in der (vor allem) Wiener Szene zukommt. Deswegen haben zwar auch die UserInnen, aber allen voran die BetreiberInnen selbst ein hohes Maß an Verantwortung zu tragen und wahrzunehmen.
Die Entscheidung hierarchisch zu moderieren ist bei der Etablierung von n3tw0rk im Jahr 2002 getroffen worden. Eine Entscheidung, die das ModeratorInnen-Team wohl nicht zufällig gefällt hat, sondern für die es konkrete Gründe gab, die einfachen UserInnen nicht erkennbar sind, da weder „Grundsatzpapier“ noch „Gründungserklärung“ veröffentlicht wurden.
Diese Tatsache – also die Installierung klar erkennbarer Hierarchien im Forum (AdministratorInnen – ModeratorInnen – UserInnen) - soll hier nicht in Frage gestellt werden (auch wenn es grundsätzlich von den VerfasserInnen eher abgelehnt wird), dennoch können Diskussionen in und rund um n3tw0rk nicht ohne dieses Hintergrundwissen geführt werden.

Eine hierarchische Moderation hat klar erkennbare Vorteile für die ModeratorInnen: Entscheidungen müssen nicht diskutiert werden, Kommentare, die gegen die Policy verstoßen werden einfach gelöscht, mühsame Diskussionen über Sexismus, Homophobie, Antisemitismus oder andere verletzende bzw. beleidigende Beiträge werden schlicht nicht mit UserInnen besprochen. Die ModeratorInnen müssen sich nicht erklären, müssen sich nicht der Community gegenüber verantworten und tun auf „ihrem“ Diskussionsboard „was sie wollen“.

Diesen Zustand halten wir – in Anbetracht der Tatsache, was gerüchtemäßig über n3tw0rk momentan getratscht wird (Boykottaufrufe, Polarisierungen, Diffamierungen, angedrohte Outings usw) – für mittlerweile bedenklich, wenn nicht sogar gefährlich.

An dieser Stelle können wir uns nicht verkneifen, einige Fragen an die BetreiberInnen von n3tw0rk zu stellen:
• Welches politische Selbstverständnis habt ihr?
• Wie seht ihr euch selbst innerhalb der linksradikalen Szene?
• Wie seht ihr n3tw0rk in diesem Zusammenhang?
• Ist euch bewusst, dass eure Moderation Diskurse startet, beeinflusst, abtötet, lenkt?
• Wie geht ihr mit dieser Verantwortung um?
• Wie geht ihr mit Kritik an euch selber und an eurer Moderation um?
• Ist Kritik erlaubt, erwünscht oder eigentlich eher ein „no go“?
• Warum begegnet ihr Kritik dermaßen autoritär und repressiv?
• Wie müsste Kritik formuliert sein, dass ihr sie annehmen könnt?

Auf n3tw0rk findet sich ein Text mit dem Titel „Vom Klima, Stimmungsschwankungen und anderen Befindlichkeiten“. Dieser Text beinhaltet viele gute Ansätze und spannende Diskussionspunkte. In Anbetracht der Umstände bitten wir insbesondere die n3tw0rk-ModeratorInnen sich zu überlegen, ob dieser von ihnen verfasste Text auch für sie Gültigkeit haben kann.
Diesem Text haben wir nicht viel hinzuzufügen, er spricht mit seinem selbstreflexiven Ansatz für sich und alle, die sich im virtuellen Raum herumtreiben, sei empfohlen, ihn immer und immer wieder zu lesen.

Unser Text soll kein unsolidarisches Gedissen gegen n3tw0rk an sich sein. Wir wissen, wieviel Arbeit die Betreibung eines Diskussionsboards ist; dennoch müssen sich auch arbeitsintensive Projekte wie n3tw0rk Kritik an ihren Methoden und Arbeitsweisen gefallen lassen bzw. sich damit konfrontieren. Nur so können solidarische Auseinandersetzungen und Selbstreflexionen über reproduzierte Hierarchien stattfinden.

Auch Twitter, Facebook und Co stehen wir kritisch gegenüber. Für eine gute Tat am Tag reicht ein Reetweeten oder ein „I like“ auf Facebook, gesprochen wird mit „Friends“ in 140 Zeichen, Missverständnisse, Beleidigungen, Ausgrenzungen, Gemeinheiten, Mobbing all inclusive.

Verlasst euren Bildschirm, trefft euch mit Menschen, FreundInnen, Bekannten, redet auch mal mit denjenigen, von denen ihr wisst, dass sie nicht eure Meinungen teilen. Schraubt eure Aggressionen gegenüber anderen Menschen runter, geht boxen, übt euch im sachbeschädigen oder richtet eure Wut und euren Hass gegen diejenigen, die an den Schalthebeln der Macht sitzen und nicht gegen GenossInnen aus den eigenen Reihen.

If you have something to say: write it on the walls!

Einige kritische Cyberlinge

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links die auf neokonservative blogs (exsuperabilis) führen haben auf indy eigentlich nichts verloren. auf diesen peinlichen blogs werden einfach nur einzelne zitate aus dem zusammenhang gerissen und in antifeministischer manier versucht lächerlich zu machen.

 

kein fußbreit neokonservativen und antifeministischen standpunkten!