[B] BärGIDA-Blamage in Lichtenberg

Der Protest

Für den heutigen Montag hatte der Berliner PEGIDA-Ableger BärGIDA eine Kundgebung am S-Bhf. Lichtenberg angekündigt. Der Versuch endete in einer Blamage.

Es fing nicht gut an. Die etwa 20-30 Rassist_innen, die sich am Hauptbahnhof trafen entschieden sich, aufgrund des Sturzregens, ihre übliche Kundgebung dort abzusagen und sofort nach Lichtenberg weiterzufahren. Dort erwarteten sie die Lichtenberger AfDler Heribert Eisenhardt, Karsten Woldeit und Marianne Kleinert - und etwa 70 Antifaschist_innen und Anwohner_innen mit einer Gegenkundgebung.

 

Während die antifaschistische Kundgebung klarmachte, dass Rassist_innen und Neonazis in Lichtenberg nichts zu melden haben, sammelten sich die etwa 30 BärGIDAS unter dem Vordacht des Bahnhofs und bauten ihre Anlage auf. Der NPD-Funktionär Stephan Böhlke stellte sich währenddessen zu den AfDlern für ein Gespräch. Alte Bekanntschaften wurden gepflegt. Woldeit und Kleinert entfernten sich dann, um wenig später von der anderen Straßenseite zu pöbeln. Eisenhardt nahm bis zum Schluss an der BärGIDA-Veranstaltung teil.

Gleich zu Beginn sagte der Versammlungsleiter Jürgen "Mario" Herbst an, dass es heute keine Demonstration, sondern nur eine Kundgebung geben werde. Und so blieben die zwei dutzend Rassist_innen unter dem Bahnhofsvordach stehen. Neben schlechter Musik hielten die üblichen BärGIDA-Redner Elke, Mario, Sam, Graziano ihre Hetzreden.


Elke meinte unter anderem "Die Muslime, diese Ratten. Schmeißt endlich die Muslime aus diesem Land und zwar alle." und an die Regierung gerichtet "Diese Sesselfurzer gehören alle angeklagt und ins Arbeitslager." In Bezug auf den eigenen Aktionismus "Friedlich ist hier nichts mehr zu lösen - Widerstand!"

 
Der Redner Sam las ein "PI-News" entnommenes "Selbstbezichtigungsschreiben" vor, dass sich um Sympatien für die "Identitäre Bewegung" drehte. Gerichtet an die Gegenkundgebung redete er sich richtig in Rage. Diese wären "Weicheier", weil sie nur gegen BärGIDA demonstrierten, aber nicht gegen richtige Nazis wie NPD, III. Weg oder Kameradschaften. Ein Blick auf die lokale Antifa-Seite hätte ihn eines Besseren belehrt.


Mario sprach über die Bedrohung durch Islamisten. Diese seien weltweit mehrere Millionen, im Gegensatz zu den Nazis damals. "Es gab damals keine Millionen Nazis. Das war eine Handvoll, die das Volk manipuliert haben."

 
Am aufgehetzesten war die Rede Grazianis, der sich als deutsch-italienischer Patriot vorstellte. Er meinte "Ich bin ein nationaler Sozialist, wenn es um die Zukunft meines Landes geht" und forderte die Anwesenden auf "Seid stolz auf eure Vorfahren, die für die Freiheit gekämpft haben, ob in Stalingrad oder im Afrikafeldzug." Mit Blick auf die Gegenproteste meinte er, das seien "die selben Gesichter wie bei der Judenverfolgung damals." Wenn das mit dem Islam in Deutschland so weiter gehe, werden bald "auch uns die Bomben um die Ohren fliegen, wie in London, Manchester oder am Breitscheidplatz." (Welche Bomben er in London und am Breitscheidplatz meinte, bleibt sein Geheimnis.)

Nach einer Stunde und dem Singen aller Strophen des Deutschlandlieds war die Kundgebung beendet, die außer ein paar verdutzten Passant_innen niemand mitbekommen hatte. Die Deutschland, schwarz-weiß-roten und anderen Fantasiefahnen wurden eingerollt. Und die Rassist_innen verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren.

Die Polizei konnte es auch heute nicht lassen, Gegenproteste zu kriminalisieren. Ein Jugendlicher, der Anti-Nazi-Parolen von der anderen Straßenseite gerufen hatte, wurde abgeführt. Ebenso ein Rentner, der direkt bei BärGIDA protestierte. Dabei wurde er so geschubst, dass er hinfiel und seine Flasche zerschlug. Später machte BärGIDA-Rednerin Elke Fotos mit den Scherben, so als hätte es Flaschenwürfe gegen die Kundgebung gegeben. BärGIDA-Fakenews halt.

Die etwa 70 Gegendemonstrant_innen beendeten auch ihre Kundgebung und machten sich auf den Nachhauseweg. Trotz kurzer Mobilisierungszeit kamen fast dreimal so viele Menschen zu den Protesten, wie zu der Rassist_innen-Kundgebung. Lichtenberg bleibt sich treu. Danke allen, die heute da waren.

 

Mehr Infos auf:

https://ah.antifa.de

https://anrifa-berlin.info

facebook.com/Antifa-Infoportal-Lichtenberg-127923124027272

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ganz guter text und schön das es so viele menschen dahin geschafft haben.

 

eine sache allerdings:

"auch uns die Bomben um die Ohren fliegen, wie in London, Manchester oder am Breitscheidplatz." (Welche Bomben er in London und am Breitscheidplatz meinte, bleibt sein Geheimnis.)

ohne hier jetzt nazi-propaganda in die hände spielen zu wollen, oder gerade genau um das nicht zu tun, halte ich es für nötig das solche texte auch bisschen genauer recheriert werden, er meinte sicherlich nicht den anschlag kürzlich in london sondern den anschlag vor etlichen jahren bei dem mehrere bomben gezündet wurden.

nur so von wegen inhaltlicher glaubhaftigkeit und so ;)

Wenn er eine Rede über aktuelle Anschläge hält Breitscheidplatz (Dez 16) bis jetzt, gehe ich mal davon aus, dass er den aktuellen Londoner Anschlag meinte. Klar wurden auch in London (IRA) und Berlin (La Belle, 86) schonmal Bomben gelegt, aber darauf hat er sich sicher nicht bezogen.