Während mangelnde Ortskenntnisse zum Abbruch des AfD-Stands in Hummelsbüttel führten, sorgten ca. 50 Antifaschist*innen am Vormittag auch in Barmbek-Süd dafür, dass nicht ungestört rechte Propaganda betrieben werden konnte.
Diesen Samstag sind erneut zwei Stände der Alternative für Deutschland (AfD) im Hamburger Norden gescheitert. In Hummelsbüttel hat sich die AfD-Hamburg-Wandsbek durch ihre Platzwahl wieder selbst geschlagen. Weit abgelegen und jenseits von Publikumsverkehr gab die AfD ihren Stand nach nur einer halben Stunde auf und zog davon. Auch der Stand in Barmbek-Süd wurde an einem wenig geeigneten Ort direkt vor dem Rewe in der Dehnhaide 57 angemeldet, den die meisten Menschen nur mit dem Auto besuchen. Die antifaschistische Mobi dagegen war um so erfolgreicher.
Um 10 Uhr begann vor dem Rewe eine einzelne Person den AfD-Stand unter der Beobachtung mehrerer Antifaschist*innen und der Polizei aufzubauen. Sieben weitere teilweise extra aus anderen Bezirken herangekarrte Mitglieder trafen kurz darauf ein. Unter den angereisten AfDler*innen befand sich auch der mit Neo-Nazis verbundene Bürgerschaftsabgeordnete Ludwig Flocken, dessen Unterstützung die AfDler*innen des Bezirksverbands Hamburg-Nord sichtlich erfreute. Trotzdem scheiterte die AfD erneut damit ihrer rassistischen Propaganda im Hamburger Norden Raum zu verschaffen. Von mehreren Transpis und durchgängig mindestens 30 anwesenden Antifaschist*innen umgeben, gelang es der AfD in zwei Stunden kaum ihr Propagandamaterial loszuwerden oder auch nur Passant*innen anzusprechen.
Von den wenigen Personen, die sich überhaupt zu Fuß in die Nähe des Standes begaben, zeigten sich die wenigsten interessiert, sich dem belagerten Stand der Rassist*innen überhaupt zu nähern, außer um gegen ihn zu protestieren. Insgesamt zogen den Stand die zwei Stunden über vor allem ca. 50 Antifaschist*innen an, unter ihnen auch Familien, die sich dem Protest spontan anschlossen. Versuche einiger AfDler*innen jenseits ihres Standes zu agieren, erweckten das Missfallen des Marktleiters und wurden von einigen Antifaschist*innen aktiv behindert. Die wenigen verteilten Flyer landeten häufig erneut in Müllsäcken. Deutlich mehr Interesse zeigten die Anwohner*innen an antirassistischen Infoflyern gegen die AfD.
Die vier Polizist*innen vor Ort zeigten nach anfänglich neutraler Zurückhaltung schnell, dass sie in erster Linie den Gegenprotest möglichst stark einschränken wollten. Neben der unter weniger glaubwürdigen Drohungen angebrachten Forderung nach einem Versammlungsleiter für den Protest versuchten sie immer wieder den Protest vom Stand zu entfernen. Zusätzlich ist der Marktleiter unter grotesken Bezugnahme auf die Meinungsfreiheit von der Polizei förmlich gedrängt worden, das Verteilen von Flyern auf dem Gelände des Rewe-Marktes zu erlauben, wozu dieser selbstverständlich nicht verpflichtet ist. Das immer wieder aggressive Auftreten einiger AfDler*innen wurde gekonnt ignoriert, dafür aber um so mehr darauf geachtet, dass die Transpis dem Stand keinen Millimeter zu nahe kommen. Im Laufe des Protestes gab es außerdem mehrere Anzeigen wegen vermeintlicher Beleidigung von AfDler*innen als "Nazis".
Kurz bevor der Stand wieder abgebaut wurde, kam es zu einer kurzen Auseinandersetzung zwischen mehreren Aktivist*innen und einigen sichtlich frustrierten Vertreter*innen der AfD. Das ganze gipfelte darin, dass sich ein jüngerer AfDler unter Aktivist*innen gemischt hatte und sie trotz eindeutiger Aufforderung sich zu entfernen weiter versuchte zu bedrängen. Daraufhin eskalierte die Situation fast, als ein anderes AfD-Mitglied plötzlich völlig unbeteiligte Aktivist*innen begann kräftig zu schubsen. Anstatt gegen diese Aggression vorzugehen, wurde das Schubsen von der Polizei heruntergespielt und versucht zu rechtfertigen. Weitere Provokationen und Aggressionen vor allem des jüngeren AfD-Mitglieds mussten von Antifaschist*innen unterbunden werden. Erst jetzt griff die Polizei wirklich ein, um zaghaft zu versuchen, die AfD zu beschützen. Nachdem die AfDler*innen jedoch schnell infolge des entschlossenen, solidarischen Auftretens vieler Antifaschist*innen zurückgewichen waren, beruhigte sich die Situation etwas. Danach unterhielt sich die Polizei fast noch eine halbe Stunde freundlich mit dem jüngeren AfDler.
Am Ende wurden einige AfDler*innen um Flocken auf dem Weg zur Station Dehnhaide von antifaschistischen Sprechchören begleitet. Daraufhin zogen sie sich zurück und machten sich zu Fuß auf den Weg in Richtung einer weiter entfernten U-Bahnstation. Somit endete der Tag für die AfD neben ihrer eigenen Unfähigkeit auch dank des antifaschistischen Protestes erfolglos.
Jedoch ist es auch wegen des anlaufenden Bundestagswahlkampfs und teilweise mehreren parallel stattfindenden Ständen erforderlich, dass sich noch mehr Antifaschist*innen der völkischen AfD in Hamburg annehmen. Es ist weiterhin nicht hinzunehmen, dass eine rechte Partei im öffentlichen Raum ihre Propaganda verbreitet. Unwidersprochene AfD-Stände würden weiter zu einer Enttabuisierung von Rassismus, Sexismus und Antisemitismus führen.
Die Termine der bekannten Stände rechtsradikaler Parteien werden regelmäßig auf linksunten.indymedia.org veröffentlicht und auch auf Facebook und Twitter unter #noafdhh finden sich oft aktuelle Infos. Einen Flyer mit weiteren im Mai bekannten AfD-Ständen findet ihr unter https://linksunten.indymedia.org/de/node/211988
Organisiert euch, seid kreativ und schließt euch den Protesten an, oder werdet auf andere Weise gegen die AfD aktiv!
Egal wann, egal wo, egal von wem - kein Raum für Rassismus, Sexismus und Antisemitismus!
Rechte Parteien stören, wo immer sie erscheinen!
Verbleibende bekannte AfD-Stände im Bezirk Wandsbek und Nord