Horst Mahler angeblich in Ungarn, will bei Orban Asyl beantragen

Mahler halt's Maul!

Der notorische Antisemit Horst Mahler hat in einer "Unterrichtung der Öffentlichkeit" bekannt gegeben, dass er sich in Ungarn aufhält und dort am Freitag "den Führer der Ungarischen Nation, Viktor Orbàn, ersucht" habe, "mir als politisch Verfolgtem Asyl in Ungarn zu gewähren". Diese neunseitige Mitteilung mit der Ortsangabe "Im Exil" und Mahlers eingescannter Unterschrift wurde offenbar am Freitag erstellt und wird seitdem auf einigen neonazistischen Webseiten veröffentlicht.

 

Mahler verbüßte seit dem Februar 2009 eine Haftstrafe aufgrund zweier Verurteilungen wegen Volksverhetzung, die er in der Justizvollzugsanstalt Brandenburg a. d. Havel absaß. In der Haft schrieb er ein mehr als 200 Seiten umfassendes Werk mit dem Titel "Das Ende der Wanderschaft", in dem er nach eigenen Angaben das jüdische Volk als "realweltlichen Satan" und "satanische Weltmacht" bezeichnet.


Aufgrund seines Gesundheitszustandes wurde ihm im Sommer 2015 Haftunterbrechung gewährt. Im Dezember wurde er aus dem Krankenhaus entlassen und lebte seither bei seiner Familie in Kleinmachnow (Brandenburg). Anfang April 2017 wurde Mahler aufgefordert, sich zur Verbüßung der Reststrafe von 3 1/2 Jahren bis spätestens zum 19. April in der Justizvollzugsanstalt Cottbus einzufinden. Dieser Aufforderung kam er nicht nach. Seitdem wird Mahler mit Haftbefehl gesucht. In den folgenden Wochen wurde mehrfach berichtet, dass Mahler sich ins Ausland abgesetzt habe; Vertraute von Mahler bestätigten das gegenüber der Presse. Er hatte am 19. April ein Video online gestellt, in dem er seine Flucht angekündigt hatte; er werde in einem "aufnahmebereiten, souveränen Staat" um Asyl bitten.


Dieser Staat soll nun offenbar das EU-Mitgliedsland Ungarn sein. Unter Berufung auf die Genfer Flüchtlingskonvention will Mahler dort Aufnahme finden. Es scheint aber durchaus vorstellbar, dass diese Angabe eine Verschleierung bzw. Ablenkung von einem anderen Aufenthaltsort ist. So hatte beispielsweise sein Gesinnungsgenosse, der Holocaustleugner Gerhard Ittner, während seiner Flucht vor der deutschen Justiz streuen lassen, er halte sich im Iran auf; andere Gerüchte vermuteten ihn in Südafrika. Schließlich wurde Ittner in Portugal festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert.


Sollte Mahler sich tatsächlich in Ungarn aufhalten, dürfte er es darauf angelegt haben, durch ein Auslieferungsverfahren öffentliche Aufmerksamkeit zu erzeugen, um seine rabiaten antisemitischen Ansichten als weltanschauliche, philosophische oder gar religiöse Überzeugung zu verteidigen, die durch Meinungs- und Religionsfreiheit geschützt seien.


Keine direkten Links zu Naziseiten, das Mahler-PDF ist aber hiermit leicht zu finden.

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Wenn da was dran sein sollte, dann wär das echt Realsatire. Oder eine Neuauflage der "Rattenlinie" die diesmal nach Ungarn führt?

Inzwischen ist es durch die gesamte Presse gelaufen, inklusive dpa. Mahler ist heute in Ungarn verhaftet worden; dabei waren Zielfahnder des BKA im Einsatz; siehe Tagesspiegel.

Guter Hintergrundbericht bei Spiegel online.