In Folge der „Silvester Nacht in Köln und Hamburg“ scheinen die „Türsteher*innen“ und Clubbesitzer*innen zweifelhaft „sensibilisiert“ zu sein. Sensibilisiert für Gefahren, die von Menschen mit dunkler Hautfarbe ausgehen. Im Folgenden werden wir über Erlebnisse aus Hamburg berichten, die den gesellschaftlichen Rassismus und die Ressentiments gegen Geflüchtete deutlich machen. Wir schreiben über Erfahrungen von Hamburger Berg, welche wir in der Nacht zum 7. Mai 2017 machen mussten und die leider nicht die ersten Begegnungen dieser Art in Hamburg waren.
Im Anschluss an kurzweilige Stunden auf dem alternativen Hafengeburtstag auf St. Pauli steuerten wir den Hamburger Berg an. Diese, von der Reeperbahn abgehende Straße bietet mit ihren vielen kleinen Bars und Clubs den Hamburgern sowie den Touristen Gelegenheit zum sitzen, tanzen, trinken und feiern. Solange sie die richtige Hautfarbe haben.
Schon in der ersten Bar, dem „Ex-Sparr“, zeigte sich der in diesem Bericht darzustellende Rassismus, den wir seit geraumer Zeit unter Hamburgs „Türstehern“ beobachten. Während vier Leute unserer Gruppe die Lokalität problemlos betreten konnten, wurde einer von uns mit einer groben Ansprache aufgehalten, welche wir hier wiedergeben möchten, ohne dabei den abwertenden und aggressiven Tonfall vermitteln zu können:
„Was willst du hier? Hast du einen Ausweis? Den will ich sehen!“
Dieser Türsteher, anscheinend ein Verfechter der Physiognomik, hatte keinen Grund für diese Reaktion. Die betreffende Person ist 27 Jahre alt, war nicht alkoholisiert und zeigt auch sonst keine Auffälligkeiten in Optik oder Verhalten, die ihn als Gefahr auszeichnen könnten. Jedoch, er ist Afrikaner.
Nur durch massives zureden unserer Gruppe kam die betreffende Person in den Club. Die Fragen, welchen wir zuvor ausgesetzt waren, waren die gleiche, die wir schon unzählige Male beantworten mussten und die wir hier stellvertretend durch die von uns gegebenen Antworten dokumentieren möchten:
1) Ja, wir kennen uns nicht erst seit eben.
2) Ja, wir sind Freunde. Wir gehören zusammen!
3) Nein, er verkauft keine Drogen!
4) Ein Taschendieb ist er auch nicht.
Anschließend gingen mit unserer Kneipentour auch die Anfeindungen weiter. Das Sicherheitspersonal der „Barbarabar“ verwehrte uns den Eintritt mit Berufung auf das Hausrecht, wobei auf Konkretisierungen verzichtet wurde: „Euer Kumpel kommt hier nicht rein, unser Hausrecht“. Vor dem „Roschinskys“ wurde man dahingegen schon deutlicher: „Taschendiebe haben wir schon genug“.
Hierbei soll deutlich werden, dass wir nicht die Tatsache anprangern, dass das Sicherheitspersonal seiner Aufgabe gerecht werden muss, was verständlicherweise mit Personenkontrollen einhergeht. Unsere Kritik gilt der eindeutig ethnischen Selektionsweise sowie der Art und Weise des Umgangs, welchen wir an dieser Stelle als respektlos, grob und diskriminierend beschreiben müssen.
Dieses Erlebnis bestätigt unsere Beobachtungen, dass Menschen afrikanischer Abstammung und/oder Herkunft im Hamburger (Nacht)-Leben stigmatisiert werden. Als Diebe, potenzielle Vergewaltiger oder Drogendealer. Dies wirft Fragen auf:
Fragen an die Clubinhaber*innen: Ist das eure Politik? Eure Meinung? „Keine Schwarzen in unseren Clubs“?
Fragen an die Türsteher: Ist das eure Meinung oder führt ihr den Willen der Clubbesitzer aus?
Fragen an uns: Können wir einen solchen Rassismus dulden? Können wir feiern gehen, wenn wir dadurch die gesellschaftliche Selektion unterstützen?
Für uns lieferte dieser Abend eine Erkenntnis: Unser Geld in diesen Läden lassen? Nicht unter diesen Umständen!
Wir fordern die Menschen vor und hinter den Türen des Hamburger Bergs auf, sich öffentlich zu den Vorwürfen zu äußern! Des Weiteren rufen wir alle Hamburger sowie die Touristen auf, diese Läden zu meiden, bis die geforderten Stellungnahmen vorliegen. Wir können und dürfen nicht zulassen, dass sich dieser rassistische Geist ausbreitet! Wir dürfen nicht zulassen, dass DIE uns sagen, mit wem wir feiern dürfen. Dass DIE entscheiden, wer dazu gehört und wer nicht! Dass DIE den sich in ganz Europa ausbreitenden Rechtspopulismus in unser Leben tragen und Menschen ausgeschlossen und vorverurteilt werden, nach Maßstäben, die sich nicht mit geltendem Recht und schon gar nicht mit humanistischen Werten vereinbaren lassen.
Dieser offene Brief geht an die betreffenden Clubs und wird auf verschiedenen Plattformen bereitgestellt.
Vollkommen richtig
Der strukturelle und non-strukturelle Rassismus, welcher immer mehr um sich greift, ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das thematisiert gehört.
Jedoch sollte mensch schauen, wo der Rassimsu beginnt.
Auch in "linken" Clubs wie das Conne Island in Leipzig ist er, bekanntermaßen, schon längst angekommen.
Wenn Flüchtende sich unter Angabe ihres Namen per Email anmelden müssen, den Enlass verwehrt bekommen und was auch schon geschehen ist von "alternativen" Clubbesuchern verprügeln und der Polizei übergeben lassen müssen-wo sind da die die Gruppen, die dem Einhalt gebieten?
Hier zum Beispiel
In Freiburg hat sich die KTS klar gegen den Rassismus im White Rabbit positioniert:
https://www.kts-freiburg.org/?article2144
Antwort eines Clubs
Lieber anonymer Verfasser/ anonyme Verfasserin und alle Interessierten.
Ersteinmal möchten wir, das Teams des Roschinsky´s uns von jeglichem Rassismus, Ressentiments gegenüber Flüchtlingen und Ausgrenzung von Menschen distanzieren.
Unser Team besteht aus Menschen vieler Nationen. (zwei Afrikaner, ein Afroamerikaner, eine Russin, ein Syrer, eine Norwegerin, einm Amerikaner etc.)
Der Inhaber des Roschinsky´s arbeitet seit Jahren als Trainer von Kindern und Jugentlichen. In seinen Manschaften spielen Kinder und Jugendliche aller Nationen. Es findet sich ein hoher Anteil von afroamerikanischen und afrikanischen Kindern, sowie Kindern mit Migrationshintergrund.
Diverse Mitarbeiter arbeiten in der Flüchtlingshilfe mit.
Euer Brief ist sehr objektiv verfasst. und viele Aussagen darin finden unsere volle Zustimmung. Schön wäre es aber gewesen, wenn die Situation in Gänze geschildert worden wäre und nicht eine Aussage, welche tatsächlich ähnlich getätig wurde, seperiert und pubiziert worden wäre. Vorallen in Foren, in denen wir noch nicht einmal Stellung dazu nehmen können, da nicht angegeben wurde, wo überall dieser Brief publiziert wurde.
Wir haben nach eurem Brief beide Türsteher, welche in der betreffenden Nacht gearbeitet haben, unabhängig von einander befragt. Beide schilderten die Vorkommnisse wie folgt und sagten, das diese Situation in der Nacht die einzige ihrer Art war.
In der Nacht zum 07.Mai wollten zwei Frauen und ein Mann (vermutlich Afrikaner, aber unsere Türsteher können aufgrund von Hautpigmentierung nicht auf die Herkunft schließen) die Bar betreten. Beide Türsteher verwehrtem dem Mann relativ Zeitgleich den Einlass. Bei dem Mann handelt es sich um eine Person, die im Roschinsky´s bekannt ist und seit mehreren Wochen Hausverbot hat. Die Aussage, dass er nur mit den Worten " Taschendiebe haben wir hier schon genug" abgespeist wurde, ist nicht zutreffend. Unsere Viedeoaufnahmen der Nacht, (Ja, der Eingangsbereich des Roschinsky`s und der Innenraum ist Videoüberwacht- was deutlich kenntlich und sichtbar gemacht ist) zeigen, dass es sich um eine längere Kommunikation handelte. Eine der Frauen versuchte sich für den Mann einzusetzen. Die Türsteher erklärten Ihr das es Gründe und Vorfälle für dieses Hausverbot gibt. Im Rahmen dieses Gespräches kam es zu den Aussagen, das wir, genau wie viele andere Bars und die Strasse selber ein extrem hohes Aufkommen an Taschendieben haben. Innerhalb dieses Gespräches viel auch die Aussage, dass wir schon genug Probleme mit Taschendieben haben. Sie verwehrten dem Betroffenen weiterhin den Einlass und wurden darufhin von der Frau als Nazis beschimpft. Dies finden wir sehr traurig. Denn wie ihr in eurem Brief schon selber festgestellt habt, machen die Jungs an der Tür nur ihren Job und es ist ein verflucht harter Job. Einen Türsteher als Nazi zu beschimpfen, der mit einer Afrikanerin ein Kind hat und in seinem Alltag ständig mit Rassismus und Ausgrenzung zu kämpfen hat ist hart. Unsere Türsteher haben nicht die Arbeitsanweisung Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe den Einlass zu verwehren. Dies ist auch deutlich auf unserer facebook Seite zu sehen. Unter dem Punkt Partypics findet ihr dieverse Bilder von Nächten im Roschinsky`s, Anhand dieser Bilder sollte deutlich werden, dass Menschen nicht Aufgrund ihrer Hautfarbe der Einlass verwehrt wird- unser Fotograph ist übringens Afroamerikaner. Der Kiez kämpft seit Monaten mit einer Zunahme von Taschendiebstählen. Nach einem Wochenende bringen wir eine komplett volle Tüte mit leeren Geldbörsen zur Polizei. Die Diebe kommen oft schon mit Geldbörsen, die sie auf der Strasse entwendet haben in den Laden, räumen das Geld raus und schmeißen die leeren Geldbörsen in die Ecken. Dann geht es im Laden weiter. Wir haben dies auch schon bei der Polizei angegeben- passiert ist nicht. Wir haben in Folge der Steigerung selber Initiative ergriffen und arbeiten inzwischen mit einem weiterem Türsteher im Laden. Dieser beobachtet die Gäste und zeigt Präsenz. Die Jungs/Mädels auf frischer Tat zu ertappen gelingt leider sellten. Allerdings gibt es mehrere Anzeichen im Verhalten (nicht an der Hautfarbe!!!), welche darauf hindeuten, dass es sich um Diebe handelt. Menschen die Grundsätzlich nur in der prime time kommen, die nur eine kurze Verweildauer haben, sich am Rand rumdrücken, nicht tanzen und während sie sich unterhalten die Umstehenden und Tanzenden beobachten und zwar nicht ansehen, sondern ihre Blicke suchend, prüfend über Oberkörper und Mitte, sowie Taschen und Jacken gleiten lassen, gehören dazu. Menschen die kurz im Getümmel verschwinden und dann zügig das Klo aufsuchen oder die Bar direkt verlassen ebenso. Ein weiteres Anzeichen ist das nicht achten von Nähe und Distanz. Ja... es ist bei uns nicht einfach die Wohlfühlzone zu achten, wenn es voll ist. Bei diesen Personen ist aber auffällig, dass sie die Zone grundsätzlich missachten. Verhält sich eine Person über einen längeren Zeitraum so und kommt es dann noch zu Beschwerden von anderen Gästen, welche sich Bedrängt fühlen und wird dieses Verhalten, trotz Ansprache durch den Türsteher nicht geändert, so sprechen wir ein Hausverbot aus. Das nicht Achten und Bedrängen anderer führt schon allein zu einem Hausverbot. Denn auch in engen Räumen kann man sich so verhalten, dass andere sich nicht bedrängt fühlen. Grundlage hierfür ist natürlich, dass die Bedrängung nicht im gegenseitigen Einverständniss erfolgt.
Wir möchten das sich unserer Gäste, egal welcher Herkunft, wohl fühlen und vor Übergriffen jeglicher Art sicher sind. Auch wir wünschen uns eine Welt in der solche Maßnahmen nicht nötig sind und in Rassismus, Gewalt und Diebstahl keinen Platz finden.
Es ist uns ein Anliegen, uns zu diesem Brief zu äußern. Wir werden hier aber nicht in eine Diskussion einsteigen. Das Roschinsky´s ist kein politischer Ort. Wir sehen uns als Gasgeber aller Menschen, die Menschen achten. Es ist ein Ort zum feiern, zum sich kenen lernen, zum Spaß haben. Denn auch solche Orte muss und sollte es geben. Falls ein weiterer Bedarf besteht, sind wir, ausschließlich mit den Betroffenden, gerne zu einem Gespräch bereit.
Ihr könnt nach dieser Stellungsnahme natürlich selber entscheiden, ob wir zu denen gehören auf die eure Aussage zutrifft:
..."Wir dürfen nicht zulassen das DIE uns sagen, mit wem wir feiern dürfen. Das DIE entscheiden, wer dazu gehört und wer nicht! Dass DIE den sich in ganz Europa ausbreitenen Rechtspopulismus in unser Leben tragen und Menschen ausgeschlossen und verurteilt werden, nach Maßstäben, die sich nicht mit geltendem Rechtmund schon gar nicht mit humanistischen Werten vereinbaren lassen"....
Das Rosch Team