„Antifa ist halt Scheiße“

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Am 26.01.2017 hat Hans-Thomas Tillschneider (AfD, MdL) in der Stadthalle Burg einen Vortrag über den Islam gehalten. Er gilt als Sprecher bzw. Vorsitzender der Patriotischen Plattform (PP) auf dem rechten Flügel der AfD. Tillschneider bewegt sich seit seinem parteipolitischen Engagement in neurechten Kontexten, ist Stammgast in Götz Kubitscheks IfS und schlug bei einer Pegida-Rede Lutz Bachmann für das Bundesverdienstkreuz vor. Am 21.02.2017 soll in der Stadthalle Burg ein sogenanntes Bürgerforum der AfD stattfinden. Dabei möchten Abgeordnete der AfD aus dem Landtag von Sachsen-Anhalt ihre parlamentarische Arbeit erläutern. Für den 07.03.2017 wird der in der Uni Magdeburg verhinderte Vortrag [1] des Neurobiologen in Rente, Prof. Dr. Gerald Wolf, unter dem Titel "Biologie gegen Ideologie" ebenfalls in der Stadthalle Burg beworben. 


An der schamlosen Vermietungspraxis der Stadthalle Burg an die AfD gibt es nun Kritik: Pächterin der Stadthalle ist die PSE Service GmbH mit der Geschäftsführerin, Janin Niele. Niele ist so etwas wie ein Shooting-Star in der Eventszene. Schon mit 14 machte sie in der kleinen Pause 4000-Euro-Deals klar [2]. Fast wäre sie sogar mal Magdeburgerin des Jahres geworden. Da hatte sie zum 4. Mal „Rock im Stadtpark“ organisiert. Wer hoch fliegt, fällt tief. Mit 20 ist sie dann schon pleite. [3] Nach dem Scheitern des Festivals „Rock im Stadtpark“ pachtete Janin als Chefin der PSE Service GmbH die Stadthalle Burg. 2016 gab es auch dort die ersten Probleme. Es stand auf der Kippe, ob der Pachtvertrag anstandslos seitens der Stadt Burg verlängert werden soll. Sogar eine Ausschreibung war Thema. Der Stadtrat in Burg hatte nach intensiven Diskussionen in den Ausschüssen für eine Ausschreibung der Bewirtschaftung gestimmt, um den Markt zu sondieren. Aber gleichzeitig der PSE die Möglichkeit eröffnet, sich erneut als Bewerber in Stellung zu bringen und während des Verfahrens die Halle weiter zu betreiben. Janin stand unter Schock. Der geschockten Janin half dann Stadträtin Kerstin Auerbach (Die Linke) und sammelte Unterschriften für die Vertragsverlängerung mit Niele. [4] Im Juli 2016 stand fest: Niele darf bleiben. Zumindest bis zum 31.01.2017. [5]  Zur Sicherung der Pfründe trat Janin dann sogar Ende 2016 in die SPD ein. Mehr Erniedrigung geht nicht.

Aber aus jeder weiteren Pleite lernt Janin, denn nach jeder Veranstaltung setzt sie sich – angeblich - hin und analysiert genau, wie was gelaufen ist. Wir erwarten von ihr darum nicht mehr, als dass sie auch jetzt – nach dem Vortrag von Tillschneider samt Nazizuhörerschaft - und vielleicht ausnahmsweise VOR weiteren Veranstaltungen mit der AfD zu tun.

Dem Engagement der Sozialdemokratie von SPD bis Linkspartei für Janins Einkommen, dankt sie, in dem sie sich hilflos den Anmietungsversuchen der AfD stellt. Janin muss das machen, sagt sie. Sie kann da nichts für, der Nutzungsvertrag bindet sie. Darauf ruht sie sich aus. Und auf der Behauptung, dass auch die NPD sich bereits in einen Vertrag eingeklagt hätte. Nur hatte da jemand wenigstens den Anstand, zuvor einen solchen Vertrag zu verweigern. Janin hingegen hat keinen Mut, sie braucht Geld. Dafür darf dann auch die AfD in Janins Räumlichkeiten jeden Rotz verbreiten.

Als SPD-Mitglied und nach engagierter Unterstützung durch die Linken-Stadträtin ist Janin auch vor deren Kritik sicher. Das Darstellen eines angeblichen Sachzwangs entbindet sie auch moralischer oder auch nur irgendwelcher Bedenken, einer Partei wie der AfD eine Bühne zu bieten. Diese Form der Ignoranz wird typisch als „Demokratieverständnis“ verklärt, wonach alle alles haben dürfen und niemand das Recht hat, etwas dagegen zu haben oder gar zu protestieren.

Janin geht aber noch einen Schritt weiter: Sie ist jetzt das Opfer der antifaschistischen Kritik. Angeblich wird Janin bedroht. Belege legt sie dafür nicht vor, die hat sie zur Polizei gebracht. Und wie es in solchen Fällen ist, springt ihr auch sofort ein Mann zur Seite, der dann die fehlenden „Eier“ bei den Kritischen vermisst und erklärt, er hätte „Dank Unterstützung“ auch „sicher die passende Antwort“. Um diese Antwort zu erfahren, muss ihm nur ein Gesicht gezeigt werden.  Als Betreibergesellschaft der Stadthalle wollen er und Janin „neutral sein“. Inwieweit die AfD-Veranstaltungen dabei helfen können, erklärt er nicht. Zweifel am kulturellen Wert der Veranstaltungen scheint er nicht zu haben. Seine Begeisterung für den Beitrag der AfD für das „kulturelle Leben der Stadt“ habe für ihn jedenfalls „absolut NICHTS mit persönlicher Gesinnung zu tun“. Auf ihrer Facebook-Seite duldet sie dann auch allerlei Beschimpfungen gegen „die ANTIFA“ und wehrt sich nicht gegen Kommentare wie „Verdammte Antifa kanacken“ und „Mist fiehser sowas müsste man ausrotten“.

Aber auch einschlägig bekannte Naziaktionsseiten bei Facebook wie „Burg gegen Asylmissbrauch“ oder die von Ingo Zimmermann, dem Landeschef der Partei die Rechte, geführte Facebook-Seite „Rechts Forum Magdeburg“ springen Janin solidarisch zur Seite. Im Kampf gegen den „Terror der Antifa“ sind sich Bürgertum und Nazi schnell einig.

Wir fordern nichts weiter als das, was auch die SPD im Namen ihres Bundestagsabgeordneten Burkhard Lischka in der Auseinandersetzung mit der AfD fordert: „Es ist Zeit, die AfD zu entzaubern“. Nach Meinung des Landesvorsitzenden Lischka, mit dem Niele bei ihrem SPD-Eintritt posiert, ist die AfD eine Partei, die „ausschließlich davon lebt, Pessimismus und Ängste zu verstärken“. [6] Nur gehen wir noch ein Stück weiter und sind konsequent: Sag den nächsten Scheiß einfach ab.

[1] http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-01/uni-magdeburg-afd-vorlesu...
[2] http://www.haz.de/Nachrichten/ZiSH/Uebersicht/Die-Audiodidaktin
[3] https://www.gemeinde-moeser.de/media/modelfield_files/dokumente/dokument...
[4] http://www.volksstimme.de/lokal/burg/stadthalle-bewirbt-sich-niele-noch-...
[5] http://www.volksstimme.de/lokal/burg/stadthalle-burg-paechterin-janin-ni...
[6] http://www.huffingtonpost.de/burkhard-lischka/es-ist-zeit-die-afd-zu-ent...

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braucht es zum entzaubern („Es ist Zeit, die AfD zu entzaubern“) nicht auch ein Podium, wo Mensch die Argumente entkräften kann? Hier beißt sich die Katze ständig selbst in den Schwanz, wenn jede Veranstaltung gestört oder wegen Bedenken vorher abgesagt wird.

Der Islamvortrag in Burg fand ohne Zwischenfälle statt. Und ohne Entzauberung durch Janin, Lischka und Co:

 http://www.volksstimme.de/lokal/burg/afd-islamvortrag-ohne-zwischenfaelle

Wenn irgendjemand mit denen reden will, dann können die in ihren Büros besucht werden, im Landtag oder überall sonst. Man kann ihnen auch Briefe schreiben. Das Redebedürfnis irgendwelcher Labersäcke ist kein Argument, um solche Veranstaltungen stattfinden zu lassen. Dieses Redebedürfnis bedeutet am Ende nur eins, nämlich die moralisch begründete Verpflichtung, Faschisten Raum zu verschaffen. Gut, dass Menschen dagegen halten. Es müssen mehr werden.