14.01.2017: Neonaziaufmarsch in Köln

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Am 14. Januar marschierten etwa 90 Neonazis in Köln-Deutz auf. Sie kamen gerade einmal 500 Meter weit. Eine antifaschistische Blockade verhinderte ein Weiterkommen der angereisten Neonazis.

 

Am vergangenen Samstag veranstalteten Neonazis der Splittergruppe "Köln für deutschen Sozialismus", um die bekennenden Nationalsozialisten Jan Fartas und Paul Breuer eine Demonstration im Kölner Stadtteil Deutz. Die Veranstaltung wurde zuvor vorrangig in den sozialen Medien beworben. Die Demonstration richte sich nach Angaben der Neonazis primär gegen die „verbrecherische Politik [...] gegen die einheimische Noch-Mehrheitsbevölkerung des weißen europäischen Ursprungs“. An anderer Stelle schreibt die nationalsozialistische Gruppe: „Wir sehen uns auf der Straße, denn unsere Armlänge Abstand ist die deutsche Faust!“

 

Abseits dieser Ziele verfolgte der nun stattgefundene Aufmarsch allerdings andere, profanere Absichten. Neben der Mobilisierung und somit Einbindung potentieller Unterstützer*innen in die "Erlebniswelt Neonazismus" diente der Aufmarsch der direkten Werbung von Unterstützer*innen anläßlich der bevorstehenden nordrhein-westfälischen Landtagswahl am 14. Mai 2017. So war es kein Zufall, dass Neonazis aus den Strukturen der Partei "Die Rechte" in Köln zugegen waren, das Lautsprecherfahrzeug und einen Teil der Ordnermannschaft stellten um die Rahmenbedingungen für das gewaltbereite "Fußvolk" zu gewährleisten.

 

Der überwiegende Teil der am vergangenen Samstag mobilisierten Anhängerschaftreiste aus dem Bundesland Nordrhein-Westfalen an. Vor Ort befand sich allerdings auch eine Reisegruppe aus Niedersachsen. Diese gruppierten sich um Jens Wilke (Freundeskreis Thüringen und Niedersachsen) und den Adelslebener Neonazi Mario Messerschmidt. Besagte Reisegruppe verließ allerdings noch vor Beginn der eigentlichen Demonstration den Veranstaltungsort und zogen die Abreise der Demonstrationsbeteiligung vor. Zuvor stellten sie mit Messerschmidt noch den ersten Redner der Veranstaltung.

 

Mit ihrer vorzeitigen Abreise standen die niedersächsischen Neonazis nicht alleine. Auffällig war das etliche der zuvor angereisten Teilnehmer*innen nicht an der eigentlichen Demonstration teilnahmen. Die Gruppe belief sich nach ersten Schätzungen auf etw 30 Personen, welche keinen Elan verspürten sich dem Aufmarsch anzuschließen oder andere Prioritäten setzten. Hinzu kam das Einzelpersonen, aufgrund von vorangegangenen Alkohlkonsum die Teilnahme durch die eingesetzten Polizeikräfte untersagt wurde. Letztlich wurde in Köln abermals sichtbar, das die militante Neonaziszene, auch zu Beginn des Jahres 2017 mit zum Teil erheblichen Mobilisierungsproblemen zu kämpfen hat. Abseits jeglicher Gefährlichkeit und Bedrohung, die weiterhin von diesen Strukturen ausgeht, bleibt ebenfalls auffällig, dass ein großer Teil des mobilisierbaren Klientels ihre Prioritäten vor auf Elemente des Lifestyle oder Alkoholkonsum richtet und weniger auf ein "politisches Soldatentum", wie es innerhalb der Szene, landauf - landab propagiert wird.

 

Die eigentliche Demonstration entwickelte sich ebenfalls anders, als ursprünglich geplant. Bereits nach wenigen Metern musste der Demonstrationszug nach Aufforderung durch die Polizei erstmals stoppen. Ein Teilnehmer hatte den Arm zum Hitlergruß erhoben. Nach einem Gespräch mit der Polizei teilte die Veranstaltungsleitung der Neonazidemonstration daraufhin mit "das man so etwas nicht haben" wolle. Der Teilnehmer wurde kurzerhand von der Demonstration ausgeschlossen und musste alleine zurück zum Auftaktsort. Widerstand gegen das Anliegen der Polizei gab es keine. Sprechchöre, die sich über das Anliegen der Polizei beschwerten waren Fehlanzeige. Im Gegenteil. Die Veranstaltungsleitung bemühte sich den Forderungen der Sicherheitsbehörden umgehend nachzukommen.

 

Der Demonstrationszug setze sich dann erneut in Bewegung um abermals, nach wenigen Metern erneut zu stoppen. Ein vierzehnjähriger Demonstrationsteilnehmer hatte mit einer, von ihm getragenen Reichsfahne, nach einem Pressefotografen gestochen. Ein Vorgehen, was innerhalb der Neonaziszene im Grunde "zum guten Ton" gehört und auf Neonazisdemonstrationen im Normallfall dutzendfach registriert wird. Doch anders als im "Normalfall" griff auch hier die Polizei durch. Der Demonstrationsteilnehmer wurde kurzerhand isoliert, von den Beamt*innen (aufgrund seines Redeverhaltens) darauf hingewiesen das er sich in seinem Alter ersteinmal Respekt vor Älteren erwerben solle und sein Vorgehen mit der Fahne Konsequenzen nach sich ziehen würde. Auch dieser Teilnehmer konnte an der weiteren Veranstaltung nicht mehr teilnehmen. Auch hier unterblieb ein Protest durch die neonazistische Veranstaltungsleitung, sondern man beeilte sich den Forderungen der Polizei nachzukommen.

 

Nach diesem Stop konnte der Demonstrationszug erneut einige Meter marschieren um erneut zum Stehen zu kommen. Antifaschistische Gegenproteste blockierten die Straße. Ab diesem Zeitpunkt konnte eine größere Absetzbewegung von neonazistischen Demonstrationsteilnehmer*innen beobachtet werden, die sich zu Fuß in Richtung Bahnhof absetzten und die Heimreise antraten. Nach bereits 500 Metern Wegstrecke schrumpfte der Demonstrationszug auf eine Anzahl von 50 bis 60 Personen zusammen.

 

Die Polizei verfügte kurzerhand das der Demonstrationszug der Neonazis ab diesem Punkt wenden müsse. Ein Vorschlag, auf den die Versammlungsleitung bereitwillig und mit zustimmendem Kopfnicken einging. Aus diesem Grund wurden angedachte Redebeiträge vorgezogen und eine Zwischenkundgebung improvisiert. Als Redner traten dort in chronologischer Reihenfolge auf: 1.) Paul Breuer 2.) Klaus Schäfer 3.) Johannes Welge 4.) Kevin Koch. Nach Beendigung der Zwischenkundgebung setzte sich der Marsch dann in Richtung des Auftaktes in Bewegung. Dort angekommen, zerstreuten sich die angereisten Neonazis bereits nach kurzer Zeit.

 

Von der Veranstaltung existieren einige Bilderstrecken:

 

recherche-nord: http://www.recherche-nord.com/gallery/2017.01.14.html

LeftPictures: https://www.flickr.com/photos/leftpictures/

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