[Speyer] Recherche zum geplanten Konzert mit Peste Noire (NSBM)

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Erkenntnisse zu der Veranstaltung „Sinister Howling“ in der Halle 101 am 19.11.2016 - Wie bereits in der Zeitung “Die Rheinpfalz“ am Samstag, den 13.08.2016Bild1, berichtet wurde findet am 19.11.2016 das Black Metal Festival „Sinister Howling“Bild2 in der Halle 101 statt, der Vorverkauf läuft bereits, Veranstalter ist die Konzertagentur „Drohende Schatten“ in der Person von Jonas Schork, vermietet wird die Halle 101 für dieses Festival vom Rockmusikerverein Speyer e.V (RMV). Das Sinister Howling fiel schon mehrfach negativ auf, das erste Mal 2009 und auch 2011 gab es erneut Bedenken.

In dem Zeitungsartikel wurde erwähnt, dass anonyme E-Mails an den RMV, die Stadtverwaltung, die Polizei und die Zeitung „Die Rheinpfalz“ eingegangen sind.

Die Rheinpfalz lässt dem Veranstalter viel Raum um Bedenken gegenüber seiner Veranstaltung zu entkräften: Schork spricht unter anderem davon, dass es Ziel sei seine Veranstaltung durch diese Emails zu schädigen. Nun wir kennen den Inhalt dieser Emails nicht, das Einzige worüber wir uns ein fundiertes Bild machen können ist das öffentliche Auftreten der von ihm gebuchten Künstler_Innen. Wir stimmen Schorks Aussagen in dem Artikel zu, dass es für Außenstehende nicht leicht ist die Grenzen zwischen Provokation und gefestigtem Weltbild/ Propaganda zu unterscheiden.

Es gibt jedoch Verhaltensweisen verschiedener von ihm gebuchter Künstler_Innen die mit Provokation nichts mehr zu tun haben.

Befremdlich sind Äußerungen seitens Schorks über den Sänger von Peste Noire, der Hauptband seines Festivals. Dieser berufe sich mit dem Begriff „National“ nicht auf eine politische Deutung sondern „auf eine starke Naturverbundenheit mit seiner Heimat“.

 

Nicht zu Unrecht bemerkt Peter Kreutzenberger, Redakteur der Rheinpfalz, in seinem Kommentar Schattenspiele, “dass ein Konzertveranstalter, der sich bisher den Vertrauensvorschuss des Rockmusikervereins durchaus verdient hat, auf „starke Naturverbundenheit“ der Gruppe verweist und zum Beleg ausgerechnet deren eigene Wikipedia-Seite anführt, [allerdings bestenfalls blauäugig und undistanziert erscheint]. So bleibt doch ein Rest von ungutem Gefühl“.

 

Im folgenden eine Bestandsaufnahme der Band „(Kommando) Peste Noire“, die mehr als ein ungutes Gefühl hinterlässt.

 

Als einer der Hauptacts und mit ihrem ersten Deutschlandauftritt überhaupt wird (Kommando) Peste Noire aus Frankreich angekündigt.

Der erste Verweis auf ihre Weltanschauung findet sich schon in ihrem Bandlogo: Der Totenkopf im Logo über dem das Kürzel K.P.N.(Kommando Peste Noire)Bild3 steht, wurde ursprünglich von der amerikanischen faschistischen Gruppe White Aryan Resitance, abgekürzt W.A.RBild4, verwendet. Die Gruppe vertritt die Auffassung eines führerlosen rassistischen Widerstandes und ist der Überzeugung, dass ein Krieg der Arier gegen Nichtarier kurz bevor steht beziehungsweise bereits herrscht, vergleichbar mit Combat 18, die ebenfalls propagieren, dass Einzelpersonen in Manier eines einsamen Wolfes mit Gewalt zuschlagen sollen. Diese Kriegstaktik wurde zum Ende des zweiten Weltkrieges als sogenannte Werwolfstaktik von der SS entwickelt.

Auch Anders Behring Breivik benutzte diese Taktik um 77 Menschen zu töten.

 

Bei Wikipedia beginnt die Bandgeschichte erst im Jahr 2006, obwohl Peste Noire bereits 2001 ihr erste Demokassette mit dem Titel Aryan Supremacy (Arische Vorherrschaft) veröffentlichten. In dem Stück „Le camps de la mort“ (Camp des Todes) singen sie:

Before leaving this earth
I want their death
A pure fucking genocide
For the ultimate revenge.“

Auch wenn Peste Noire später nicht mehr so offen faschistische Titel verwendeten, tritt ihre Gesinnung immer wieder in sozialen Netzwerken, sowie in Videos und bei Konzerten hervor. Der Sänger „La Sale Famine de Valfunde“ aus Avignon, der unzählige weitere Künstlernamen verwendet und im folgenden im Text als Famine erscheint, trägt auf Bildern ein Bandshirt der ukrainischen NSBM-Band M8L8TH, das eine Wolfsangel, umrahmt von der Zahl 88 zeigt, besonders gern.Bild5

Die Zahl 88 ist innerhalb der rechten Szene ein Code für „Heil Hitler“, die Acht steht hier für das H als achten Buchstaben im Alphabet.

 

Beim Posieren hinter eine Fahne der „Misanthropic Division SchweizBild6 erhebt er die Hand zum Hitlergruß und wirbt in selber Pose auf einem Neujahrsgruß um Unterstützung für die Misanthropic DivisionBild7.

DieseBild8ist Teil des faschistischen Freiwilligenregiments Asow, das gegen prorussische Separatisten in der Ukraine kämpft.

Die Wolfsangel im Logo des Regiments Asow übernimmt eine zentrale Symbolik: Verwendung fand dieses Zeichen bei der 2.SS Panzerdivision “Das Reich“Bild9, die unter anderem verantwortlich für das Massaker in Oradour-sur-Glane ist.

Es wird heutzutage von ukrainischen Faschisten verwendet, die sich bewusst diese Symbolik zu Nutzen machen möchten, um an vermeintlich große Taten anzuknüpfen.

Das Logo des Regimentes AsowBild10 findet sich auf den Shirts, welches der Sänger Famine auf beiden Fotos, die in der Schweiz aufgenommen wurden, trägt.

 

Dazu passt auch, dass „Peste Noire“ am 18.12.2016 auf dem Asgardsrei Festival in Kiew mit weiteren NSBM Bands spielen wird. Dieses Festival hat einen klar faschistischen Hintergrund. Die Veranstalter des Asgardsrei Festivals fordern in ihrem Manifest die Wiederbelebung der laut ihrer Aussage im Black Metal leeren Worthülsen Tod, Krieg und Opferbereitschaft. Diese sollen ihre „authentische und heilige“ Bedeutung und Ausführung in einem neuen (militanten) Black Metal „der Reinen“ ihre Wiedergeburt erfahren. Dies beinhaltet für den Veranstalter, nicht nur über Tod zu singen sondern auch zu morden.

Einen kleinen Eindruck über die Szenerie bei einem solchen Konzert in der Ukraine liefert dieses Video, dass den Auftritt der Band M8L8THBild11 vom letztjährigen Asgardsrei Festival zeigt, bei dem das Publikum permanent den Hitlergruß zelebriert. Wie oben bereits erwähnt ist Famine M8L8TH Fan und wird gemeinsam mit seinen Vorbildern dort auftreten.

 

Auch das posieren der Bandmitglieder von Peste Noire mit dem Quenelle-Gruß wie dies die Sängerin Audrey SylvainBild12 und der Sänger FamineBild13 tun, ist ein Ausdruck ihres antisemitischen und antizionistischen Weltbildes.

Des Weiteren zeigt ein Seitenprojekt des Sängers ebenfalls sein Bekenntnis zum NSBM. Famine kooperiert in diesem Projekt mit Sün (von der NSBM Band Malsaint) unter dem Bandnamen VOUÏVRE, in deren Promovideo sie sich beide klar zum NSBM bekennen.

Malsaint gibt gerne Interviews in faschistischen SzenemagazinenBild14, Sün verfolgt weitere Projekte wie zum Beispiel Aktion Totenkopf.

 

Ebenfalls interessant ist die Zusammenarbeit von Peste Noire mit anderen Musikern. So spielte 2003 Noktu von der mittlerweile aufgelösten Band Celesta gemeinsam mit Peste Noire.

Als Celesta 2009 in der Halle 101 spielen wollten und dies durch antifaschistisches Engagement unterbunden wurde, waren es vor allem die antisemitischen Ausfälle des Sängers Noktu in Interviews die seinerzeit dazu führten.

Anders verhält es sich bei Peste Noire: Wenn die obigen Fakten zu einem ganzheitlichen Bild zusammengefügt werden, bleibt nichts anderes übrig als die Band und vor allem ihren Sänger Famine als das zu bezeichnen was sie sind: Faschisten! Die Solidarisierung mit faschistischen Brigaden hat nichts mit einer genretypischen Provokation zu tun und ist auch nicht mit Aussagen wie „national, nicht aber faschistisch“ ,wie Schork dies versucht, zu entschuldigen.

Peste Noire und vor allem der Sänger Famine liefern mit ihrer Musik den Soundtrack zu den Mordtaten ukrainischer Faschisten, teilen die Ansichten der Misanthropic Division, unterstützen das Regiment Asow und stehen klar zu ihrem Antisemitismus.

 

Schork begann 2002 mit seiner Agentur„Drohende Schatten“ mit der Organisation von Konzerten, mehrere Veranstaltungen fanden seitdem in der Halle 101 in Speyer statt: das Festival Sinister Howling (seit 2009) und Speyer Grey Mass (seit 2014). Auch in der Live Factory in Adelsheim und im 7er Club Mannheim veranstaltete er Konzerte.

Schork organisiert nicht nur Musikveranstaltungen sondern war selbst Sänger in verschiedenen Bands. In seiner Vergangenheit sang beziehungsweise singt er unter dem Künstlernamen Isegrimm bei verschiedenen Bands, unter anderem bei Irrlycht, Geweih, Into Darkness und bei Caedes.

Caedes trennten sich im April 2006 von ihrem Sänger Isegrimm aufgrund ideologischer Unstimmigkeiten. Bei Caedes steht – und stand auch zu Schorks Zeiten - mit Nazgul ein Veteran der Rechtsrockszene am E-Bass. Hinter Nazgul verbirgt sich Patrick Jansen, Bassgitarrist der Rechtsrockband Noie Werte.

 

Bei Facebook ist Schork unter Jonny Ork angemeldet. Recht schnell ist dort ein öffentlich zugängliches Bild aus 2014 zu finden, auf dem SchorkBild15 in der Wewelsburg vor einer Darre Rune posiert.

Die bei der SS verwendete Darre Rune stand für Sieg und Opfer und wurde von einem SS-Funktionär aus der altertümlichen Sieg- und der Opferrune entwickelt. Heute wird diese Rune von ungarischen Faschisten in ähnlicher Form wiederverwendet.

 

 Es ist eher als unwahrscheinlich anzusehen, dass Schork nichts von den Einstellungen der von uns kritisierten Bands und szeneinternen Kontroversen weiß, zum Beispiel, dass die Metal-Urgesteine von Napalm Death die Teilnahme am Blastfest Festival 2017 in Bergen/Norwegen wegen der Anwesenheit von Peste Noire absagten.

 

Mit Hendrik Möbus hat sich in den letzten Tagen eine der bekanntesten Personen innerhalb der deutschen NSBM-Szene zu Wort gemeldet. Möbus brüstet sich in einem Post im Szeneforum New Black OrderBild16, dass er das vor sieben Jahren in Speyer abgesagte Celesta Konzert ohne Probleme bei sich in Kirchheim abhalten konnte. Möbus als knallharter Nazi und NSBMler kritisiert Schork, weil er die Aufregungen um kontroverse Band als kalkuliert erachtet um den Vorverkauf der Tickets anzukurbeln. Er würde sich auch nicht über eine erneuten Ausfall des Konzertes einer NSBM Band auf dem Festival, wie dieses Mal Peste Noire, wundern, so Möbus.

 

Ob Schork sich aus politischen, umsatzsteigernden oder auch gutgläubigen Gründen so verhält?

Fakt ist, dass er zu seinen Konzertreihen nicht nur Black Metal Bands eingeladen hat, sondern auch versucht Bands mit rechten Weltbild zu integrieren.

 

Wie auf der Homepage des Rockmusikervereins Speyer zu entnehmen ist konnten die anonymen Hinweise,“trotz intensiver Recherche und der Unterstützung von Szene-Experten, nicht bestätigt werden.“ Weiter schreibt der RMV: „Danke an die Polizei, die Stadt Speyer und die Presse für die Kooperation. Wir freuen uns auf eine, wie all die Jahre zuvor, friedliche Veranstaltung.“

Mit den obigen Fakten ist es für uns nicht nachzuvollziehen wie der RMV zu solch einer Einschätzung gelangen konnte.

 

Wir fordern den RMV mit den hier veröffentlichten Erkenntnissen dazu auf ihre Entscheidung zu überdenken und das Mietverhältnis mit dem Veranstalter Jonas Schork sofort zu kündigen.

In der Halle 101 sollte kein Platz für rechte Bands sein! Es sollte ein Ort sein an dem Abipartys gefeiert werden, Konzerte stattfinden und an dem Bands proben können.

Aufgrund seiner Jugendarbeit erhält der RMV jährlich eine nicht unerhebliche Summe aus dem Haushalt der Stadt Speyer. Auch ist es gegenüber den Vereinsmitgliedern des RMV, die viel Engagement in den Aufbau dieses Veranstaltungsortes gesteckt haben, nicht zu rechtfertigen, eine solche Konzertreihe weiterzuführen.

Die Zivilgesellschaft der Stadt und die Stadt Speyer sollten sich eindeutig zu dem Titel „Speyer ohne Rassismus – Speyer mit Courage“ bekennen.

 

Antifaschist_innen aus Speyer und Umgebung

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Speyer: Kultur Regional

 

Blickpunkt: Black-Metal-Festival in der Speyerer Halle 101

 

Vorwürfe gegen Bands aus Frankreich und Finnland

 

Bei einem für den 19. November geplanten Rockfestival in der Speyerer Halle 101 sollen unter anderem angeblich offen rechtsextreme Gruppen auftreten. Diese Anschuldigung findet sich in E-Mails an mehrere Empfänger. Der Rockmusikerverein Speyer und der in Heidelberg ansässige Konzertveranstalter sehen allerdings keinen Anlass, die Festivalpläne zu ändern.

 

Von Peter Kreutzenberger

 

Neun Rockgruppen aus der Black-Metal-Szene hat der Veranstalter „Drohende Schatten“ für das Festival „Sinister Howling V“ angekündigt. Sie kommen aus Deutschland, Frankreich, Finnland, Polen, Italien, der Schweiz und Dänemark. Inhaber von „Drohende Schatten“ ist der Heidelberger Jonas Schork, der seit vielen Jahren Konzerte dieser Stilrichtung in der Halle 101 organisiert.

 

Zwei Formationen – die als Hauptattraktion mit „exklusivem erstem Deutschlandauftritt“ angekündigten Franzosen von „Peste Noire“ (deutsch: schwarze Pest) und „Behexen“ aus Finnland – stehen im Mittelpunkt von E-Mails teilweise unbekannter Herkunft, die beim Rockmusikerverein als Hallenbetreiber, der Speyerer Stadtverwaltung und der Polizei eingegangen sind. Auch die RHEINPFALZ hat elektronische Post mit Anschuldigungen gegen die beiden Bands erhalten. 

 

Darin heißt es unter anderem, „Peste Noire“ und „Behexen“ seien offen rechtsextreme Gruppen. Die französische Formation unterstütze angeblich das ukrainische Regiment Asow – ein paramilitärisches Freiwilligenbataillon, das im Kampf gegen prorussische Separatisten teilweise offen rechtsextreme Positionen und Symbole verwende. Musiker von „Behexen“ wiederum sollen mehrfach mit der finnischen National-Socialist-Black-Metal-Band „Satanic Warmaster“ Alben veröffentlicht haben. 

 

Die Speyerer Rockmusiker haben bislang keine stichhaltigen Beweise für die Vorwürfe gefunden, wie der Verein auf Anfrage mitteilt. Bei den zwei finnischen Gruppen handle es sich um „Splitalben“ zwischen den Bands und nicht um eine Zusammenarbeit der Musiker. Splitalben werden von kleineren Plattenfirmen oft hergestellt, um beispielsweise Produktionskosten zu sparen. 

 

Der Rockmusikerverein verweist auf ähnliche Vorwürfe in Zusammenhang mit „Sinister Howling“ vor zwei Jahren. Dank enger Zusammenarbeit mit Ordnungsamt und Polizei sei es jedoch gelungen, Anschuldigungen eines anonymen Absenders zu widerlegen. Die „Nacht der drohenden Schatten“ habe wie geplant stattgefunden – wie die Jahre zuvor als „äußerst friedliche und gelungene Veranstaltung“. 

 

Der Verein vertraut nach eigenen Angaben den externen Veranstaltern, die meist schon seit Jahren regelmäßig die Halle 101 mieteten. Als gemeinnütziger Verein sei es jedoch nicht möglich, jede Band, jeden Musiker oder DJ genau zu prüfen. „Gehen bei uns allerdings, wie im aktuellen Fall, Beanstandungen ein, so reagieren wir natürlich sofort“, unterstreicht der Rockmusikerverein. 

 

Zur Klärung der anonymen Anschuldigungen stehe man mit Ordnungsamt, Polizei, dem Veranstalter und Experten der Black-Metal-Szene in Kontakt. Ein gemeinsames Treffen mit zusätzlicher Beteiligung der Antifaschistischen Aktion (Antifa) Speyer habe der E-Mail-Absender abgelehnt. Ohne Beweise für die Vorwürfe wolle der Verein nicht zum Richter oder Henker werden. „Falsche oder unbewiesene Anschuldigungen schaden den Bands und Musikern nur, und ein ganzes Genre wird schnell in eine Schublade geschoben“, heißt es abschließend in der Stellungnahme. 

 

Konzertveranstalter Jonas Schork räumt gegenüber der RHEINPFALZ ein, Black Metal sei eine „streitbare Musikrichtung“ und die extremste Genre-Nuance von Heavy Metal. Es gehe um Gesellschaftskritik und Aufarbeitung menschlicher Abgründe. Dafür setze die Kunstform „die wohl schrecklichste Phase des 20. Jahrhunderts“, den Zweiten Weltkrieg, als grundlegendes Stilmittel ein. 

 

Schork zufolge fällt es vielen Fans und politisch aktiven Gruppen schwer, bei Bands zu unterscheiden, ob es sich dabei um Propaganda oder um ein bloßes Stilmittel handle, das im falschen Zusammenhang durchaus als Propaganda anmuten könne. „Selbst große und angesehene Bands, die in Deutschland ganze Stadien füllen, wie zum Beispiel Kiss, Slayer und Kreator, geraten so mit manchen Liedern unter Verdacht“, sagt der Heidelberger. Eine genaue Abwägung der Texte im Gesamtzusammenhang und vor allem die oft lange Historie einer Band und von deren Mitgliedern in anderen Projekten seien für den Laien kaum nachvollziehbar. 

 

Laut dem Konzertveranstalter bringt der „National Socialist Black Metal“ mit expliziter Propaganda für sein Gedankengut das ansonsten auf Freiheit und Offenheit bedachte Black-Metal-Genre regelmäßig in Verruf. Daher schätze man die für die Szene wichtige Arbeit antifaschistischer Gruppen wie etwa den „Metalfans gegen Nazis“ sehr. „Allerdings schießen diese leider ab und zu über das Ziel hinaus, indem sie die Gruppen oder Einzelpersonen sowie das Black-Metal-Genre selbst unter Generalverdacht stellen“, so Schork. 

 

Die Mitglieder der Gruppe „Peste Noire“ charakterisiert er als „national, nicht aber faschistisch“. Ihnen gehe es um Kritik an allen Religionen und Staaten. Dies sei über die Meinungsfreiheit gedeckt und werde als Stil-, nicht jedoch als Propagandamittel verwendet. Von faschistoidem Gedankengut nehme die Band regelmäßig ausdrücklich Abstand, wie auf ihrer Seite in der Online-Enzyklopädie „Wikipedia“ nachzulesen sei. 

 

Wie Schork weiter ausführt, beziehe der Sänger von „Peste Noire“ sich mit dem Begriff „National“ nicht auf eine politische Deutung, sondern „auf eine starke Naturverbundenheit mit seiner Heimat“. Zwar wolle die Band provozieren, aber Vergleichsmaßstab sei die extreme Kunst, in deren Rahmen sie sich bewege. 

 

Aus Schorks Sicht ziele die Argumentation in den bisher bekannten E-Mails darauf ab, die gesamte Veranstaltung, ihn als Veranstalter und alle teilnehmenden Bands in Misskredit zu bringen. Bei näherer Betrachtung erweise sie sich als haltlos. 

 

Leider, so fährt er fort, könnten sich vor allem kleinere Bands nicht aussuchen, mit wem sie spielten. Oft seien sie auf jede der hartumkämpften Auftrittsmöglichkeiten angewiesen. Es könne jedoch keine Grundlage eines Vorwurfs sein, mit welcher anderen Band eine Band irgendwann einmal auf einem Festival gespielt habe. „Dass Bands vor allem im sehr dünn besiedelten skandinavischen und französischen Raum nach jedem Strohhalm greifen, um Unterstützung zu erhalten, muss logisch erscheinen“, argumentiert Schork weiter. 

 

Die angebliche Nähe zu Rechtsextremisten sei ein oft verwendetes, aber unfaires Mittel, um Veranstalter und offizielle Stellen oder Medien unter Druck zu setzen. Teilweise seien die dabei oft „anonym“ gelieferten Informationen einfach falsch. Ihm als Veranstalter liege weiterhin an einem Beitrag zu einer „bunten“ Kulturlandschaft in Speyer, sagt Jonas Schork.

Kommentar: Schattenspiele

 

Genau hinschauen lautet das Gebot. Es gilt beileibe nicht erst seit heute, aber heute mehr denn je.

 

Von Peter Kreutzenberger

 

„Drohende Schatten“, „Schwarze Pest“: Keine Frage, viele Musiker und Fans der Black-Metal-Szene zelebrieren genüsslich ihre Lust an Provokation und Abgrenzung von etablierten gesellschaftlichen Normen. Ihren Ausdruck findet sie unter anderem in Festival- und Bandnamen, die leicht zu vermeintlich eindeutigen Schlussfolgerungen über angeblich extremistisches Gedankengut oder gar Gewaltbereitschaft verleiten können. 

 

Dagegen lehren die Erfahrungen mit vielen „Nächten der drohenden Schatten“ in der Speyerer Halle 101, dass die meisten Konzerte allem martialischen Gehabe zum Trotz friedlich und ohne besonderen Vorkommnisse über die Bühne gegangen sind. Die Frage, wo bloße Provokation endet und tatsächlicher Extremismus beginnt, entzieht sich hier also voreiligen und simplen Antworten. 

 

Genau hinschauen lautet das Gebot. Es gilt beileibe nicht erst seit heute. Das beweisen seit Jahr und Tag provozierende Bands wie Rammstein oder Freiwild und erst recht die mehrfach den Hockenheimring füllenden Böhsen Onkelz. Aber heute, da manche geistigen Brandstifter sich nicht einmal mehr die Mühe machen, sich als unangepasste Rockmusiker zu tarnen, sondern offen auftreten, gilt es mehr denn je. 

 

Wenig eignet sich besser zum Provozieren als Nazi-Rhetorik. Entsprechende Reaktionen darauf können aber auch als Beleg dafür gelten, dass die Öffentlichkeit tatsächlich genau hinschaut. Fehlen belastbare Beweise für Schlimmeres, muss eine pluralistische Gesellschaft indes ertragen, was nicht allen gefällt. Sonst drohen Verhältnisse wie in der Türkei. 

 

Vielleicht also spielt die französische Gruppe „Peste Noire“ ja wirklich nur mit der öffentlichen Meinung. Dass ein Konzertveranstalter, der sich bisher den Vertrauensvorschuss des Rockmusikervereins durchaus verdient hat, auf „starke Naturverbundenheit“ der Gruppe verweist und zum Beleg ausgerechnet deren eigene Wikipedia-Seite anführt, erscheint allerdings bestenfalls blauäugig und undistanziert. So bleibt doch ein Rest von ungutem Gefühl.

Woher haben Sie die Information, dass die Band M8l8th ukrainisch ist? Auf allen Webseiten die ich finde (ja, auch deren FB Profil) steht ganz eindeutig, dass sie aus Russland stammen.

Ansonsten ist es leider wahr, dass die Black Metal Szene allgemein oft nationalistisch ist. Leider.

Aber sonst schöne Recherche.

Gruß,

ein ukrainischer antifaschistischer black Metaller :)

"M8L8TH band that had to emigrate from Russia to Ukraine for political reasons"
http://reconquista-europe.tumblr.com/post/154723658131/pan-european-pact...