Liebe SPD,

Liebe SPD,

 

wie die Dinge sich zwischen uns entwickelt haben macht mich sehr traurig. Ein Teil von mir denkt zwar schon sehr lange, dass du mich verraten hast, aber es gibt auch eine Seite, die immer an das Gute in dir geglaubt hat. Genau aus diesem Grund habe ich es auch immer und immer wieder mit dir versucht. Du hast dir ja auch die ganzen Jahre über Mühe gegeben. Aber in letzter Zeit halte ich es nicht mehr aus. Du hast dich so verändert!!!

Ganz schlimm wurde es, als du angefangen hast auf Gerhard zu hören und den Sommerurlaub auf einmal in Afghanistan verbringen wolltest. Das ist doch nun wirklich keine schöne Idee gewesen, aber gut, ich bin mitgegangen... widerwillig! Dass wir das Geld besser ausgeben hätten können, hast du wohl hoffentlich mittlerweile eingesehen. Viel wichtiger ist aber, dass bei dieser Reise einiges kaputt gegangen ist, was man einfach nicht mehr rückgängig machen kann.

Als nächstes hast du angefangen die ganze Zeit mit Peter rumzuhartzen. Sorry, aber ich weiß echt nicht, wie ich das anders sagen soll. Ich war mir einfach nicht mehr sicher, ob du überhaupt noch Lust auf mich hast, ob wir noch auf einer Seite stehen... Aber ich habe weiter Hoffnung in dich gesetzt! Und was hast du gemacht? Ich weiß mittlerweile gar nicht mehr, wer du bist. Du hast deinen Charakter, dein Profil verloren. Ich weiß, irgendwo in dir schlummert noch etwas von der alten, der liebenswerten SPD, aber die meiste Zeit über habe ich das Gefühl, dass du dich irgendwie an den falschen Leuten orientierst. Wieso eiferst du dieser ollen Schabracke von CDU so nach? Und sag nicht, dass es nicht so ist! Früher warst du offen und tolerant. Du hattest so ein großes Herz, dass die ganze Welt darin Platz fand, aber jetzt kümmerst du dich nur noch um dich und deine Angelegenheiten. Ganz wie... du weißt schon.

Ich kann so einfach nicht weitermachen. Es ist Schluss! Weißt du, ich fühle mich so hin und her gerissen, von links nach rechts, aber am Ende komme ich eh nicht raus aus dem Loch. Ich bleibe immer unten. Die Sache mit der AfD ist nur ein dummer Flirt, das weißt du. Aber um ehrlich zu sein, gebe ich mich nur mit ihr ab, um es dir mal richtig zu zeigen. Die Linke... ach die redet und redet, aber wenigstens redet sie schön. Ich würde es gerne mal mit ihr versuchen, aber irgendwie finde ich sie so langweilig, so alt. Die AfD hat sowas Neues, Frisches. Charakterlich aber eine absolute Null! Siehst du nicht mein Dilemma?! Ach, wieso schreibe ich dir das überhaupt? Mit dir ist ja eh nichts mehr anzufangen, nein, du änderst dich nicht mehr! Dass du dich jetzt mit diesem Gabriel abgibst verstehe ich nicht. Aber was soll's? Mit dir bin ich fertig. Verschwinde und komm nie wieder!

 

Verzweifelte Grüße,

die Arbeiterklasse

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Es ist nicht nur die SPD, die darunter leidet. Auch die Grünen laufen grad mit Kretschmann und Palmer mit Volldampf nach rechtsaußen... und der Linken geht's nicht besser; wobei die olle Wagenknecht ja wenigstens noch versucht, um die besorgtbürgerlichen Massen zu kämpfen anstelle wie die SPD zu zappeln wie n Fisch aufm Land.

Das Hauptproblem dürfte sein, dass das politisch linke Spektrum (von Linkspartei über SPD bis Grüne) immer noch daran glaubt, dass sich besorgtbürgerliche Massen mit intellektueller Politik einfangen lassen können - wie die massiven Wählerwanderungen aus allen Richtungen zur AfD zeigen, funktioniert das aber nicht.

Die linksextreme/anarchistische/linksaußerparlamentarische Szene ist übrigens in genau demselben Problem gefangen; man verstrickt sich gefühlt lieber in eigene, mehr als oft genug medienwirksam öffentlich geführte Grabenkämpfe (AntiDs vs alle, Israel/Palästina, sinnfreie Disskriege wie neulich mit AntifaInfoB, Anarchos vs Linksorthodoxe, ...) und beklagt sich über Nachwuchsmangel/Fernbleiben "alter Hasen" anstelle sich zu überlegen, wie man wieder Massen auf Demos kriegt.

In beiden Fällen lautet die Losung derzeit leider, dass man lieber einfach gestrickte, mainstream-kompatible Politik nach außen machen sollte :/

Demos sind schön und wichtig. Aber die Massen werden nicht auf den Straßen mobilisiert, sondern in den Wohnzimmern, Parks, Diskos und Vereinen wo die excludierte Arbeiterklasse, ihre "Freizeit" verlebt, sich mit Internet, Fernsehen und Kaffeeklatsch bildet.

 

Tretet in die freiwillige Feuerwehr, das THW ein, organisiert ein Straßenfest, meldet euch für den Dienst als Hilfs-Polizist, legt die DirekteAktion in den Arge Behörden aus, besucht die Leute in den Altersheimen, da liegen bald die Veteranen der Startbahn West.

 

Vernetzt deutsche und geflüchtete Erwerbslose, Gewerkschaften und Arbeiter*innen. Drückt den Leuten nicht die Ideolgie ins Gesicht, sondern lasst sie die Wärme der Solidarität spüren, wir sind eine Klasse, begegnen wir uns in gegenseitigem Respekt für die individuellen Stärken, Schwächen, Bedürfnisse und Leidenschaften streut ein, dass ihr zu dieser Demo, Werksblockade, Informationsveranstaltung, Party fahrt.

 

Dann wird wieder Klasse.

Ick suche ja auch noch die Partei, die zu mir passt.

Wer könnte aber anerkannter Chef bei Anarchisten werden? Ick nich!

von wegen altersheim! ich und ein gutteil meiner alten mitstreiter der end70s/early80s sind immer noch am start und einige von uns sind sogar losgezogen, um in rojava die flinte in die hand zu nehmen, während ihr jungspunde zu irgendwelchem elektroscheißdreck dubiose chemie freßt und euch rückverblödet, anstatt mal anständig unser erbe anzutreten. solange ihr außer internen neo-oberpoliticalcorrekten grabenkämpfen und anderen idiotischen selbstzerfleischungssperenzchen nix gebacken kriegt, findet sich auch kein nachwuchs, der freiwillig in eurem moralinverseuchten spaßverbotszonealen pseudo"bewegungs"kreisen mitmachen will und genausolange können wir alten säckInnen auch leider nicht in den sack/die säckin hauen, weil hier ja sonst wohl alles entgleitet. und wenn wir dann wirklich mal altersbedingt den anarsch nicht mehr hochkriegen, haben wir zum großteil ja immer noch den vorteil, in unseren anständig eroberten freiräumen wie gesicherten ex-besetzen häusern gemütlich unseren lebensabend zu verbringen, während ihr euch um jeden einzelmietvertrag sogar in häusern wie der rigaer rumprügeln müßt, da ihr schon damals zu doof wart, zehn jahre oder noch ein wenig länger vorauszudenken...

 

was uns den nachwuchs verschreckt, ist diese idiotische verbissen/biestertheit und euer spaßbremsentum- jeder teenie mitm iq über dem einer kaffeetasse mit appem henkel hat unter den gegebenen umständen zu recht keinen bock, in diesen zirkus einzusteigen.

 

"wenn ich dabei nicht tanzen kann, dann isses nicht meine revolution." emma goldman

wenn wir schon gerade bei tanzveranstaltungen sind- das kulturprogramm der linken bewegung ist die letzten 30 jahre auch zusehends aufn hund gekommen. heutzutage gibt es faktisch nur noch talent- und reimfreie aneinanderreihung von klischee-gefasel unter zuhilfenahme unterirdischer billigbeats a la irgendwelcher socken und tapeten sowie ähnlicher profilneurotischer selbstdarsteller. und wenns denn mal gitarren sind, dann disharmonischstes knüppelkrustenkrach/hartkerngetrümmer vom schlage ohrenbluten. oder pathetischer südeuropa-linksaußen-oi, der musikalisch/harmonisch auf vorschulniveau rumdümpelt. glaubt ihr wirklich, außer euch und evtl. noch einiger masochisten tut sich sonen scheiß freiwillig an? wo sind all die wirklich guten punk/ska/soul/reggae/usw.-bands hin, die sich früher nen wolf an soligigs gespielt haben? kann es womöglich sein, daß ihr die mit warmen billigbier und zwar antispeziezistischer, aber unfreßbarer veganer pampe vertrieben habt? oder haben die alle keinen bock mehr, dabei zuzusehen, wie ihr klaglos bereit seid, bei nem clubgig für irgendnen dj-come-and-see-my-laptop-honk absurde eintrittspreise zu berappen, während ihr bei ner 10-köpfigen band mit komplettem bläsersatz bei ner soligeschichte rumnörgelt, daß der eintritt unverschämte 5 ocken kostet und die combo dann mal wieder vor ner handvoll leuten spielt? nein, ich denk mir das nicht aus- ich hab das als musikant selbst unzählige male erlebt. und auch, daß genau deswegen viele mitmusiker das handtuch geworfen haben.

wenn diese "bewegung" nicht endlich mal an nem vernünftigen "rahmenprogramm" in sachen identitätsstiftung/kultur und innerszenischer reproduktion arbeitet, seh ich dunkelrabenschwarz in bezug auf ne vernünftige außenwirkung und somit auch für die attraktivität für noch unentschlossene sympathisanten, sich uns anzuschließen.

Du sprichst mir aus der Seele!

das brannte mir schon länger auf derselben und das hab ich auch schon unzählige male in verschiedenster art erwähnt. dann wären wir ja wenigstens schon mal zu zweit. spielst du zufällig n instrument und hast du zeit? ;o)

...eine Partei mit Tradition. Zumindest was den Verrat an der Arbeitslosen- und Arbeiterklasse an geht.