Basken stimmen über Unabhängigkeit ab

Gure esku Mosaik Zurriola

In 34 Gemeinden wurde am Sonntag über die Unabhängigkeit entschieden und 95% der Bevölkerung stimmten dafür - Seit Jahren formiert sich auch im Baskenland die Zivilgesellschaft, um über die Unabhängigkeit von Spanien entscheiden zu können. Nach Demonstrationen, Menschenketten und anderen Aktionen rief die Organisation „Gure esku dago“ (Es liegt in unserer Hand) nun am Sonntag gut 125.000 Menschen in 34 Gemeinden auf, darüber abzustimmen, ob sie in einem unabhängigen Baskenland leben wollen.

Die in Deutschland wohl bekannteste Stadt, die an der Abstimmung teilnahm, war die Kleinstadt Arrasate (span. Mondragon) im Hochland, wo viele große Kooperativen und die Kooperativenvereinigung  MCC ihren Sitz haben. (http://www.heise.de/tp/artikel/22/22328/1.html)  „Wollen sie Mitbürger oder Mitbürgerin eines unabhängigen Baskenlands sein?“, lautete die Frage. In Arrasate sagten über 80% „Bai“ (Ja). Im Durchschnitt waren es sogar gut 95%. Nicht einmal 4% sagte „Ez“ (Nein).


In Feststimmung nahmen mit 37.000 Menschen knapp 30% der Wahlberechtigten teil. (http://www.naiz.eus/eu/hemeroteca/gara/editions/2016-06-06/hemeroteca_ar...)  Angesichts „begrenzter Mittel“, die der Organisation zur Verfügung stehen, werten die Organisatoren dies als „großen Erfolg“. Ihr Sprecher sagte, dass nicht die Abstimmung an sich schwierig sei: „Schwierig ist es, den Prozess auf den Weg zu bringen“, sagte Angel Oiarbide.  (http://www.eitb.eus/es/noticias/politica/detalle/4134606/gure-esku-dago-...)  Schwierig sei, die Leute in einer überparteilichen Organisation zusammenzubringen, anzufangen zu diskutieren und voneinander zu lernen. „Das Schwierige ist, eine Gesellschaft zu demokratisieren, die Demokratie zu vertiefen.“ Und genau das habe man geschafft.


Die Basken nehmen sich Katalonien zum Vorbild und wollen diesen Weg weitergehen. Dort fordert längst eine Mehrheit, verbindlich nach Vorbild Schottlands (http://www.heise.de/tp/artikel/42/42819/1.html) über die Unabhängigkeit entscheiden zu können. 2009 hatte das kleine Arenys de Munt den Startschuss gegeben. Im Baskenland nahm diese Pionierstellung 2014 die Kleinstadt Etxarri Aranatz ein, wo 94% für die Unabhängigkeit votierten. (http://www.heise.de/tp/artikel/41/41541/2.html)  Als nach Arenys de Munt in Katalonien dann 160 Gemeinden in einer zweiten Welle gleichzeitig abgestimmt haben, lag die Beteiligung bei 27%. Und genau daran wollte sich Gure esku dago messen lassen.


Dass 30% der Bevölkerung teilnahmen, sieht auf den ersten Blick gering aus. „Das war unglaublich… und nicht vergessen: „Der Hunger kommt beim Essen“, gratulierte aber der ehemalige baskische Regierungschef Juan José Ibarretxe den Organisatoren mit Blick auf Katalonien. (https://twitter.com/lhkibarretxe) Ähnlich äußerten sich auch Anführer der linken Unabhängigkeitsbewegung, die seit Jahrzehnten für dieses Ziel kämpft. Arnaldo Otegi, Chef der linken Partei Sortu und ehemaliger Sprecher der verbotenen Batasuna-Partei, gratulierte allen für die Beteiligung, egal ob sie mit „Bai“ oder „EZ“ in einer „großen demokratischen Herausforderung“ gestimmt haben.  Er hatte federführend daran mitgewirkt, vor fünf Jahren die Untergrundorganisation ETA dazu zu bringen, den bewaffneten Kampf für ein vereintes, sozialistisches und unabhängiges Baskenland „definitiv“ einzustellen (http://www.heise.de/tp/blogs/8/150675) und allein auf friedliche Mittel zur Durchsetzung ihrer Ziele zu setzen.


Katalonien hat den Basken gezeigt, auf dem Weg in die Unabhängigkeit deutlich weiter gekommen zu sein. Der Abstimmungsprozess, dem sich ab 2009 immer mehr Städte anschlossen hatten, sollte 2014 in einem landesweiten Referendum gipfeln. Das sollte 300 Jahre nach dem Fall von Barcelona geschehen, als Katalonien 1714 unter die spanische Krone fiel. Da Spanien aber nicht wie Großbritannien auf Dialog und demokratische Mittel, sondern auf Verbote und Repression setzt, wurde sogar eine unverbindliche Volksbefragung verboten. Nach riesigen Demonstrationen hinderte das 2,25 Millionen in Katalonien - etwa 50% der Wahlberechtigten - nicht an einer Teilnahme. 81% stimmten für die Unabhängigkeit. (http://www.heise.de/tp/artikel/43/43290/1.html)


Um aber legal mit allen Garantien abstimmen zu können, wurden 2015 plebiszitäre Neuwahlen angesetzt. Es gewannen die Parteien, die für die Unabhängigkeit eintreten. (http://www.heise.de/tp/artikel/46/46117/1.html) Sie haben derweil den „Prozess zur Schaffung eines unabhängigen katalanischen Staats“ gestartet. (http://www.heise.de/tp/news/Prozess-zur-Schaffung-eines-unabhaengigen-ka...) Dem eifern immer mehr Basken nach, wo schon jetzt weitere Gemeinden Abstimmungen planen.


© Ralf Streck, den 06.06.2016

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Die Schaffung von völkisch homogenen Nationalgebilden wird hier abgefeiert?

 

Sollte das nicht runter von Indymedia?

Ich möchte dich erinnern , das Basken von der Whrmacht bombardiert wurden und in der spanischen Dikatur auch unterdrückt wurden , baskische linke Akitvisten wurden durch die spanische Polizei gefoltert. 

Also halt dich zurück mit deinem völkisch. 

Schließlich wird die Schaffung von einem völkisch homogenen Nationalgebilden - Israel _ hier ja auch gefeiert.

Seit wann wollen die Basken ein "völkisch-homogenes" Gebilde. Baske ist, wer im Baskenland seine Arbeitskraft verkaufen muss, egal wie er angestrichen ist, egal woher er kommt. Ausdrücklich wird das Recht auf Einwanderung unterstrichen. Das zeigt nur die vernebelte Unkenntnis, die einige hier haben, die alles nur aus der deutsch-nationalen Brille anschauen und nicht merken, dass sie damit der faschistoiden span. Regierung nacheifern. Gut, das kennt man ja aus den Zeiten, als Gernika plattgemacht wurde. Das Projekt der Basken auch nur irgendwie mit einem rassistischen Israel in Verbindung zu bringen, ist hanebüchen.

israel ist weder ein explizit "rassistischer(er)" staat, noch völkisch auch nur annähernd homogen.

aber interressant (oder gar entlarvend?!) das israel-bashing auch in dieser diskussion, ohne kontext, nicht fehlen darf...

 

die frage ob nationale befreiungs- oder unabhängigkeitsbewegungen aus der radikalen, (antinationalen) linken abgefeiert werden sollten bleibt auf jeden fall aktuell und legetim.

 

(A)

Israelische Anarchisten sehen das aber anders , informier dich mal und leg deine Almanlinkenbrille ab.

Ja das stimmt!

mit einigen von denen habe ich, als ich drei monate in tel aviv gearbeitet habe, zu tun gehabt und war oft in "ihrem" zentrum, dem rogatka (benannt nach der palästinensischen steinschleuder) unterwegs. Allerdings sind die AATW nicht "die israelischen anarchist*innen" und die radikale linke in israel ist genau so vielseitig wie der diskurs der in ihr geführt wird.

nationalstaaten haben die eigenschaft rassismen zu fördern und zu (re-)produzieren. in situationen der bewaffneten auseinandersetzung steigert sich diese eigenschaft noch.

so weit, so schlecht, so allgemein bekannt.

dennoch stelle ich mich gegen den explizit an israel gerichteten vorwurf ein rassistischer(er) staat zu sein. wie oben angemerkt bin ich ein gegner des staatenkonzepts als solches aber sich ständig an israel aufzuhängen und hier einseitig zu kritisieren ist, im bestenfall, diskursverzerrung.  staaten sind und bleiben scheiße, keine frage aber es gibt viele staaten die sich in situationen befinden die strikt abzulehnen sind und die aufgrund "ethnischer" oder religiöser zugehörigkeit massive gewalt ausüben. wo bleibt da der wütende mob der auf der straße "kindermörder xyz" skandiert?

und israel ist, wie gesagt, alles andere als ein "völkisch homogenes" gebilde. allein das judentum ist, auf grund der jahrhunderte der diaspora, schon sehr heterogen. die israelische bevölkerung stammt aus allen teilen der welt und die weissen ashkenasen stellen nicht die bevölkerungsmehrheit. falls du das glaubst. das würden dir mit sicherheit auch die AATW bestätigen die, was ihre oder die herkunft ihrer eltern angeht, auch ein ziemlich bunt gemischter haufen sind.

 

vllt postest du nächstes mal was mit inhalt?!

nicht nur inhaltsleere pöbeleien.

 

solidarische grüße!

 

(A)

israel ist weder ein "rassistischer(er)" staat, noch annähernd "völkisch homogen". 

 

 

@mods:  warum wurde dieser einwand das erste mal gelöscht?

nicht gelöscht - das liegt am Cache, es dauert etwas, bis neue Kommentare sichtbar werden.

upps... sorry!

und danke für den hinweis!