Am Mittwoch, den 3. Februar 2016, lud der Landesvorsitzende für Schleswig-Holstein und Vorsitzende des Stadtverbandes Lübeck der „Alternative für Deutschland“, Thomas Thomsen, in das Maritim Stadthotel in Travemünde ein. Unter dem Titel „Thomas Fasbender: Die künftige Rolle Russlands in Eurasien“ führt die AfD eine Vortragsreihe fort und kommt damit der Forderung ihrer Mitglieder nach, sich in verschiedenen Thematiken fortzubilden.
Bereits im Vorfelde haben antifaschistische Initiativen aus Lübeck in einem offenen Brief an das Maritim Strandhotel Travemünde auf die Veranstaltung der AfD hingewiesen und u.a. die Forderung gestellt „rechtspopulistische, reaktionäre und teils offen rassistische Parteien wie die AfD, keinen Raum zur Verfügung zu stellen indem sie notwendige Infrastruktur für ihre z.T. menschenverachtende Hetze nutzen können.“
Oliver Gut, Direktor des Maritim Strandhotel in Travemünde, äußerte sich
in einem Email-Verlauf wie folgt: „[..] Eines vorweg: Ich respektiere
Ihr Meinung und kann Ihren Unmut - aus Ihrem Blickwinkel durchaus
nachvollziehen, obgleich Ihre Vorgehensweise nicht meine Zustimmung
finden kann. Ich möchte Sie auf diesem Wege informieren, dass Ihr
Schreiben der Maritim Hauptverwaltung vorliegt und in Kürze über
grundsätzliche "Vergaberichtlinien", insbesondere bei Veranstaltungen
mit politischen oder von Parteien veranstalteten Veranstaltungen
gesprochen und entschieden werden wird.“ weiter heißt es: „Ich bitte
schlicht um Ihr Verständnis, dass wir hier etwas Zeit benötigen, dieses
in den Grundsätzen nochmals zu diskutieren. Ihre Meinung ist auf jeden
Fall ein Teil der Diskussion. Leider entwickeln sich in der heutigen
Zeit Sachverhalte mit einer enormen Geschwindigkeit, so dass auch manch
Entscheidung, nicht zum aktuellen Meinungsbild passen mögen.“
Diese
beschwichtigende E-Mail stellt für uns den Versuch dar, Entscheidungen,
welche Herr Gut als Direktor das Maritim Strandhotel im Rahmen seiner
Möglichkeiten hätte selber treffen können, auf eine Ebene zu heben, in
der er Verantwortung abgibt und sich der Entscheidung mit dem Umgang der
Situation zu entziehen.
Fakt ist, dass die Partei „Alternative
für Deutschland“ schon mehrmals Veranstaltungsräume des Maritim
Strandhotels für ihre Veranstaltung nutzte. So bedankte sich Herr
Thomsen in der vergangenen Veranstaltung beim Maritim-Direktor Herrn Gut
für dessen Kooperation und für die Vergabe des Veranstaltungssaals. „Es
ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir diesen schönen
Veranstaltungssaal mit Blick auf das Meer nutzen dürfen.“
Herr
Gut informierte den AfD-Stadtverband über den Eingang des offenen
Briefes und über eine mögliche Gefahrenlage durch antifaschistische
Gruppen, welche zur Veranstaltung mobilisieren könnten. In einem
Telefonat wies er Herrn Thomsen an, für die Veranstaltung einen
Sicherheitsdienst zu engagieren, um die Sicherheit der Teilnehmer der
AfD-Veranstaltung und der Besucher des Hotels zu garantieren.
Am
Tag selber waren neben dem etwa zehnköpfigen Sicherheitspersonal der
Firma ABS Sicherheitsdienst GmbH mit Firmensitz in Rostock auch örtliche
Polizeibeamte vor Ort, um den Gegenprotest der AfD-Veranstaltung vom
Eingang des Hotels abzuschotten.
In dem mit 130 Stühlen bestückte
Veranstaltungssaal im Maritim Hotel fanden sich nach und nach knapp 50
Menschen ein. In der Eröffnungsrede zeigte sich Herr Thomsen enttäuscht
darüber, dass nur so wenige Menschen der Einladung zur Veranstaltung
gefolgt waren. „Es sei sicherlich zum einem das regnerische Wetter
schuld daran, dass so wenige Menschen den Weg hierher gefunden haben,
jedoch sind sicherlich auch einige ferngeblieben aufgrund der massiven
Bedrohungen, welche die Antifa im Vorfelde ausgesprochen hat.“
Herr
Thomsen sah sich aufgrund der desolaten finanziellen Situation der AfD
Schleswig-Holstein nicht nur gezwungen einen Mindestbeitrag von fünf
Euro für die Veranstaltung zu erheben, um die Kosten decken zu können,
sondern versuchte auch weiteres Geld bei den anwesenden Teilnehmer_innen
zu erbetteln, um die eminent hohen und nicht einkalkulierten Kosten der
Sicherheitsfirma zu decken. Als Eintrittskarte für die Veranstaltung
händigte der AfD-Stadtverband im Gegenzug seinen Teilnehmer_innen
veraltetes AfD-Propagandamatieral aus dem Jahre 2013 aus. Es hat den
Anschein, dass man auf allem Ebenen versucht Geld einzusparen.
Als
Referent war der in Berlin lebende selbsternannte „Russland-Kenner“
Thomas Fasbender geladen, welcher als Unternehmer über 20 Jahre in
Moskau lebte. Er schrieb u.a. das Buch: „Freiheit statt Demokratie –
Russlands Weg und die Illusionen des Westens“ und ist Publizist der
rechten Berliner Wochenzeitung »Junge Freiheit«. Er warnte vor weiteren
Sanktionen gegen Russland und empfahl stattdessen die Öffnung des
Westens und vor allem die Bereitschaft Deutschlands, mit Russland sowohl
wirtschaftlich als auch politisch zusammen zu arbeiten.
Nach
einem sehr zähen und langgezogenen sechzigminütigen Vortrag, in dem
Fasbender immer wieder versuchte aus einem historisch geprägten Kontext
die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland
darzulegen, verlief die Fragerunde etwas lebendiger. In Selbstvorträgen
und höchst emotional vorgetragenen Stellungnahmen wurde u.a.
irgendwelche Grenzverläufe nach deutsch-russischen Kriegen thematisiert.
Auf
die Frage, warum „Merkel“ ein distanziertes politisches Verhältnis zu
Russland führe, waren sich einige Teilnehmer_innen der AfD-Veranstaltung
einig, dass Merkel von den „Juden“ instruiert werde – man dürfe das
jedoch nicht in der Öffentlichkeit preisgeben. Sichtlich genervt
versuchte Thomsen diese Aussage zu relativieren.
Das, was
Antifaschist_innen bereits im Verlauf der Entstehung der AfD ziemlich
schnell deutlich war, reflektierte Hans-Olaf Henkel, ehemaliger
stellvertretender Bundesvorsitzender der AfD und jetzt ALFA, in jüngster
Vergangenheit sehr deutlich: „Ich habe mit meiner Hilfe ein Monster
geschaffen“. Selbst wenn wir mit Hans-Olaf Henkel keine politischen
Gemeinsamkeiten besitzen und uns klar und vehement von seiner
national-liberalen Politik abgrenzen, so teilen wir seine Erkenntnis,
dass die rassistische Hetze der AfD nicht unkommentiert bleiben darf.
Sollten
darüber hinaus entgegen unserer Empfehlung weitere Veranstaltungen
dieser Art im Maritim Strandhotel Travemünde stattfinden, werden wir
dies auch in Zukunft öffentlich thematisieren und antifaschistisch
intervenieren. Herrn Gut empfehlen wir seine nächsten Schritte genau zu
überdenken und seine Bestrebungen in den "Vergaberichtlinien"
dahingehend zu lenken, geistigen Brandstiftern keine Räume mehr zur
Verfügung zu stellen.
Wir verbleiben in offener Feindschaft mit den bestehenden Verhältnissen!
Gut und Böse
Los Oliver! Gibt dir einen Ruck! In ganz SH setzen Gastronom_innen die AfD mit einem Arschtritt vor die Tür. Beispiele u.a. in Kiel, Bad Oldesloe und Pinneberg. Damit ist allen geholfen. Du bist das geschäftsschädigende Pack los, sparst dir zukünftige Bulleneinsätze und Demos direkt an deinem Hotel und die Menschheit kann auch nur profitieren wenn die Hinterwäldler_innen der Afd in Zukunft nur wieder ihre Gartenzwerge belästigen.
Mittelfinger und Arschtritt statt "Vergaberichtlinie"!!