Am vergangenen Mittwoch verabschiedete der Sächsische Landtag ein
verschärftes Versammlungsgesetz. Nach Bayern setzt nun Sachsen als
zweites Bundesland die Föderalismusreform mit einem eigenen Gesetz um,
aber auch andere Bundesländer wie Niedersachsen und Baden-Württemberg
arbeiten an eigenen Gesetzgebungen. Zielsetzung des Sächsischen Versammlungsgesetzes ist es, gegen „Störungen
der öffentlichen Sicherheit und Ordnung durch Versammlungen von
Rechtsextremisten und Gegendemonstrationen von Linksextremisten“
besser vorgehen zu können. Auf Wunsch der sächsischen Landesregierung
wurde dieses nun binnen kürzester Zeit durchgesetzt, da am 13. Februar
der größte Naziaufmarsch Europas in Dresden stattfinden soll.
Während die Stadt Dresden wenig Engagement zeigt, den rechtsextremen
Großevent zu verhindern, nutzte die Staatsanwaltschaft das
versammlungsfeindliche Klima, um gegen Antifaschistische Strukturen
vorzugehen. So fanden am vergangenen Dienstag mehrere
Hausdurchsuchungen statt. Betroffen war die Landesgeschäftsstelle der
Partei Die Linke in Sachsen und der Infoladen „Red Stuff“ in
Berlin-Kreuzberg. Anlass sind verschiedene Aufrufe, den Naziaufmarsch
am 13. Februar in Dresden zu „blockieren“. Dies sei, laut
Durchsuchungsbefehl, als „grobe Störung des Aufzugs“
zu verstehen. So wird das Plakat, mit dem über 300 Organisationen und
1500 Unterstützer zu Blockaden des Naziaufmarsches aufrufen inzwischen
als „Aufruf zu Straftaten“ bezeichnet.
Der Sprecher des Stuttgarter Bündnisses für Versammlungsfreiheit,
Thomas Trüten, kommentierte die Gesetzesverschärfung und die
Durchsuchungen:
„Die neue Gesetzgebung zielt darauf ab, unliebsames politisches und
soziales Engagement zu unterbinden. Dass die sächsische Landesregierung
Naziaufmärsche, die die Relativierung des Nationalsozialismus zum
Inhalt haben, mit antifaschistischen Aktivitäten gleichsetzt, ist
geschmacklos und ein Hohn auf die Opfer des Faschismus.“
Mit Blick auf Baden-Württemberg erklärte er:
„Dass die Landesregierung weiterhin vorgibt, aus antifaschistischer
Intention an einer Verschärfung des Versammlungsgesetzes zu arbeiten,
ist eine Farce. In Bayern hat sich schon lange gezeigt, dass derartige
Gesetzgebungen vollkommen ungeeignet sind, um Naziumtriebe zu
unterbinden. Über 100 Organisationen und zahlreiche Einzelpersonen aus
Baden-Württemberg haben sich im Bündnis für Versammlungsfreiheit
zusammengeschlossen. Sie bezeichnen die aktuellen
baden-württembergische Pläne als inakzeptabel. Wir fordern die
schwarz-gelbe Landesregierung auf, die Pläne zur Verschärfung des
Versammlungsgesetzes ersatzlos zurückzuziehen.“
Das Stuttgarter Bündnis für Versammlungsfreiheit hält daran fest, gegen
die Gesetzesverschärfung vorzugehen und ruft dazu auf, am 13. Februar
das Versammlungsrecht auf antifaschistischer Grundlage zu verteidigen.
Für das Stuttgarter Bündnis für Versammlungsfreiheit
Thomas Trüten
Fotos Razzia und Protestreaktionen
Durchsuchung im "Red Stuff":
http://www.flickr.com/photos/kietzmann/sets/72157623243209118/
http://www.flickr.com/photos/mikaelzellmann/sets/72157623245140250/
http://www.flickr.com/photos/theoschneider/
Spontan-Demo nach Duruchsuchungen:
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http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157623244845408/
Öffentliches Plakatieren vom SDS und Linksparteiabgeordneten:
http://www.flickr.com/photos/kietzmann/sets/72157623134584933/