Am vergangenen Samstag, den 10. Oktober 2015 versammelten sich in Öhringen bei Heilbronn über hundert RassistInnen und offene Faschisten auf dem Marktplatz um gegen die Aufnahme von Geflüchteten in der Kleinstadt zu demonstrieren. Im Vorfeld waren in der Stadt und im Internet Flugblätter kursiert in denen „zum friedlichen Demonstrieren“ aufgerufen wurde. Behauptet wurde unter anderem Geflüchtete seien für „Ladendiebstähle, Einbrüche, sexuelle Übergriffe, Vergewaltigungen und Körperverletzungen“ verantwortlich und die Polizei sei mit der Situation „restlos überfordert“. Beklagt wird zudem es gebe kein Geld für „Spielplätze, Vereine (…) oder soziale Projekte“ aber für die Aufnahme von Geflüchteten. In Anlehnung an die antiislamische Hetze der PEGIDA-Bewegung wird zudem behauptet aus Rücksichtnahme auf Geflüchtete, dürften „Mädchen (…) an den Schulen nur noch lange Hosen tragen“.
Spontaner Aufzug
Trotz einer kurzen Mobilisierungzeit versammelten sich schlussendlich
über hundert Personen auf dem Öhringer Marktplatz, mit Schildern wie
„Deutschland den Deutschen“ und „Keine Flüchtlingsheime an
Kindereinrichtungen“. Die Menge bestand dabei aus einer unangenehmen
Mischung aus erkennbaren Faschisten, AfD-AnhängerInnen und rassistischen
Bürgerinnen und Bürgern. Am Rande der Veranstaltung verteilten
NPD-Aktivisten Flugblätter gegen die deutsche Flüchtlingspolitik. Es
mangelte dem Aufzug aber sichtlich an einem strukturierenden Element. So
konnten die RassistInnen weder eine Lautsprecheranlage, noch eine
Anmeldung vorweisen.
Skandalöse Strategie der Öhringer Polizei
Trotz der fehlenden Anmeldung hinderte die mit gerade einmal vier
Beamten anwesende Polizei den rassistischen Mob nicht an der
Durchführung seiner Versammlung. Während in Heilbronn vor Kurzem eine
Gewerkschaftssekretärin wegen ihrer Beteiligung an einer
antifaschistischen Spontandemonstration gegen eine NPD-Kundgebung vor
Gericht gezerrt wurde, lässt die Polizei einen unangemeldeten
rassistischen Aufzug einfach gewähren.
Kirchlicher Gegenprotest
Stattdessen behinderten die Ordnungshüter eine angemeldete
Gegenkundgebung von etwa 40 Personen aus dem kirchlichen und
sozialdemokratischen Spektrum. Mit der Behauptung, die Anmeldung sei zu
spät erfolgt wurden die Antirassist*innen dazu gedrängt auf einen
Redebeitrag zu verzichten, da sonst auch die Gegenseite zu Wort kommen
müsse. Während der ganzen Zeit waren die Gegendemonstrant*innen zudem
mit Beleidigungen und Drohungen von Seiten der RassistInnen
konfrontiert.
Weitere Aufmärsche geplant
Sichtlich motiviert von der großen Teilnehmerzahl zogen der rassistische
Mob schließlich von dannen, mit der Ankündigung am kommenden Samstag
wieder zu kommen. Mittlerweile wird in Sozialen Netzwerken zu einer
Demonstration „Gegen die deutsche Asylpolitik“ nach Öhringen
mobilisiert. Es steht zu befürchten, dass sich in den nächsten Wochen
eine Dynamik hinter den flüchtlingsfeindlichen Protesten entwickelt. In
den letzten Monaten zeigte sich immer wieder deutlich, welche
unmittelbare Gefahr für Geflüchtete von rassistischen
Massenmobilisierungen ausgeht. Die erschreckend hohe Zahl von
flüchtlingsfeindlichen Sprühereien, Übergriffen gegen Geflüchtete und
ihre Unterstützer und Brandanschlägen auf Asylbewerberunterkünfte
sprechen eine deutliche Sprache. Nur konsequenter antifaschistischer
Widerstand kann die Dynamik der RassistInnen brechen.
Wir rufen dazu auf am Samstag, den 17. Oktober gemeinsam nach
Öhringen zu fahren und sich dem rechten Mob entgegenzustellen! Genauere
Informationen kommen in den nächsten Tagen, achtet auf Ankündigungen.
Die Pogrome verhindern bevor sie entstehen!
Kein Platz für Rassismus! – Weder in Öhringen noch anderswo!
Zuganreise aus Heilbronn
Samstag, 17. Oktober 2015 | 13.50 Uhr Treffpunkt Heilbronn Hauptbahnhof | Gemeinsame Anreise