Griechische Polizei - Folter mit Tradition

In den Händen der DELTA 17/09/2015

 

Am 17. September 2015 kam es in Exarchia (Athen) zu Zusammenstößen, nachdem die dortige Bullenstation angegriffen wurde. Daraufhin wurden mehrere Leute in der Umgebung festgenommen. Einige von ihnen, hauptsächlich Minderjährige, wurden brutal von Beamten der Sondereinheit DELTA misshandelt und gefoltert. Hier ein übersetzter Kommentar zu den Ereignissen:

Die „Demokratie“ die Kinder foltert   (zu den Festgenommenen vom 17.09.2015)

von Antonia Legaki

 

Wie viel Mut braucht man um die beiden Hände eines 13 Jährigen Kindes zu brechen? Wie viele „echte Kerle“ muss man zusammentun, wenn vier Polizisten der Deltaeinheit auf diese Hände mit Schlagstöcken schlagen bis sie brechen. Wie viele und welche Verbrechen könnten diesen blinden Hass rechtfertigen? Aber auch wie blind ist eine Justiz, die nicht die sofortige Festnahme der Polizisten veranlasst, welche die Kinder in solch einem Zustand übergeben haben???

 

Landfriedensbruch“ sagte der Staatsanwalt und fuhr damit fort, über ihn in Bezug auf das Vergehen zu richten. Aber wie sehr muss man den allgemeinen Frieden stören um im Voraus mit seinen zwei kleinen Händen bezahlen zu müssen?

 

Dem 19 Jährigen Psychologiestudenten der 500 Meter von den Ausschreitungen entfernt festgenommen wurde, wird von der Polizei vorgeworfen Molotow Cocktails geworfen zu haben.

Und er (der Staatsanwalt) weigert sich den Rucksack von ihm zu beschlagnahmen , der in Gegenwart des Staatsanwalts aufdeckt, dass er mit drei Büchern von Brecht und einem von Oscar Wilde gefüllt ist, zusammen mit der Quittung, die belegt, dass er diese eine halbe Stunde vor seiner Festnahme gekauft hatte ( aber die Version, dass er vorhatte diese auf den Kopf des Polizisten zu werfen erscheint viel realistischer).

Trotzdem wird er eines Verbrechens beschuldigt und hinkend vor den Untersuchungsrichter gestellt – obwohl die Zehen seines einen Fußes dadurch gebrochen wurden, dass ein Polizist immer wieder mit seinem Motorrad über den Fuß fuhr, so zugerichtet wurde er dann zur Polizeistation gebracht. Die Zeichen auf seinem Körper haben die Form von Schlagstöcken und die rechte Schulter ist beinahe ausgerenkt, aber es gibt keinen Grund ihn ins Krankenhaus zu bringen...

Er- und nicht die Polizisten, die ihn gefoltert haben- muss sich am Montag verantworten.

 

Die Zähne der 17 Jährigen sind zu einer Art Halbkreis ausgeschlagen, der die Form des Schlagstockes abzeichnet, mit welchem mit großer Gewalt und ähnlichem Hass auf ihren Mund geschlagen wurde. Welcher allgemeine Frieden wurde hier gestört und wem sollte dafür der Prozess gemacht werden? Und vor der Verhandlung verliert sie ihre Zähne... Ein wenig später, ein anderer 17 Jähriger, wie ein „Zyklop“, dessen eines Auge in der Fleischmasse verschwunden ist, wodurch sich sein ganzes Gesicht verformt hat. Für welchen Frieden ist das gut...

 

Welch tragische Ironie, blutrünstige Methoden um dem öffentlichen Frieden zu dienen! Oder vielleicht doch nicht? Oder vielleicht dienen die Folterer der Kinder eher dem allgemeinen Terror! Solch gebrochene Glieder, Zähne und Gesichter, warten, nicht um Recht zu bekommen,sondern um die kriminellen Handlungen der faschistischen Gruppen, die der Staat erschaffen, bewaffnet und ausgebildet hat, um als eine Art SA gegen den inneren Feind zu funktionieren, zu rechtfertigen. „Crowd Control“ nennen sie die Taktik des Angriffs mit Motorrädern gegen Passanten und die Folterungen die auf zahlreiche Verhaftungen folgen (damit die Masse zu Hause bleibt).

Ein beeindruckender Komplize ist die „unabhängige Justiz“,die bei offensichtlicher Folter beide Augen zudrückt und die repressiven Maßnahmen mit der Einleitung eines Verfahrens abrundet.

Wir aber, wir haben nicht mehr das Recht auf Selbsttäuschung. Wir haben nicht das Recht den Blick zu senken gegenüber diesem organisiertem Verbrechen. Die ermordeten Kinder aus Brazilien und Gaza spiegeln die Zukunft unserer eigenen Kinder wieder. Unsere eigene Zukunft, wenn wir es zulassen, dass die Reise in die Barbarei, Ausbeutung und Unterdrückung fortgesetzt wird."

(Quelle: http://www.inred.gr/i-dimokratia-pou-basanizei-paidia/ )

 

Dieser jüngste Vorfall ist keine Neuheit und auch kein Einzelfall. Er reiht sich ein in eine ungebrochene historische Kontinuität in Griechenland die seit der Junta ungebrochen in abgeschwächter Form weiter existiert. Das Instrument des blanken Terrors des Staates gegen seine Opponenten. Ganz gleich ob die Regierung die sich gerade an der Macht befindet links oder rechts ist. Ganz gleich ob es Erwachsene sind, oder Kinder, die man foltert. An dieser Stelle soll auf ähnliche Fälle in der Vergangenheit eingegangen werden.

 

 

Ähnliche Fälle:

 

Die Vier von Kozani /Velveto

Am 01. Februar 2013 wurden Nikos Romanos, Andreas-Dimitris Bourzoukos, Yiannis Michailidis und Dimitris Politis in Velvento nach dem Überfall auf eine Bank von Beamten der DIAS festgenommen. Nach ihrer Verhaftung veröffentlichte die Polizei über die Presse Fotos der Gefangenen, die offenbar schlecht mit Photoshop bearbeitet wurden. Danach kamen die Originalfotos ans Tageslicht, die von den Beamten während der „Vernehmungen“ im Polizeigewahrsam von Kozani gemacht wurden.

Presse: http://www.welt.de/politik/ausland/article113401736/Griechische-Polizei-vertuscht-Folter-von-Bankraeubern.html,

https://www.vice.com/en_uk/read/the-greek-police-tried-to-use-photoshop-to-hide-evidence-of-torture

 

Text der Verhafteten: https://linksunten.indymedia.org/de/node/80904

 

Antifaschistische Motorraddemo in Athen
Nach zahlreichen Überfällen von Faschisten auf Migranten und ungeklärten Morden an Menschen aus Pakistan und Afghanistan, die teilweise im Zentrum Athens unter den Augen der Polizei begangen wurden, fuhr am 30. September 2012 eine antifaschistische Motorraddemo durch die betroffenen Viertel. In Ag. Panteleimonas provozierten Faschisten die TeilnehmerInnen der Demo und Migranten, worauf sie eine Abreibung kassierten. Sofort waren Formationen von DELTA zur Stelle und griffen die AntifaschistInnen an. 15 wurden verhaftet und in der Zentrale der Polizei (GADA) übel zugerichtet, 23 UnterstüzerInnen wurden vor GADA verhaftet und auch mißhandelt.

Presse: http://www.theguardian.com/world/2012/oct/09/greek-antifascist-protesters-torture-police

Bericht der Verhafteten: https://linksunten.indymedia.org/en/node/68512

 

Bericht Antifolterkomittee des Europarats von 2010: http://www.sueddeutsche.de/politik/antifolterkomitee-foltervorwuerfe-gegen-die-griechische-polizei-1.1025002

 

Die griechische Polizei foltert ihre Gefangenen schon immer, egal welche Regierung grade an der Macht ist. Eine Tradition, die aus der Zeit der Junta stammt. Sie macht das mit Wissen und Billigung der jeweiligen Regierung, die nicht darauf verzichten wollen Angst und Schrecken unter jenen zu verbreiten, die sich nicht mit den Verhältnissen zufrieden geben.

Presse von 1969: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45793960.html

 

Die Leute in Athen würden sich freuen, wenn sie mitbekommen, dass auf die Folter der griechischen Bullen eine Reaktion in Europa erfolgt.