"Zug der Liebe" - German pluralism at its best

Nazi 1

Wieder eine Veranstaltung von welcher schon im vorhinein nichts gutes erwartet werden konnte. Nicht nur, daß der Titel der "Loveparade", in deren Anschluß diese Veranstaltung sich sieht, nun eingedeutscht wurde, schon allein die Idee eine solche politisieren zu wollen, zeugt von den bornierten Vorstellungen politischer Agitation, die sich in der Linken zuhauf finden lassen.


Doch genau diese sollten in bestbekannter Manier hier verwirklicht werden: Ganz oben auf der politischen Agenda stand die vorbehaltlose Ablehnung des Freihandelsabkommens "TTIP"; zunächst auch die einzige konkrete politische Forderung die sich neben der Einbindung von Wohltätigkeitsvereinen und politisch blind vorgehender "Flüchtlinge Willkommen"-Gruppen finden lassen konnte.

 

Doch wie zu erwarten war hinter der Ablehnung von "TTIP" keine fundierte Kritik an antiliberalen und undemokratischen Tendenzen innerhalb selbigem zu finden - wie sollte dies auch auf einer Veranstaltung dieser Größe und Art und mit diesem politischen Hintergrund (antimodernistisch und antiamerikanisch) erwartet werden, hier braucht es natürlich plakative Aussagen und Feindbilder, Kritik ließe ja auch den ausgelassen Feiernden nicht sich vermitteln - sondern es wurde mal wieder in schon fast nationalistisch anmutender Weise gegen die auf dieses Abkommen pojizierten Wahnbilder gehetzt:
Wie im angehängten Foto zu erkennen, schmückten nicht nur höchst unreflektiert plakative Aussagen den "Stop TTIP"-Wagen ("Gegen genveränderte Nahrung", "Gegen Volkshintergehung"), zur Krönung wurde dieser im hinteren Bereich mit einer sonst aus antisemitischen Kontexten bekannten Karikatur versehen. Selbige stellt ein Paar Hände dar, welche an Marionettenschnüren die Lieblingsprojektion der "Stop TTIP"-Fanatiker, die raffenden "Chlorhühnchen", über die im Selbstverständnis fürs schaffende Kapital Schuftenden hereinbringt. Die Judennase wurde wenn überhaupt aus Pietät oder auch nur aus Sensibilisierungen durch vorangehende Antisemitisvorwürfe weggelassen.


Strukturell Antisemitisch bleibt dieser Unfug trotzdem und es wundert nicht weiter, dass auf der Veranstaltung neben "9/11 was an inside job"-T-shirts, Deutschlandfahnen und anderem Mist auch beinharte Nazis anwesend waren (zum Beispiel erkennbar anhand von offen getragenen "Schwarze Sonne"-Tätowierungen und Anderem, siehe Bilder im Anhang).

Daß diese ganzen politischen Äußerungen vollkommen unwidersprochen auf der Veranstaltung nach außen getragen werden konnten, lag wohl eher weniger an der Berauschtheit der anwesenden "linken Aktivist*innen", sondern mehr an den politischen Vorstellungen großer Teile der Linken überhaupt. So wird stets dichotomisiert zwischen den "guten humanen" Linken und "Normalbürgern", deren falsches Bewußtsein lediglich vom Finanzkapital oktroyiert wurde (Dimitrov läßt grüßen, Ideologiekritik wäre zu viel verlangt) und den "bösen" Abstrakta der Warengesellschaft, die Wahlweise auf "die Amerikaner", "den Juden", "TTIP" oder anderes projiziert werden.


Das ganze führt eben so weit, dass auf dieser Veranstaltung alle politischen Fraktionen inklusive Deutschtümelnder und Nazis in ausgelassener Eintracht zusammen feiern konnten. "Der Feind TTIP" war ja bereits benannt, also konnte davon ausgegangen werden, dass sich unter dieser Feindbildkonsitution nur gleichgesinnte "gute" versammeln. Für Linke beinhaltet diese "gute Seite" dann eben auch einen "Anti-PEGIDA"-Wagen, aber ob der Verblendung dann eben faktisch auch Nazis und Andere; ein politisches Eingreifen (erst recht gegen die anwesenden Nazis) ist dann auch nicht mehr von Nöten, der Pogrommob tanzt sich ganz von alleine durch die dem deutschen Arbeitsfetisch sich anschmusenden Technomusik zu neuen Untaten.

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War die Veranstaltung als rein linksideologische Demonstration gekennzeichnet? Nein!

Gab es neben politischen Aussagen auch reichlich tanzbare Musik? Ja!

Waren vielen Teilnehmern die gesellschaftspolitischen Aussagen egal? Ja!

Lässt sich deshalb eine klare Trennung ausarbeiten? Nein!

 

Man hätte auch einfach schreiben können, dass die Veranstaltung mehr Party als Demo war.

aber derjenige der hier ein antisemitismusproblem hat, scheint mir schon fast eher der autor zu sein, in dessen kopf es anscheinend normal zu sein scheint finanzkapital mit "juden" gleichzusetzen. das ist nicht nur eklig sondern sorgt dafür eine jahrhundertealte antisemitische verschwörungstheorie warm zu halten und zu reproduzieren. dass sich der autor dessen wahrscheinlich nichtmal bewusst ist macht das ganze fast noch schlimmer.

der vorwurf der hier indirekt gegen alle teilnehmer transportiert werden soll ist übrigens auch ziemlich daneben aber differenzieren scheint nicht des autors stärke. herablassend arrogantes getue gegen den pöbel, der ja einfach nur dumm ist und die hyperkomplexen zusammenhänge - die der autor ob seiner geistigen überfähigkeiten im stande ist zu erkennen - nicht versteht, hingegen schon.

fazit meinerseits: zu teilen nachvollziehbare kritik am geschehen, zu teilen strukturell schwachsinnig und zu weiteren teilen pseudoelitäres, arrogantes gehabe. sich als etwas besseres zu fühlen und - verbal - auf die vermeintlich nicht so stark reflektierenden zu spucken ist halt leider auch für viele "linke" anziehend. ich leiste meinen teil.

mit grüßen