Die Hamburger Polizei ist am Wochenende im Dauereinsatz gewesen. Bei zahlreichen Demos von Linksextremisten kam es immer wieder zu Ausschreitungen. Auch in der Nacht zum Sonntag gab es nach einer weitgehend friedlichen Demonstration mit etwa 600 Teilnehmern Zwischenfälle: Die abrückende Polizei wurde mit Steinen und Flaschen attackiert. Ein Beamter der Bundespolizei wurde durch einen Flaschenwurf am Kopf verletzt. Zwei Personen wurden vorläufig festgenommen, 16 Demonstranten wurden in Gewahrsam genommen. Der Versammlungsleiter hatte die im Schanzenviertel um 16 Uhr gestartete Demonstration unter dem Motto "Klassenfest gegen Staat und Kapital" gegen 23.25 Uhr beendet. Kleingruppen waren anschließend weiter unterwegs. Durch Steinwürfe wurden Fensterscheiben eines Hotels zerstört, zudem wurden vier Müllcontainer abgezündet. Gegen 3 Uhr war in dem Viertel wieder Ruhe eingekehrt, sodass die Polizei ihren Einsatz beenden konnte.
Bei zwei Mai-Demonstrationszügen linker Gruppen waren am Freitagabend in Hamburg 34 Polizisten verletzt worden. Über die Anzahl verletzter Demonstrationsteilnehmer liegen bislang keine Angaben vor. Ein Demonstrant wurde von einem Polizeipferd am Kopf verletzt. Er wurde nach ambulanter Behandlung aus dem Krankenhaus entlassen. Die Polizei spricht von "relativ massiven Ausschreitungen". Es habe 21 vorläufige Festnahmen und 41 Ingewahrsamnahmen gegeben. Die Krawalle seien in etwa so intensiv wie im Vorjahr gewesen, sagte Polizeisprecher Mirko Streiber. "Durch unser konsequentes Vorgehen und gezielte Fest- und Ingewahrsamnahmen konnten größere Ausschreitungen verhindert werden."
Eine der Demonstrationen am Freitag, die mit etwa 700 Teilnehmern an der Feldstraße im Stadtteil St. Pauli gestartet war, lösten die Einsatzkräfte bereits kurz nach Beginn "wegen fortgesetzter Straftaten aus dem Aufzug heraus" auf. Dabei griff auch die Reiterstaffel ins Geschehen ein. Zuvor hatten Vermummte Böller, Flaschen und Steine geworfen. Die Beamten setzten daraufhin Schlagstöcke, Pfefferspray und Wasserwerfer ein.
Die zweite Protestgruppe war fast gleichzeitig am Bahnhof Altona losmarschiert. Auch sie kam nicht weit, bevor die Polizei sie das erste Mal vorübergehend anhielt. Auch hier hatten sich Versammlungsteilnehmer vermummt. Die Stimmung war aggressiv, wiederholt seien Feuerwerkskörper und Flaschen auf Polizisten geflogen, sodass der Zug immer wieder gestoppt wurde. Eine Tankstelle an der Königstraße wurde geplündert, dabei wurde vor allem Alkohol erbeutet. Die Beamten setzten auch hier Wasserwerfer und Reizgas ein. Von den zwischenzeitlich bis zu 1.500 Teilnehmern kamen am geplanten Endpunkt Reeperbahn gegen 21 Uhr nur etwa 600 an. Dort habe der Versammlungsleiter die Demonstration beendet, so die Polizei.
Motorradpolizist angegriffen
Nach dem Ende der Aufzüge kam es immer wieder zu Scharmützeln zwischen kleineren Gruppen und der Polizei auf St. Pauli und im Schanzenviertel. Einige Müllcontainer wurden in Brand gesetzt. Auf der Holstenstraße wurde ein Motorradpolizist mit Steinen und Flaschen attackiert. Er blieb unverletzt, seine Maschine war aber nicht mehr fahrbereit. Am späten Abend beruhigte sich die Lage jedoch so weit, dass die Straßensperrungen aufgehoben werden konnten. "In der Nacht ist nicht mehr viel passiert", sagte ein Sprecher der Polizei am Samstagmorgen.
In diesem Jahr waren erstmals gleichzeitig zwei sogenannte revolutionäre 1.-Mai-Demos angemeldet worden, weil sich wegen politischer Differenzen eine Gruppe in zwei Lager aufgespalten hatte. Die Polizei war mit insgesamt 1.900 Beamten im Einsatz. Die Hamburger wurden dabei von 400 Kollegen aus Schleswig-Holstein und von der Bundespolizei unterstützt.
Polizeigewerkschaft: "Krawall-Orgie"
Die Deutsche Polizeigewerkschaft sprach nach den Ausschreitungen in Hamburg von einer "ritualisierten Krawall-Orgie", wie NDR 90,3 am Sonnabend berichtete. "Linksautonome Gewalttäter" hätten erneut das Versammlungsrecht missbraucht. Der Landesvorsitzende Joachim Lenders forderte von der Justiz, den Strafrahmen gegen Gewalttäter voll auszuschöpfen. Dennis Gladiator, innenpolitischer Sprecher der CDU, forderte den rot-grünen Senat dazu auf, ein Programm gegen Linksextremismus aufzulegen. "Wer das Demonstrationsrecht für Gewaltexzesse und Angriffe auf Polizeibeamte missbraucht, muss mit der ganzen Härte unseres Rechtsstaates verfolgt werden."
Die Organisatoren der Altonaer Demo "Hamburg sieht rot" widersprachen den Vorwürfen. Es sei die Polizei gewesen, die die Stimmung angeheizt habe. Die Beamten hätten unverhältnismäßig Gewalt eingesetzt und "Hetzjagden" auf einzelne Demonstrationsteilnehmer gemacht. Zahlreiche Verletzte seien die Folge gewesen.
Walpurgisnacht-Demo friedlich verlaufen
Die Walpurgisnacht-Demonstration linker Gruppen in der Nacht zum Freitag war ohne größere Zwischenfälle zu Ende gegangen. Rund 500 Menschen zogen durchs Schanzenviertel. Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Take Back The Night" und richtete sich gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt.
2. Mai "Sternschanze: Polizist bei erneuter Randale verletzt"
mopo schrieb:
"Der 1. Mai war vorbei, doch die Randale blieb: Auch am Sonnabend trafen Demonstranten und die Polizei am späten Abend aufeinander. Es kam zu Flaschen- und Böllerwürfen. Mehrere Menschen wurden verletzt, zahlreiche Protestler festgenommen.
Nach dem "Klassenfest gegen Staat und Kapital", das gestern um 16 Uhr startete, krachte es rund um den Bahnhof Sternschanze. Protestler hatten versucht Barrikaden aufzubauen. Flaschen und Steine flogen auf die Polizei. Nach Angaben einer Behördensprecherin wurde ein Bundespolizist verletzt. Wie viele Demonstranten verletzt wurden, ist noch unklar. Die Gruppe "Actionmedics Hamburg", die ehrenamtlich Sanitätsdienste leistet, twitterte: "Gab gut was zutun."
Mehrere Kleingruppen von Demonstranten waren im Schutze der Dunkelheit in der Schanze unterwegs, lieferten sich ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei. Mehrere Protestler wurden in Gewahrsam oder vorläufig festgenommen. Erst gegen 3 Uhr in der Nacht konnte der Polizei-Einsatz beendet werden. Zuvor war die Demonstration friedlich.
Bereits am 1. Mai kam es zu heftigen Straßenschlachten zwischen Demonstranten und der Polizei. Mehrere Menschen wurden verletzt."