Endlich wieder da: kritisch-lesen.de mit dem Schwerpunkt "Marxistischer Feminismus"

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Heute erschien nach längerer Pause endlich wieder eine Ausgabe von kritisch-lesen.de. Schwerpunkt diesmal: "Marxistischer Feminismus". Hier geht's zur gesamten Ausgabe. Marxistischen Feminismus halten viele Feministinnen für ein Relikt aus der Vergangenheit oder eine Unmöglichkeit angesichts der damit verbundenen, traditionellen Unterordnung feministischer Belange unter den sogenannten Hauptwiderspruch.

 

Diese Vorstellung besagte, dass es einen zentralen gesellschaftlichen Widerspruch gebe, eben den Hauptwiderspruch, der zwischen Kapital und Arbeit verlaufe. Alle anderen zur Kenntnis genommenen Widersprüche – zwischen Schwarzen und Weißen, Frauen und Männern – erledigten sich in diesem Denken mit der Abschaffung des Kapitalismus quasi von selbst. Unter anderem auf diese Unterordnung nahm 1979 Heidi Hartmann ironisch Bezug, als sie schrieb, dass Marxismus und Feminismus eine „unglückliche Ehe“ führten. Die Degradierung der Belange von Frauen zum Nebenwiderspruch wurde von Seiten ebendieser jedoch nicht hingenommen. In Folge brachten marxistische Feministinnen eigene Analysen zum Verhältnis von Kapitalismus und Patriarchat und Theorien voran.

 

Die meisten aktuellen arbeitsbezogenen feministischen Debatten – etwa um die Delegation von Fürsorgearbeit an alle, insbesondere aber an migrantische Frauen, oder um die Stellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt – sind direkt mit Erkenntnissen und Debatten marxistischer Feministinnen verbunden. Sie spielen dennoch keine prominente Rolle innerhalb der deutschsprachigen feministischen Debatte. Das vorherrschende Verständnis von Geschlechterverhältnissen als Problem von „Geschlechternormen, von Rollenverhalten und Geschlechterstereotypen“, so argumentiert unter anderem Tove Soiland, verunmögliche den Blick auf das Verhältnis von Ökonomie und Geschlecht. 

 

Wir haben uns also gefragt: Welche marxistisch-feministischen Debatten gibt es, und welchen Einfluss hatten sie auf feministische und marxistische Theoriebildung? Wie sind diese Debattenbeiträge aus heutiger Sicht zu bewerten, und welche Elemente von damals finden sich in den Diskussionen um das Schlagwort „Care“? Warum ist es notwendig oder nicht notwendig, heute eine „Care-Revolution“ zu fordern statt „Lohn für Hausarbeit“? 

 

Die von Feministinnen initiierte Hausarbeitsdebatte suchte die Grundlage für Herrschaft nicht mehr nur in den Betrieben und Fabriken, sondern auch im Bereich der unbezahlten Arbeit, der Hausarbeit, aber auch, wie eine Gruppe Bielefelder Feministinnen argumentierte, der Subsistenzarbeit. Mariarosa Dalla Costa argumentierte, dass die Frage, wer die Arbeitskraft reproduziert – wer also kocht, tröstet, putzt oder Kinder erzieht – eine politische und ökonomische Frage sei. Die Reproduktion der Arbeitskraft, so Dalla Costa, sei die Grundlage für die Produktion, die schließlich darauf angewiesen ist, dass Menschen ihre Arbeitskraft verkaufen können. 

Provozierend auf einen – zwar immer kleiner werdenden Teil von Marxisten – wirkt heute wie damals die Einsicht, die Bettina Haidinger und Käthe Knittler im Einführungsband „Feministische Ökonomie“ formulieren: „Fest steht, dass Marx sich um diese Fragen nicht gekümmert hat.“ Stehen Marxismus und Feminismus also weiterhin in einem Spannungsverhältnis, das den Vergleich mit einer unglücklichen Ehe rechtfertigt? Wir hoffen, dass viele unserer Leser_innen die Antwort auf letztere Frage für sich nach dem Lesen mit „Nein“ beantworten können.

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Marxismus und Feminismus führen eine unglückliche Ehe? Seit wann? Haben sie geheiratet und wer waren die Trauzeugen? Bis das der Tod euch scheidet? Mit allem Zubehör? *fg* Frag ja nur. Wurde die Ehe nur Standesamtlich geschlossen oder auch Kirchlich? (was für ne Vorstellung) Sind schon Kinder in Planung? Besser nicht, wie soll das wohl aussehen?

Und wie darf man sich das personalisiert vorstellen? Karl Marx (bald 100er Geburtstag) und Alice Schwarzer? Ne echt, der alte Marx hatte auch echt besseres verdient.

Vertippt, 200 ster Geburtstag 2018. Trier will feiern. Nur so zur Info.

es gibt keinen marxistischen feminismus. marx war ein patriarchales arschloch. ich finds schon total panne, wenn leute einen menschen so sehr vergöttern, daß sie sich nach ihm benennen.

einen patriarchalen mann als gott zu verehren, das eigene weltbild nach dessen schriften oder deren interpretationen ausrichten und sich gleichzeitig feministisch wähnen- das geht für mich nicht zusammen.

grade feminist_Innen haben Marx in er Hinsicht doch kritisiert und erweitert. Und daraus ist eben das geworden, was sich "marxistischer Feminismus" nennt.

Ich finde deine Reaktion ziemlich affektiert und undurchdacht.

Die Benennung nach Marx erfolgt eben weil er der zentrale Theoretiker einer herrschaftskritischen und materialistischen Philosophie ist. So ne Art von Benennung mag in postmodernen Zeiten antiquiert wirken, ist aber alles andere als ungewöhnlich und hat auch nix mit vergötterung oder dergleichen zu tun.

es zeugt doch von einer grossen unverschämtheit, marx im angesicht des konflikts mit bakunin in der ersten internationale als einen "zentralen Theoretiker einer herrschaftskritischen Philosophie" zu bezeichnen. dass marx ein staatsfixierter spiesser war, war auch schon vor 150 jahren kein geheimnis. vielleicht machst du doch lieber mal ein richtiges geschichtsbuch auf, bevor du das nächste wieder alte kamellen im internet auspackst.

uiuiui. Du hast ja Ahnung.

Erklär mir mal, seit wann Anarchisten etwas gegen Unverschämtheit haben? Ist das nicht in gewisser Weise der Kern antiautoritärer Praxis?

 

Wie wäre es wenn du mal ein paar andere Geschichtsbücher aufschlägst und dir überlegst wie Sinnvoll es ist, von der einen großen Wahrheit auszugehen, die man nur anzweifeln kann, wenn man unverschämt ist.

 

Mir sind irgendwelche Flugelkämpfe um die politisch-strategische Ausrichtung einer 150 Jahre alten Organisation ziemlich wurscht. Wenn du die Herrschaftskritik bei Marx nicht entdeckst, dann liegt das an deiner Borniertheit und nicht an Marx' Staatsfixierung.

Oh wie toll! Super spannendes Thema! Da lese ich gleich erstmal ein bisschen. Danke!

meines erachtens sollte die entstehung  der marxschen theorie in ihrer historisch spezifischen situation betrachtet werden. das beudeutet, so wie es marx selbst angemerkt hat, sie ständig durch reflektionen der theorie und der praxis in bezug zur aktuellen historisch spezifischen situation zu setzen und weiterzuentwickeln. negris theoretische annäherungen einer hegemonie der immatriellen arbeit gehen in eine solche richtung und bieten damit auch die möglichkeit einer marxistisch-feministischen neuinterpretation. negri multitude 161ff.