Viele Leute glauben, dass die Fans von Lazio alle faschistisch sind. Das stimmt aber nicht. Es ist ein Klischee, das extrem rechte Parteien in die Welt gesetzt haben. Das Phänomen begann 1987 mit dem Auftreten der IRRIDUCIBILI. Vorher waren die Schlachtrufe von Lazio entweder gemischt oder apolitisch. Die Geschichte von S.S. Lazio war schon immer antifaschistisch. S.S. Lazio wurde 1900 als ein Sportverein gegründet, der es auch den nicht wohlhabenden Klassen ermöglichte Sport zu treiben. Als Vereinsfarben wurden bewusst Weiß und Blau gewählt um den olympischen Geist zu symbolisieren: Den Einsatz von Sport als Mittel zum Frieden und Gleichheit und Brüderlichkeit unter den Menschen.
1927 wollte das faschistische Regime alle römischen Teams in einem einzigen Team (AS Rom) vereinigen. Einzig Lazio widersetzte sich dem Regime. Von 1900 bis 1987 gab es im Stadion keine organisierten faschistischen Gruppen. Damals gab es Gruppen, die offen für Anarchisten und Kommunisten waren: I Tupamaros, il Gruppo Rock, il Gruppo Erotika, Il Commando Aquila San Basilio-Talenti, gli Eagles Supporter. Während der 70er Jahre (in Italien bleierne Jahre1 genannt) entschieden verschiedene faschistische Parteien die Kurven zu betreten, indem sie die Entstehung neuer Gruppen förderten um so die Stimmen der Fußballfans zu bekommen.
Mit einer politischen Organisation, die mehr Geld und Waffen hatte und außerdem Unterstützung der römischen Unterwelt und der Camorra, nahmen diese Gruppen die Nordkurve in Beschlag. Die alten Gruppen lösten sich unter Protest aus.
20 Jahre, in denen die IRRIDUCIBILI die Kurve für Merchandising nutzten und um daraus politisch Kapital zu schlagen, und die römische Presse, die mehrheitlich AS Rom unterstützt und bereitwillig die Fans von Lazio in der Öffentlichkeit als Faschisten diskreditiert, sorgten für das Klischee vom faschistischen Lazio.
Unsere Bewegung wurde gegründet um all dem entgegenzutreten. Wir möchten, dass die Welt versteht, dass nicht jeder Lazio Fan automatisch ein Faschist ist. Damit Alle wissen, dass die Werte der Lazio Fans andere sind, als die der IRRIDUCIBILI und dass diese Würmer, die Lazio nur ausnutzen um Profit zu machen und um Stimmen zu kassieren keine echten Lazio Fans sind.
Unsere Bewegung möchte das Klischee vom faschistischen Lazio dekonstruieren, das ständig auf neue junge Leute, die ins Stadion kommen um Lazio zu unterstützen, einwirkt. Wir wollen die politische Anerkennung der Faschisten beenden. Wir möchten diese Kultur verändern und alle faschistische Propaganda entfernen. Wir wollen unsere Werte als Lazio Fans verteidigen.
In Rom gibt es tausende antifaschistische Lazio Fans, unser Ziel ist es diese zu vereinigen und zu organisieren. Wie im italienischen Widerstand gegen den historischen Faschismus wollen wir versuchen Leute mit unterschiedlichen politischen Ansichten (Kommunisten, Anarchisten, Sozialisten, Liberale) zu vereinigen um dem Faschismus entgegenzutreten. Momentan müssen wir wie Partisanen vorgehen, da die Faschisten Beziehungen zur organisierten Kriminalität und Waffen haben. Auch können sie Vorteil aus ihrer Organisation ziehen, die wir nicht haben.
Unsere Bewegung möchte Bildungsarbeit für die Lazio Fans leisten um den neuen Generationen klarzumachen, was die ursprünglichen Werte waren, die unsere Gründer gewählt hatten. Um eine organisierte Gruppe zu bilden, die die Macht hat um gegen die berüchtigte faschistische Gefahr vorzugehen und um Lazio von dieser Schande zu befreien. Im Moment sind wir im Stadion in verschiedenen Blöcken aktiv und sind aktiv gegen rassistische Einstellungen. Wir organisieren uns um eine Gruppe zu bilden, die dazu dient klarzustellen, dass das Stadion niemals den Faschisten und ihrer rassistischen Propaganda überlassen werden darf.
Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel "Laziale Antifascista" in Left Side Terraces, einem linken Ultramagazin aus Russland. Da der Übersetzer über eher bescheidene Englischkenntisse verfügt und der Ausgangstext ebenfalls von Leuten geschrieben wurde, deren Muttersprache nicht Englisch ist, kann es sein, dass einige Details nicht ganz so rüberkommen, wie sie ursprünglich gemeint waren. [Anm. d. Übersetzers]
naj
das ist ja alles gut und lobenswert, aber zumindest die noch jung zurücliegende geschichte wurde sehr verschönt. das antifaschistischen lager bei lazio-spielen ist leider sehr sehr klein. und wieso spielen ständig bekennende nazis für den verein. sowohl parteipolitisch als auch offensichtlich per tattoo zu erkennen?
naj
das ist blödsinn. die laziali antifascisti haben nicht die aufgabe lazios rechte geschichte korrekt aufzuarbeiten. die laziali antifascisti bieten für lazio-fans endlich eine alternative zum rechten mainstream in der curva nord und in sonstigen bereichen des vereins. dass sie dazu für antifaschisten identitätsstiftende argumentationen benutzen ist völlig legitim.
lazio.net
...nicht zu vergessen die seit nun 14 Jahren aktiven Tifosi von lazio.net, die regelmäßig etwa auf der Mondiali Antirazzisti anzutreffen sind. Dass die politischen Ausrichtungen der Kurven, Homogenität herrscht auch hier nirgends, nicht analog zum Verein und dessen Führung zu setzen sind, zeigen etwa Geschichte und Gegenwart der beiden großen Mailänder Klubs (um es bei allen Verkürzungen und Verschiebungen übers Knie zu brechen: Milan= rechte Führung bei doch einigen sich eher links verstehenden Tifosi, Inter: eher linke Führung bei deutlicher Faschopräsenz in der Kurve).
Benito
Mussolini war Mitglied bei Lazio....
Guter Artikel
Danke für den guten Artikel und die Übersetzung. Sowas bekommt man hier tatsächlich nicht mit. Der Artikel ist schon deshalb gut, weil ich jetzt jedesmal wenn ich italienischen Fußball schaue, nicht mehr überall Nazis sehe, sondern Leute die sich den Arsch für die gute Sache aufreißen. Alerta!