Im Gedenken an „zwei Tsunamis“ – Tamilische Gemeinschaft in Deutschland

Im Gedenken an „zwei Tsunamis“

Am 26.12.2004 fanden in den Fluten der Tsunamis im Indischen Ozean 230.000 Menschen den Tod, darunter auch tausende Touristen an den Stränden Indonesiens, Thailands und Sri Lankas.

 

Vor Zehn Jahren waren insgesamt 14 Länder von Indonesien bis Madagaskar von der verheerenden Tsunami – Katastrophe im Indischen Ozean betroffen. Am zweiten Weihnachtstag 2004 erschütterte ein Beben der Stärke 9,1 - eines der stärksten je registrierten Beben - die Westküste Sumatras. Die Verwerfung im Meeresboden löste einen Tsunami aus, der innerhalb von Minuten mit bis zu 30 Meter hohen Wellen auf die Küste Sumatras zurauschte. In den nächsten Stunden breiteten sich die Killerwellen im gesamten Indischen Ozean aus und richteten bis an die Küsten Afrikas teils verheerende Verwüstungen an. In Sri Lanka verloren etwa 40.000 Menschen ihr Leben.

Nicht nur die Naturkatastrophe vor Zehn Jahren hat Tod und Verwüstung auf Sri Lanka nach sich gezogen. Mullivaikkal – der Höhepunkt des srilankischen Völkermords gegen das tamilische Volk im Norden und Osten der Insel und die unbeschreibbare Tragödie, die das tamilische Volk im Mai 2009 heimgesucht hat, markiert das Ende der srilankischen Militäroffensive, in deren letzten Woche dem Vereinte Nationen-Leak zur Mitverantwortung der UN auf Sri Lanka zufolge bis zu 80.000 Tamilen getötet wurden.

Ein Überlebender von Mullivaikkal äußerte: „Die Leichen häuften sich zu Bergen als das srilankische Militär die „Sicherheitszone“ von allen Seiten bombardierte und die Menschen Richtung Küste rannten, um ihr Leben zu retten. Ich sah einen Fluss voller Leichen. Ich kann es nicht beschreiben. Es war, als ob ein Tsunami wieder gekommen war, aber diesmal im Inland".

Nach offiziellen Behördenangaben lebten im Oktober 2008 in den umkämpften Gebieten der Region Vanni 429.025 Menschen. Bis zum Kriegsende, dem 18. Mai 2009, überlebten 282.380 von ihnen, die danach für 18 Monate in Internierungslagern der srilankischen Armee festgehalten wurden. Bischof Joseph Rayappu war der Erste, der den Mut hatte öffentlich nach den 146.679 Verschwundenen zu fragen. Bis heute hat die srilankische Regierung keine offiziellen Zahlen der Opfer veröffentlicht, denn dies würde deren massive Kriegsverbrechen und den Genozid an den Tamilen unterstreichen.

Eine verheerende Naturkatastrophe kann man leider selten verhindern, aber einen systematischen Völkermord kann und soll man aufhalten. Die “Weltgemeinschaft” hat nicht nur versagt, sondern sich auch vielfach mitschuldig gemacht, indem sie bei dem über 60 Jahren andauernden rassistischen Genozid an den Tamilen wegschauen, ihn dulden und unterstützen.

Auch fünf Jahre, nach dem Kriegsende ist die Heimat der Tamilen, weiterhin ein Schlachtfeld. Vergewaltigungen an tamilische Mädchen und Frauen, Verschleppungen von Kindern, systematische Landenteignungen und der fehlende Zugang zu sauberem Trinkwasser sowie unzureichende Nahrung gehören noch heute zu den strategischen Maßnahmen der Regierung das tamilische Volk auszulöschen.
Aufgrund der hohen Militärpräsenz im Norden und Osten sind besonders tamilische Frauen dem srilankischen Militär schutzlos ausgeliefert. Vergewaltigungen, Genitalverstümmelungen, Zwangsheiraten der tamilischen Frauen mit singhalesischen Soldaten und Zwangssterilisation sind weitere Strategien der srilankischen Regierung, das tamilische Volk auszulöschen.

Zudem wird die tamilische Sprache durch die Regierung verdrängt und boykottiert. Tamilen die in Führungspositionen arbeiten wollen sind gezwungen singhalesisch zu lernen, umgekehrt müssen Singhalesen jedoch kein Tamil lernen. Tamilische Ausschilderungen und Plakate werden durch singhalesische ersetzt. Tamilische Dörfer werden mit singhalesischen Bezeichnungen unbenannt. Auch werden tamilische Einrichtungen wie Schulen und Tempel zerstört, und stattdessen buddhistische Einrichtungen gebaut, um die hinduistische Glaubensrichtung und die Verbreitung der tamilischen Sprache einzuschränken.Meinungsfreiheit wird den tamilischen Bürgern nicht gewährt. Die Pressefreiheit wird ebenfalls stark eingeschränkt. Das Militär schüchtert die Zivilisten ein, um Widerstände zu unterbinden.

Auch in diesen Tagen sind tausende Tamilen zum Opfer von Monsunregen und Flut geworden. Sie mussten ihre Häuser verlassen und leben in Notunterkünfte, wo sie keine ordentliche Versorgung haben. Damals wurden die großzügigen Spenden für die Tsunamiopfer wurden leider von einigen Regierungen wie zum Beispiel Sri Lanka nicht für den geplanten Zweck eingesetzt.
An dieser Stelle gedenken wir in tiefster Trauer aller Opfer des Tsunamis und der ermordeten Tamilen und fordern die deutsche Zivilgesellschaft und Menschenrechtsorganisationen auf sich für die Entschädigungen und Gerechtigkeit für die Opfer des Völkermords einzusetzen. Gleichzeitig möchten wir im Namen der Betroffenen uns bei all denjenigen vom ganzen Herzen bedanken, die zu diesem Zeitpunkt uns beigestanden haben.

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Danke für den Bericht und die Erinnerung.