Generalstreik: Gefechte zwischen Demonstranten und Polizisten in Mailand

Erstveröffentlicht: 
12.12.2014

Mehr als eine Viertelmillion Menschen haben in Italien gegen die Reformen von Regierungschef Renzi protestiert. In Mailand kam es zu schweren Ausschreitungen.

 

Rom - Mit einem Generalstreik haben die Italiener ihrer Wut über die Reformen der Regierung Luft gemacht und das öffentliche Leben teilweise lahmgelegt. Betroffen von dem achtstündigen Arbeitskampf waren sowohl der Nahverkehr, Bahn- und Flugverbindungen als auch Schulen und Krankenhäuser.

In mehr als 50 Städten demonstrierten am Freitag nach Angaben der Gewerkschaften mehr als 270.000 Menschen gegen die Arbeitsmarktreformen von Premier Matteo Renzi. In Mailand und Turin gerieten Polizei und Demonstranten aneinander. Elf Polizisten wurden laut Nachrichtenagentur Ansa leicht verletzt.

Die größten Gewerkschaftsbündnisse CGIL und UIL erklärten, dass 50 Prozent der Bahn- und Flugverbindungen und 70 Prozent der Verbindungen im Nahverkehr betroffen gewesen seien. Die Streikbeteiligung in der Industrie habe bei insgesamt 70 Prozent gelegen. Auch Flüge von und nach Deutschland mussten ausfallen. Bei der Lufthansa war die Tochter Air Dolomiti betroffen, die von München aus fliegt. Air Berlin strich ebenfalls einige Flüge.

In Rom brach der öffentliche Nahverkehr zusammen, U-Bahn und Busse wurden bestreikt und mehrere Demonstrationen schlängelten sich durch die Stadt. In Mailand sprangen als Weihnachtsmänner verkleidete Demonstranten über die Absperrung vor dem Pirelli-Hochhaus, die Polizei setzte Tränengas ein.

Unter dem Motto "Così non va!" ("So geht es nicht") protestieren die Gewerkschaften vor allem gegen die Arbeitsmarktreformen von Renzis Mitte-Links-Regierung. Seit Monaten laufen die Arbeitnehmervertreter gegen den sogenannten Jobs Act Sturm, der unter anderem eine Lockerung des weitreichenden Kündigungsschutzes vorsieht. Italien steckt in der schwersten Rezession der Nachkriegszeit und hat mit einer Arbeitslosigkeit von mehr als 13 Prozent zu kämpfen - bei den Jugendlichen liegt sie sogar bei über 43 Prozent.

"Das dringende Problem dieses Landes sind fehlende Jobs. Wir brauchen eine Politik, die Arbeitsplätze schafft, aber nicht solche ohne Rechte", sagte die Chefin des größten Gewerkschaftbunds CGIL, Susanna Camusso. Staatspräsident Giorgio Napolitano sprach von großen Spannungen zwischen der Regierung und den Gewerkschaften, die nicht gut für das Land seien.

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