[Ö] NSBM Konzert in der Steiermark behindert

de praestigiis mortis

Vergangenen Samstag, den 18. Oktober 2014 sollte im steirischen Gleisdorf im Kulturkeller ein Auftritt der griechischen Black Metal Band ACHERONTAS u.a. über die Bühne gehen. Weil ACHERONTAS dem neonazistischen Spektrum alles andere als fern ist, wurde versucht die Veranstaltung nach Möglichkeiten zu behindern. Dies gelang zwar nicht zur Gänze, die Intervention hat den VeranstalterInnen aber erheblichen Stress und Kosten verursacht.

 

 

Unter dem Titel 'De praestigiis mortis' (siehe Bild Flyer) sollte ein Konzert der griechischen Black Metal Band ACHERONTAS, der italienischen DEATHROW u.a. stattfinden. Sowohl ACHERONTAS als auch DEATHROW sind am rechten Rand der Black Metal Szene anzusiedeln.

 

ACHERONTAS

Die Band wurde 1997 unter dem Namen STUTTHOF gegründet, der dem Namen eines nationalsozialistischen Konzentrationslagers entliehen war.

 

2006 begründete die Band die Wahl des Namens antisemitisch und menschenverachtend:

Q: First of all could you explain the meaning of the band name? What does it mean exactly, I found some connection with the Second World War on the net?
A: You are right! It was the playground for the jews.. We are not a NS band and we are not dealing with politics in my band! We chose this name for the simple reason: no sympathy at all for these sub humans.“
(http://franang.sts.free.fr/e-zine/interviews/Stuttholf/stutthof.htm)

Am Ende des Interviews empfiehlt der Musiker den LeserInnen noch die griechische, offen neonazistische Band DER STÜRMER aus dem Umfeld der neofaschistischen Goldenen Morgenröte.

 

2007 benennt sich STUTTHOF in ACHERONTAS um. In einem Interview mit dem rechts-offenen Black Metal Magazin Sturmglanz sprechen sie über ihre Umbenennung:

„Sturmglanz: Acherontas have taken care of properly in the last months of discussion. Therefore, I will speak briefly about your past. Was it the right step from Stutthof to Acherontas?

Acherontas: The core behind in in our philosophy nothing changed... we just gave an other dimension to our Band... The circle of Stutthof was closed and there was no need to continue and use the fame and the name of stutthof for no reason.“ (http://sturmglanz.de/bands132.php)

 

In einem 2013er Interview erklären sie: „The past is left behind but not forgotten or being embarrassed about it, by any means.“ (http://metalobscur.com/tag/acherontas)

 

Tatsächlich aber fand die Umbenennung zu einem Zeitpunkt statt als die Band zunehmenden kommerziellen Erfolg hatte und eine zu offensichtliche Affinität mit dem Neonazismus den Verkaufszahlen schaden könnte, auch wenn dies stets bestritten wird. ACHERONTAS ist stets bemüht sich einen authentisches und undergroundiges Image zu geben, indem es allerlei Symboliken und rituelle Versatzstücke in ihren Veröffentlichungen und Auftritten nutzt. Dies trägt zu ihrem Kultfaktor bei uns beschert der Band guten Umsatz. Da ohnehin keineR ihrer Fans ihre wirre Mixtur aus Okkultismus, Politik und Satanismus versteht oder auch nur echt interessiert und ACHERONTAS diess auch nirgendwo erklärt, sondern es als ihre persönliche Verbundenheit mit dem Okkulten etc. verkauft, gilt die Band als besonders „true“, d.h. authentisch und glaubhaft. Völlig zufällig gewählt ist die Symbolik jedoch sicher nicht:

 

So etwa die recht häufig genutzte Schwarze Sonne, wie derzeit im Hintergrund des Titelbilds des Facebook-Auftritts der Band (siehe Bild) und als Aufdruck ihrer jüngsten CD (siehe Bild). Die Schwarze Sonne ist ein von den NationalsozialistInnen erschaffenes Symbol, das aus zwölf in Ringform angeordneten Siegrunen oder drei übereinander gelegten Hakenkreuzen besteht. Vorlage für das Symbol ist ein ähnliches Bodenornament, das im Nationalsozialismus von der SS im Nordturm der Wewelsburg eingelassen wurde. Die Schwarze Sonne ist heutzutage ein wichtiges Ersatzsymbol der rechtsesoterischen bis rechtsextremen Szene und hat darüber hinaus keine andere Bedeutung (http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarze_Sonne)!

 

Die Zufälligkeit der verwendeten Symboliken zeigt sich auch an einem Konzertmitschnitt der Band (http://www.youtube.com/watch?v=pgjmE59P05I). Der Sänger ist mit einem Tuch vermummt, das das Symbol der Wolfsangel zeigt (siehe Bild). Die Wolfsangel wurde zwar auch in Wappen und im Forstwesen verwendet, sein einzig nachvollziehbarer Sinn ist aber der positive Bezug zu neonazistischen Organisationen, die die Wolfsangel nutzten. So war es im Abzeichen der verbotenen Jungen Front ebenso zu finden wie im Logo der zum Teil als rechtsextremistisch und antisemitisch einzustufenden ukrainischen Partei Swoboda (http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfsangel).

 

Im selben Video betont ein Mitglied von ACHERONTAS im Interview mit dem griechischen Online-Magazin The Nightwatcher ihr Desinteresse an Politik, meint aber weiterhin zu ihrem Freund Kaiadas, aka Giorgos Germenis, der Band NAER MATARON zu stehen. Germinis ist Parlamentarier der neofaschistischen Partei Goldene Morgenröte und wurde im Januar 2014 in Untersuchungshaft genommen, weil gegen ihn wegen der Mitgliedschaft in einer rechtsextremen kriminellen Vereinigung ermittelt wird. Er soll mit Angriffen auf MigrantInnen und politisch Andersdenkende in Zusammenhang stehen.

 

ACHERONTAS veröffentlicht derzeit ihr Material beim Label „W.T.C. Productions“ des deutschen Nazis Sven Zimper, der u.a. in der bekannten neonazistischen Black Metal Band ABSURD Schlagzeug spielt. Neben anderen bedienten sie aber auch schon das deutsche Label Darker Than Black des bekannten Black Metal Aktivisten und Neonazis Hendrik Möbus und bei den rechtsextremen Zyklon B-Productions.

 

Die griechische Band ist also als rechtsextrem-esoterisch einzustufen, da ändert ihre abstruse Symbolmixtur und Okkultismus-Getue auch nichts daran.

Zwar ist ACHERONTAS nicht offen neonazistisch und verwendet keine verbotenen Symboliken. Anleihen an Nazisymbole, ihre persönlichen Verbindungen und kommerziellen Kontakte zeigen aber eine deutliche Verortung im NSBM (National Socialist Black Metal)-Eck der Szene.

 

 

DEATHROW

Neben zwei anderen Band sollte auch DEATHROW aus Italien auftreten, eigentlich ein Ein-Mann-Projekt eines Musikers namens Gionata Potenti aka Thorns, der auch bei ACHERONTAS Schlagzeug spielt (http://www.metal-archives.com/artists/Gionata_Potenti/1564). Thorns hat auch beim 2009er Album 'Dictator' der französisch-italienischen Band AD HOMINEM Drums gespielt. AD HOMINEM, oder nicht zufällig abgekürzt A.H., ist eine offen neonazistische Band, die mit menschenverachtenden Alben und Liedern wie „ Auschwitz rules“ bekannt wurde. Gionata Potenti war in einer Phase aktiv als Titel wie 'ZOG is dead' entstanden. ZOG bedeutet „Zionist Occupied Governement“ und ist eine antisemitische Phantasie aus dem neonazistischen Eck.


Außerdem spielte er zeitweise bei der tschechischen Band SILVA NIGRA. Sänger und Mastermind von SILVA NIGRA war bis zu seinem Toid 2010 Ulvbert, aka Zdeněk Hlišníkovský. Hlišníkovský stellte in einem interview klar: "Silva Nigra is not NSBM band anyway. National Socialism is my inner idea. But I listen to many NSBM band, for example Absurd, Pantheon, Selbstmord, Kaiadas, Der Stürmer, Capricornus / Thor`s Hammer etc. National Socialism is true life ideology in this corrupt world! But new NS ideology, no anti-slaw ideology from A. Hitler. Many errors were canceled during second world war, but problems with Jews, gipsy could be solved!" (http://web.archive.org/web/20070717234633/http://www.mz.art.pl/interviews/silva_nigra.htm)

DEATHROW hat also ganz offensichtlich auch keine Berührungsängste mit Antisemitismus und Neonazismus.

 

Eine Intervention

Deshalb versuchten beherzte AntifaschistInnen die Pläne der Black Metal Nazis zu durchkreuzen.

 

Drei Tage vor dem Konzert hieß es von Seiten ACHERONTAS auf Facebook noch großmäulig: „From the Show in Paris.... Friday we March to Conquer Austria...“.

 

Kurz danach und wenige Tage vor dem Konzert im gemeindeeigenen Kulturkeller der steiermärkischen Kleinstadt Gleisdorf hieß es dann vom verunsicherten Veranstalter: "Leider gibt es bezüglich des Konzertes diesen Samstag schlechte Nachrichten! Heute Morgen erreichte uns die Nachricht, dass aufgrund einer behördlichen Meldung, uns die Durchführung der Veranstaltung in den Räumlichkeiten von „Kulturkeller Gleisdorf“ verboten wurde. Grund dafür sind angeblich politisch widrige Bands. Wir sind jedoch bemüht eine Lösung zu finden. Weitere Informationen gibt es im Moment noch nicht."

ACHERONTAS selbst ließ stupide in einem langatmigen Statement gegen AntifaschistInnen verlauten „AND MOST DANGEROUS BLACK METAL FANS TO BE AMONG ANTIFA PEOPLE...POOR DIPLOMACY FOR WEAK SOULS.“ Sowie „BUT WE TALK ESPECIALLY FOR HIPPIES ANTIFA LEFT WINGS CAUSE THEY CREATE PROBLEMS IN ALL EVENTS AS OURS WORLDWIDE.“

Dass Texte mit Satzzeichen leichter zu lesen sind ist an die griechischen Okkultfaschos offenbar ebenso wenig durchgedrungen wie die Tatsache, dass das dauerhafte Drücken der Hochstelltaste beim Schreiben der Lesbarkeit nicht gerade zuträglich ist.

 

Wenig später spuckte ACHERONTAS ein weiteres Statement aus indem sie folgende weitreichende Sanktion gegen linke Black Metal Fans verhängten: “Hereby we declare, that NONE of our merchandise and records will be sold to people who have openly extreme left-winged views, anymore! (…) The same goes to all those who ask us about any political connection of our very important spiritual symbols that we use!“ Nicht nur ist dies ein herber Schlag für die antifaschistische Linke, wenn sie keine Fetzen der Griechenfaschos bestellen dürfen [Ironie Ende]; Acherontas drückt sich damit ein weiteres Mal um die Erklärung ihrer diffusen Symboliken, pseudoreligiösen Eso-Verwirrungen oder ihrer „very important spiritual symbols“, wie sie es selbst nennen.

 

Von Seiten des Veranstalters wurde öffentlich gemacht: „Ok, here the final words! The concert is cancelled. We don't know who is responsible for that and we'll never find out. It was a message to the Federal Office for the Protection of the Constitution. Everyone who has internet or a phone can make that and i'm sure we all can imagine from which corner it comes.„

Doch dabei waren dies nicht wirklich die letzten Worte. An alle KäuferInnen von Vorverkaufskarten wurde indes ein alternativer Konzertort verschickt, wo das Konzert dann, etwas improvisiert und in kleinerem Rahmen stattfinden konnte.

 

ACHERONTAS schreiben währenddessen wiedermal militaristisch: „We Conquered Over Our Enemies. Nothing Stopped Us... We Marched For Austria and an amazing Show Took Place..We reborned Back From 90s...“. Wenn solche „Einmärsche“ auch in Zukunft in solch lächerlich kleinen und improvisierten Rahmen stattfinden, dann können sie auch geflissentlich ignoriert werden.

 

 

Perspektive

Dieses Mal konnte das Konzert in der Steiermark nicht wirklich verhindert werden, wegen aller Unklarheiten konnten aber deutlich weniger BesucherInnen ACHERONTAS und die anderen Bands sehen. Dem Veranstalter hat die kurzfristige Absage des Kulturkellers erheblichen Stress bereitet und mit Sicherheit gut Umsatzeinbußen gebracht. Zwar folgt solchen antifaschistischen Interventionen im Black Metal erfahrungsgemäß zwar häufig eine Trotzreaktion (Jetzt erst recht!), auf lange Sicht ist aber zu beobachten, dass solche Anstrengungen zu zermürbend sind und insbesondere in Österreich die relevante Szene zu klein ist um wirklich konspirativ organisierte Konzerte in diesem Segment des Black Metals effektiv zu etablieren.

Das kurzfristige Hin und Her des Veranstalters wird auch in Zukunft bei ähnlichen Veranstaltungen vor allem weit angereiste Fans der rechten Mucke verunsichern. Finanzielle Risiken (Flugbuchung, Zugtickets...) sind also eventuell zu groß. Manche werden also schlicht daheim bleiben.

Auch für Bands wie ACHERONTAS sind solche Probleme, und die haben sie nicht nur in Österreich, ein Zeichen, dass Leute mit ihrer Vergangenheit, Symbolik und fehlender Distanz zum Neofaschismus immer wieder Auftritts-Probleme haben werden.

 

Eine Perspektive für antifaschistische AktivistInnen ist es weiterhin NSBM VeranstalterInnen das Leben schwer zu machen und ihre Profite zu schmälern. Inbesondere die besser vernetzten und international agierenden NSBM-Nazis veranstalten demensprechende Konzerte nicht nur aus Idealismus, sondern auch aus wirtschaftlichem Interesse, sprich: weil sie Kohle damit machen können.

 

In dem Sinne: Legt den Faschos das Handwerk und legt ihnen Steine in den Weg, wo immer es nur geht!

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