Diskussion: „Gentrifizierung und die richtige Kritik am Kapitalismus“

„Gentrifizierung und die richtige Kritik am Kapitalismus“

Diskussionsveranstaltung mit Andrej Holm (Soziologe / HU Berlin) und Jimmy Boyle (Gruppen gegen Kapital und Nation)

Gentrifizierung scheint gerade in Neukölln als allgegenwärtiges Phänomen: Aus Leerstand werden schicke Boutiquen, Cafés und Szene-Kneipen, Arabisch und Türkisch hört man seltener, dafür mehr Deutsch, Französisch, Englisch und Spanisch, statt in wenigen Jahren mehrmals umzuziehen wird die Suche nach einer bezahlbaren Wohnung zu einer jahrelangen Tortur.

 

Der Begriff Gentrifizierung ist in diesem Zusammenhang in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Doch was genau sind die Ursachen für die nicht nur in amtlichen Statistiken beobachtbaren Veränderungen in der Stadt? Verschiedene, auch linke Strömungen, haben in den letzten Jahren unterschiedliche Verursacher_innen für Gentrifizierungsprozesse ausgemacht: Tourist_innen, "Hipster", Künstler_innen, gierige Investor_innen, verantwortungslose Politiker_innen auf der einen oder 'den Kapitalismus', 'der allgemeine Zwang zur Verwertung von Besitz' auf der anderen Seite. Während erstere an Äußerlichkeiten festgemachte Gruppen, aber auch Einzelpersonen moralisch, teilweise auch mit (physischer) Gewalt angriff, zogen sich Vertreter_innen von zweiterer Position auf eine theoretische und allgemeine Kritik am Kapitalismus zurück: 'an der Verdrängung könne man nichts machen, bis der Kapitalismus überwunden ist'. So beschäftigte man sich zwar nicht weiter politisch mit der Gentrifizierung, ärgerte sich aber gleichzeitig über die nächste Mieterhöhung und den Auszug der migrantischen Nachbar_innen.
Teile dieser Positionen spiegelten sich auch in einer Debatte zwischen Andrej Holm und der Gruppe Jimmy Boyle im Jahr 2011 wider. Beide debattierten darin um die Bedeutung von Eigentümertypen, die Entwicklung des Bodenmarktes und die Rolle des Staates als verantwortlich für Gentrifizierung. In unserer Veranstaltung wollen wir die Debatte wieder aufgreifen und weiterführen. Dabei beschäftigen uns folgende Fragen: Wie hängen Kapitalismus, Verdrängung und Aufwertung zusammen? Wie sieht eine "richtige" Kritik an Strukturen und Akteuren aus und welche Handlungsmöglichkeiten ergeben sich für linke Gruppen daraus?


22.09.2014 - 19.00 Uhr - Tristeza (Pannierstraße 5)

 

 

Weitere Veranstaltungen der Reihe:

"Kein Recht auf Stadt!?" - Podiumsveranstaltung mit Amaro Foro, Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP) und Sophie (über die Rolle von Drogennutzer_innen)
01.10.2014 - 19.30 Uhr - k-fetisch (Wildenbruchstraße 86)

„Community Organizing und Mieter_innenmobiliserung in Berlin“ - Podiumsveranstaltung mit Robert Maruschke, Kotti und Co. und Zwangsräumungen Verhindern
15.10.2014 - 19.00 Uhr - Tristeza, Pannierstraße 5

„Feministische Stadtplanung“ - Vortrag mit Sybille Bauriedl
30.10.2014 - 19.00 Uhr faq – Antisexistischer Infoladen, Jonasstraße 40

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Schade, dass man nicht mal mehr den Kapitalismus, die genaueren Probleme und die Nutznießer dieses Systems offen benennen darf.

Stattdessen werden in der neuesten, "richtigen" Form der Kapitalismuskritik, der gierige Investor und der korrupte Politiker auch "nur" als "Opfer" des kapitalistischen Systems dargestellt.

 

(Bestimmte Teile der sog. linken Szene merken leider gar nicht mehr, wie sie immer mehr von den Machteliten vereinnahmt und instrumentalisiert werden.)

In einer Broschüre von UmsGanze stand der Kapitalismus sei eine Art Naturgesetz und der Bäcker und der Bänker würden im gleichen Boot sitzen. Da muss man sich echt fragen was für Drogen die nehmen ;-)

wieso schade?Sag es doch einfach:Kapitalismus ist Scheisse.Das fehlt auch noch ,das ich meinen Vermieter,der aus reiner Profitgier,die Miete erhöht,oder die Wohnungen in Eigentumswohnungen umwandelt,als Opfer sehe.Und nein,ich habe auch keine Symphatie für die Menschen,die dann in IHREN Eigentumswohnungen leben,und nicht mal hinterfragen,wer zuletzt da gewohnt hat,

meint ihr also es lohnt sich nicht dahinzugehen?

und wenn ja wo gibt es denn dann die "echte" Kapitalismuskritik??