Berlin: Schulschließung verhindert

Demonstration gegen Schulschließung in Berlin

// Proteste verhindern Aus für das Max-Planck-Gymnasium im Bezirk Mitte // Mehr als 500 SchülerInnen, LehrerInnen und Ehemalige des Max-Planck-Gymnasiums in Berlin-Mitte hatten sich am Donnerstag Abend versammelt. Vor dem Rathaus Mitte protestierten sie mit unzähligen selbstgebastelten Transparenten und Schildern gegen die angekündigte Schließung ihrer Schule. "Wir lassen uns nicht wegsparen", hieß es auf einem. Vergangenen Freitag hatten sie von den Plänen der Schulstadträtin des Bezirks, Sabine Smentek (SPD), erfahren. Am Montag hatte der Direktor in einer Vollversammlung darüber informiert. In den folgenden Tagen waren alle auch während des Unterrichts mit der Vorbereitung der Demonstration beschäftigt.

 

Doch keine zwei Minuten, nachdem die Kundgebung begonnen hatte, kündigte Smentek überraschend an, sie ziehe ihre Schließungspläne zurück.  "M-P-G" skandierten die jubelnden SchülerInnen.

 

Hintergrund des nun gestoppten Vorhabens war eine Entscheidung der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, dass der Stadtbezirk 5,5 Millionen Euro einsparen muss. Daraufhin hatte Smentek die Schließung in der Bezirksverordnetenversammlung angekündigt. Allerdings hatte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) signalisiert, sie werde dem nicht zustimmen.

 

Im Falle einer Schließung hätten alle SchülerInnen bis zum Abitur am Gymnasium bleiben können, aber es wären keine neuen siebten Klassen mehr aufgenommen worden. In sechs Jahren wäre Schluss gewesen. Die Ankündigung stieß auf allen Seiten auf Unverständnis: An der Kundgebung beteiligten sich auch viele politische Organisationen, von der Jungen Union, die sonst mit Beifall für Polizeieinsätze gegen Flüchtlinge für Aufmerksamkeit sorgt, über die Grünen bis hin zur linksradikalen SchülerInnengruppe Red Brain.

 

Was sie an ihrem Gymnasium so mögen, sei, dass es sich um eine "Schule mit Courage" handele, in der sich die SchülerInnen in einem Programm gegen Rassismus engagieren, sagt Kevser (14). Demnächst werde es auch UNESCO-Projektschule. Seit vielen Jahren hätten sich die SchülerInnen um diese Auszeichnung bemüht. "Außerdem ist das MPG eine der wenigen Schulen, die Russisch als Leistungskurs anbietet", meint Anna (16). Dabei hat das Max-Planck-Gymnasium keine besondere Protestgeschichte. Die meisten SchülerInnen waren noch nicht bei einem Streik, und am Arbeitskampf der LehrerInnen im vergangenen Jahr hätten sich nur wenige Lehrkräfte beteiligt.

 

Das Schulgebäude, das aus den 50er Jahren stammt, wird seit Jahren renoviert. Nicht ganz klar ist, warum diese Schule, die auch viele SchülerInnen aus dem Nachbarbezirk Friedrichshain-Kreuzberg aufnimmt, dichtmachen sollte. Schulstadträtin Smentek hatte erklärt, Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos für die SPD) sei dafür verantwortlich.

 

"Wir kämpfen", steht auf einem Schild, das nach Ende der Kundgebung in die Schule zurückgetragen wird. Auch wenn die Schließung erst einmal vom Tisch ist, ist nicht ganz klar, wie es weitergeht. Die SchülerInnen aber haben eine wichtige Lektion gelernt: Protest lohnt sich

 

von Wladek Flakin, Revolutionäre Internationalistische Organisation (RIO)

 

eine kürzere Version des Berichts erschien in der jungen Welt vom 13.09.

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Absolut, nur eine Sache.

Die Auszeichnung "Schule mit Courage" ist ein dummer Witz, solange die Schule nicht durch massive Gewalt von rechts auffällt und die meisten Schüler in einer Umfrage "Nazis sind Kacke" ankreuzen, wars das - Auszeichnung wird verliehen.

 

Naja kann man gut finden, aber wenn das der Kampf gegen rechts ist, ist Rechts-Extremismus entweder kein Problem oder wir ignorieren das geflissentlich.