Am heutigen Montag, den 01.09.2014, gibt es seit 11.00 Uhr ein Go-In bei der Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen, Dilek Kolat, und dem Senator für Gesundheit und Soziales, Mario Czaja. Beide Senatsverwaltungen befinden sich in der Oranienstraße 106 in 10969 Berlin-Kreuzberg. In der dortigen Empfangshalle haben sich ca. 40 Unterstützer_innen, Fotograf_innen und Journalist_ innen eingefunden. Es wird auch Musik gespielt. Die Unterstützer_innen fordern die beiden Senator_innen auf, die Forderungen der Refugees, die sich auf dem Dach in der Gürtelstraße 39 befinden, zu erfüllen.
Senatorin Dilek Kolat hatte im April 2014 eine Vereinbarung mit den
Refugees geschlossen, die u.a. eine wohlwollende Einzelfallprüfung
beinhaltet. Darauf vertrauend haben viele Refugees das Protestcamp am
Oranienplatz verlassen und sind in vom Senat bereitgestellte Unterkünfte
gezogen. Keiner der Fälle wurde bisher wohlwollend geprüft, statt
dessen wurden 108 Refugees am Montag vor einer Woche aufgefordert, die
Unterkünfte innerhalb eines Tages zu verlassen. Die finanzielle
Unterstützung durch die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales von
Senator Mario Czaja wurde ebenfalls eingestellt.
In der
Gürtelstraße 39 in Berlin-Friedrichshain haben Refugees sich geweigert,
die Unterkunft zu verlassen und besetzen seitdem das Dach. Sie fordern
die Einhaltung der mit Senatorin Kolat getroffenen Vereinbarung und
drohen damit, bei einer gewaltsamen Räumung, vom Dach zu springen. Trotz
der dramatischen Situation verweigert die Berliner Politik jedes
Gespräch und setzen allein auf Repressionsmaßnahmen durch die Polizei.
Sara
Walther vom Bündnis Zwangsräumung verhindern: „Die unmenschliche
Aushungerungspolitik ist ein Skandal, für den die Politiker_innen nicht
einmal Verantwortung übernehmen, sondern diese als rein polizeiliche
Maßnahme tarnen.“
D.h. seit mehreren Tagen kein Wasser, kein
Essen, keine Medikamente, keine Anwält_innen, keine Pfarrer_innen –
keine Menschenrechte. „So darf man mit verzweifelten Menschen nicht
umgehen“, sagt Caritasdirektorin Ulrike Kostka in der Pressemitteilung
der Caritas und Diakonie vom 28.08.2014. Diesem können sich die
Unterstützer_innen nur anschließen und fordern die Senatorin Dilek Kolat
und Senator Mario Czaja auf, dieses unmenschliche Verhalten sofort zu
beenden und den Forderungen der Refugees auf dem Dach der Gürtelstraße
nachzukommen.
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Erklärung vom 27.8. der Geflüchteten vom Dach der Gürtelstraße 39:
„Aus unserer Sicht sind die Verfahren nicht ausreichend geprüft.
Wir fordern aktuell den Zugang zu Essen und Trinken, den Zugang zu Medikamenten und Strom und Wasser.
Wir
fordern Vertreter der Sozialverwaltung, der Integrationsbeauftragten,
der Ausländerbehörde und Senatorin Kolat zu Verhandlungen auf. Dazu
benötigen wir gesicherten Zugang zu unseren Anwälten.
Wir fordern
grundsätzlich die erneute Prüfung der Verfahren. Wir fordern die
Überstellung der Verfahren aus anderen Bundesländern nach Berlin, wie im
Agreement zugesagt.
Wir fordern während der Prüfung, wie
gesetzlich vorgesehen eine Grundversorgung, einschließlich Unterbringung
und der schon bisher rechtswidrig komplett verweigerten
Krankenversorgung sicherzustellen.
Wir fordern alle Medien auf nicht wegzusehen und zu berichten.
Wir sind verzweifelt und wütend!!!“
Update
Mittlerweile haben alle Leute das Gebäude verlassen. Die Senatorin holte die Polizei und die erteilte Platzverweise.
Unterstützung der Refugees durch Go-In bei Senator_innen D. Kola
Am heutigen Montag versammelten sich ab 11:00 Uhr etwa 50 Unterstützer_innen in der Empfangshalle der Senatsverwaltungen von Dilek Kolat, Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen, und Mario Czaja, Senator für Gesundheit und Soziales. Begleitet von Musikerinnen, Fotograf_innen und und Journalist_innen forderten sie insbesondere Senatorin Kolat auf, mit den Refugees direkt zu verhandeln und deren Forderungen zu erfüllen.
Auch wenn die Aktion das Interesse einiger Mitarbeiter_innen weckte, weigerte sich die Büroleiterin Kolats konkrete Zusagen zu geben. Ebenso waren die Verantwortlichen beider Senatsverwaltungen nicht bereit, den Unterstützer_innen vor Ort das menschenunwürdige Vorgehen in der Gürtelstraße zu erklären. Statt dessen erdreisteten sie sich, entgegen der Aussagen der Refugees in der Gürtelstraße, zu behaupten, dass sie bereits in Verhandlungen stünden. „Diese Äußerung kann, besonders vor dem Hintergrund einer politischen Strategie, die Proteste der Refugees auszudürsten und auszuhungern, nur als zynischer Hohn bezeichnet werden“, sagte Sarah Walter vom Bündnis Zwangsräumung verhindern.
Die Linie des Senats, auf demokratische Proteste mit Repression zu reagieren, wurde auch während des Go-Ins fortgesetzt. Ca. 60 Polizist_innen nahmen die Personalien einiger Unterstützer_innen auf und drohten mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruch.
Die Unterstützer_innen zeigten sich angesichts der Verletzungen fundamentaler Menschenrechte, mit denen auf zivilgesellschaftliches Engagement reagiert wurde und wird, empört und wütend. Gleichzeitig hoffen sie auf weitere Solidaritätsaktionen, die die politischen Proteste der Refugees weiterhin unterstützen.