Nachdem an dieser Stelle bereits auf das Asow-Bataillon eingegangen wurde, welches im Ukrainekrieg die ukrainische Seite unterstützt, soll es in diesem Artikel nun um die Nazis der Russischen Nationalen Einheit (RNE) gehen. Bei der RNE handelt es sich um eine der bekanntesten rechtsextremistischen Gruppierungen Russlands, die nach ein paar Jahren im Untergrund [Link] nun von der russischen Seite ins Feld geschickt wurde.
Dies bestätigte der Anführer und Gründer der RNE, Alexander Barkaschow, am 13. August auf seiner Seite [Link] im russischen sozialen Netzwerk VKontakte [Link].
Er unterschrieb ein Foto seiner Kämpfer mit "EINE UNTERABTEILUNG DER RUSSISCHEN NATIONALEN EINHEIT 'IRGENDWO' BEI GORLOWKA."
VK-Seite des RNE-Anführers: "EINE UNTERABTEILUNG DER RUSSISCHEN NATIONALEN EINHEIT 'IRGENDWO' BEI GORLOWKA. UNGEFÄHR IN DEN LANDSTRICHEN, WO VON DER HUNDERTSCHAFT JAROSCHS NUR ZÄHNE ZURÜCKBLIEBEN."
In Russland erkennt man die Mitglieder der Russischen Nationalen Einheit an ihren Armbändern mit Hakenkreuzen und ihrem Hitlergruß. Ihre Ideologie basiert auf Rassismus, Xenophobie und Antisemitismus. Das Ziel dieser Gruppierungen ist der Kampf "um den Glauben, für die Russen, für Neurussland, für Russland, gegen die satanischen Pläne der USA und gegen die Ukropi [dt. Dill; Schimpfwort für Ukrainer]" Außerdem hetzt Barkaschows "Russische Nationale Einheit" gegen die "Jüdische Weltverschörung", das "Freimauerer-Judentum", die "unsichtbare Hand der jüdischen Manipulatoren" usw.
Darüberhinaus wird auf Alexanders Seite darauf hingewiesen, dass weitere Divisionen der Russischen Nationalen Einheit rekrutiert werden. Auf der Seite finden sich heftige Beispiele von Fanatismus, Nationalismus und Verschwörungstheorien.
"Abteilung der Russischen Nationalen Einheit in Neurussland. Krieg für den Glauben, Russen, Neurussland und Russland. Gegen die satanischen Pläne der USA. Gegen die Ukro-amerikanische Aggression. Anmeldung für die Abteilung: Schickt eine Nachricht mit dem Titel 'Freiwilliger' [an diese Seite]"
Ein Krieg gegen externe Feinde, die Russland bedrohen, soll die fanatische Jugend dazu treiben, im Nachbarland zu morden oder ermordet zu werden. In einem Nachbarland, in dem letztes Jahr noch "die slawischen Brüder" lebten. So wurden bis vor Kurzem Ukrainer und Weißrussen in Russland genannt, um hervorzuheben, dass es keinen Unterschied zwischen diesen Ländern gibt.
Leider hat es nicht viel gebraucht, um dieses Konzept umzustoßen: dies liegt zum einen an dem endlosen Strom der russischen Propaganda, der dafür sorgt, dass viele Russen inzwischen denken, dieses Land wäre nur von "Ukrs", "Ukrops", "Bandera-Fans" usw. bewohnt. Zum anderen liegt es natürlich an der gefährlichen Entscheidung der ukrainischen Regierung, neben der regulären Armee auch Neonazis in Freiwilligenbataillonen [Link] zu tolerieren.
Leider denken so nicht nur Russen - auch manche deutschen "Linken" oder "Rechten" denken inzwischen so - und das, obwohl sie noch nie in der Ukraine waren, die Sprache nicht sprechen, und auf keinen Fall in dieses Land fahren möchten, um sich selbst zu informieren, bevor sie pauschale Urteile fällen. Und das, obwohl die Busfahrt nach Warschau und von dort weiter nach Kiew nur ein paar Euro kosten würde. Man muss kein Antideutscher sein, um manchen deutschen Sesselkriegern hier eine gewisse koloniale Attitüde zu unterstellen.
Wie auch immer - je mehr Schimpfwörter es gibt, desto besser wird von der zuvor beschworenen "Slawischen Brüderschaft" abgelenkt, und so wird es auch leichter, zu hassen und zu morden. Und es wird leichter, Putins völkische und rechtskonservative Politik zu unterstützen und den Einmarsch russischer Truppen in andere Länder zu rechtfertigen.
Aufruf auf Barkaschows VK-Seite: "Lasst euch nicht provozieren - Wir sind ein Großes Land, und der Rest beneidet uns nur."
Im Anhang findet Ihr weitere Fotos von RNE-Aktivitäten in der Ostukraine. Die Fotos wurden dem Blog des Rechtsextremismus-Forschers Anton Shekhovtsov entnommen [Link], und stammen wiederum aus den VK-Seiten von RNE-Mitgliedern.
Fußnoten:
- VK-Seite des RNE-Anführers Barkaschow (russisch)
- Englische Wikipedia-Seite über RNE (leicht veraltet)
- Gegen Putin, aber wofür? Ukrainische Rechtsradikale
- Neonazi-Gruppierung RNE in der Ostukraine (englisch)
Links zum Thema:
- Russische Weißgardisten im Donbass
- Die Zweckehe des Kremls mit den europäischen Rechtsextremen
- Polnische Faschisten verbünden sich mit pro-russischen rechtsradikalen Extremisten
- Von Kleinkriminellen zu Mördern. Abriss über die politische Evolution der Stalinisten am Beispiel der Organisation Borot'ba
- Extremismus in der Südostukraine
- Die ukrainische Rechtsaußen-Partei “Swoboda” – von den Rändern in den Mainstream und wieder zurück?
- Nazis und Stalinisten florieren am 1. Mai in Moskau
- Studie des Political Capital Institute: The Russian Connection - The spread of pro-Russian policies on the European far right
- Die Presse, 11.6.2014: Lechts oder rinks, Moskau oder Kiew: Wo sind jetzt die Faschisten?
- taz, 8.6.2014: Putins rechte Ideologen
- NZZ, 7.6.2014: Der Flirt des Kremls mit Europas Rechten
- Spiegel Online, 23.11.2013: "Compact"-Konferenz: Krude Thesen bei Homophoben-Veranstaltung
- Entschuldigen Sie bitte, wie weit ist es von Simferopol bis Grosny?
Danke!
Sehr gute Information(en)... hier sieht man wie verzwickt die Lage im Grunde ist und auch wie verlogen und falsch die Antifa-Propaganda aus dem Kreml ist. Soloange sich die Nazis unterordnen, kriegen sie freie Hand. Genau das was man also Kiew vorwirft. Heuchelei pur!
Nazis gegen Nazis... im Grunde ist es also ein bisschen wie in Syrien wo Al-Kaida gegen Ex-Al-Kaida kämpfen
euromaidanpr
mensch eugen, wie wäre es mal mit einer recherche zu den nazis aus kiev und anderen teilen der ukraine? oder zu westeuropäischen und russischen nazis die für azow und andere truppen kämpfen?
wo ist eigentlich die ukrainische antifa/linke abgeblieben?
hältst du die leute hier für so bescheuert, dass sie deine intention nicht erkennen können?
Beschimpfungen helfen niemandem weiter
Es gibt bereits zahlreiche Artikel darüber, zum Teil sehr gute, sogar in der Mainstreampresse. Wenn du neue Erkenntnisse dazu hast, dann verfass bitte einen eigenen Bericht dazu. Es ist wichtig, dass alle Aspekte beleuchtet werden. Zur Aufklärung beizutragen, das wäre eine sinnvolle Intention. Primitive und einseitige Parteinahme gibt es schon genug.
Unsere
Intention ist es, Nazismus und Rechtsradikale zu bekämpfen, ob in Deutschland, Ukraine, Russland oder sonstwo. Haben Sie damit ein Problem? Wenn nein, warum dann diese empfindliche Reaktion?
Andere Gruppen auf dieser Plattform berichten bereits über Nazi-Aktivitäten auf der ukrainischen Seite, dieser Artikel beleuchtet eben eine Formation auf der anderen Seite. Zu diversen Artikeln über ukrainische Nazis haben wir im Übrigen Material beigesteuert. Wo ist das Problem?
Zudem sind auf Linksunten in letzter Zeit mehrere Artikel von ukrainischen Antifa-Aktivisten erschienen. Einfach nochmal den Newsfeed aufmerksam durchgehen.
Wie dem auch sei, aus linker Perspektive kann es nicht angehen, wenn in diesem Krieg nur Rechtsradikalismus einer bestimmten ethnischen Gruppe beleuchtet wird. Das wäre ja rechts, und ganz im Sinne faschistischer Hetzer wie Alexandr Dugin. Leider kämpfen Nazis auf beiden Seiten. Wollen Sie das ernsthaft leugnen?
Und dass zur Zeit massiv versucht wird, der Linken eine Querfront unterzuschieben, die nicht gerade zaghaft mit russischem Propagandamaterial umgeht, ist ja wohl bekannt. Ich sage nur KenFM, Elsässer, antiimperialistische Aktion, Montagsmahnwachen, Borot'ba usw. Wir müssen wohl auch nicht mehr an die zur Zeit durch Deutschland tourenden Buchvorstellungen (http://de.indymedia.org/node/1465 und http://de.indymedia.org/node/1384 - die Querverbindungen zur Russischen Nationalen Einheit beachten!) und professionell inszenierten Fotoausstellungen wie (https://linksunten.indymedia.org/en/node/121045) und (https://linksunten.indymedia.org/de/node/121337) erinnern.
Wie auch immer - solche Kommentare sind sehr entlarvend. Die Grundregeln scheinen zu sein:
1. Alle Informationen, die nicht ins Konzept passen, müssen natürlich von uns Übersetzer*innen (eugen1979) stammen. Sehr bequem. Dass einige andere Posts offensichtlich von ukrainischen oder russischen Muttersprachlern verfasst wurden, mit den für slawische Sprachen typischen grammatikalischen Fehlern, oder deutschen Bloggern, deren Klarnamen und Blogs leicht recherchierbar sind, usw. scheint wohl nicht aufgefallen zu sein. Uns schon.
2. Nach jeder Veröffentlichung über Nazis auf der russischen Seite schreien bestimmte Poster undifferenziert auf (Beispiel oben). Was darauf hindeutet, dass manche Kommentatoren scheinbar Nazis verteidigen wollen, nur, weil diese "russisch" sind. Ist das links?
3. Es gibt gelegentlich auch direkte Zensurforderungen ("Moderiert das weg!" usw.) - was darauf hindeutet, dass es bestimmte Gruppen gibt, die missliebige Informationen ausblenden wollen, statt diese zu diskutieren. Ist das links?
4. Die Kommentare beinhalten statt inhaltlichen Argumenten Kraftausdrücke und Beleidigungen
also
"wo ist eigentlich die ukrainische antifa/linke abgeblieben?"
Sie schreiben darüber eine Menge. Dass nicht alles ins Englische übersetzt wird, ist halt nicht ihre Schuld (vom Deutschen mal ganz zu schweigen...).
N.B. Unter den "Linken" in der Ukraine verstehe ich natürlich nicht die Borot'ba.
Dieser Konflikt ist nicht schwarz und weiß!
Während manch deutscher Antiimp noch die beiden spanischen Bürgerkriegs-Nostalgiker abfeiert, die offenbar ein bisschen verblendet sind...
http://youtu.be/w0K3-KEqyIY
...schaffen diese kampferprobten Neonazis Fakten. Doch nicht nur sie, sondern auch Anhänger der Eurasien-Ideologie aus Westeuropa stoßen dazu:
http://anton-shekhovtsov.blogspot.de/2014/08/french-eurasianists-join-pr...
Es wird höchste Zeit, dass deutsche Linke ihre manische Fixierung auf den ukrainischen Faschismus aufgeben und das Problem in seiner gesamten Tragweite zu fassen versuchen!
Danke Vielmals!
Eugen, vielen Dank!
Gute Arbeit.
Nur ein Tipp: vielleicht noch Anschaulichkeitshalber das Bild von Gubarew in der RNE-Uniforme mit den RNE-Kumpels hinzuzufügen?
noch ein Tipp
Zur Übersetzung russischer Schimpfwörter ins Deutsche:
Ein deutscher "Linke" benutzt das Schimpwort "Ukies" (http://www.ein-linker.de/?tag=ukies). Ich dachte, dass steht für das Russische "Ukry"/"Ukropy".
Dass dieser Kerl wegen solcher Redeweisen noch von keinen Linken (ohne Anführungszeichen) nicht mal nett gemahnt wurde, finde ich sehr schade.
(Zumindest habe ich davon noch nichts gehört...)
Passender Artikel
Am Konflikt im Osten der Ukraine sind Neonaziorganisationen aus Russland aktiv beteiligt. Dies erklärte der Vorsitzende des Dachverbandes jüdischer Organisationen und Gemeinden der Ukraine (VAAD der Ukraine), Josef Zissels, auf einer Pressekonferenz in Kiew, wie „Interfax-Ukraine“ berichtet.
„In Russland existiert seit über 20 Jahren ein entwickeltes System aus verschiedenen neonationalistisch-faschistischen Organisationen, die über sich Auskunft geben, wie es in Russland in der Zeit Mitte der 90er Jahre war, sowie in Bezug auf Moldawien und Georgien. Heute sind sie in der Ukraine aktiv,“ sagte Zissels.
Nach seinen Angaben ist die stärkste unter ihnen die „Russische Nationale Einheit (RNE)“ unter Leitung von Alexander Barkaschow. Die RNE wurde Anfang der 90er gegründet und verfügt über ein weitverzweigtes Netz auf dem Gebiet der Russischen Föderation, das sich um die Rekrutierung von Söldnern beschäftigt, die dann direkt gegen die Ukraine kämpfen. Sie haben eigene Truppen mit Bannern und Symbolik, die dem Hakenkreuz im faschistischen Deutschland ähneln.
Zissels berichtete, dass laut seinen Informationen Barkaschow im März und Mai dieses Jahres selbst in der Ukraine war, und dass er sich derzeit auch auf dem Gebiet der Ukraine befindet – vermutlich in Donezk. Außerdem kämpft sein jüngerer Sohn in bewaffneten Einheiten.
Nach seinen Angaben sind außer der RNE folgende Gruppen in der Ukraine aktiv: „Euroasiatisches Bündnis“ (Führer – Alexander Dugin), „Anderes Russland“ (Führer – Eduard Limonow), und die „Schwarze Hundertschaft“, sowie einzelne Aktivisten
„Sie haben keine eigenen Kampftrupps, aber ihre Mitglieder gehören zu anderen Einheiten,“ merkte er an.
Nach Angaben von Zissels nutzt Russland für seine Interessen auch europäische Neonazis aus anderen Ländern. Unter anderem, so betonte er, waren bei der Legitimitätsbestätigung für das „Referendum“ auf der Krim ausländische „Beobachter“ im Einsatz, zu denen 33 (von 40) Vertreter zu neonationalistischen Organisationen zählten, sowie ein Vertreter zu einer ultralinken Organisation.
Unter ihnen waren Vertreter folgender Organisationen: „Dritter Weg“ und „Junge Identitätsträger“ (Frankreich), „Legion des Heiligen István“ (Ungarn), sowie Organisationen aus Polen und Serbien. Es wurden auch einzelne Aktivisten mit Nazi-Tätowierungen beobachtet, sowie in T-Shirts mit Bildern von Corneliu Codreanu, einem rumänischen Faschisten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.
„Russland ist mit Ideen des Revanchismus infiziert, die sehr eng mit dem Faschismus verbunden sind,“ fasste der Vorsitzende des Dachverbandes jüdischer Organisationen und Gemeinden der Ukraine zusammen.
Der Ukrainische Geheimdienst (SBU) wies bereits Anton Rajewski, russischer Staatsbürger und Mitglied der russischen Neonaziorganisation „Schwarze Hunderschaft“, aus dem Land und verweigerte ihm die Einreise. Rajewski, der sich in Odessa aufhält und für den russischen Nachrichtendienst tätig ist, versuchte, eine subversive Sabotagegruppe aus Bewohnern des Odesser Gebiets zu gründen, um die gesellschaftspolitische Situation in der Region zu destabilisieren.
Quelle: http://rus.newsru.ua/ukraine/28aug2014/neonatz.html