An die Redaktionen von Tages-, Wochen- und Monatszeitungen sowie Webside-Redaktionen
Presse-Erklärung: Von der Gefangenen-Gewerkschaft der JVA Tegel zur Gefangenen-Gewerkschaft /Bundesweite Organisation (GG/BO) – Vor-Ankündigung: Homepage und Print-Zeitung der GG/BO
Berlin, 19.Juni 2014
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kollegen und Kolleginnen,
die am 21. Mai 2014 gegründete „Gefangenen-Gewerkschaft der JVA Tegel“ hat sich am 16. Juni 2014 in „Gefangenen-Gewerkschaft/Bundesweite Organisation“ (GG/BO), Kurzform „Gefangenen-Gewerkschaft“ (GG), umbenannt. Da wir in den letzten Tagen viele Signale aus anderen Haftanstalten erhalten haben, werden wir unsere Gewerkschafts-Initiative bundesweit ausdehnen. Dieser „Expansionskurs“ muss sich auch in der Bezeichnung unseres Gewerkschaftsvereins ausdrücken. Die Gründung von „lokalen Zweigstellen“ der GG in den JVA´s dieser Republik werden wir gesondert in Presse-Erklärungen vermelden.
In der JVA Tegel haben bislang etwa 220 Inhaftierte unsere Unterschriften-Liste für eine Rentenversicherung und einen Mindestlohn für arbeitende Inhaftierte unterzeichnet. (Stand 19.6.14) Mit diesem Votum sehen wir unsere Gewerkschaftsarbeit in der JVA Tegel gestärkt.
Des Weiteren können wir mitteilen, dass Anfang Juli d.J. unsere Homepage unter www.gefangenengewerkschaft .de bzw. www.gefangenen-gewerkschaft.de abrufbar ist. Hiermit schaffen wir uns eine wichtige Plattform, um uns in der weiten virtuellen Welt vorzustellen und darzustellen.
Mit unserem ca. Mitte Juli erscheinenden Zeitschriftenprojekt „outbreak – Sprachrohr der Gefangenen-Gewerkschaft (GG)“ werden wir uns gleichfalls im Printsektor versuchen. Mit diesem Periodikum wollen wir vor allem in den Knästen Präsenz zeigen. „outbreak“ ist ein mediales Produkt, welches direkt von uns inhaftierten Gewerkschaftern verantwortet wird und mit der logistischen und organisatorischen Unterstützung von nicht inhaftierten Kollegen und Kolleginnen realisiert wird.
Unser Sprecher, Oliver Rast, resümiert den Beginn nach der Gründung der GG: „Wir bestehen seit nicht einmal einem Monat. In dieser knappen Zeit hat sich unsere selbstorganisierte und unabhängige Initiative der Gründung der Gefangenen-Gewerkschaft rasch entwickelt. Nicht nur unsere bevorstehende örtliche Erweiterung, unsere größere mediale Reichweite, sondern auch die solidarische Begleitung, die unser Projekt von Kolleginnen und Kollegen vor den Knasttoren erfährt, stärkt uns in unserem gewerkschaftlichen Engagement enorm. Wir möchten an dieser Stelle allen Unterstützerinnen und Unterstützern herzlich danken, dass sie zusammen mit uns die Trennmauern durchlässiger machen.“
Gefangenen-Gewerkschaft (GG), 19.06.2014
Gefangenen-Gewerkschaft (GG)
Sprecher: Oliver Rast // Protokollführer: Mehmet-Sadik Aykol // stellv. Sprecher der JVA Tegel: Aziz Attila Genc //
stellv. Sprecher der SV-Abt.: Peter-Moritz Fricke, Seidelstr. 39, 13507 Berlin
Persönlichkeit im Widerstand
Innerhalb einer von Zwang beherrschten Situatuation empfindet das individuelle Wesen, eines jeden Menschen als Lebewesen (Animal Liberty), das notwendige Potential zur Veränderung einer passiven Form zu leben, als erster Anreiz für miteinander zu kommunizieren für das Erreichen selbst bestimmter Ziele. Die Methoden der Artikulation, der Lautbarkeit ist selbstverständlich geprägt von der die Wirklichkeit mit bestimmenden Persönlichkeit, von anderen Menschen wahrgenommen als Identität. Was also dagegen spricht, eine Identität mit der Gruppe der arbeitenden Menschen, im Zwang des (ver- oder ab-)laufenden Arbeitsprozesses als ein persönlicher Anspruch zu akzeptieren, bestimmen andere, nämlich diejenigen ohne Anreiz, miteinander zu kommunizieren, das um so zu denken.
Die Abgabe von Persönlichkeitsrechten nach den Artikeln 1-19 Unseres Grundgesetzes in Folge freiheitsentziehender Maßnahmen entzieht wohl auch die Persönlichkeit, wie sie individuell herangebildet worden ist. Ist es aber nicht eines wie jedes andere Grundrecht wesentlich von der Würde des Menschen bestimmt, sich als Mensch auszutauschen, egal wo man lebt oder entsteht die Persönlichkeit erst aus einer zwanghaften Neigung zur Isolation auf das Neue, im Sinne der rechtsstaatlichen Erziehung?
Aber es wäre törricht zuzulassen, hinter Gittern mehr Geld verdienen zu können als in der Freiheit, wo Arbeitslosigkeit das Schicksal vieler bedroht. Und da nicht alle Menschen ein Recht auf Arbeit haben, hinter Gittern, nach ihrem Anstaltseinschluss jedoch die Pflicht zur Arbeit haben, folgt eine unsinnige Logik ... die Arbeitsplatzumgebung bestimmt darüber, ob man sich zu einer Solidarität mit den ArbeiterInnen mit Wirklichkeitsbezug bekennen kann oder ob dies der Persönlichkeitsentwicklung eine realitätsfremde Nuance beifügt. Was aber wäre eine Persönlichkeit ohne Ecken und Kanten, ohne Ideen und Kreativität, ohne Träume, ohne Empfindung. Sie würde gekennzeichnet sein in ihrem Wesen, stigmatisiert ein Leben lang, etikettiert, gegen das Leben selbst gerichtet, in eine Gemeinschaft hineingeboren um bald zu sterben.