Diesen Wahlabend wird Dortmund wohl so schnell nicht vergessen. OB Ulrich Sierau (SPD) muss in eine Stichwahl gegen CDU-Kandidatin Annette Littmann antreten. Dann kommt es zum Eklat im Rathaus, als 25 Rechtsradikale die Wahlparty stürmen wollten. Es gab Handgreiflichkeiten.
Rund 25 Rechtsradikale in Begleitung von Siegfried Borchardt, Kandidat der Partei Die Rechte, wollten am Sonntagabend die Wahlparty im Dortmunder Rathaus stürmen. Die Rechten seien skandierend vor das Rathaus gezogen, sagte ein Polizeisprecher. Dort hätten sich ihnen andere Personen (unter anderem Linke und Grüne) in den Weg gestellt. Dabei sei die Situation eskaliert. Es sei zu Handgreiflichkeiten gekommen. Auch Pfefferspray sei eingesetzt worden, sagte der Sprecher.
Die Polizei stand zeitweise zwischen 25 rechtsradikalen Angreifern und etwa 150 Bürgern. Der gesamte Friedensplatz war mit Polizeiwagen und Feuerwehr-Fahrzeugen gefüllt.
Oberbürgermeister Ullrich Sierau sagte in einer ersten Stellungnahme: "Nazis haben versucht, sich mit gewalttätigen Mitteln wichtig zu tun." Es habe vor dem Wahlabend eine Vereinbarung mit der Polizei gegeben, schnellstmöglich zu kommen, wenn etwas vorfallen sollte. "Das hat wohl nicht funktioniert", so Sierau. Nach einer ersten Hochrechnung erreicht die Partei Die Rechte 1,0 Prozent der Stimmen in Dortmund.
Kommentar und Fotos
Gut eine Stunde nachdem die Dortmunder Nazis auf ihrer Facepage einen Flyer veröffentlicht hatten, der Siegfried Borchardt mit geballter Faust zeigt und mit dem Text "Mit einem Schlag ins Rathaus!" versehen ist, versuchten sich 30 Nazis gegen 22.15 Uhr mit Gewalt Zutritt zum Rathaus zu verschaffen.
Als die Nazis - überwiegend mit "Weg mit dem NWDO-Verbot!" Shirts bekleidet - vor dem Rathaus erschienen, brüllten sie Parolen wie "Deutschland den Deutschen - Ausländer raus!", "Nationaler Sozialismus - jetzt!" und "Gegen Demokraten helfen nur Soldaten!".
Einer der führenden Kader des NW Dortmund - Alexander Deptolla - entriß anwesenden Demokrat_innen ein Transparent und schlug währenddessen einer Frau - anspielend auf das Verbot des NW Dortmund und der Wahlteilnahme der "Die Rechte" - mit den Worten "Uns kann man jetzt auch wählen, Du Fotze!" ins Gesicht.
Die Nazis waren außerdem mit Flaschen und Pfefferspray bewaffnet. Beides setzen sie ein. Die anwesenden Demokrat_innen konnten den Angriff der Nazis geschlossen und entschlossen abwehren. Es gelang, einigen Nazis ihr Pfefferspray abzunehmen und die Nazis damit auf Distanz zu halten.
Bezeichnend für Dortmunder Zustände, traf die Polizei erst nach 15 Minuten ein und unternahm nichts. Die Nazis wurden nach einer Stunde mit einer Polizei-Eskorte zurück nach Dorstfeld begleitet, während die Polizei die Personalien von anwesenden Demokrat_innen aufnahm, die von ihrem Notwehrrecht Gebrauch gemacht hatten. Es gab 10 verletzte Demokrat_innen, die wegen des von den Nazis eingesetzten Pfeffersprays behandelt werden mußten. Ein Mitglied der Piraten-Partei, das von den Nazis mit einer Glasflasche attackiert wurde, mußte mit einer Platzwunde ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Bilderserie vom Angriff der Nazis
http://www.ruhrnachrichten.de/staedte/dortmund/44137-Dortmund~bilder/cme...
Hans-Jochen Voß
Hans-Jochen Voß (NPD Unna/Hamm) war ebenfalls beteiligt.
NPD Mitglieder
Voß war nicht das einzige anwesende NPD Mitglied. Alexander Deptolla, Christoph Drewer und Dietrich Surmann sind ebenfalls NPD Mitglieder - auch wenn sie für die "Rechte" aktiv sind - und waren maßgeblich am gewalttätigen Übergriff beteiligt.
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