[BN] Libertäre 1. Mai Demo und Straßenfest 2014

Demo 1

Am 1. Mai gab es wie im vergangenen Jahr eine libertäre 1. Mai Demo in Bonn. Verschiedene Gruppen aus dem "Libertären Forum Bonn" haben hierzu aufgerufen. Die TeilnehmerInnenzahl vom vergangenen Jahr wurde übertroffen, so zählte die Demonstration deutlich über 200 Teilnehmende. Im Anschluss an die Demo fand das Straßenfest auf dem Frankenbadplatz statt. Hier endete auch die Demonstration.

 

Um 14:00 Uhr versammelten sich auf dem zentral gelegenen Kaiserplatz, in der Nähe vom Hauptbahnhof immer mehr Menschen zur Auftaktkundgebung. Während der Kundgebung wurden mehrere Reden gehalten. Hier ging es unter anderem um die Situation von Geflüchteten und einen Prozess gegen AntifaschistInnen in Wuppertal.

 

Um kurz nach drei setzte sich die Demonstration in Bewegung. Laut und kämpferisch ging es durch die gut belebte Innenstadt. Auf dem Münsterplatz ging die Demonstration durch einen Markt. Hier wurden Flyer verteilt und Parolen wie, "Lohnarbeit macht krank, Lohnarbeit macht dumm, für Deutschland keinen Finger krumm!" gerufen. Im Anschluss zog die Demo weiter durch die Innenstadt, vorbei an gut gefüllten Cafes.

Weiterhin wurden beständig Parolen gerufen und Flyer verteilt. Am Rande der Demonstration konnte man immer wieder beobachten wie Demonstrierende mit PassantInnen diskutierten.

 

Die zweite Hälfte der Demonstration zog durch die Nordstadt, unter Bonnern bekannt als "die Altstadt". In diesem studentisch und migrantisch geprägten Stadtteil grüßten einige AnwohnerInnen die Demonstration aus den Fenstern.

Zum Abschluss strömten die TeilnehmerInnen auf den Frankenbadplatz, wo das libertäre Straßenfest bereits begonnen hatte. Hier gab es verschiedene Infostände und vom Lautsprecherwagen, der zur Bühne umgebaut wurde gab es noch ein rundes Programm aus Musik und Reden.

 

Das libertäre Straßenfest wurde von den AnwohnerInnen gut angenommen. So war der eingerichtete Umsonstmarkt gut bestückt mit allerlei. Bücher, kleine Möbel, Kosmetika, Tonträger waren ebenso zu finden wie eine Menge Kleidungsstücke.

 

Die Infostände waren bestückt mit reichlich Materialien, wie Flyer, Broschüren, Büchern und Aufklebern. Thematisch beschäftigten sich die Stände von Antifa bis Tierrecht und von Antirassismus bis "Recht auf Stadt".

 

Überall saßen und standen Gruppen beisammen, spielten und diskutierten oder aßen Kuchen oder frisch gekochtes Essen.

Gegen Abend zogen dunkle Wolken auf und es wurde kühler, so klang das Stadtteilfest aus.

 

Eine Sprecherin des Bündnisses sagte: "Wir sind mit dem Ablauf der Demonstration und des Straßenfestes rundum zufrieden. Bei beidem wurden unsere Erwartungen seitens der TeilenehmerInnenzahlen übertroffen."

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass sich die Polizei den Tag über zurück hielt und sich auf ihre eigentlichen Aufgaben, wie das Regeln des Verkehrs konzentrierte.

 

Auf der Homepage www.bonnlibertaer.noblogs.org findet sich ein PDF-Reader mit den Aufrufen der verschiedenen Gruppen zum herunterladen.

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Überall auf der Welt flammen seit ein paar Jahren soziale Unruhen auf. Sei es nun der so genannte Arabische Frühling, Proteste in Südamerika, die Occupy-Bewegung, Massenstreiks in der Industrie des globalen Südens, oder diverse Kämpfe in vielen Teilen Europas wie Griechenland, Spanien, Frankreich, Großbritannien und der Türkei.

 

In Deutschland beschränken sich die Proteste liberaler Bürger_innen bisher auf ein paar Demos hier und da, doch die Wut und der Zorn zerschellen an einer Wand brachialer Polizeigewalt oder verlaufen sich nach einiger Zeit in der Bedeutungslosigkeit. Das liegt in erster Linie auch daran, dass es an Ideen fehlt, wie eine zukünftige bessere Welt aussehen soll.

Die bisherigen weltweiten Proteste hatten eins gemeinsam – alte Führer wurden durch neue ersetzt. War dies das einzige verfolgte Ziel? Wenn danach alles genau so weiter geht, außer dass sich ein paar Gesichter in der herrschenden Klasse verändern, dann ist das zu wenig!

 

Wir alle gehen für oder gegen diverse Träume, Wünsche und Ziele auf die Straße, aber wie findet man nun gemeinsam heraus, wie eine neue solidarischere Welt gestaltet werden könnte? Die Ziele verschiedener Menschen gehen sehr weit auseinander. Diverse fundamentalistisch-religöse, wie auch verschwörungstheoretische, rechte bis rechtsterroristische Strömungen gestalten mit an einer neuen Welt und die selbsternannte Mitte der Gesellschaft guckt dabei zu. Der deutsche Wutbürgermob formiert sich neu und verbreitet als Reaktion auf die Krise immer öfter seine rassistische, antiziganistische, antisemitische und sozialchauvinistische Hetze, aktuell im Rahmen von Montagsdemos oder als Anhängsel der rechten Parteien.

Aktiver Antifaschismus ist wichtiger denn je.

 

Das eigentliche Problem heißt nach wie vor Kapitalismus – ein Kapitalismus, welcher sich nicht zur Freundlichkeit reformieren lässt indem einige Symptome geheilt werden. Anstatt der Hydra einen Kopf abzuschlagen müssen wir ihr den Boden entziehen!

 

Diese Welt gehört uns allen und wir sollten darauf aufpassen, pfleglich mit ihr umzugehen – sei es mit den sozialen Strukturen, kulturellem Erhalt, als auch anhand ökologischer Gesichtspunkte. Auch andere Formen der Unterdrückung, welche nichts mit sozialer Hierarchie zu tun haben, dürfen in unserer Kritik nicht ignoriert werden. All jene, die der hegemonialen, weißen, heterosexuellen, gesunden Männlichkeit nicht entsprechen leiden darunter. Überall. Täglich. Individuell und institutionalisiert.

 

Was also tun? Wir werden unser Ziel einer lebenswerteren Welt nicht erreichen, indem wir auf Wahlversprechen von Parteien vertrauen – auch nicht denen der Linkspartei – oder gar Konzerne anbetteln, für einen „softeren“ Kapitalismus zu sorgen. Es liegt an uns allen, anzupacken und eine bessere Welt selbst zu organisieren.

Doch zu allererst sollten wir uns einmal überlegen, wie wir leben wollen! Wir sollten anfangen, Herrschafts- und Unterdrückungsmechanismen radikal in Frage zu stellen! Xenophobe Verhaltensmuster müssen erkannt und bekämpft, bürgerlich-nationalistische Werte durchbrochen werden! Erst wenn wir es schaffen, uns selbst zu ändern wird es möglich sein, eine neue, emanzipatorische Gesellschaft zu erreichen.

 

Viele Menschen machen sich Sorgen um den sozialen Frieden und kämpfen darum, ihn zu erhalten – DAS IST NICHT GENUG. Die herrschenden Strukturen haben mit dem sozialen Frieden längst gebrochen – es wird Zeit, dass auch wir damit brechen!

 

Im Rahmen der Anstehenden Europawahlen ziehen sich sämtliche Parteien mal wieder eine soziale Maske an während sie real aber für massiven Sozialabbau in ganz Europa sorgen. Die einzige Möglichkeit etwas an den Herrschenden Verhältnissen zu ändern beginnt beim aktiven Wahlboykott.

 

Wenn es nichts bringt, die Stimme bei Wahlen ABzugeben, Petitionen zu unterschreiben und auch Demonstrationen ihre Wirkung verlieren, dann ist es an der Zeit für direkte Aktionen, welche richtig weh tun müssen!

 

Ob nun Hausbesetzungen zur Schaffung von Wohn- und Kulturraum, Massenblockaden zur Verhinderung von Zwangsräumungen, Naziaufmärschen oder Abschiebungen, das Besetzen öffentlicher Räume und Plätze, Verweigerung und Bekämpfung von Zwangsarbeit, Streiks, Solidarität im Kampf gegen staatliche Repression oder auch die Wiederaneignung von produzierten Waren. Die Möglichkeiten sind vielfältig.

 

Aber was hat das alles mit dem heutigen Tag zu tun?

 

Heute haben wir mehr denn ja die Chance, die letzten verzweifelten Rettungsversuche eines zum scheitern verurteilten, dahinsterbenden Kapitalismus zu sabotieren und zu boykottieren.

 

Traditionell rotten sich am 1.Mai einerseits bürgerlich-reformistische Gruppen zusammen und fordern bessere Arbeit anstatt ein besseres Leben. Sie verteufeln die Faulheit und bieten somit unter Anderem rechten Bewegungen eine Basis für rassistische Projektionen und Antiziganismus – die Debatten um sogennante „Armutszuwander_innen“ aus Bulgarien und Rumänien sind ein aktuelles Beispiel.

DGB, SPD und Co wollen die Ausbeutungsverhältnisse nur optimieren anstatt zu durchschauen, dass es nötig ist, aus der eigenen Rolle als Humankapital auszubrechen und für die Abschaffung JEDER Erwerbsarbeit zu plädieren.

 

Welche Arbeit gibt es denn überhaupt? Bürotäter_innenschaft in Institutionen der Armutsverwaltung, die Ausbeutung nicht-menschlicher Lebewesen und die Produktion überflüssiger Güter mit Sollbruchstellen aus immer knapper werdenden Ressourcen sind keineswegs notwendig – sie unterbinden den Luxus für alle. Wobei alle eben nicht nur die nördliche Erdhalbkugel umfasst. Die Arbeit für die bei der Bockwurstparty des DGB gekämpft wird ist also nicht nur völlig überflüssig, sie unterbindet zudem die Möglichkeit einer befreiten Gesellschaft. Wir selbst können nicht frei sein, solange nicht alle frei sind; solange wir andere – ob Menschen oder Tiere – unterdrücken und ausbeuten. Durch den kapitalistischen Sachzwang der Erwerbsarbeit werden Menschen davon abgehalten, sich mit Gesellschaftskritik auseinanderzusetzen, geschweige denn, diese zu äußern oder für Veränderung zu sorgen.

 

Als wäre das nicht bereits genug, rennen pseudorevolutionäre Gruppen der autoritären Linken durch die Gegend und verbreiten nicht nur Personenkulte von Lenin bis Stalin, sonder ebenfalls regressive Kapitalismuskritik, strukturell antisemitische Hetze und reaktionäre Lösungsansätze.

Für das gute Leben kämpfen bedeutet auch, das eigene Verhalten zu hinterfragen. In diesem Falle, sich von verkürzten Parolen, wie „Bonzen verjagen“ oder „Yuppieschweine“ zu verabschieden und tiefgründige Kapitalismuskritik zu betreiben. Aktionismus, ohne die herrschenden Verhältnisse tatsächlich Verstanden zu haben, ist wertlos, da er in neuen Unterdrückungsmechanismen resultieren wird.

 

Obwohl es falsch ist, die Kritik an den Verhältnissen zu personalisieren, beginnt die gesellschaftliche Umwälzung dieser im Bewusstmachen der Ungleichverteilung von Privilegien und in der Praxis der Dekonstruktion selbiger. Diskriminierendes Verhalten ist zwar ein Produkt der Sozialisierung, dennoch haben alle die Pflicht, ihre Position in der Gesellschaft kritisch zu sehen. Wenn dies aber nicht passiert und Diskriminierung ausgeübt wird, so werden diejenigen mit weniger Privilegien sich in jedem Fall dagegen zur Wehr setzen müssen.

 

Make anarchism a threat again!

Friede den Hütten, Paläste zu autonomen Zentren!

Für das Recht auf Faulheit!