Leipzig: Rassistischer Protest und Gegenkundgebung in Schönefeld

Ge­gen­kund­ge­bung I

Unter dem Motto „Leip­zig steht auf – gegen Min­der­hei­ten-​Po­li­tik im Rat­haus“ fand am Mon­tag, dem 3. Fe­bru­ar 2014 eine Kund­ge­bung in Sicht­wei­te der Asyl­un­ter­kunft des ras­sis­ti­schen Bünd­nis­ses aus Nazis und deut­schen Wut­bür­ge­rIn­nen „Leip­zig steht auf“ statt. Aber auch der Ge­gen­pro­test for­mier­te sich und konn­te mehr Men­schen mo­bi­li­sie­ren als noch bei der letz­ten Kund­ge­bung.

 

Dass jenes Bünd­nis der NPD na­he­steht bzw. iden­tisch ist, ist si­cher. Denn die an­ge­spro­che­nen The­men der Kund­ge­bung, wie der Bau einer Mo­schee in Gohlis und einer Fo­ren­si­schen Am­bu­lanz in Reud­nitz sowie deie vor­läu­fi­ge Asyl­un­ter­kunft in Schö­ne­feld stan­den im Fokus der ras­sis­ti­schen Kund­ge­bung. The­men, die man von der NPD be­reits kennt. Aber auch der Flyer der Ver­an­stal­tung er­in­ner­te stark an eine NPD-​Kund­ge­bung, die be­reits am 7. De­zember 2013 am Stan­ne­bein­platz statt­ge­fun­de­nen hat. Da am 25. Mai 2014 die Leip­zi­ger Stadt­rats­wah­len statt­fin­den, kann der Auf­marsch als Be­ginn des Wahl­kamp­fes be­trach­tet wer­den.


Be­reits kurz nach dem Be­kannt­wer­den des Auf­marsch wurde eben­falls zu einer Ge­gen­kund­ge­bung durch meh­re­re In­itia­ti­ven wie die Will­kom­mens­in­itia­ti­ve Schö­ne­feld, Leip­zig nimmt Platz, Leip­zig hilft, Schö­ne­feld e.V. sowie Re­fu­gees wel­co­me und Ein­zel­per­so­nen mo­bi­li­siert.


Warum die Nazis aus­ge­rech­net vor dem Asyl­heim „gegen Min­der­hei­ten-​Po­li­tik im Rat­haus“ und nicht vor eben dem Rat­haus de­mons­trie­ren woll­ten macht klar, dass es we­ni­ger um die Po­li­tik der Stadt geht, son­dern viel­mehr um ras­sis­ti­sche Hetze gegen Asyl­su­chen­de. Le­dig­lich ca. 60 Nazis und Wut­bür­ge­rIn­nen folg­ten dem Auf­ruf, wäh­rend sich dem Ge­gen­pro­test ge­schätz­te 800 Men­schen an­ge­schlos­sen haben.


Im Ver­gleich zur Kund­ge­bung, wel­che 18. No­vem­ber 2013 noch im Namen der NPD an­ge­mel­det wurde, hat sich sich die Zahl des Volks­mobs mehr als hal­biert und der Ge­gen­pro­test mehr als ver­dop­pelt.

 

Kreu­zungs­be­set­zung, Schlä­ge und Pfef­fer­spray


Um die An­kunft der Nazis zu blo­ckie­ren, be­setz­ten gegen 19:00 Uhr meh­re­re Ge­gen­de­mons­tran­tIn­nen die Kreu­zung Löb­au­er­stra­ße/Volks­gar­ten­stra­ße. Die Folge hier­aus war, dass die Ras­sis­tIn­nen schließ­lich über die Os­sietz­ky­stra­ße zum Kund­ge­bungs­ort ge­schleust wur­den und es kam immer wie­der, wie auch am ver­gan­gen Wo­chen­en­de in Trier, zu Über­grif­fen sei­tens der Po­li­zei auf Ge­gen­de­mons­tran­tIn­nen. So wurde mehr­fach etwas ge­rin­ger do­sier­tes Pfef­fer­spay, Schlä­ge und Trit­te ein­ge­setzt, wobei meh­re­re Men­schen ver­letzt und vor­läu­fig in Ge­wahr­sam ge­nom­men wur­den. Im Zuge der Aus­ein­an­der­set­zun­gen sack­te die Staats­macht eben­falls Trans­pa­ren­te der Ge­gen­de­mons­tran­tIn­nen ein.

 

Den ras­sis­ti­schen Mob in die Ecke ge­drängt


Etwa 100 Meter wei­ter haben sich mitt­ler­wei­le knapp 60 Wut­bür­ge­rIn­nen ver­sam­melt.


Ein­ge­kes­selt von ei­ni­gen Six­packs der Po­li­zei di­rekt davor sowie lau­ten Ge­gen­de­mons­tran­tIn­nen auf der an­de­ren Seite war die Au­ßen­wir­kung der Kund­ge­bung gleich null. Le­dig­lich wenn man in sich in un­mit­tel­ba­rer Nähe des gru­se­li­gen Auf­zugs be­fand, waren ein paar Laute wahr­zu­neh­men. Die Fa­ckeln, wel­che als Ein­schüch­te­rungs­mit­tel ge­gen­über den Flücht­lin­gen die­nen soll­ten, rag­ten je­doch über die Po­li­zei­wa­gen hin­aus. Das Was­ser zum Lö­schen muss­te man lei­der – dank der Pfef­fer­spray­du­sche – zum Aus­spü­len der Augen ver­wen­den.


Zuvor stand der der Mob aus Nazis und deut­schen Wut­bür­ge­rIn­nen wei­ter Rich­tung Gor­ki­stra­ße. Ver­mut­lich aus Si­cher­heits­grün­den, be­züg­lich der gro­ßen Teil­neh­me­rIn­nen­zahl der Ge­gen­pro­tes­te, dräng­ten sich die Nazis etwas wei­ter ins ab­seits in eine dunk­le Ecke. Wei­ter­hin war zu be­ob­ach­ten, dass die Ge­gen­kund­ge­bung aus Fens­tern eines an­gren­zen­den Wohn­blocks mit Stei­nen be­wor­fen wurde.


Nach­dem die ras­sis­ti­sche Kund­ge­bung be­en­det wurde, for­mier­te sich sei­tens des Ge­gen­pro­tests eine Spontan­de­mons­tra­ti­on, wel­che laut­stark über die Gor­ki­stra­ße Rich­tung Stan­ne­bein lief.

 

Seit dem Be­kannt­wer­den der vor­läu­fi­gen Un­ter­kunft für Asyl­su­chen­de, vor knapp 3 Mo­na­ten, war dies mitt­ler­wei­le die fünf­te Ak­tio­nen gegen die Flücht­lin­ge im Fech­ner-​Gym­na­si­um. Ende März sol­len die Flücht­lin­ge die Un­ter­kunft wie­der ver­las­sen und in Wah­ren und Plag­witz sowie teils ei­ge­nen Woh­nun­gen un­ter­ge­bracht wer­den. Ob es in jenen Stadt­tei­len zu Pro­tes­ten der deut­schen Ras­sis­tIn­nen kommt ist der­zeit offen. Es bleibt je­doch die Hoff­nung, dass diese Men­schen, die auf­grund von Ver­fol­gung, Krieg und Ter­ror we­nigs­tens dort ihre Ruhe vor dem deut­schen Volks­mob haben.

 

So­li­da­ri­tät mit allen Ge­flüch­te­ten!

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Nachdem die Kreuzung von Demonstrant_innen besetzt wurde, begann die Polizei, diese wegzuschieben. Während dem Gedrängel sprühten die Bullen auch eine schaumartige Substanz auf die Demonstrierenden. Diese Substanz war definitv kein Pfefferspray (es soll an anderen Punkten der Kreuzungsbesetzung aber auch zum Einsatz von Pfeffersprach gekommen sein). Da wo wir standen war es jedoch definitv kein Pfefferspray, sondern etwas anderes (ich bekam was in die Augen und es hat nicht gebrannt, bei den Umstehenden ebenso). Die Substanz ähnelte Seifenschaum, blieb auch recht lange auf Jacken etc. sichtbar. Leicht süßlicher Geschmack, wurde von einem berichtet, der das in den Mund bekam.

 

Was war das? Und wieso haben die Bullen das versprüht?

 

Ist z.B. auf diesem Bild der LVZ gut sichtbar: http://www.lvz-online.de/demo-schoenefeld/r-fotodetail-galerie-30220-119...

Mmmhh.. Der Schaum hat auch ein bißchen nach Vanille geschmeckt. Mit einem raffinierten Hauch von Waldmeister, der Lust auf den kommenden Frühling macht.

Herr Polizeipräsident Merbitz, lassen sie diese Schmeichelversuche!

super aktion, jede menge leute, gute sponti im anschluss... rund um gelungen die aktion und ein ganz schlechter tag für nazis....