Am 16. März 2014 sind in München Kommunalwahlen. Die rechtspopulistische und rassistische Kleinstpartei „Die Freiheit“ (DF) um ihren Bundesvorsitzenden Michael Stürzenberger plant, bei den Bürgermeister- und Stadtratswahlen zu kandidieren. Sie kann sich auch Chancen auf ein oder zwei Mandate ausrechnen – aber nur, wenn sie überhaupt antreten darf. Denn dafür braucht sie nämlich bis zum 3. Februar 1000 Unterstützer_innenunterschriften. Hier können wir eingreifen! Beenden wir Stürzenbergers rassistischen Wahlkampf, bevor er eigentlich begonnen hat. Das ist effektiv und spart uns allen Zeit, Stress und Nerven.
Was hat es mit diesem Stürzenberger und der DF auf sich? Wieso ist es gerade jetzt so wichtig, gegen seine Hetze zu protestieren?
Die
rassistische Kleinstpartei DF setzt vor allem auf antimuslimischen
Rassismus sowie Agitation gegen Flüchtlinge und Roma. Politische
Kampagnen führt sie auch gegen die Münchner Linke und demokratische
Lokalpolitiker_innen. Mit dem Kommunalwahlkampf führen die
Rassist_innen ihre Aktionen, zu denen bisher vor allem eine
Unterschriftenkampagne gegen das „Münchner Forum für Islam“
(ehemals ZIE-M) gehören, auf einer weiteren Ebene fort. Zu Kommunal-
und Europawahl kooperieren sie mit den „Republikanern“ (REPs).
Die DF-Akteur_innen sind fast alle auch in der lokalen „Politically
Incorrect“-Gruppe (PI) aktiv. Michael Stürzenberger gehört zu den
Machern und wichtigsten Autoren der rassistischen Webseite „PI-News“.
Bei der DF ist er Bundes- und bayerischer Landesvorsitzender.
Da
es bei den Stadtratswahlen keine Prozenthürde gibt, ist es auch für
kleine Parteien möglich, Mandate zu erreichen. Im aktuellen Stadtrat
sind zum Beispiel die separatistische Bayernpartei, die Freien
Wähler, die ÖDP und die neonazistische „Bürgerinitiative
Ausländerstopp“ (BIA) mit je einem Mandat vertreten.
Karl Richter (BIA) reichten dafür 2008 1,4 Prozent der abgegebenen
Stimmen - ein Ergebnis, das die rechtspopulistische „Freiheit“
realistischerweise auch erzielen könnte.
2008
bekam die BIA, die auch 2014 zur Wahl antritt, im Wahlkampf
Rückenwind durch die rassistische Hetze von Boulevardmedien und CSU
über sog. „U-Bahnschläger“. Aktuell spielen der Europawahlkampf
der CSU, die Hetze gegen vermeintliche „Armutsmigranten“ und
lokale rassistische Initiativen (wie die gegen eine
Flüchtlingsunterkunft im Münchner Stadtteil Moosach) Rassisten wie
Stürzenberger und Richter in die Karten.
Die
größte Hürde für die DF sind die benötigten 1000
Unterstützungsunterschriften für die Kommunal- und
Oberbürgermeisterwahl.
Diese können nämlich nur im Rathaus, beim KVR (Implerstr. 9) und
den vier weiteren Bezirksinspektionen (Tal 31, Leopoldstr. 202,
Trausnitzstr. 33, Landsbergerstr. 486) geleistet werden. Das ist für
die DF-Anhänger_innen vergleichsweise aufwendig. Die Partei
veranstaltet eine Vielzahl von Kundgebungen auf dem Marienplatz vor
dem Rathaus, um dort Passant_innen und anzusprechen und dazu zu
motivieren, direkt im Rathaus für sie zu unterschreiben.
Die
Kundgebungen sehen meist in etwa so aus: Stürzenberger steht am
Mikrofon und predigt. Stundenlang hetzt er vor allem gegen
Muslim_innen, gegen Flüchtlinge und Migrant_innen und gegen Linke.
Stürzenberger dreht an der „Konfliktschraube“, setzt wie andere
Rechtspopulist_innen auch vor allem auf Eskalation und Provokation –
um sich dann als „armes Opfer“ zu inszenieren. Während er seine
Hetzreden hält, stehen weitere DF-Anhänger_innen an einem Infostand
oder sprechen im Umfeld Passant_innen an und bitten sie um
Unterstützungsunterschriften.
Genau
hier kommen wir ins Spiel:
Es ist klar, dass die rassistischen und sozialchauvinistischen
Ressentiments, die Stürzenberger und die DF bedienen, in weiten
Teilen der Bevölkerung vorhanden sind. Rechte Parteien wie die DF
haben also ein relativ hohes Wähler_innenpotenzial. Und seien wir
ehrlich: die wenigsten potenziellen DF-Anhänger_innen werden sich
spontan durch bessere Argumente davon abbringen lassen, für die DF
zu unterschreiben.
Am
besten wäre es also, wenn Stürzenberger und andere
DF-Aktivist_innen gar nicht erst mit ihren potenziellen
Unterstützer_innen in Kontakt kommen würden oder dieser Kontakt für
die Beteiligten alles andere als angenehm verläuft. Wenn es also gar
nicht erst zu Situationen kommt, in denen Menschen ernsthaft erwägen,
ins Rathaus zu spazieren, um dort zu unterschreiben. Wie lassen sich
solche Situationen verhindern?
Der
Gegenprotest schreckt potenzielle DF-Unterstützer_innen ab, d.h.
Menschen, die im Prinzip in ihren politischen Einstellungen mit der
DF übereinstimmen, haben keine Lust auf Ärger oder keine Lust, sich
vor Gegendemonstrant_innen für die Entscheidung zugunsten einer
rassistischen Partei rechtfertigen zu müssen. Schließlich kostet
das Zeit und Nerven und zerstört auch die schönste Shoppingtour.
Wo
Gegenprotest ist, da ist in München meist auch die Polizei nicht
weit. Nichts nervt mehr beim Protest als Cops, die überall im Weg
stehen. Andererseits gibt es einen Nebeneffekt, den man sich zu Nutze
machen kann: Polizeipräsenz symbolisiert Ärger. Auf
nichts haben die rechtsoffenen und mehr oder weniger latent
rassistischen Spiesser, auf die die DF es abgesehen hat, weniger
Lust, als Ärger.
Die Präsenz der Polizei fällt damit auch auf die DF zurück. „Da
ist Polizei, da kann was nicht stimmen, schnell weg hier“ denkt
sich der autoritäre Charakter, nimmt die Einkaufstüten fest unter
den Arm und eilt im Sauseschritt seiner Wege. Diesen Effekt
verstärken die Gitter, die die Polizei ab einer gewissen Anzahl an
Gegendemonstrant_innen aufstellt, um die DF zu „schützen“.
Der
Protest gegen DF-Kundgebungen richtet sich meistens gegen
Stürzenberger als Redner. Das ist erstmal nicht verwunderlich, denn
Stürzenberger spricht die rassistischen Parolen aus und tritt als
„Chef“ und Spitzenkandidat auf. Seine lauten Hetztiraden sollen
ja auch die Aufmerksamkeit auf die DF lenken. Bisher verläuft der
Protest gegen Stürzenberger oft nur nach einem simplen call and
response-Schema: Stürzenberger hetzt – Gegendemonstrant_innen
rufen Parolen dagegen – Stürzenberger diffamiert
Gegendemonstrant_innen. Das ist langweilig, vor allem aber geraten
die anderen DF-Aktivist_innen aus dem Blick. Sie können meist
vergleichsweise ungestört Passant_innen ansprechen. Strategisch
ist es sinnvoller, den Protest auch dort zu konzentrieren, wo die DF
tatsächlich Unterstützer_innen wirbt, d.h.
in Gespräche zu intervenieren, aufzuklären, Leuten auf die Nerven
zu gehen, laut und schrill zu sein usw.
So
wie es zur Zeit (Stand Mitte Januar) aussieht, besteht eine
realistische Chance, dass durch stärkeren Protest die DF bis zum 3.
Februar 2014 nicht genügend Unterschriften zusammenbekommt. Dazu
müssen aber mehr Menschen als bisher auf dem Marienplatz und
anderswo aktiv werden.
Ein
Einzug in den Stadtrat würde Michael Stürzenberger viel Geld,
parlamentarische Möglichkeiten, Zugriff auf interne Informationen,
eine gesteigerte mediale Aufmerksamkeit und einen Motivationsschub
bringen. Stürzenberger könnte nicht nur vor dem Rathaus, sondern
auch im Rathaus hetzten. Für uns kann das nur heißen: Lieber
jetzt aktiv werden, als sechs Jahre lang Stress.
Momentan
kündigt die DF folgende Kundgebungen an. Achtet auf weitere
Ankündigungen. Organisiert
euch, werdet aktiv und beteiligt euch an den Protesten gegen
Stürzenberger und die DF!
Donnerstag, 16. Januar 2014 München, Neuhauserstr. 8, 11-20 Uhr, Kundgebung
Dienstag, 21. Januar 2014 München, Neuhauserstr. 8, 12-20 Uhr, Kundgebung
Donnerstag, 23. Januar 2014 München, Rindermarkt, 11-20 Uhr, Kundgebung
Freitag, 24. Januar 2014 München, Rindermarkt, 10-16 Uhr, Kundgebung
Montag, 27. Januar 2014 München, Neuhauserstr. 8, 12-20 Uhr, Kundgebung
Mittwoch, 29. Januar 2014 München, Rindermarkt, 12-20 Uhr, Kundgebung
Montag, 3. Februar 2014 München, Marienplatz, 10-18 Uhr, Kundgebung
DF Kundgebung
Am Montag den 20 Januar findet die Kundgebung von DF von 12 - 20 Uhr auf dem Marienplatz statt!
df kundgebung
Berichtigung von 10-20 Uhr!!!