Am 29.8. kam es in Gernsbach zu einem versuchten Totschlag seitens militanter Rechtsextremisten. Bereits am 25.7. kam es in Loffenau zu einem überregionalen Treffen der organisierten Naziszene Baden-Württemberg.
In Gernsbach fand am 29.08.09 ein Treffen von ca. 20-30 Jugendlichen statt. Anliegen dieses Treffen war es, die Anwohner über den von Neonazis genutzten Platz in Gernsbach Mitte zu informieren. Hierbei wurde auf dem Platz, der von mehreren Neonazis täglich als Treffpunkt genutzt wird, ein Transparent befestigt sowie Flugblätter in der Nachbarschaft verteilt.
Gegen ca. 15:00 Uhr wurden die Jugendlichen von einem bekannten Neonazi, Markus Klenk, gestört und abfotografiert. Nach einem kurzen Telefonat des Neonazis ist ein Auto mit hoher Geschwindigkeit in die Personengruppe auf dem Parkplatz der Sparkasse gefahren. Aus dem Auto sprangen 3 erwachsene Männer bewaffnet mit Teleskopschlagstöcken und schlugen damit unmittelbar und ohne Vorwarnung in die Menge. Die Jugendlichen flüchteten daraufhin und lösten die Versammlung auf. Folge dieses Angriffes war ein Leichtverletzter. Dennoch nahmen die Angreifer durch die Wahl ihrer Waffen Schwerverletzte oder gar Tote in Kauf.
Bereits zum zweiten Mal fand am 25.07.09 in Loffenau, in der Nähe von Gernsbach im Murgtal, das so genannte Friedhelm Busse Gedächtnis Volleyball Turnier statt. Friedhelm Busse starb im Juli 08 und galt bis dahin als führender Kopf der militanten Neonazi Szene. An dem Turnier, welches vom ,,nationalen Widerstand Rastatt’’ organisiert wurde, beteiligten sich etwa 60 Nazis aus ganz Baden-Württemberg und der Pfalz. Die Organisatoren des Turniers mieteten sich den Volleyballplatz des örtlichen Tennisvereins unter dem Vorwand einer Geburtstagsfeier an und übernachteten mit mitgebrachten Zelten. Hinter den Anmeldern des Turniers verbergen sich vermutlich die lokal organisierten Faschisten namentlich Florian Wunsch und Markus Klenk, die beide ihren Wohnsitz in Loffenau haben. Auf Nachfrage reagierten die Verantwortlichen beim Tennisverein Loffenau mit Unverständnis. Ihrer Auskunft zufolge war die politische Motivation des Turniers nicht erkennbar. Lediglich Tätowierungen der TeilnehmerInnen des Turniers seien auffällig gewesen und das, obwohl die Nazis Transparente befestigten und T-shirts von ihren Nazigruppen trugen. Der verantwortliche Vermieter des Platzes, Werner Luft, der als Sportwart des Vereins unter 07083/7949 erreichbar ist, meinte, dass er den Platz lediglich an Personen vermietet habe, die er aus dem Ort persönlich kenne.
Diese Vorkommnisse reihen sich an die ständigen Übergriffe seitens Rechtsextremer auf linke, alternative Jugendliche. So musste ein Jugendlicher Mitte Juni mit Prellungen und Schürfwunden in die Gernsbacher Altstadt flüchten.
Gernsbach und Umgebung ist die Nazihochburg von ganz Mittelbaden.
Diese erläuterten Fakten sind nicht länger hinnehmbar. Es reicht!
Folgen wird die die Fortsetzung der Kampangne ,,Kein ruhiges Hinterland 2009'' welche schon 2007 in Gernsbach und Kuppenheim erfolgreich stattfand.
Polizeibericht
Beinahe-Schlägerei zwischen «Linken» und «Rechten» in Gernsbach
Gernsbach, Polizeibericht Ein Zeuge verständigte am Samstagnachmittag die Polizei, dass er beim Parkplatz des Rathauses eine größere Schlägerei befürchte. Nach Angaben des Zeugen hatte dort eine Gruppe «Linker» Plakate aufgehängt. Dann seien fünf bis sechs Personen der «Rechten», mit Baseballschlägern bewaffnet, aufgetaucht und es sei zu einem Handgemenge gekommen. Bei Eintreffen der Polizei konnten an der Örtlichkeit keinerlei Personen mehr angetroffen werden. Auf den Sitzbänken vor dem Rathaus konnten zahlreiche Flugblätter mit politischem Inhalt aufgefunden werden. Während des Aufenthalts der Polizei meldete sich ein Mann als Geschädigter, da Mitglieder des linken Personenspektrums aus seinem Pkw zwei Geldbörsen entwendet hätten. Der Mann gab an, dass er zuvor mit seinem Pkw die Gottlieb-Klumpp-Straße entlang gefahren sei und dabei gesehen habe, wie zwei Personen ein großes Plakat mit politischem Inhalt aufgehängt hätten. Er habe angehalten und telefoniert und sei dann von mehreren Personen, die dort aufhältlich waren, angegangen worden, weshalb er sich in Sicherheit gebracht habe. Beim Auftauchen der Personen der rechten Szene seien die «Linken» über die Rathauspassage in Richtung Igelbachstraße geflüchtet. Im Rahmen von Überwachungsmaßnahmen konnten von der Polizei auf dem Färbertorplatz mehrere Personen angetroffen und überprüft werden. Inwieweit diese mit dem Vorfall in Verbindung stehen, steht derzeit nicht fest. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen wegen Verdachts eines Landfriedenbruchs und Verstoß gegen das Versammlungsgesetz aufgenommen.
Pressebericht
Die Zeichen stehen auf Konfrontation
Von Volker Neuwald
Gernsbach/Murgtal - Die zunehmenden Aktivitäten junger Menschen aus dem linken und dem rechten Spektrum bereiten vor allem der Stadt Gernsbach Sorgen. Auf dem Rathausparkplatz kam es am Samstagnachmittag zu einem Handgemenge, das leicht in eine ausgewachsene Schlägerei hätte ausarten können (wir berichteten). Die Ermittlungen der Kriminalpolizei zur Aufklärung dieses Vorfalls dauern an. Derweil mehren sich die Anzeichen, dass weitere Konfrontationen zwischen Linken und Rechten bevorstehen.
Der Rathausplatz von Gernsbach - verkehrsgünstig an der Stadtbahnhaltestelle "Gernsbach Mitte" gelegen und am Wochenende kaum frequentiert - ist nach Erkenntnissen der Polizei seit geraumer Zeit ein Treffpunkt von Jugendlichen. Darunter sind auch Personen mit einer "rechten Gesinnung", erklärte der Pressesprecher der Polizei, Siegfried Keppner, gestern auf Anfrage. "Das Verhalten der Jugendlichen dort ist bisher vollkommen unauffällig. Sie hinterlassen keinen Müll und Unrat. Im Rahmen einer Konzeption des Polizeireviers Gaggenau wird der Treffpunkt regelmäßig angefahren und überwacht. Die dortige Klientel ist bei der Polizei namentlich bekannt. Ein polizeiliches Einschreiten war bisher nicht erforderlich."
Die Aufklärungsarbeit gestaltet sich mühselig
Bürgermeister Dieter Knittel berichtet Ähnliches: Sein Stadtjugendpfleger Mathias Winter und auch Jürgen Zimmerlin, Vorsitzender der Boulefreunde, die in Sichtweite ihren Platz haben, stünden in Kontakt zu den Jugendlichen. Es sei schwierig, den Aufenthalt auf dem Rathausplatz zu verbieten, solange es nicht zu politischen Aktivitäten oder Auseinandersetzungen mit Passanten käme. Die Geschehnisse am Samstag zwingen möglicherweise zu einer Neubewertung der Situation, räumte Knittel ein. Die Polizeidirektion wollte gestern mit Hinweis auf die Ermittlungen keine weiteren Angaben machen.
Fasst man die vorliegenden Informationen zusammen, wollten offenbar Personen aus dem linken Milieu mit einem Transparent, Flugblättern und Plakaten auf dem Rathausplatz über den Treffpunkt der Rechten informieren. Die Reaktion des anderen Lagers ließ offenbar nicht lange auf sich warten: "Dann seien fünf bis sechs Personen der ,Rechten', mit Baseballschlägern bewaffnet, aufgetaucht und es sei zu einem Handgemenge gekommen", gab die Polizei am Montag im Pressebericht die Angaben eines Zeugen wieder.
Was genau geschah, ist selbst für die Beamten mühselig zu ermitteln, denn: "Als die Polizei mit mehreren Fahrzeugen am Ort des Geschehens eintraf, war niemand mehr da."
Weiter heißt es in einer gestern veröffentlichen Erklärung der Polizeidirektion: "Der Vorfall vom vergangenen Samstag in Gernsbach wird strafrechtlich aufgearbeitet. Allerdings erfährt die Polizei bei ihren bisherigen Ermittlungen von beiden Gruppierungen keinerlei Unterstützung oder Aussagen, die zur Aufklärung der wahren Begebenheiten beitragen würden."
Die Polizei wird auf bekannte Personen beider politischer Gruppierungen zugehen und das Gespräch suchen. Man hofft, deeskalierend auf die Personen einwirken zu können. "Darüber hinaus wird die Polizei einzelne Mitglieder und die Gruppierungen selbst weiterhin im Auge behalten, um etwaigen Entwicklungen rechtzeitig begegnen zu können." Die linke Szene hat angekündigt, ihre Kampagne fortsetzen zu wollen.