Liebe Genossinnen und Genossen,
wir haben die traurige Aufgabe, euch mitzuteilen, dass unser lieber Freund und Genosse Horst Stowasser gestern verstorben ist.
Möge die Erde ihm leicht sein!
FAU Ortsgruppe Neustadt an der Weinstraße
Sobald wir Näheres über Ort und Zeitpunkt der Beerdigung wissen, werden wir euch informieren.
RIP Horst!
Auch wenn ich Horst nur zweimal getroffen habe, hatte ich sofort Sympathie für diesen weisen und netten Menschen, dessen Bücher wohl nicht nur für mich eine enorme Bereicherung sind. Trotz gewisser inhaltlicher Differenz was den Weg zum gemeinsamen Ziel angeht, wurde Horst von jedem halbwegs vernünftigen Menschen sehr geschätzt.
Behalten wir ihn und sein Werk in Erinnerung.
Es lebe die Anarchie!
Beileid von der Saar an Familie und alle trauernden GenossInnen
Kopf Hoch Freunde
Mein Freund für viele Jahre Projekt.A
Eben rief mich ein Freund an und teile mir das unfaßbare mit. Ich habe Horst einige Jahre nicht gesehen, aber es für selbstverständlich gehalten, noch einige dieser wunderbaren Abende mit ihm zu verschwatzen. Bitter die Erkenntnis, daß es diesen Abend nie mehr geben wird, dies belustigte feinironische Lächeln. Die Besuche in Wetzlar zum Aufbruch, in Alsfeld dem Projekt-A Ort als ich ihm sein Anarchiv einrichtete, die tolle Aufbruchstimmung die hoffnungsvollen Gesprächsrunden dort und dann doch sein Umzug nach Neustadt ein neuer Aufbruch. Das AHA nahm ich mit in unser Fabrikprojekt nach Oldenburg, doch war ich häufig in Neustadt, erlebte mit ihm die unerwarteten Entwicklungen, Krisen, Rückzüge, Bitterkeit, und doch immer wieder der Mut neu anzufangen, für den ich ihn bewundere. Horsts Buch "Freiheit Pur" das doch noch fertig wurde. Horst ich habe immer viel an Dich und unser ProjektA gedacht. Und Deinen Mut noch mal ein ganz neues Projekt anzufangen. Es wird schwer sein, mit dem Gedanken, daß Du nicht mehr da bist. Noch ein ganz lieber Gruß nach Neustadt Pu
Irgendwann am Anfang der 80er
Irgendwann am Anfang der 80er jahre hat mir ein Freund und Genosse das kleine Heftchen "die Machnotchina" in die Hand gedrückt. Ich war zu diesem Zeitpunkt ein eher praktisch interessierter Autonomer und vom Lesen hielt ich nicht wirklich viel. Das Büchlein über den Versuch des Aufbaus einer anarchistischen Lebensform während der russischen Revolution und deren Zerschlagung hat mich in meiner Sympathie für den Anarchismus und die Ablehnung aller doktrinären Formen des Sozialismus sehr bestärkt. Im Jahr 86 habe ich dann das Projekt A in die Finger bekommen. Hier bot sich endlich die Möglichkeit aus den plakativen Formen des Anarcho-Kultes auzubrechen und was praktisches zu beginnen. Da ich zu diesem zeitpunkt auch persönlich im Umbruch war, bin ich kurze Zeit später nach Wetzlar zu Horst gezogen. Horst hat mich und einen Freund, der etwas später auftauchte auf seine besondere Art aufgenommen und hat uns in das anlaufende Projekt eingeführt. Zu diesem Zeitpunkt wurde aus dem "Horst-Projekt" langsam aber sicher ein Anarchoprojekt. Wir haben zusammen das AHA! herausgegeben. An die Nächte der gemeinsamen Arbeit erinnere ich mich als wäre es erst gestern gewesen. Noch heute liegt mir der Geschmack der unsäglichen Zigarrillos von Horst in der Nase. In der ersten Zeit haben wir alle gemeinsam in einer Wohnung gelebt und Horst wurde dieses improvisierte Indoor-Camping nie zuviel. Er war in einer Weise gastfreundlich, die man sich kaum vorstellen kann. Zeitweise haben mehr als 5 Personen in seiner kleinen Wohnung gelebt. Später dann isnd wir zu seinem Bruder in die Mühle in Asslar gezogen. Insgesamt auch eine hochspannende Erfahrung. Als das Projekt A konkreter wurde war ich dann nicht mehr dabei, weil sich die Dinge einfach anders entwickelt haben. Ich hatte immer noch vor mich einmal mit Horst und anderen GenossInnen zusammenzusetzen und mal darüber nachzudenken, was gut und was weniger gut war. Zuletzt habe ich von Horst gehört über das Interview in der GWR und mich unsäglich geärgert, dass icch ihn nicht treffen konnte, da er doch gerade in meiner Nähe war.
Mein lieber Horst, was ich Dir noch sagen wollte:
Du hast mir eine Menge gegeben und ich bin Dir dankbar dafür.
1972 lernte ich einen
1972 lernte ich einen Menschen kennen, der ein guter uns steter Freund wurde. Es war Horst, dem ich jetzt nicht mehr danken kann für 37 spannende, traurige, lustige, ernsthafte Jahre. Ich dachte niemals, dass er vor mir gehen würde. An meiner 66. Geburtstagsfeier (im Oktober) wird er dennoch an meiner Seite sitzen, wie er nie mein Herz verlassen wird.
Horst Stowasser ist tot
Am Samstag, den 29. August 2009 verstarb im viel zu jungen Alter von 58 Jahren unser Genosse Horst Stowasser. Horst war seit seiner Jugend in der anarchistischen Bewegung aktiv und gehörte zu den profiliertesten Autoren der deutschsprachigen anarchistischen Bewegung. Für viele, besonders jüngere am Anarchismus interessierte, war sein Buch „Leben ohne Chef und Staat“ der Eintritt in die Bewegung. Veranschaulicht es doch im besten Stil verfasst Tradition, Geschichte, Wirken und Wollen der verschiedenen Strömungen im Anarchismus. Keine Überraschung, dass dieses noch immer unbedingt empfehlenswerte Werk bereits 14 Auflagen erfuhr. Horst Stowasser war aber mehr als nur ein erfolgreicher Buchautor. Er publizierte anarchistische Zeitungen und Magazine und war nicht zuletzt ein Propagandist im besten Sinne für gemeinsames Leben und Arbeiten. Zuerst mit dem Projekt A, später dann mit anderen Projekten. Vor wenigen Jahren führte ihn sein Weg auch wieder in die FAU, in deren lokaler Gruppe in Neustadt an der Weinstrasse er aktiv wurde. Mit verschiedenen Archiv-Gründungen hat er weiterhin jahrelang daran mitgewirkt, dass das Wissen, die Spuren, Erfolge, Niederlagen und die Auseinandersetzungen der internationalen anarchistischen Bewegung für Interessierte zugänglich gehalten werden. Eine in die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen eingreifende libertäre Bewegung war ihm ein Herzanliegen; wie er nicht nur zuletzt in seinem 2006 erschienen Buch „Anti-Aging für die Anarchie“ anhand der Realität der anarcho-syndikalistischen Bewegung in Barcelona deutlich machte. Mit der spanischsprachigen anarchistischen Bewegung rund um den Globus stand er in stetigem Kontakt, in Argentinien kam er in jungen Jahren zuerst mit den Ideen des Anarchismus in Berührung.
Mit Horst Stowasser hat uns ein jahrzehntelanger Weggefährte und Genosse verlassen, der gleichzeitig der wohl bekannteste Anarchist in Deutschland war. Sein Wirken hat bleibende, unauslöschliche Spuren hinterlassen.
Den Angehörigen und Freunden von Horst gilt unser Mitgefühl.
Möge die Erde ihm leicht sein
Martin Veith
von:
ASJ Buch Blog