Und dann aßen sie ihre Kinder

Holodomor

Ist das Wissen um den von Hitler durchgeführten Holocaust weitläufig verbreitet, gelten die Gräueltaten Stalins hingegen als weitgehend unbekannt. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass der „Holodomor“, wie die vom Regime organisierte Hungersnot in der damaligen Sowjetunion genannt wird, noch bis ins Jahr 2006 beinahe gänzlich totgeschwiegen und verdrängt wurde.

 

"Das kollektive Gedächtnis kann nicht zerstört werden. Es war eine bewusst und systematisch durchgeführte Ermordung von Millionen Menschen, während Stalin am Schwarzen Meer Urlaub machte". Der das sagt und weiß ist der ukrainische Historiker Miklos Kun.


Seit mehr als zwei Jahrzehnten erforscht er weltweit in Archiven Gründe und Folgen der Tragödie, um den Zynismus "der Kommunisten in Russland und der Ukraine zu brechen, die den Holodomor weiter als Naturkatastrophe verbuchen".

 

Dabei galt die Sowjetunion um 1927 noch als relativ gemäßigte Diktatur. Zwar oblag es der Geheimpolizei, der GPU, jeden nach Belieben zu verhaften und selbstverständlich existierten neben der Kommunistischen keinerlei andere Parteien, doch im Vergleich zu dem was kommen sollte, blieben die Opferzahlen relativ gering. Auch die Wirtschaft fluorierte und die Produktivität befand sich alsbald über dem Vorkriegsstand. Ferner waren private Produktion sowie freier Handel erlaubt.

 

Stalin indes sah sich jedoch einer großen Gefahr gegenüber: Er befürchtete, in Gestalt wohlhabender Bauern und erfolgreicher Geschäftsleute könne die Bourgeoisie erneut aufleben.

Denn die Wirtschaftsweise der freien Bauernschaft bringe laut Lenin „Tag für Tag, Stunde für Stunde Kapitalismus hervor“.

 

Im Zuge dessen, titulierte man sämtliche vermögendere Bauern als sogenannte „Kulaken“ , was so viel wie Wucherer oder Profiteur bedeutete.

Der Parteiplan sah außerdem über kurz oder lang, die Überführung der Bauern in Kollektivwirtschaften unter stattlicher Kontrolle vor.

Jedoch herrschte im Politbüro weitestgehend Ratlosigkeit über die Durchführung dieser Planung.

 

1928 wurde aufgrund eines drastischen Rückgangs der Getreideproduktion, eine Krise ausgerufen, auf die man mit staatlich durchgeführten Requisitionen reagierte. Knapp 2,8 Tonnen Getreide wurden vom Staat für Heereszwecke beschlagnahmt. Man versprach allerdings, im Juli 1928 zum normalen Handel zurückzukehren. Das Vertrauen der Bürger in die Regierung war jedoch erloschen, was fehlende Motivation und wenig Arbeitseinsatz zur Folge hatte. Im Herbst 1928 sank die Getreideproduktion sowie der Viehbestand daher erneut unter das gewohnte Maß.

 

Diesmal änderte Stalin seine Strategie und setzte auf die „Ural-Sibirische-Methode“. Statt Zwangsabgaben zu leisten, sollten die Bauern nun freiwillig den größten Teil ihrer Ernte dem Regime überlassen. Wer sich weigerte, wurde als Kulak bedroht oder direkt verhaftet.

Als Reaktion auf diese Maßnahmen, verschärfte sich die Lage dramatisch.

 

Es kam zu Plünderungen und Unruhen in allen Teilen der Sowjetunion. Laut der Regierung mussten 1929 1262 „terroristische Akte“ verzeichnet werden.
Aus Angst vor Hunger und aus Widerstand gegen die Kollektivierung, vergruben die Bauern ihr Korn oder betrieben illegalen Handel.

 

Nun hatte man es mit einer tatsächlichen Krise zu tun. Stalin, der immer noch seinen Plan der großflächigen Enteignung und Verstaatlichung verfolgte, reagierte mit sofortiger Abschaffung der von Lenin eingeführten „Neuen ökonomischen Politik“ und ließ umgehend den Übergang zur Planwirtschaft einläuten. Zudem verschrieb er sich der „Liquidierung des Kulakentums als Klasse“. Die „böswilligsten“ Kulaken sollten auf der Stelle erschossen oder in Arbeitslager gebracht werden. Den Übrigen sowie deren Familien drohte die Deportation in abgelegene, kalte Regionen, wie Sibirien oder Kasachstan. Insgesamt handelte es sich in etwa um 10 Millionen Menschen. Diese Sanktionen sollten als Warnung für alle „konterrevolutionären Elemente“ gelten.

 

Dass der Begriff „Kulak“ sehr weitläufig ausgelegt war und somit beinahe jeder der Geheimpolizei oder den Parteiaktivisten zum Opfer fallen konnte, verstärkte die Tragik des Ganzen. So wurden sogar die Ärmsten nicht verschont, da sie als „ideologischer Kulak“ ebenfalls keine Chance hatten, den Strafen zu entgehen. Zirka ein Drittel der Deportierten starb während des Transportes oder in den Lagern. Da es zunächst kaum Unterkünfte gab, überlebten viele den ersten Winter nicht.

 

Doch Stalins Plan schien aufzugehen.

1930 waren bereits über 14 Millionen Bauernhaushalte in genossenschaftlich organisierte Großbetriebe, sogenannte Kolchosen, überführt worden.

 

Unterdessen nahm die staatliche Repression immer demütigerende Ausmaße an: „Kulakenkinder“ wurden der Schule verwiesen und in den medizinischen Zentren nicht mehr behandelt.

Diese Sondierung lässt sich mit der der Juden unter Hitler gleichsetzen.

 

Zwar befanden sich 1932 über 60% in Kolchosen, doch die Menschen, die nun nicht länger freie Bauern, sondern viel mehr abhängige Landarbeiter waren, hatten nun jegliche ihnen verbliebene, Motivation verloren.

Die Produktion ging abermals drastisch zurück.

 

In einem nicht untypischen GPU-Bericht über einen Betrieb bei Smolensk hieß es: „Der Vorsitzende [...] betrinkt sich systematisch und leitet die Arbeit der Kolchose überhaupt nicht [..]. Etwa 20 Hektar Hafer liegen geschnitten, sind aber, da sie nicht geborgen wurden, fast vollständig verrottet [...]. Etwa 100 Hektar Wiese sind noch nicht gemäht, während der kollektive Viehbestand in der Kolchose nicht mit Futter für den Winter versorgt ist“.

 

Betrug der Erlös der Ernte 1931 noch 18 Millionen Tonnen, sank er ein Jahr später auf 13 Millionen ab. Das Ablieferungssoll aber, wurde kaum gesenkt, sodass Stalin überzeugt war, die Kulaken würden die Ernte sabotieren.

 

Bei daraufhin angeordneten Razzien, entdeckte man 1349 Erdgruben mit verstecktem Getreide sowie 110 „schwarze Scheunen“. Dies stellte nun für das Politbüro einen untrüglichen Beweis für Sabotage und Klassenkampf dar.

Man lies also 60 000 Menschen nach Nordrussland deportieren. 40 000 Kommunisten wurden aus der Partei ausgeschlossen und zu Lagerhaft verurteilt oder gleich erschossen.

 

Etwa zur selben Zeit beschlagnahmten Requisitaionskommandos in der Ukraine gnadenlos sämtliche Lebensmittel, Nutztiere, Werkzeuge, sogar Petroleum und Streichhölzer der Zivilbevölkerung, um jeglichen Willen gegen Zwangskollektivierung und Enteignungen zu brechen. Hunger wurde ein Mittel zum Zweck. Da die aufkommende Not nicht natürlicher Art, sondern von der Regierung organisiert war, lehnte das Regime jedwede Hilfe von außen ab.

 

Die Ukraine war Stalin ein besonderer Dorn im Auge, denn der dortige Widerstand schien nationalistischer Art zu sein und musste somit umgehend unterbunden werden.

Der spätere Dissident, Lew Kopelew, der damals als Parteiaktivist vor Ort war, beschreibt die Situation mit folgenden Worten: „Wir wagten nicht schwach zu werden und Mitleid zu empfinden. Wir versorgten doch das sozialistische Vaterland mit Brot. Wir erfüllten den Fünfjahresplan.“

 

Im Frühjahr 1933 wurde der Hunger zur umfassenden Katastrophe.
„Die schrecklichsten Anblicke waren kleine Kinder mit Skelettgliedern, die an ballonartigen Körpern baumelten“, erinnerte sich Wiktor Krawtschenko, auch er damals Aktivist. „Der Hunger hatte jede Spur von Jugend aus ihren Gesichtern gewischt [...]; nur in ihren Augen hielt sich noch eine Erinnerung an Kindheit. Überall fanden wir Männer und Frauen am Boden liegend, die Gesichter und Bäuche geschwollen, ihre Augen völlig ausdruckslos.“

 

Der italienische Geschäftsmann Bernardo Attolico berichtete nach einer Reise im Juni 1933: „Man findet Leichen, bei denen die Weichteile herausgeschnitten sind, und diese werden als Nahrung gebraucht. Leichen von Kindern findet man nicht; wie die Bauern selbst gestehen, wird das Fleisch der Kinderleichen gekocht und gegessen. Nur die Rote Armee und die Fabrikarbeiter werden noch >einigermaßen< mit Nahrung versorgt.“

 

Für die Bauern war jeder Tag ein Kampf ums Überleben. Sie aßen Blätter und Knospen von Bäumen, die Kinder fingen Kaulquappen. Später tötete man Hunde und Katzen.

 

Natalia Nidelszkas, deren Familie vor der Hungersnot zur Mittelschicht gehört hatte, ihre vier Geschwister und ihre Eltern überlebten nur, weil sie noch genug Kraft hatten, um zu arbeiten. "Meine Brüder versuchten Spatzen zu schießen und sich von Kaulquappen zu ernähren. Meine Schwester und ich konnten nicht jagen. Unsere Beine waren vor Hunger fast so fest wie Beton. Unsere Mutter hat uns heimlich ein bisschen mehr Brei gegeben als den Brüdern. Dann wurden wir aufs Feld geschickt, um zu arbeiten", erzählt Nidzelska. Auf dem Heimweg aß die damals Zwölfjährige ihren Tageslohn - ein streichelholzschachtelgroßes Brot – in kleinen Krümeln, damit sie von hungrigen Nachbarn nicht überfallen wurde. "Meine Mutter musste den wenigen Brei aus Kartoffelschalen und Wasser in der Nacht kochen, weil die Nachbarn den Rauch sonst gesehen hätten", sagt sie mit zitternder Stimme.

 

Teilweise gestanden Überlebende, aus Verzweiflung ihre eigenen Kinder ermordet und gegessen zu haben. Das Regime hatte ihnen den letzten Rest Menschlichkeit genommen.
Nidzelska erinnert sich an einen Fall von Kannibalismus in ihrem Dorf. "Ich hatte große Angst, als ich hörte, dass unsere Nachbarin ihre beiden Kinder tötete und aß, während ihr Ehemann in Sibirien als Holzfäller arbeitete. Ihr Hunger war mächtiger als ihr Mutterinstinkt. Sie hat trotzdem nicht überlebt."

 

Die Toten und Sterbenden begrub man in Massengräbern oder verspeiste auch deren Überreste.

In Petriwka, im Süden der Ukraine vielen der Katastrophe 90% der 300 Einwohner zum Opfer.

Im Januar 1933 hatten Stalin und Molotow, der spätere russische Außenminister und damalige Vorsitzende des Rates der Volkskommissare, die Abriegelung der Hungergebiete verfügt. Es gab keine Fahrkarten mehr zu kaufen, die illegal Reisenden wurden von der GPU aufgegriffen und zurückgeschickt. Viele Eltern setzten ihre Kinder in größeren Städten aus, in der Hoffnung, jemand würde ihnen Essen geben. Doch wurden sie meist rasch wieder von den Aktivisten zurück transportiert und auf Feldern ausgesetzt, wo sie qualvoll verhungerten.

Sogar der Handel mit Kleidung und Wertgegenständen wurde untersagt.

 

Stalin rechtfertigte sein Vorgehen später in einem Brief an den Schriftsteller und späteren Literaturnobelpreisträger, Michail Scholochow, mit den Worten einige Parteiarbeiter seien gewiss zu weit gegangen, aber man müsse auch sehen, dass die Getreideproduzenten »einen ›Italienischen Streik‹ (Sabotage) durchführten und sich nicht zu schade waren, die Arbeiter und die Rote Armee ohne Brot dastehen zu lassen«.

 

Aus seiner Sicht hatten die Bauern nicht richtig gearbeitet. Wie er aus den GPU-Berichten wusste, stand es in den Kolchosen mit der Arbeitsmoral der Landleute ja in der Tat nicht zum Besten. Die Bauern brauchten also eine »Lektion«.

Die mörderische „Lektion“ scheint verstanden worden zu sein. Denn wie Generalkonsul Karl Walther im Dezember 1933 berichtete herrschte unter der Landbevölkerung die Überzeugung, „daß die Sowjet-Macht die Hungersnot [...] bewußt als Mittel [...] benutzt hat, um die Widerstände gegen das System und die Abneigung gegen die kollektivistischen Arbeitsmethoden zu brechen“.

Erst Präsident Viktor Juschtschenko setzte sich für die Anerkennung dieser Katastrophe als Genozid ein. Seither ist der 25. November ein ukrainischer Gedenktag. Ein Tag im Gedenken all derer, die der irrsinnigen Zwangskollektivierung Stalins zum Opfer vielen. Insgesamt zirka 14,5 Millionen Menschen.

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Was macht diese antikommunistische Propaganda auf Indymedia?

...aufklärerischer Bericht, der den ganzen SU- bzw. Stalin-Fans ein Dorn im Auge ist?

"mimimi, in der Sowjetunion war alles ganz toll..." - nein, war es nicht. Danke für den Artikel.

Haha, wohl zu viel "Schwarzbuch des Kommunismus" oder sonstige Märchenbücher gelesen?

...also bist du der Meinung, dass Stalin nicht so viele Menschen ermordet hat bzw. der "Kommunismus" in der SU nicht für den Hungertod weiterer zahlreicher Menschen verantwortlich ist?

es macht keinen sinn mit stalinisten zu diskutieren, dort ist kritik verboten...bestes beispiel: warum hat die mlpd seit ihrer parteigründung vor ca 30.jahren immer den gleichen vorsitzenden???? weil er so genial ist? nein, weil oppoisition in der eigenen partei komplett ausgerottet und unterdrückt wird, genauso wie stalin seine eigenen menschen millionenfach umgelegt hat und niemanden neben sich ertragen konnte.

Kritik ja, aber bitte auch konstruktiv! Mit so pauschalen Anschuldigungen bringt man niemanden weiter; im Gegenteil, man spaltet das linke Lager nur weiter und ist indirekt Unterstützer des Kapitalismus/Faschismus.

stalinismus ist kein kommunismus. 

man spaltet das linke Lager nur weiter und ist indirekt Unterstützer des Kapitalismus/Faschismus.

 

Au ja, genau so dachte ich auch mal. Warst da schon auf der Welt? So dachten viele Linke (die Mehrheit) und genau dieses Lagerdenken verhinderte jede Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Das nützt nur den Rechten also Klappe halten. So wurde Stalinterror, Schauprozesse und Kulturrevolution u.v.m. zu blinden Flecken im linken Bewußtsein. Wenn die Linke mehr als eine Randerscheinung sein will, dann muß sie sich ihrer Vergangenheit stellen.

 

Siehe: Geschichte der Ukraine

Holodomor

genau so. es hilft nur ein schonungsloser, offener umgang mit der vergangenheit und es ist auch unglaublich befreiend, nichtmehr scheiße  (stalin, pol pot )mit verlogenen argumenten verteidigen zu müssen. außerdem hat man dann auch viel mehr kraft für das wesentliche.

Der schonungslos offene Umgang mit der Vergangenheit muss allerdings immer objektiv sein. Aus linker und philosophischer Perspektive muss er also auch materialistischen Kriterien genügen. Wem hier womit "geholfen" wird, und wer sich womit "befreit" fühlt ist bourgeoise Scheiße, sorry.

Die deutsche Linke sollte mal von ihrem persönlich-betroffenen Gefühlsgedusel loskommen, um das zu erreichen was Du ja benannt hast: "mehr kraft für das wesentliche".

Allerdings hast Du, und viel zu viele andere keinen Begriff vom "Wesentlichen". Das "Wesentliche" ist nämlich kalte, aber klare und straighte politische Agitation, Propaganda und Arbeit.

Stalin war ein Schwein, okay. Wer aber solche Statements loslässt, muss sie auch mit adäquaten Fakten belegen. Mit adäquat ist gemeint: wissenschaftlich arbeiten. Das tun aber die wenigsten und machen aus jedem Marxisten einen "Stalinisten", erzählen was von Utopie und dem "wahren Sozialismus" (empfehlenswenswert dazu "Der Sozialismus, Genossen" von Dieter Süverkrüp https://www.youtube.com/watch?v=PlaAfWg-mQI&list=PL1B1BC16EA5400EA5 ).

Man kann die Sowjetunion verteidigen ohne Stalin zu verehren!

Man muss die Sowjetunion verteidigen, da sie nunmal der erfolgreichste Schritt zur besseren Welt war, der auf diesem Planeten unternommen wurde. Natürlich lief vieles scheiße, und niemals wird einer Eurer Innerlinkenieblingsfeindbilder, den "Stalinisten" (gut, ein paar Ewiggestrige mal ausgenommen) das bestreiten.

Aber die Reaktion darauf, Partei, Organisation, Marxismus und alle anderen Erkenntnisse aus  der Oktoberrevultion und der SU zu verteufeln und einem utopischen Anarchismus hinterherzurennen, der außer der Freundin / dem Freund als Revolutionär zu imponieren zu nichts zu gebrauchen ist, ist auch kein Weg.

 

Wir haben eine Aufgabe, die lautet: Kommunismus. Lasst uns aufhören mit der Rumnölerei und endlich anfangen politisch, sachlich und effektiv zu arbeiten.

 

"Genossen, zeigt keinerlei Stärke,

Das legt man Euch nur als Schwäche aus.

Die gute Sache siegt von alleine -

... sagte schon Jesus"

(Süverkrüp, a.a.O.)

Ohne Zweifel darf man der Propaganda von stalinistischen Parteien nicht auf den Leim gehen. Aber genauso muss erkannt werden, dass massiv tendenziöse, verdrehende, verheimlichende und falsche "Theorien" in der Geschichts-"Wissenschaft" gepusht werden. Konservative Thinktanks geben gewaltige Summen aus um ihre Version der Geschichte wahr zu machen, sie versuchen ständig zu Beweisen, dass der Homo oeconomicus die Naturform des Menschen ist usw. Über die Schulbücher und Massenmedien sickern diese Erzählungen tief in das gesellschaftliche Bewußtsein ein und werden ständig reproduziert. Deshalb ist es notwendig eine von der bürgerlichen Forschung möglichst unabhängige Geschichtswissenschaft zu betreiben. Genau aus diesen Gründen darf Wikipedia nicht vertraut werden. Gerade dieses Thema ist ein typisches Beispiel einer tendenziösen Darstellung im deutschen Wikipedia während der Artikel in der englischen Wikipedia deutlich umfangreicher und differenzierter ist. Insgesamt ist davon auszugehen, dass bei solchen kontroversen Themen im Wikipedia sich die kapitalistische Sicht der Dinge stärker durchsetzen kann. Genauso müssen Artikel in der Presse extrem kritisch hinterfragt werden...

sei froh, dass der artikel hier erscheint, er ist nämlich keine "antikommunistische propaganda" sondern schlicht die wahrheit. der mlpd, stalinisten , realitätsverweigerern & co die rote karte zeigen!

Dieser "Artikel" ist eine Schularbeit, die sich nur auf Geschichten aus der bürgerlichen Presse stützt und hat mit der Realität nichts gemein.

Die Autorin sollte lieber mal wissenschaftliches Arbeiten lernen und nicht von Wikipedia und Spiegel abschreiben...

Geschichtsrevisisionismus wäre Sache der Rechten...

Der erste Satz ist ja schon der Hammer: "Ist das Wissen um den von Hitler durchgeführten Holocaust weitläufig verbreitet, gelten die Gräueltaten Stalins hingegen als weitgehend unbekannt."
Der Kapitalismus wird immerzu mit dem Scheitern des Aufbaus des Kommunismus in der Sowjetunion gerechtfertigt. Der Mensch sei eben nicht zum Kommunismus fähig, auch wenn es eine schöne Idee wäre. Wohin der Versuch dem egoistischen Menschen ein gerechtes System aufzuzwingen führe, sehe man an den Millionen Toten in der SU und in China... Von wegen unbekannt.
Dass von Links- und  Rätekommunisten der Stalinismus viel tiefgreifender kritisiert wurde, wird bei der Lobhudelei auf den Kapitalismus natürlich immer unterschlagen.

Von ukrainischen Nationalisten wird, so wie hier, behauptet es handle sich um eine Strafaktion wegen des Widerstandes gegen die Kollektivierungen. Die Ukraine ist sehr fruchtbar und produzierte einen massiven Überschuss an Getreide, der in der ganzen Sowjetunion benötigt wurde. 1931 und 1932 gab es eine massive Missernte durch eine Braunrost Epidemie und Trockenheit und es kam in der gesamten Sowjetunion zu einer Hungersnot die Millionen tötete. Es gibt keine Beweise dafür, dass die Hungertoten in der Ukraine absichtlich verursacht wurden.

Eine andere Sache sind die Angriffe auf die Kollektivierung und die destruktive Schlachtung des Viehes die zu einer Niederschlagung dieser Sabotage führte. Dabei wurden einige Hunderttausend deportiert oder zum Tode verurteilt.

http://www.as.wvu.edu/history/Faculty/Tauger/Tauger,%20Natural%20Disaste...

wo genau ist in dem artikel lobhudelei auf den kapitalismus? wo greift der artikel das schwachsinnsargument auf, es könne keinen kommunismus geben, wie man ja am beispiel su und china sähe?

beides wird im artikel nicht betrieben, weder lobhudelei auf den kapitalismus noch wird behauptet kommunismus könne nicht funktionieren.

immer schön bei der wahrheit bleiben.

Entweder du hast den Artikel nicht aufmerksam gelesen, dir fehlt das Fachwissen oder du bist selbst ein Anhänger der kapitalistischen Gesellschaftsformation... Grundbotschaften des Artikels: Freies Unternehmertum/freie Bauern sind produktiver und besser. Kollektivierung führt zu Widerstand und muss mit Massenmord durchgesetzt werden. Das ganze garniert mit falschen Zahlen und mit grausigen Darstellungen des Leids, um die Emotionen anzusprechen. Ein Hetzartikel gegen den gescheiterten Versuch des Aufbaus des Sozialismus, ist immer Lobhudelei auf den Kapitalismus, was sonst?

Auch wir würden einen solchen Bericht niemas mit diesen Worten beginnen. Dennoch ist es ein Fakt, dass vor allem in Paris die Auseinandersetzung um den Archipel Gulag zu einer innovativen Neudefinition linker Politik geführt hat. Dass sich in der deutschen Linken bis heute Stalin kaum thematisieren lässt, deutet auf die Weltvergessenheit der deutschen Linke hin. Können uns noch gut an die DKP-Aggitation gegen die "Frankosozialisten" und den "Französischen Neokonservatismus" erinnern.

Du hältst (Post-)Strukturalismus also für eine innovative Neudefinition linker Politik? Ich denke es ist sogar umgekehrt, wie du es darstellst: Gerade die starke stalinistische KPF hat im Niedergang zu poststalinistischen Verwirrungen bei den französischen Intellektuellen geführt. Mit dem Stalinismus wurde gleich die Arbeiterklasse und die Revolution entsorgt. Poulantzas hat sich umgebracht, Althusser ist verrückt geworden...

With Derrida, you can hardly misread him, because he's so obscure.

Danke für deinen Beitrag. Solcherlei Vernunft liest man selten auf linksunten, in letzter Zeit. (oder schon immer?)

quaaaaaaaaaaaark

 

Ich hab in dem  Bericht keinen Beleg für eine absichtliche herneiführung oder verschärfung der <hungersnot entdeckt, sondern nur mehrere relativierungen der shoa

Erst mal danke für den Post.

Eine etwas klarere Überschrift wäre sicher gut.

Der erste Satz "Ist das Wissen um den von Hitler durchgeführten Holocaust weitläufig verbreitet,..."

geht natürlicht, denn es gab eine breite Massenbeteiligung von Deutschen dabei, Juden zu ermorden.

Goldhagens Thesen von 1996 wurden inzwischen vielfach bestätigt und belegt.

Es gab Nationalsozialismus und Faschismus ineinander.

 

Zugleich ist es aber sicher keine Shoa-Relativierung, wenn auch andere Massenmorde und Völkermorde thematisiert und genau untersucht werden.

Zu dem Massenmord durch Hungersnot gibt es diese wikiseite mit Literatur:

http://de.wikipedia.org/wiki/Holodomor

 

Von den Ungarn Miklos Kun gibt es ein Stalin-Portrait.

 

Es gibt auch viele konservative oder rechte Historiker, kein Wunder bei der politischen Kultur der Universitäten.

Es gilt eine undogmatisch-linke auf Marx bezugnehmende und selbstkritische, staatskritische Sozialgeschichte zu schreiben. Nicht eine marxistisch-leninistische des Wahrheitsministeriums!

 

Das ganze ist eine riesen Diskussion bei der es viele mögliche Einstiegspunkte gibt.

meine Leseempfehlung: der Artikel

David Shearer, “Policing Stalin’s Socialism: Repression and Social Order in the Soviet Union, 1924-1953″

http://newbooksinhistory.com/2010/12/10/david-shearer-policing-stalins-s...

von dem Autor David Shearer,Industry, State, and Society in Stalin's, 1926-1934

 

auf dieser Seite finden sich einige Texte von Leuten, die dazu arbeiten:

http://materialien.org/worldwide/russia/index.html

die sozialrevolutionäre Bewegung in Russland der Jahrhundertwende, die Vielfalt der antizaristischen Vereinigungen, Lenins Projekt, die Massenerschießungen der Tscheka, die Politische Ökonomie des Stalinismus,

und Widerstandsgruppen in Russland seit 1991.

 

1905-1917 gab es in Russland mehrere Tausend Aufstände im gesamten Gebiet, auch in Rumänien, und im späteren Gulag-System gab es ebenfalls Revolten.

 

Löst endlich den Marx aus dem historischen Herrschaftsgefüge oder entwickelt eine anarchistische ökonomische Analyse des heutigen Kapitalismus!

mir kam dieser text von anfang an obskur vor. also habe ich eine kleine google recherche mit teilen des textes gemacht.

 

der abschnitt mit dem zitat von Natalia Nidelszkas steht so fast woertlich auf der seite von diesem honig-mann (nazi truther) als repost von world of truth (juni 2012) -

 

der vorletzte absatz und weitere teile sind eine fast woertliche uebernahme aus einem zeit artikel mit dem titel "stalinismus. stille vernichtung" vom 3.dezember 2008

 

pruefts gern nach -

die politische rechte in der urkaine dieses Thema so aufgreift ...es war auch jener am ende geadelte antikommunist Wiktor Juschtschenko den rechten nationalisten stephan bandera zum held der urkaine ausrief..

 

 

kurz und knapp: der artikel ist üble rechte propaganda - kein seriöser wissenschaftler bewertet die hungernöte als bewusst herbeigeführten Massenmord - nur die rechten Schweine und sonstige Unwissene springen auf diesen Zug auf..

Das Zitat gibt es auch hier:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-als-stalin-die-menschen-zu...

 

Und der genannte ZEIT-Artikel findet sich hier:

http://www.zeit.de/2008/48/A-Holodomor

 

Ich bin auch ein Fan von Quellenangaben, aber prinzipiell finde ich es nicht schlimm, bei anderen abzuschreiben.

Ich bin weniger darüber entsetzt, dass hier offensichtlich zwei Artikel halb abgeschrieben, halb zusammengefasst wurden, als darüber, dass so eine Scheiße in der Zeit und im Spiegel steht. Beide Originalartikel bedienen sich emotionaler Beispiele und typischerweise sind die nicht nur ausgeschmückt sondern frei erfunden, weil es sich dann spannender liest.
Der Autor des Zeit Artikels ist Wolfgang Zank: http://personprofil.aau.dk/103533
Ein Vielschreiber in der Zeit, oft zum Thema Geschichte der sozialistischen Staaten.

Der Spiegel Artikel ist von der jungen ZDF Journalistin Fanny Facsar. 2006 hat sie ihr Diplom gemacht, 2007 hat sie den Artikel in Budapest geschrieben. Ob sie die angebliche Zeugin Natalia Mikitiwna Nidzelska wirklich getroffen hat?
Jedenfalls hat ihr Artikel den österreichischen K.u.K Nostaligiker, Militaristen und Hobby Historiker
Werner A. Prochazka so beeindruckt, dass er den Artikel in sein Buch Ukrainische Reise: Reisebeicht aufgenommen hat.

Ich hab den artikel verfasst und natürlich habe ich einige infos aus anderen texten übernommen. warum auch nicht? ich war nicht dabei, kann also keinen augenzeugenbericht schreiben, möchte aber trotzdem auf dieses thema aufmerksam machen.  die textpassagen großartig zu verändern wäre unnötig gewesen, da der sinn der selbe bleibt. und vielleicht ist dir bekannt, dass man zitate nicht verändert?! nächstest mal setzt ich gleich eine quellenangabe unter den text, damit alle gemüter beruhigt sind.

 

damit hab ich ja ne diskussion losgetreten...man man man... es handelt sich lediglich um eine darstellung grausamer historischer ereignisse. weder um antikommunismushetze noch sonst irgendetwas. und dass diese geschehnisse grausam sind, lässt sich nicht bestreiten. wer das tut ist in meinen augen nichts weiter als ein naiver dummkopf.

Hätte ich nicht besser schreiben können.

Jesse tritt als Referent bei Veranstaltungen des Bundesamtes und der Landesämter für Verfassungsschutz auf.

Ja, so hätte der das auch geschrieben...