In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag haben wir vier führende Personen aus der Berliner Nazi-Szene geoutet: Sebastian Schmidtke, Maria Fank, Paul Stuart Barrington und Nina Avemann. Alle vier wohnen in der Brückenstraße in Niederschöneweide, dem derzeitigen regionalen Schwerpunkt der Nazis in Berlin. Wir haben im Umfeld ihres Wohn- und Lebensbereichs Aufkleber angebracht, die über das Wirken der vier Personen informieren. Sebastian Schmditke haben wir zusätzlich mit einem Wandbild bedacht.
Sebastian Schmidtke und Maria Fank sind führende Personen der Berliner NPD. Schmidtke ist amtierender Landesvorsitzender der NPD, Fank Landesvorsitzende der NPD Frauenorganisation "Ring Nationaler Frauen" (RNF) und Beisitzerin in dessen Bundesvorstand. Schmidtke betreibt in der Brückenstraße 9 den Waffen- und Szeneladen "Hexogen", in dem auch Fank unregelmäßig arbeitet. Fank und Schmidtke sind derzeit ein Paar und wohnen gemeinsam in einer Wohnung in der Brückenstraße 3. Beide sind bei der Nazi-Demo am 1. Mai 2013 in Berlin-Schöneweide als RednerInnen(1) aufgetreten. Schmidtke ist zudem eine der führenden Personen hinter dem "Nationalen Widerstand Berlin" (NW Berlin).
Der aus England stammende Paul Stuart Barrington betreibt die Nazi-Kneipe "Zum Henker" in der Brückenstraße 14 und stellt damit der Berliner Nazi-Szene eine ihrer wichtigsten Räume. Darüberhinaus ist er immer wieder durch einen positiven Bezug auf rechtsterroristische Strukturen aufgefallen. Nina Avemann hat sich immer wieder an versuchten Angriffen und Störaktionen gegen linke Veranstaltungen beteiligt. Beide wohnen über dem "Zum Henker".
Die Wohnungen aller vier wurden regelmäßig von Nazis genutzt, um antifaschistische Proteste in der Brückenstraße abzufotografieren und zu filmen, um so ihre Anti-Antifa-Karteien zu füllen und die Teilnehmer_innen einzuschüchtern.
Nach den vielfältigen Protesten gegen die Nazi-Strukturen in Berlin-Schöneweide gehen wir davon aus, dass alle unmittelbaren Nachbar_innen der vier Nazis über diese Bescheid wissen können, wenn sie denn wollen. Auch aktiven Antifaschist_innen dürften die vier und ihre Aktivitäten ein Begriff sein. Wir haben uns daher dafür entschieden Passant_innen im weiteren Umfeld des Wohn- und Lebensbereiches über die vier aufzuklären. Wir haben Aufkleber in Oberschöneweide und im Umfeld der NPD-Zentrale in Köpenick (Seelenbinderstraße 42) verklebt. Das Wandbild haben wir am Kranplatz angebracht, der uns noch vom Abschlusskonzert der Antifa-Demo am 30. April in guter Erinnerung war.
Wir verstehen das Outing auch als Zeichen, dass wir auch nach dem 1. Mai unser Engagement gegen die Nazi-Strukturen in Berlin-Schöneweide fortsetzen werden.
Sehr gefreut hat uns, als wir am nächsten Morgen lesen konnten, dass Antifaschist_innen auch in Buch unterwegs waren. Sie haben dort zwei Aktivisten der lokalen Nazi-Strukturen geoutet: Paul Schilling von der "KS Deutsche Eiche" und Fabian Knop von den "Freien Nationalisten Buch". (https://linksunten.indymedia.org/de/node/87005)
Umfassende Informationen zur Berliner und Brandenburger Nazi-Szene findet ihr in der aktuellen Fight Back: http://www.antifa-berlin.info/recherche/229-fight-back-05---april-2013
Aktuelle News rund um die Berliner Nazis und antifaschistische Kämpfe gibt es auf: http://www.antifa-berlin.info/
(1) Wir verwenden in dem Artikel die Schreibweise mit Binnen-I, um die zentrale Bedeutung von Frauen in den Berliner Nazi-Strukturen sichtbar zu machen. Dabei darf aber nicht ihr stark männlich geprägtes Weltbild des politischen Aktivisten (und zunehmend auch der Aktivistin) als politischer Soldat vergessen werden. Aufgrund ihres strikt zweigeschlechtlichen Weltbildes, in dem Menschen mit homo- oder bisexuellem Begehren oder nicht eindeutigem Geschlecht höchstens als Feinde existieren, gerecht zu werden, haben wir uns gegen eine Schreibweise mit Unterstrich oder Sternchen entschieden.
Outing?
Was macht es für einen Sinn Neonazi-Kader zu "outen", die sowieso öffentlich als Neonazis auftreten und sich sogar zur Wahl stellen? Outings waren ursprünglich mal dazu gedacht, Neonazi-Aktivitäten von scheinbar unbescholtenen Bürgern in ihrem Umfeld öffentlich zu machen und sie so aus ihrer selbstgewählten Anonymität zu reissen. Das macht aber nur Sinn, wenn sie ihrem beruflichen und sozialen Umfeld ihre Neonazi-Aktivitäten verheimlichen. Das haben sie in einem Stadtteil wie Schöneweide aber garnicht nötig!
Zudem gründen die beruflichen Existenzen von Paul Stuart Barrington und Sebastian Schmidtke gerade darauf, dass sie Neonazis sind. Und mindestens Maria Fank und Sebastian Schmidtke treten öffentlich für die NPD in Erscheinung und kandidieren für sie bei Wahlen. Eine Outing-Aktion ist bei ihnen also völlig unsinnig und im schlimmsten Fall sogar Werbung für ihre Geschäfte und Wahlkampfhilfe.
Einen Flyer
Ich denke, dass es schon In Ordnung is die Leute zu Outen, allerdings in einem kompletten Flyer, in dem alle vier Personen vor kommen. So was können sich dann die Leute auch aufheben um den Blick zu schärfen. da in der Brückenstrasse geflyert wurde, frag ich mich ob ihr jeden Flyer ein mal in den Briefkasten geworfen habt oder ob da nur pro Hauseingang passiert ist? ein paar hauseingänge weiter wüsste ja dann auch keiner mehr wer die person ist, wenn die nur die flyer für die Person in ihrem Haus in der Hand haben.