[WÜ] Der 1. Mai in Würzburg

Antifaschistische Aktion

Wie seit Ende Februar bekannt ist, wollen die Neonazis des Freien Netz Süd am 1.Mai in Würzburg aufmarschieren. Während in Frankfurt und Berlin eher die NPD-nahen Neonazis aufmarschieren, werden in Würzburg wie auch in Erfurt und Dortmund überwiegend das Spektrum der „Freien Kameradschaften“ bzw. „Autonomen Nationalisten“ auflaufen.

 

Dabei dürfte sich aufgrund der Sogwirkung auf das militante Neonazispektrum der Aufmarsch in Würzburg vermutlich zum Größten am 1.Mai in diesem Jahr entwickeln. Erfahrungsgemäß dürften es um die 500 Aktivist_innen und Sympathisant_innen des FNS sein die den Weg nach Würzburg finden.

 

Treffpunkt der Neonazis ist gegen 12.00 Uhr im Bereich des Parkplatzes am östlichen Bereich des Hauptbahnhofes. Wie aktuell bekannt ist soll sich der Aufmarsch tendenziell eher im östlichen Stadtgebiet zwischen Bahnhofstraße und Berliner Platz, sowie südlich von der Residenz begrenzt, abspielen.

 

Nach bekannt werden des geplanten Aufmarsches der Neonazis hat sich in Würzburg das Bündnis „Würzburg ist bunt“ reaktiviert. Das Bündnis, dem mittlerweile um die 100 Gruppierungen, Parteigliederungen und Initiativen angehören ruft expliziert nicht zu aktiver Gegenwehr gegen den Naziaufmarsch auf. Vielmehr soll den Nazis bürgerlich brav mit einem „Fest der Demokratie“ und Bratwurstbrötchen begegnet werden. Um der Seele Ruh zu geben wird es nahezu zeitgleich mit Beginn des Naziaufmarsches eine Demonstration vom Hauptbahnhof weg über die Juliuspromenade zum Unteren Markt geben. Hier findet dann bis 16.30 Uhr das Fest der aufrechten Demokrat_innen statt.

 

Unter diesen Gesichtspunkten ist es wenig verwunderlich, dass sich Teile dieses Bündnisses dazu entschieden haben außerhalb von „Würzburg ist bunt“ aktiv zu werden und sich nun auch öffentlich für Blockaden aussprechen. Es bleibt nun zu hoffen, dass sich viele Nazigegner_innen dem anschließen und nicht um 11.00 Uhr den Bereich um den Hauptbahnhof verlassen werden, oder wenigstens nach der Demonstration wieder dorthin zurück kehren.

 

Ebenso zeitnah nach bekannt werden des Naziaufmarsches gründete sich das antifaschistische Bündnis „No Pasaran Würzburg“ mit dem Ziel den Aufzug der Neonazis zu blockieren! Auch wenn im Vorfeld wohl nicht alles zur vollsten Zufriedenheit gelaufen ist, Fehler sind da um aus ihnen zu lernen und diese im Nachgang aufzuarbeiten. Problematisch bei der Mobilisierung sind in diesem Jahr die zahlreichen Veranstaltungen im Umfeld von Würzburg. So finden in Erfurt und Frankfurt gleich 2 weitere Aufmärsche von Neonazis in nicht allzu großer Entfernung statt. Dazu kommen die 1.Mai-Demos in Nürnberg, Stuttgart und weiteren süddeutschen Städten. Dieser Umstand macht die Mobilisierung alles andere als einfach. Es wäre daher begrüßenswert, wenn sich trotzdem viele Antifaschist_innen auf den Weg nach Würzburg machen würden um die Genoss_innen vor Ort zu unterstützen.

 

Anlaufpunkt für die Gegenaktivitäten ist ab 10.00 Uhr der Bereich um den Hauptbahnhof Würzburg.

 

Alle Informationen zu den Gegenaktivitäten findet ihr auf dem Blog des antifaschistischen Bündnisses unter www.nopasaranwue.blogsport.de

 

Ab 18.00 Uhr findet zudem eine antikapitalistische Abenddemo ab dem Hauptbahnhof statt. Dies auch als deutliches Zeichen um den Nazis den 1.Mai nicht zu überlassen und eigene Inhalte zu setzen.

 

Nachfolgend der Aufruf der Genoss_innen zur antikapitalistischen Abenddemo:

 

Her mit dem schönen Leben für alle! Gegen Ausbeutung, Arbeitsfetischismus und Nationalismus!


Der 1. Mai ist traditionell der internationale Kampftag gegen wirtschaftliche Ausbeutung, politische Unterdrückung und für ein gutes Leben für alle Menschen. Er nimmt seinen Ursprung in den USA des späten 19. Jahrhunderts in den Massenunruhen, die sich 1886 aus Streiks für den Achtstundentag von Chicago über die ganzen USA und weltweit ausbreiteten.

Im kapitalistischen Wirtschaftssystem bedeutet jede Art von Arbeit Fremd- bzw. Selbstausbeutung.

 

Für uns kann es deswegen nicht darum gehen, lediglich „bessere Arbeitsbedingungen“, „Mindestlohn“ etc. zu  schaffen oder die ärgsten Auswüchse der Ausbeutung wie Zeitarbeit zu bekämpfen. Derartige Abwehrkämpfe können wenn überhaupt nur temporär und regional begrenzt minimale Erfolge bringen.

 

Die Weigerung, die Lohnarbeit als Ausbeutung an sich in Frage zu stellen, macht jede Kritik systemimmanent und ist Ausdruck einer allerorts propagierten und tief verinnerlichten Arbeitsideologie. Anstatt als Notwendigkeit zur Existenzsicherung begriffen zu werden, wird die Arbeit zum charakteristischen Teil der Person und Quelle individuellen Glücks stilisiert.

Sie definiert den Wert des Individuums und ist – nicht nur im materiellen Sinne – unabdingbare Voraussetzung für gesellschaftliche Akzeptanz und Teilhabe. Um den Ausbeutungs- und Zwangscharakter der Arbeit zu verschleiern, wird sie positiv aufgeladen und damit zum Fetisch für die unbefriedigten zwischenmenschlichen Bedürfnisse in einer durchökonomisierten Welt.

Dieser Arbeitsfetischismus ergänzt den äußeren Zwang in - für das Funktionieren des Systems -   idealer Weise und stabilisiert es gerade auch in Krisenzeiten enorm.

 

Arbeit ist im Kapitalismus nicht einfach das Verrichten gesellschaftlich notwendiger Tätigkeiten, sondern dient einzig dem Zweck Mehrwert in Geldform zu schaffen. Diese systemische Verrücktheit manifestiert sich nirgendwo anschaulicher als im  Umgang mit arbeitssparenden Erfindungen. Anstatt diese für ein angenehmeres Leben und mehr Muße aller Beteiligten zu nutzen, werden Menschen durch Maschinen ersetzt und die Restlichen im Produktionsprozess verbliebenen gezwungen noch mehr zu arbeiten.

Dabei führt der Kapitalismus keineswegs zu allgemeinen Wohlstand wie von seinen ideologischen Verfechtern propagiert. Der Reichtum weniger steht weltweit wachsender Armut und Elend gegenüber, zwei Seiten der selben Medaille, die sich gegenseitig bedingen. So leben drei Viertel der Menschheit unterhalb des Existenzminimums, alle drei Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen von Unterernährung und heilbaren Krankheiten und erstmals seit Ende des 2. Weltkriegs verteilt das Rote Kreuz aktuell Nahrungsmittelpakete an 3,3 Mio. Spanier*innen, um nur einige Beispiele zu nennen.

 

Eine ebenfalls das kapitalistische Ausbeutungssystem stabilisierende und verschleiernde Ideologie ist der Nationalismus. Das künstliche Konstrukt der Nation täuscht gemeinsame Interessen ihrer Mitglieder vor und leugnet grundlegende Klassengegensätze. So wird vorgegaukelt, dass beispielsweise ein*e Obdachlose*r und ein*e Millionär*in der selben Nationalität mehr gemeinsam hätten, als Menschen in gleichen Lebensbedingungen, aber mit unterschiedlicher Staatsbürgerschaft. Als ausgrenzendes Konzept leitet der Nationalismus jedwede Unzufriedenheit mit den eigenen Lebens- und Arbeitsbedingungen auf alles als „fremd“ definierte um, schafft Sündenböcke und schützt so die ungerechte Gesellschaftsordnung.

 

Lasst uns am 1. Mai gemeinsam für eine Welt ohne Grenzen und Klassen auf die Straße gehen, in der nicht für Kapitalakkumulation, sondern für  den Bedarf und zum Wohle aller produziert wird!

 

Daher auf am 1.Mai nach Würzburg, erst die Neonazis des Freien Netz Süd blockieren und danach zur antikapitalistischen Abenddemo!

 

10:00 Uhr Nazis blockieren! Bereich Hauptbahnhof Würzburg

18:00 Uhr antikapitalistische Abenddemo – westlicher Bereich Vorplatz Hauptbahnhof Würzburg

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Wird es denn auch einen Ermittlungsausschuss geben?

Mobi-Veranstaltung am 27.04. im Infoladen Landshut: klick!

Demoroute & Naziroute 1. Mai in Würzburg