Wie völkisch denken die Verantwortlichen des „ECHO-Preises“?

Südtirol

Wie deutschnational sind die Ausrichter des „ECHO“? Ist Südtirol für sie deutsch? Oder weshalb fällt die extrem rechte Musikgruppe Frei.Wild bei ihnen unter die Kategorie „Rock / Alternative National“ statt „Rock/ Alternative International“? Soll so eine Band protegiert werden, bei der die Verkaufszahlen in der Rubrik „International“ möglicherweise nicht ausgereicht hätten? Welche Gruppe bleibt für die Band auf der Strecke und verfehlt die Nominierung?

 

Andreas Leisdon, Pressesprecher des Bundesverbandes Musikindustrie, bezieht zu der Frage „Aus welchem Grund erfolgt die Nominierung in der Kategorie “Rock / Alternative National?“ gegenüber dem Blog „hedrik.de“ (1) Stellung:

„Die Zuordnung in die Kategorie National ergibt sich dadurch, dass die hierfür erforderlichen Kriterien erfüllt sind – es liegen deutsche Pässe von Bandmitgliedern vor, es wird in Deutschland aufgenommen und in diesem Fall auch Deutsch gesungen.“

Das Reglement des „ECHO“ besagt bezüglich der Qualifikation in der Kategorie 12 „Rock / Alternative National“ und Kategorie 13 „Rock / Alternative International“ (2):

„Für nationale Preise sind alle deutschen Interpreten qualifiziert. Für internationale Preise sind alle ausländischen Interpreten und Gruppen/Kollaborationen qualifiziert, die nicht in den nationalen Bereich fallen.“

Offizielles Kriterium ist also nicht die Sprache des Gesanges oder der Aufnahmeort, sondern ob es eine deutsche Gruppe ist oder nicht. Dies macht der Pressesprecher an „deutschen Pässen von Bandmitgliedern“ fest. Frei.Wild besteht aus vier Personen. Unserem Wissen nach hat lediglich ein Bandmitglied einen deutschen Pass. Falls wir uns irren sollten, lassen wir uns gerne eines besseren belehren.

Um vieles interessanter finden wir, wie Frei.Wild sich selbst definiert. Die Gruppe hat eine Seite „Frei.Wild und Die Macht der Medien“ (3) erstellt. Nach eigenen Angaben dient sie „allein aufklärenden Zwecken und soll allen Fans, Journalisten, Autoren, Veranstaltern und sonstigen Interessierten Informationen aus erster Hand liefern.“

„Dadurch, dass wir in all den Jahren, in der wir mit der Band unterwegs sind, die meiste Zeit in Deutschland verbracht haben, haben wir vor allem in den letzten Jahren sehr wohl erkannt, dass z.B. Begriffe wie Heimat und Volk in Deutschland mit einer ganz anderen Sensibilität ausgesprochen werden als in Südtirol. Beide Begriffe sind in Deutschland eher negativ besetzt und belastet. Sie werden nur ungern benutzt, da sie schnell falsche Assoziationen hervorrufen. Das mussten wir erst lernen und stellte uns anfangs tatsächlich echt fassungslos. Für uns Südtiroler unterliegen diese Begriffe im Sprachgebrauch überhaupt keiner wie in Deutschland grundsätzlich negativen Belastung. Die Assoziationen zur Heimat und dem eigenen Volk, d.h. zu den Menschen, die Südtirol leben, sind erst einmal positiv.“

 

Mit dieser Aussage wollen sie unseres Erachtens nach ihre nationalistischen, heimat-tümmelnden Texte verharmlosen. Aber die Gruppe zieht eine klare Trennlinie zwischen „Für uns Südtiroler“ und Deutschland. Kennt „ECHO“ diese Seite für alle Fans, Journalisten, Veranstalter…. nicht? Wie kann eine solche Gruppe, die sich klar als Südtiroler Band definiert in Deutschland in der Kategorie „National“ gelistet werden? Haben der Entscheidung mächtige Personen bei „ECHO“ gar eine andere Auffassung zum Verhältnis „Deutschland – Südtirol?“

„Südtirol – kaum ein anderer deutscher Landstrich kann mehr als schmerzvolles Sinnbild für die Unterdrückung deutschen Lebens, deutscher Tradition und Kultur gelten. Seit fast 100 Jahren wird das deutsche Wesen dort durch italienische Besatzer niedergehalten und jedwede Freiheitsbestrebung mit Gewalt im Keim erstickt. Am 04. November 1918 besetzte das italienische Militär völkerrechtswidrig Südtirol und trennte es vom deutschen Mutterland ab.“

So beginnt ein Artikel des neonazistischen Kameradschaftsverbundes „Freies Netz Süd“ am 1. März 2013 zu einer Flugblattverteilung in der Wagner-Stadt Bayreuth. Hunderte von Flugblättern wollen sie verteilt haben, damit „Südtirol als das im Kopf und im Herzen der Deutschen bleibt, was es ist: ein Stück deutsches Land!“ Ist für „ECHO“ Südtirol auch „ein Stück deutsches Land“?

Die in der gleichen Kategorie gelisteten Gruppen Mia und Kraftklub wollen angesichts der Nominierung von Frei.Wild, dass ihre Nominierung zurückgezogen wird. Weitere Anfangs gestellte Fragen bleiben offen:

Soll so eine Band protegiert werden, bei der die Verkaufszahlen in der Rubrik international möglicherweise nicht ausgereicht hätten?

Welche Gruppe bleibt für die Nominierung von Frei.Wild in der Kategorie „National“ auf der Strecke und verfehlt die Teilnahme am „ECHO“?


 
Fußnoten
1.) http://hedrik.de/?p=625
2.).http://www.echopop.de/fileadmin/pop/upload/echo/reglement/ECHO2013_Kategorienfolder.pdf
3.) http://www.die-macht-der-medien.de/
4.) http://www.freies-netz-suedNaziseite.net/index.php/2013/03/01/sudtirol-b... (Zum Aktivieren des Links bitte „Naziseite“ entfernen.

 

Bür­ge­rin­nen und Bür­ger gegen ex­tre­me Rech­te
https://www.facebook.com/BuB.GegenExtremeRechte
http://bubgegenextremerechte.blogsport.de

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Welche Gruppe bleibt für die Nominierung von Frei.Wild in der Kategorie „National“ auf der Strecke und verfehlt die Teilnahme am „ECHO“?

 

Die Frage kann man sich mit einem Blick in die Charts leicht selbst beantworten. Denn für die Nominierungen sind vor allem die Verkaufszahlen ausschlaggebend. Der Preis ist also kein qualitativer, sondern ein quantitativer.

Nur an die Daten für die Verkaufszahlen ist leider nicht so leicht ranzukommen. Wir haben es jedenfalls nicht geschafft.

 

Falls jemand helfen kann, wäre dies schön.

 

Ist sicherlich auch für die Band interessant, die dadurch einer Nominierung entgangen ist.

 

Die Deutsche Phono-Akademie, das Kulturinstitut des Bundesverbandes Musikindustrie, nimmt die Band Frei.Wild von der Liste der Nominierten in der Kategorie Rock/Alternativ National

 

aktualisierte Fassung auf unserem Blog: hier klicken

 

-

Ich finde diesen Artikel überhaupt nicht gut. Auf völkisches Denken wird meiner Meinung nach nicht wirklich eingegangen. Hier wird nur zerpflückt, was mensch als Formfehler ansehen könnte: Nämlich, dass Frei.Wild in der Kategorie national statt international nominiert ist.

 

Wieso in diesem Zusammenhang das Freie Netz Süd zitiert wird, erschließt sich mir auch nicht. Haben die was mit dem Echo oder mit Frei.Wild zu tun?

 

Für mich wäre wesentlich interessanter gewesen, wieso es eine Einteilung in national und international gibt und inwiefern das kritikwürdig ist oder nicht. Außerdem wäre es eine gute Gelegenheit, sich noch einmal intensiver mit Äußerungen und Texten von Frei.Wild zu beschäftigen und herauszuarbeiten, wieso diese völkisches Gedankengut enthalten und was argumentativ dagegen zu setzen wäre.

 

Deshalb finde ich den Artikel eher schwach. Ich habe manchmal das Gefühl, Bands wie Frei.Wild dienen als Sündenbock, auf den Antifaschist_innen genauso wie die "Mitte der Gesellschaft" ihre Wut konzentrieren und diesen einfach nur bei jeder Gelegenheit angreifen.

Dadurch erspart mensch sich eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Inhalten dieser Bands und auch damit, dass sie vermutlich gar nicht mal so extrem sind, sondern schon längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind.

Die Texte von Frei.Wild sind schon in vielen Artikeln sehr gut auseinandergenommen worden. Denen ist unserer Meinung nach im Moment nichts aktuelles hinzuzufügen.

 

Weshalb eine Südtiroler Band beim ECHO in der Kategorie "National" nominiert wird, finden wir nach wie vor auch mit der Ausladung nicht geklärt!

 

Gibt es unter den Verantwortlichen von ECHO Personen, die so diese heimat-tümelnde Band protegiere wollte?

 

Gibt es dort Menschen, die ähnlich wie das FSN Südtirol als Deutsch sehen?

 

Die Sichtweise, "Südtirol ist deutsch und nicht italienisch" ist durchaus eine "in der Mitte der Gesellschaft" akzeptierte und für viele Konsensfähige sichtweise.

 

Dies ist eine Thematik, mit der sich über diesen Artikel hinaus noch beschäftigt werden sollte!

-

Gut, ich denke, ich verstehe den Punkt.

Dann halte ich es aber doch für fragwürdig, ob

 

1) nicht wirklich doch die Tatsache zur Einordnung als deutsch geführt hat, dass die Band deutsche Texte hat, mindestens ein Bandmitglied auch deutsche Staatsbürgerschaft besitzt und die Band nach eigenen Angaben die meiste Zeit, in der sie als Band unterwegs sind, in Deutschland verbracht hat. Und nicht die Tatsache, dass Südtirol als "zu Deutschland gehörend" angesehen wird. Dann wäre es wirklich nur ein Formfehler.

 

2) die Einordnung von Südtirol als deutsch wirklich das Problem ist oder nur eine richtige Folgerung dessen, dass mensch in Kategorien wie "deutsch" als Abgrenzung zu anderen Nationen und Völkern denkt. Ich halte nämlich letzteres für richtig. Mir scheint es, dass "deutsch" bezogen auf Menschen in seiner alltäglichen Verwendung nicht gleichbedeutend ist mit "in der Bundesrepublik Deutschland lebend" oder "die deutsche Staatsbürgerschaft besitzend", sondern mit "zum deutschen Volk gehörend. Und genau da sollte doch Kritik und Analyse anfangen, wenn sie gehört und verstanden werden will.

 

 

Zu 1) möchte ich noch hinzufügen, dass ich da vielleicht wirklich, auch angesichts des scheinbar völkischen Liedguts von Frei.Wild, den verantwortlichen bei ECHO zu naiv gegenüberstehe.

 

 

Fazit: Solange Kategorien wie "national" und "international" hier als sinnvoll angesehen werden, entbehrt eine Kritik dessen, dass südtiroler Bands in die Kategorie "deutsch" gezählt werden meiner Meinung nach einer Grundlage.

Falls das jemand anders sieht, bin ich gern bereit, mir andere Meinungen durchzulesen und werde entsprechend in den nächsten Tagen hier ab und zu reinschaun.