[B] KÖPI... NOT FOR SALE!

Köpi bleibt

Das Kultur- und Wohnprojekt KÖPI in Berlin ist in Gefahr. Ein Teil der KÖPI, nämlich der Wagenplatz, soll am 28. Februar Zwangsversteigert werden. Wir rufen zur Unterstützung und Solidarität mit einem des wichtigsten autonomen Zentrums im Kiez und in der Stadt auf.

 

 

Das Haus welches ihr heute als KÖPI kennt, ist eines der wenigen in seiner Straße welches den Luftangriff 1945 und die Befreiung Berlins relativ unbeschadet überstand. Auf Grund ungeklärter Eigentumsverhältnisse nach dem Krieg, übernahm die Kommunalen Wohnungsverwaltung (KWV) die Verwaltung der Nummer 137, sie wurde „Volkseigentum“. Nach dem Abriss des Vorderhauses wurde der hintere Teil des Gebäudes zu einer „Sportlergasstätte“ mit darüber liegendem Wohnraum.

 

Ende der 80er Jahre ist das Haus schließlich langsam entmietet worden. Auf Grund der Lage, direkt am Grenzstreifen und auf drei Seiten von der DDR umgeben, gab es vor 1989 zunächst nur wenig Interesse am Gebiet um die Köpi, der heutigen Nördlichen Luisenstadt. Nach dem Mauerfall und dem Ende der DDR entschlossen sich am 23.02.1990 einige Mutige das Haus in der Köpenicker Straße 137 vor dem Abriss zu retten und hier ihre Vorstellung von gemeinsamen Leben zu verwirklichen – das Haus wurde besetzt.

 

Nach der Wende wurde die KWV aufgelöst und die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) war verantwortlich, später als Gesellschaft für Stadtentwicklung (GSE) bekannt. Nach der Räumung der Mainzer Straße im Herbst 1990 erhielt die Köpi im Sommer 1991 einen Vorvertrag. Sie tat dies  somit als letztes Projekt zu dieser Zeit in Berlin. 1993 erhielten die Bewohner_innen schließlich reguläre, unbefristete Mietverträge durch die GSE.

 

1995 zur Zeit der Rückübertragungen in Berlin, wurde das Haus einer Erb_innengemeinschaft zugesprochen. Die Verwaltung übernahm letztendlich, nach internen Streitereien unter den Erben, die  Petersen und Partner KG. Diese versuchten genau ein Jahr später die Bewohner_inner innerhalb einer Woche raus zu klagen. Nach einer gescheiterten Räumungsklage im Dezember 1996 meldete Petersen schließlich 1998 Konkurs an. Seine großen Wunschvorstellungen wollte er u.a. mit Hilfe der Commerz Bank, später die Hauptgläubigerin, finanzieren. Urbane Projekte waren zu dieser Zeit eine sichere Investition, außer die Köpi! Um ihre Verluste durch evtl. Mieteinnahmen zu beschränken lies die Commerz Bank das Haus 1998 pfänden. Die bestehenden Mietverträge waren allerdings zu Konditionen aus DDR-Zeit verhandelt worden. Sie waren so gering, dass gerade die Betriebskosten gedeckt waren. Daraufhin versuchte die Commerz Bank die Köpi zu versteigern, das ganze gleich 4mal in den Jahren 1999 und 2000. Große Mobilisierung und internationale Kampagnenarbeit durch die Bewohner_innen führten aber zum Reinfall für die Commerz Bank. Zu den beiden ersten Terminen erschien nicht ein_e Bieter_in und die anderen Termine wurde noch vorher abgesagt. Die Bank übergab die Verwaltung daraufhin wieder Petersen, der aber pleite war  und längst kein Interesse mehr hatte. Es kam zur völligen Selbstverwaltung durch die Bewohner_innen und Nutzer_innen.

 

Eine erneute Zwangsversteigerung im Jahr 2007 führte zum Verkauf an Siegfried Nehls. Zum halben Wert erhielt er das Grundstück plus Haus als Alleinbieter. Nehls mit seinen unzähligen Unterfirmen hat seinen Sitz am Kudamm. Immer kurz vorm Bankrott gewährt die Commerz Bank Nehls einen Kredit zur Finanzierung. (Prinzip: Wir geben dir Geld, damit du bei uns kaufst!?!) Nach Abwicklung der Versteigerung an eine von Nehls Unterfirmen mit dem Geschäftspartner Besnik Fichtner, kündigt dieser sämtliche Mietverträge und verkündet den Abriss. Die Kündigungen werden später aber wieder zurückgenommen.

 

Es bildet sich erneut europaweiter Protest. Nehls „Imperium“ gerät unter Verdacht der Staatsanwaltschaft und seine Büros werden durchsucht. Als Fichtner erkennt, dass Nehls ein falsches Spiel treibt, beginnt er mit der Köpi zu verhandeln. So kommt es zu neuen Verträgen über 30 Jahre und der Sicherung des Wagenplatz. Nach ca. einem Jahr überschreibt Fichtner das Haus nun doch wieder an eine Unterfima von Nehls. Seine Hoffnung, wie auch die von Petersen damals, wenigstens etwas an der Miete zu verdienen, platzte schnell als er die Mietkondition entdeckte.

 

Nach 3 Jahren „Ruhe“ wurde die Köpi 2010 erneut zur Zwangsversteigerung ausgerufen.

Bisher schwebend ist es nun wieder soweit.  Dies hat aber noch andere Gründe.

 

Im Sommer 2012 hat die Stadt angekündigt das Gebiet um die Köpi, die Nördliche Luisenstadt, als eins von 7 Sanierungsgebieten in Berlin auszuschreiben. Sie verspricht gewisse Gelder (13,4 Mio. €) zu Verfügung zu stellen um Investor_innenn  anzuziehen, welche eine vermeintlich soziale Stadt finanzieren sollen. Die ersten Investor_innen haben schon angebissen. Doch weil so eine Sanierung „sozial“ sein soll, müssen, die eigentlich schon beschlossen Sanierungsziele, mit einer von den Bürger_innen gewählten Betroffenenvertretung (BV) besprochen werden. Diese, bestehend aus Anwohner_innen, Betroffenen und Interessierten, trifft sich ebenfalls seit letztem Sommer, um gemeinsam eigene Vorstellungen der Ziele auszuarbeiten. Dass es sich dabei nur um ein vorgeheucheltes Mitbestimmungsrecht handelt, wurde bereits im Dezember deutlich. Der BV wurde direkt mitgeteilt, dass ihre Mühen lediglich als Anhang für ihre Unterlagen dienen und sämtliche Entscheidungen nach den Wünschen der Investor_innen getroffen werden. Diese  sehen nämlich Lofts, Eigentumswohnung und Luxus-Studentenwohnheime (ww.the-fizz.com mit knapp 500€/21m² Miete) vor und möchten die Köpenicker Straße zu einer Flanier- und Partymeile ausbauen. Der große Postfuhrhof hinter der Köpi soll zu einem zweiten Hackenschen Mark verwirklicht werden. Ebenso sind Ziele der Stadt die Bevölkerungsdicht zu verdoppeln und sämtliche Brachen und Freiflächen zu schließen. Leider ist in den Augen der Stadt und der Spekulant_innen eben auch ein Wagenplatz eine Freifläche. Schon bald sind all diese Ziele Thema bei der Bezirksverordnetenversammlung Mitte und müssen dort beschlossen werden. Erst dann werden die gierigen Inverstoren ihre Baugenehmigungen erhalten. Das betrifft aber nur gewisse Teile, denn schon jetzt wird fleißig in der Gegend gebaut. Am Engeldamm entsteht ein Eigentumswohnungs-Schloss nach dem anderen. Die Genehmigung für das Fizz ist schon erteilt. Schon in 15 Jahren soll die Planung komplett umgesetzt worden sein.

 

Der Nächste Schritt ist nun die Zwangsversteigerung des Köpi-Wagenplatzes durch die Commerz Bank und ihre Töchter, welche nun durch die Ausschreibung der Gegend als Sanierungsgebiet die Möglichkeit wittern ihre jahrelangen Verluste zu beenden. Das Haus mit seinen vielen Projekten und der Wagenplatz gehören aber zusammen. Viele unkommerzielle Projekte, wie Vereinsräume mit Bar und Konzerträumen, Sport- und Kletterräumen, einer Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt, eine Siebdruckwerkstatt, ein Infoladen und Kino und Plena-Räume haben hier ihren Platz. Die Köpi und der Wagenplatz als alternative Wohn- und Kulturprojekte sind nicht nur wichtiger Bestandteil der bestehenden Widerstandsbewegung gegen die Verwertungspolitik sondern auch ein Zuhause für rund 100 Menschen.

 

Und damit das so bleibt, gibt es viel zu tun.


Liebig14 Gedenk-Demo

2. Februar - Samstag 

12Uhr Mahnwache und 16Uhr Demo

Dorfplatz (Liebig/Rigaer)

 

Infoveranstaltung zum aktuellen Stand Sanierungsgebiet und Zwangsversteigerung dazu etwas leckeres, veganes zu essen

6. Februar - Mittwoch           

20Uhr

Köpi

 

WBA-Demo im Rahmen des 23. Hausgeburtstages der Köpi

22. Februar – Freitag

17Uhr

Köpi

 

Kundgebung gegen die Zwangsversteigerung des Köpi-Wagenplatzes LIVE: Calavera (Radical DIY-Anarcho-HipHop / FR)

28. Februar – Donnerstag

9Uhr

Amtsgericht Mitte (Littenstraße 12-17)

 

Solidarität ist eine Waffe! Rummelplatz, KVU, Linienstraße und alle anderen alternativen Projekte müssen bestehen bleiben!

 

KØPI und Wagenplatz bleiben Risikokapital!

 

Informationen zum Sanierungsgebiet findet ihr auch auf unserem Blog  LUISE.ME

Schreibt Solidaritätserklärungen und schickt diese an luisegegengentrifizierung@riseup.net

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...brannte mal eine Straßenbahn an der Ecke zur Boxhagener, 1996

http://www.youtube.com/watch?v=0D8GwIs4GB8