Aktivisten berichten von erschossenen Demonstraten in Alexandria - Truppenaufmärsche rund um die Hauptstadt - Angriffe auf Bullenstationen, Büros der Moslembrüder und Regierungsgebäude- Demos im gesamten Land- Islamisten meiden die Strasse
Unser Bericht von 13:00
Jahrestag des Aufstandes in Ägypten - erste Meldungen
Es knallt an diversen Ecken, während sich überall die Demonstrationszüge formieren. Ein erster unvollständiger Überblick
Kairo
Bereits am gestrigen Donnerstag kam es zu Auseinandersetzungen in der Qasr El-Aini Strasse. Aktivisten gingen eine der schon vor Monaten errichteten Absperrungen aus massiven Betonquadern an, es gelang ihnen, Teile davon einzureissen. Die Bullen intervenierten, bei den folgenden Kämpfen wurden mehrere Aktivisten festgenommen, drei Bullen so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus mussten.
Am Nachmittag dann erneut ein Angriff auf eine Absperrung am Randes des Regierungsviertels, massiver Tränengaseinsatz, die Bullen werden mit Molotovs eingedeckt, die Demonstranten ziehen sich zum Tahrir Platz zurück.
Während am Freitagmorgen die ersten Demonstranten zum Tahrir Platz strömen, Transparente aufgehangen werden, "Brot, Freiheit, Gerechtigkeit und Würde", kommt es zu neuen Auseinandersetzungen an der Absperrung in der Qasr El-Aini Strasse, Steine fliegen auf die Bullen, erneuter Tränengaseinsatz. Gleichzeitig wird die Merghany Strasse vor dem Präsidentenpalst mit brennenden Autoreifen blockiert.
Port Said
Hunderte Ultras der “Green Eagles” stürmen am Donnerstag den Hafenbereich von Port Said, brennen Feuerwerk ab, und ziehen sich nach einer halben Stunde zurück. Sie solidarisieren sich mit den Aktionen der Ultras von Al Ahly, die seit Mittwoch Aktionen in Kairo durch führen, um dagegen zu protestieren, das die Prozesse wegen des Massakers im Stadion von Port Said ausgesetzt wurden. In einer Erklärung betonen sie, dass die Aktion zeige, dass sie in der Laga seien, im Zweifelsfall den strategisch wichtigen Suezkanal zu blockieren.
Alexandria
Gruppen von vermummten Demonstranten blockieren mit Barrikaden Strassen und Strassenbahnlinien. Sie betonen, dies sei es der Anfang der heutigen Aktionen
Es wird berichtet, sie seien alle in schwarz gekleidet gewesen, bei den Aktionen in Kairo gestern sei auch erstmalig eine Gruppe aufgetreten, die sich selber als black bloc egypt bezeichnet habe.
Sinai
In einem Bullenausbildungslager kommt es zu einer Revolte, seit Tagen befinden sich hunderte Rekruten im Hungerstreik, um gegen Misshandlungen durch Vorgesetzte zu protestieren. Als Sondertruppen des Innenministeriums intervenieren, werden ein Dutzend von ihnen bei Kämpfen mit den Rekruten verletzt.
Ismailia
Aktivisten haben gestern die Zugverbindung an den Suezkanal blockert, um gegen die Besuch des Präsidenten am Suezkanal zu protestieren.
Sie stoppen einen Zug mit Hindernissen auf den Schienen , auch ein Bus mit einer Militärband, die zu Ehren von "Bruder Mursi" aufspielen wollte, hat sein Ziel nicht erreicht.
Unser Bericht von 19:00
Protestzüge in allen grösseren Städten, die Islamisten ziehen es im Gegensatz zu den letzten Protesten im Dezember vor, nicht auf der Strasse präsent zu sein, auch die Armee hält sich im Hintergrund, das Drecksgeschäft wird den Bullen der Aufstandsbekämpfungseinheiten überlassen. Unvollstädige Splitter vom Nachmittag/ frühen Abend.
In Alexandria kommt es am späten Mittag zu schweren Zusammenstössen vor dem lokalen Regierungssitz, Hunderte kämpfen gegen die Bullen.
Die Leute vom black bloc, die gerade in Ägypten richtig Furore machen, alle Massenmedien berichten darüber, stürmen währendessen das Gericht in Alexandria, vor dem es bereits letzten Sonntag zu schweren Zusammenstössen kam, weil das Verfahren gegen mehrere Bullen wegen der Morde an Demonstranten während des Aufstandes gegen Mubarak, kurzfristig abgesagt wurde.
Später kommt es zu Kämpfen vor der Al-Manshia Bullenstation, Hunderte haben sich davor versammelt, beschimpfen die Bullen, beide Seiten bewerfen sich mit Steinen, die Bullen schiessen in die Luft, um zu verhindern, dass die Bullenwache gestürmt wird. Währenddessen ziehen tausende Demonstranten durch die Stadt.
In Kairo sind vier Demozüge in Richtung Tahrirplatz unterwegs, die immer weiter anschwellen, während die Kämpfe an der Betonbarriere seit den Morgenstunden andauert, auch hier werfen beide Seiten mit Steinen aufeinander, Molotovs fliegen auf die Bullen.
http://www.youtube.com/watch?v=EaMcjzzQAi8&feature=share&list=UUpmb6WQxs...
Die Kämpfe in Alexandria vor dem Regierungssitz dauern weiterhin an, massiver Einsatz von Reizgas, während vor der Bullenwache Bewaffnete mit Schwerter auftauchen, die Demonstranten angreifen.
In Suez kommt es am frühen Nachmittag ebenfalls zu schweren Kämpfen mit den Bullen, als diese einen Demonstrationszug vor dem lokalen Regierungssitz mit Reizgas beschiessen.
In Kairo wird einer der Demozüge von einem Hoteldach aus mit Steinen und Flaschen beworfen, Aktivisten machen Mitglieder der Moslembrüder dafür verantwortlich. Hunderte spalten sich daraufhin vom Demozug ab und ziehen zum naheliegenden Büro der Moslembrüder, werden dort unter Feuer genommen.
In Ismailia wird das Büro der Moslembrüder gestürmt und teilweise in Brand gesetzt.
In Port Said gehen jetzt Tausende mit den Ultras, die gestern vorübergehend Teile des Hafens besetzt haben , auf die Strasse.
In Alexandria eskaliert die Lage weiter, das Regierungsgebäude steht kurz vor dem Sturm, Aktivisten erklären, man werde als erstes Bilder der während des Aufstandes gegen Mubark getöteten Demonstranten an dem Gebäude aufhängen.
Gegen 17.00 Ortszeit wird eine Presseerklärung von mehreren oppositionellen Gruppen veröffentlicht, dass die Bullen in Alexandria zwei Demonstranten erschossen haben.
Die Regierungsbehörden dementieren dies.
Es wird von massiven Truppenkonzentrationen an den Zufahrtsstrassen nach Kairo berichtet.
Das Militär gibt eine Presseerklärung heraus, man werde nicht gegen Zivilisten vorgehen, es handele sich um Routineoperationen.
In Ismailia wurde währendessen die Fassade des Regierungsgebäude massiv mit Steinen bombadiert, es wird versucht, das Gebäude zu stürmen.
Am frühen Abend hat der black bloc seine Ankündigung wahrgemacht, und ist zum Präsidentenpalast gezogen und nicht wie alle anderen zum Tahrir Platz. Als versucht wird, die Stacheldrahtverhaue zu durchbrechen, schiessen die Bullen massiv Reizgas.
In Sharqiya ziehen am Abend Hunderte zum Privatsitz von Präsident Mursi, greifen die dort stationierten Bullen mit Steinen und Molotovs an.
Demo zu Mursi Besuch in Berlin
Es wird wohl am 29.01. eine Demo in Berlin geben, wenn sich der ägyptische Präsident zusammen mit einer Wirtschaftdelegation auf Einladung der Bundesregierung in der Stadt aufhält. Darauf weisen jedenfalls Annette Groth und Sofian Naceur in ihrem Artikel in der jungen welt zum Menschenhandel auf dem Sinai hin.
http://www.jungewelt.de/2013/01-25/028.php
14 Uhr vom Neptunbrunnen zum Bundestag
Wir konnten bisher noch keine weitere Infos zu der Demo finden, Hinweise dazu gerne hier in der Kommentarfunktion oder per mail ans uns
Besuchsplanung
Deutsche Medien berichten heute, dass Mursi erst am 30.01. nach Berlin kommt